Schmieden: "Respekt, wie Spielerinnen die Belastungen wegstecken"

Frage: Wie sind Sie vorgegangen?

Ulrich Schmieden: Wir haben eine langfristige Planung verfolgt. Das geht in der Frauen-Nationalmannschaft sehr gut, weil diese sehr häufig zusammentrifft, und der Kreis der Spielerinnen in den vergangenen Jahren so groß war, dass man gut damit arbeiten konnte. Die Frauen-Nationalmannschaft bestreitet ja mehr Länderspiele als das Männer-Team. Fast jedes Jahr steht ein großes Turnier mit den Olympischen Spielen, Welt- oder Europameisterschaften an. Das heißt, wir können ihnen unsere Methoden gut vermitteln. Und die Nationalspielerinnen nehmen sie gut an. Was aber mit daran liegt, dass wir diese Inhalte schon seit Jahren mit Überzeugung verfolgen. Stabilisations-, Koordinations- und Regenerationsübungen sind seit langem fester Bestandteil des Trainingsprogramms der DFB-Auswahl. Die werden ganz bewusst von den Trainerinnen und Physiotherapeutinnen durchgeführt. Nicht nur in Belastungsphasen. Die Spielerinnen werden auch angehalten, diese zu machen, auch wenn sie gerade nicht bei der Nationalmannschaft sind. Die Spielerinnen zeigen in diesem Punkt große Eigenverantwortung.

Frage: Welche Rolle spielt die Ernährung?

Ulrich Schmieden: Auch darauf achten wir. Die soll so ausgewogen wie möglich sein. Nudeln, Kartoffeln und Reis gehören als Kohlehydrate-Lieferanten immer dazu. Obst und Gemüse bringen die Vitamine. Fisch und verschiedene Fleischsorten dürfen auch nie fehlen. Der Körper verliert bei so intensiven Belastungen wie hier bei Olympia sehr viele Stoffe – und die müssen einfach ersetzt werden. Dabei geht es zum Beispiel um kohlenhydrathaltige Stoffe als Energielieferanten für die Muskeln, aber auch um Elektrolyte, Ballaststoff oder Eiweiß.

Frage: Was kann man machen, um sich an die Witterungsbedingungen in China anzupassen?

Ulrich Schmieden: Es ist ganz wichtig, dass die Spielerinnen genug trinken – vor, während und nach der Belastung. Gerade über Flüssigkeiten kann man fiele Elektrolyte aufnehmen, wie zum Beispiel Magnesium, Calcium oder Eisen, die sorgen unter anderem für die Muskelkontraktion und die Blutzellenbildung. Ansonsten geht es aber auch um eher banale Dinge wie Klimaanlage dosieren, um keine großen Temperatur-Unterschiede zu haben, oder sich vor der Sonne schützen.

Frage: Was ist denn das Gefährliche an dem Klima in China?

Ulrich Schmieden: Besonders hier in Shanghai ist die Kombination aus hoher Temperatur und hoher Luftfeuchtigkeit extrem. Das sind zwei Dinge, die negativ zusammenwirken. Für einen Normaltrainierten wäre es hier kaum denkbar, das sonst für ihn übliche Sportpensum durchzuziehen. Die Belastung des Herz-Kreislauf-Systems ist sehr groß, speziell durch den Flüssigkeitsverlust. Erschwerend kommt hinzu, dass es für die Frauen nur sehr kurze Regenerationsphasen gibt, weil hier alle drei Tage ein Spiel ansteht.



[bild1]

Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft ist bei den Olympischen Spielen in China großen Belastungen ausgesetzt. Am Ende wird das Team von DFB-Trainerin Silvia Neid sechs Spiele in 15 Tagen absolviert haben. Und dies gegen die stärksten Mannschaften der Welt. Dazu noch bei ungünstigen klimatischen Bedingungen.

Dennoch blieb die DFB-Auswahl – abgesehen von dem Außenbandriss von Linda Bresonik – bisher von Verletzungen verschont. Selbst in der Vorbereitung auf Olympia musste keine Spielerin eine erwähnenswerte Auszeit nehmen. Mannschaftsarzt Ulrich Schmieden erklärt im DFB.de-Exklusivinterview mit DFB-Redakteur Niels Barnhofer, wie die Nationalspielerinnen auf die körperliche Herausforderung der Olympischen Spiele vorbereitet wurden.

Frage: Herr Schmieden, wie hat die medizinische Abteilung vor diesem Turnier gearbeitet?

Ulrich Schmieden: Wir haben intensiv präventive Maßnahmen durchgeführt. Dies ist in enger Abstimmung mit der sportlichen Leitung geschehen. Beteiligt waren dabei die medizinische Abteilung mit den Physiotherapeutinnen Christel Arbini und Shyrin Spreitzer sowie Dr. Bernd Lasarzewski und ich als Mannschaftsärzte, unser Konditionstrainer Dr. Norbert Stein und natürlich das Trainer-Team.

Frage: Um was ging es inhaltlich?

Ulrich Schmieden: Es ging darum, einen Weg zu finden, hohe Trainingsbelastungen mit entsprechend wirksamen Regenerationstechniken zu begleiten. Das heißt, um den sportlichen Anforderungen des Turniers gerecht zu werden, war es notwendig, sich intensiv im Sprint- und Athletikbereich vorzubereiten. Angesichts der Tatsache, dass uns in der Vorbereitung aber nur knapp vier Wochen zur Verfügung standen, galt es jedoch besonders darauf zu achten, dass die Muskulatur der Spielerinnen nicht überlastet wird.

