Rauball: "Wir alle profitieren voneinander"

Rauball: Die Geschlossenheit. Auf dem Platz, außerhalb des Platzes, intern und extern. Über fast zwei Monate Tag für Tag miteinander zu verbringen und dennoch als Einheit auf dem Platz zu stehen - das ist der Schlüssel. Unser Team hat hier immer als Mannschaft funktioniert. Jeder hat für jeden gearbeitet, die Spieler auf dem Feld, genauso diejenigen auf der Bank. Persönliche Eitelkeiten haben keine Rolle gespielt. Dieser Geist war immer spürbar. Ich wusste, dass diese Einstellung eine hervorragende Basis für Erfolg ist - deswegen war ich immer optimistisch, was den Verlauf des Turniers angeht.

DFB.de: Hätten Sie für möglich gehalten, was dann im Halbfinale gegen Brasilien passiert ist?

Rauball: Ich kenne niemanden, der auch nur annähernd ein solches Ergebnis vorausgesagt hätte. Ich hatte vor dem Spiel ein extrem gutes Gefühl, das habe ich übrigens auch heute in Bezug auf das Finale. Wie gesagt: Weil zu sehen ist, wie geschlossen die Mannschaft auftritt, wie gut sie funktioniert. Und weil Jogi Löw in großartiger Art und Weise dafür gesorgt hat, dass sie attraktiven, effizienten und erfolgreichen Fußball spielt. Seine Arbeit, die Arbeit der sportlichen Leitung generell und des Funktionsteams kann nicht hoch genug geschätzt werden.

DFB.de: Sie waren mehrfach im Campo Bahia, haben sich auch einige Trainings des DFB-Teams angeschaut. Wie erleben Sie die Organisation rund um die Mannschaft?

Rauball: Nichts von dem, was im Vorfeld der WM in Frage gestellt worden ist, ist eingetreten. Es wurde vorausgesagt, dass das Campo nicht fertig wird. Es ist fertig geworden. Es wurde gesagt, dass der Trainingsplatz nicht fertig wird. Er ist fertig geworden. Es wurde gesagt, dass die IT-Infrastruktur nicht fertig würde. Tatsächlich hat alles hervorragend funktioniert. Wir müssen den brasilianischen Gastgebern und den deutschen Dienstleistern ein großes Kompliment machen. Die Bedingungen für die Mannschaft waren optimal. Die Atmosphäre im Campo Bahia wurde schon von allen gelobt. Ich kann mich da nur anschließen. Es ist wirklich bemerkenswert, was dort entstanden ist.

DFB.de: Die Abläufe rund um die Mannschaft funktionieren reibungslos. Wie sieht es bei der Delegation des DFB aus? Passt auch hier alles?

Rauball: Es hat keinen Tag und keinen Augenblick gegeben, an dem ich mich nicht wohl gefühlt hätte. Die Delegation wird von Wolfgang Niersbach angeführt, mit hoher Souveränität, mit einer Ruhe, die auf alles und alle abstrahlt. Auch in Richtung Mannschaft, Trainerteam und Manager Oliver Bierhoff. Wolfgang Niersbach hat diese Delegation großartig geleitet. Und auch auf Arbeitsebene ist innerhalb der Delegation alles optimal gelaufen.

DFB.de: Sie haben den Teamgeist innerhalb der Mannschaft gelobt, Vereinsrivalitäten spielen keine Rolle. Gilt dies auch innerhalb der Delegation? Mit Ihnen und Peter Peters vom FC Schalke 04…



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Am Sonntag steigt das WM-Finale. Deutschland gegen Argentinien. Auch Dr. Reinhard Rauball wird dabei sein. Im DFB.de-Interview spricht der DFL-Präsident über die Leistung der Nationalmannschaft, die Bedeutung des Finaleinzugs für die Bundesliga und die WM-Begeisterung in Deutschland und Brasilien.

DFB.de: Herr Dr. Rauball, nach dem Spiel gegen Ghana waren Sie für ein paar Tage in Deutschland, bevor sie zum Halbfinale zurückgekehrt sind. Wie haben sie die WM-Begeisterung in Deutschland und Brasilien erlebt?

Dr. Reinhard Rauball: Brasilien ist ein riesiges Land, 24 Mal so groß wie Deutschland, mit rund 200 Millionen Einwohnern. Zu Beginn des Turniers und während der Vorrunde habe ich in Brasilien von einer extremen WM-Begeisterung nicht viel spüren können, vielleicht auch wegen der Dimensionen des Landes. Als ich dann nach Deutschland gekommen bin, war die Begeisterung deutlich stärker. Und sie ist jedem Tag gestiegen, bis sie mit dem Spiel gegen die USA und der Qualifikation für das Achtelfinale einen ersten Höhepunkt erreicht hatte. Nach dem Viertelfinale gegen Frankreich hat alles noch einmal einen Schub bekommen. Es ist faszinierend, welche Euphorie die deutsche Nationalmannschaft auslösen kann.

DFB.de: Vor dem Halbfinale gegen die Gastgeber kamen sie wieder nach Brasilien.

Rauball: Dabei habe ich gleich festgestellt, dass sich in Brasilien etwas verändert hat. Die Menschen haben ihre Mannschaft in ungeheuerer Weise unterstützt. Der ganze Strand war in Gelb gehüllt, die Städte bestanden nur noch aus Neymars. Die Stimmung in Belo Horizonte war zu Beginn des Spiels beeindruckend, das ganze Stadion hat die Hymne gesungen. Alles war aber mit einem Schlag vorbei, als Brasilien ausgeschieden ist.

DFB.de: Nach der Vorrunde haben Sie Ihre Rückkehr für den Fall des Halbfinaleinzugs angekündigt. Wie optimistisch waren Sie, dass dieser Fall eintreten wird?

Rauball: Ich habe die Leistung des Teams erheblich positiver gesehen, als sie teilweise in den Medien dargestellt wurde. Im Gegensatz zu anderen Nationen sind wir immer als Team, als echte Mannschaft aufgetreten. Andere waren sehr auf einen Superstar reduziert, auf Balotelli, auf Rooney, auf Neymar, auf Ronaldo. Diese Mannschaften waren und sind erheblich von der Tagesform eines Spielers abhängig. Bei uns ist das anders.

DFB.de: Wie genau? Was zeichnet das Team von Joachim Löw besonders aus?

Rauball: Die Geschlossenheit. Auf dem Platz, außerhalb des Platzes, intern und extern. Über fast zwei Monate Tag für Tag miteinander zu verbringen und dennoch als Einheit auf dem Platz zu stehen - das ist der Schlüssel. Unser Team hat hier immer als Mannschaft funktioniert. Jeder hat für jeden gearbeitet, die Spieler auf dem Feld, genauso diejenigen auf der Bank. Persönliche Eitelkeiten haben keine Rolle gespielt. Dieser Geist war immer spürbar. Ich wusste, dass diese Einstellung eine hervorragende Basis für Erfolg ist - deswegen war ich immer optimistisch, was den Verlauf des Turniers angeht.

DFB.de: Hätten Sie für möglich gehalten, was dann im Halbfinale gegen Brasilien passiert ist?

Rauball: Ich kenne niemanden, der auch nur annähernd ein solches Ergebnis vorausgesagt hätte. Ich hatte vor dem Spiel ein extrem gutes Gefühl, das habe ich übrigens auch heute in Bezug auf das Finale. Wie gesagt: Weil zu sehen ist, wie geschlossen die Mannschaft auftritt, wie gut sie funktioniert. Und weil Jogi Löw in großartiger Art und Weise dafür gesorgt hat, dass sie attraktiven, effizienten und erfolgreichen Fußball spielt. Seine Arbeit, die Arbeit der sportlichen Leitung generell und des Funktionsteams kann nicht hoch genug geschätzt werden.

DFB.de: Sie waren mehrfach im Campo Bahia, haben sich auch einige Trainings des DFB-Teams angeschaut. Wie erleben Sie die Organisation rund um die Mannschaft?

Rauball: Nichts von dem, was im Vorfeld der WM in Frage gestellt worden ist, ist eingetreten. Es wurde vorausgesagt, dass das Campo nicht fertig wird. Es ist fertig geworden. Es wurde gesagt, dass der Trainingsplatz nicht fertig wird. Er ist fertig geworden. Es wurde gesagt, dass die IT-Infrastruktur nicht fertig würde. Tatsächlich hat alles hervorragend funktioniert. Wir müssen den brasilianischen Gastgebern und den deutschen Dienstleistern ein großes Kompliment machen. Die Bedingungen für die Mannschaft waren optimal. Die Atmosphäre im Campo Bahia wurde schon von allen gelobt. Ich kann mich da nur anschließen. Es ist wirklich bemerkenswert, was dort entstanden ist.

DFB.de: Die Abläufe rund um die Mannschaft funktionieren reibungslos. Wie sieht es bei der Delegation des DFB aus? Passt auch hier alles?

Rauball: Es hat keinen Tag und keinen Augenblick gegeben, an dem ich mich nicht wohl gefühlt hätte. Die Delegation wird von Wolfgang Niersbach angeführt, mit hoher Souveränität, mit einer Ruhe, die auf alles und alle abstrahlt. Auch in Richtung Mannschaft, Trainerteam und Manager Oliver Bierhoff. Wolfgang Niersbach hat diese Delegation großartig geleitet. Und auch auf Arbeitsebene ist innerhalb der Delegation alles optimal gelaufen.