Frage: Gibt es dabei eine Methode, nach der Sie sich gerichtet haben?

Ulrich Schmieden: Wir sind in der glücklichen Lage, dass das medizinische Team schon lange in dieser Konstellation zusammenarbeitet. Insofern konnten wir auf umfangreiche Erfahrungswerte zurückgreifen, die wir über die Jahre in der Arbeit mit der Frauen-Nationalmannschaft gewonnen haben. Wir haben dabei kein Modell entwickelt, dass wir auf alle angewendet haben, vielmehr war es unser Ziel, ein Programm individuell auf jede Spielerin zuzuschneiden. Es ging darum, eine Spielerin entsprechend ihrer persönlichen Eigenschaften zu betreuen.

Frage: Wie sind Sie vorgegangen?

Ulrich Schmieden: Wir haben eine langfristige Planung verfolgt. Das geht in der Frauen-Nationalmannschaft sehr gut, weil diese sehr häufig zusammentrifft, und der Kreis der Spielerinnen in den vergangenen Jahren so groß war, dass man gut damit arbeiten konnte. Die Frauen-Nationalmannschaft bestreitet ja mehr Länderspiele als das Männer-Team. Fast jedes Jahr steht ein großes Turnier mit den Olympischen Spielen, Welt- oder Europameisterschaften an. Das heißt, wir können ihnen unsere Methoden gut vermitteln. Und die Nationalspielerinnen nehmen sie gut an. Was aber mit daran liegt, dass wir diese Inhalte schon seit Jahren mit Überzeugung verfolgen. Stabilisations-, Koordinations- und Regenerationsübungen sind seit langem fester Bestandteil des Trainingsprogramms der DFB-Auswahl. Die werden ganz bewusst von den Trainerinnen und Physiotherapeutinnen durchgeführt. Nicht nur in Belastungsphasen. Die Spielerinnen werden auch angehalten, diese zu machen, auch wenn sie gerade nicht bei der Nationalmannschaft sind. Die Spielerinnen zeigen in diesem Punkt große Eigenverantwortung.

Frage: Welche Rolle spielt die Ernährung?

Ulrich Schmieden: Auch darauf achten wir. Die soll so ausgewogen wie möglich sein. Nudeln, Kartoffeln und Reis gehören als Kohlehydrate-Lieferanten immer dazu. Obst und Gemüse bringen die Vitamine. Fisch und verschiedene Fleischsorten dürfen auch nie fehlen. Der Körper verliert bei so intensiven Belastungen wie hier bei Olympia sehr viele Stoffe – und die müssen einfach ersetzt werden. Dabei geht es zum Beispiel um kohlenhydrathaltige Stoffe als Energielieferanten für die Muskeln, aber auch um Elektrolyte, Ballaststoff oder Eiweiß.

Frage: Was kann man machen, um sich an die Witterungsbedingungen in China anzupassen?

Ulrich Schmieden: Es ist ganz wichtig, dass die Spielerinnen genug trinken – vor, während und nach der Belastung. Gerade über Flüssigkeiten kann man fiele Elektrolyte aufnehmen, wie zum Beispiel Magnesium, Calcium oder Eisen, die sorgen unter anderem für die Muskelkontraktion und die Blutzellenbildung. Ansonsten geht es aber auch um eher banale Dinge wie Klimaanlage dosieren, um keine großen Temperatur-Unterschiede zu haben, oder sich vor der Sonne schützen.

Frage: Was ist denn das Gefährliche an dem Klima in China?

Ulrich Schmieden: Besonders hier in Shanghai ist die Kombination aus hoher Temperatur und hoher Luftfeuchtigkeit extrem. Das sind zwei Dinge, die negativ zusammenwirken. Für einen Normaltrainierten wäre es hier kaum denkbar, das sonst für ihn übliche Sportpensum durchzuziehen. Die Belastung des Herz-Kreislauf-Systems ist sehr groß, speziell durch den Flüssigkeitsverlust. Erschwerend kommt hinzu, dass es für die Frauen nur sehr kurze Regenerationsphasen gibt, weil hier alle drei Tage ein Spiel ansteht.

Frage: Spielt vor diesem Hintergrund auch die Reiserei von Spielort zu Spielort eine Rolle?

Ulrich Schmieden: Auf jeden Fall. Das ist ja die Zeit, die von der Regeneration abgezogen wird. Dabei ist es ja nicht nur das Reisen allein, bei dem man im engen Flugzeug sitzen muss. Das ist schon eine Form von Stress, wenn man alle paar Tage die Koffer ein- und wieder auspacken muss. Und es ist auch nicht ungewöhnlich, dass bei dem ganzen Hin und Her, die eine oder andere über Schlafprobleme klagt, weil man sich ja immer wieder auf eine neue Umgebung oder einfach auf ein neues Bett einstellen muss. Also, alles in allem ist das ein Hammerprogramm, das die Frauen hier absolvieren müssen. Es verdient Respekt, wie sie das wegstecken – und alles ohne zu murren.