DFB.de: Sie haben den Teamgeist innerhalb der Mannschaft gelobt, Vereinsrivalitäten spielen keine Rolle. Gilt dies auch innerhalb der Delegation? Mit Ihnen und Peter Peters vom FC Schalke 04…

Rauball: Peter Peters ist stellvertretender Ligapräsident, wir arbeiten bereits seit sieben Jahren zusammen. In einer extrem vertraulichen und kollegialen Art und Weise, die man auch als freundschaftlich bezeichnen kann. Auch innerhalb der Delegation spielt es nicht die geringste Rolle, dass wir bei Vereinen zu Hause sind, die sich als Rivalen bezeichnen dürfen.

DFB.de: Zum WM-Kader der Nationalmannschaft gehören vier Spieler des BVB. Wie zufrieden sind Sie damit, wie sich Mats Hummels, Roman Weidenfeller, Kevin Großkreutz und Erik Durm in Brasilien präsentiert haben?

Rauball: Mats Hummels ist hier einer der Leistungsträger, er spielt eine großartige WM. Roman Weidenfeller erlebt als Backup für Manuel Neuer einen weiteren Höhepunkt seiner Karriere. Bei ihm war die Erwartung von vornherein eine andere als bei Kevin und Erik. Natürlich hätten die beiden gerne einen Einsatz gehabt, aber beide können ihre Situation sehr gut einschätzen. Sie haben sich vorbildlich verhalten, durch ihre Leistungen im Training, durch ihr Auftreten generell. Auch sie stehen für den großartigen Teamgeist der Mannschaft. Für alle Borussen kann ich sagen, dass wir sehr stolz auf alle unsere Spieler sind.

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DFB.de: Die Auftritte des DFB-Teams sind Werbung für die Bundesliga. Aber nicht nur die des DFB-Teams. Wie bewerten Sie die WM aus Ihrer Perspektive als Ligapräsident? Welche Spieler der Bundesliga haben Ihnen besonders gut gefallen?

Rauball: Es ist schön für die Bundesliga, dass sich viele Spieler in Brasilien noch stärker ins Blickfeld der Öffentlichkeit spielen konnten. Nicht nur die Deutschen. Aber besonders gut gefallen haben mir unsere Spieler. Ich war immer ein überzeugter Verfechter davon, dass sich die Nationalmannschaft und der DFB auf der einen Seite und die Bundesliga auf der anderen Seite gegenseitig beleben. Wir alle profitieren voneinander und sind voneinander abhängig. Nicht mehr alle Spieler von Jogi Löw sind in der Bundesliga aktiv, aber fast alle sind von Bundesligisten ausgebildet worden, haben dort ihre ersten Schritte gemacht und sind zur internationalen Spitzenklasse gereift. Auf der anderen Seite profitieren die Vereine von der Nationalmannschaft. Von dem Zuspruch, den sie erfährt und von der Begeisterung, die sie auslöst. Vielleicht sollte man sogar noch einen Schritt weitergehen.

DFB.de: Bitte schön.

Rauball: Dass, was die Nationalmannschaft hier macht, ist richtungweisend, vor allem für die kleineren Vereine. Ich bin überzeugt davon, dass wir nach diesem Turnier einen erhöhten Zuspruch von jungen Menschen haben werden, die Fußball spielen wollen. Es werden sich wieder mehr Jungen und Mädchen in den Vereinen anmelden und Sport treiben wollen. Vielleicht wieder in einem Maße, wie dies nach dem Titelgewinn 1990 der Fall war. Damals gab es nach der WM 100.000 Neuanmeldungen in den Amateurvereinen. Es wäre schön, wenn dieser Effekt wieder einsetzt. Ich hoffe sehr, dass die Amateurvereine von dieser WM profitieren könnten, vielleicht sogar auch andere Sportarten.

DFB.de: Was würde es für den deutschen Fußball bedeuten, wenn am Sonntag im Finale gegen Argentinien tatsächlich der Titel gewonnen werden sollte?

Rauball: Jeder will den Titel. Trainer, Spieler, Delegation, jeder Fußballfan in Deutschland. Die Mannschaft ist ungeschlagen ins Finale gekommen und natürlich möchte sich jetzt niemand mit Platz zwei zufrieden geben. Aber unanhängig vom Ausgang des Endspiels bleibt es grandios, was die Mannschaft hier in Brasilien geleistet hat. Sie hat den klimatischen Bedingungen und allen Widrigkeiten getrotzt. Sie hat gezeigt, dass ein Team aus Europa in Südamerika über einen Zeitraum von mehr als drei Wochen erfolgreich Fußball spielen kann. Wenn jetzt wirklich der Titel geholt werden sollte, wäre das ein grandioser Triumph. Der deutsche Fußball ist stark - durch den WM-Titel würde er noch stärker werden.