Rainer Bonhof: "Und dann stand da der unnachahmliche Gerd..."

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Heute auf den Tag genau vor 40 Jahren schrieb die deutsche Nationalmannschaft im Münchner Olympiastadion Geschichte. Im Finale der Weltmeisterschaft im eigenen Land holten Franz Beckenbauer und Co. den zweiten Titel der DFB-Geschichte. Im Finale hieß es gegen die Niederlande nach einem dramatischen Spiel am Ende 2:1 (2:1) für die deutsche Mannschaft.

Rainer Bonhof (62) war damals der jüngste Spieler im Kader von Bundestrainer Helmut Schön. Der 53-malige Nationalspieler bereitete in der 43. Minute das Siegtor durch Gerd Müller mustergültig vor. Zum Jubiläum erinnert sich Bonhof an den Triumph vor 40 Jahren, den entscheidenden Treffer durch Müller und seine Vorarbeit zurück.

Frage: Rainer Bonhof, heute jährt sich der Tag des WM-Triumphes gegen die Niederlande zum 40. Mal. Welche Erinnerungen kommen Ihnen?

Rainer Bonhof: Das sind doch olle Kamellen. Da spielt jetzt die dritte Generation nach uns.

Frage: Eben. Es lebt auch die dritte Generation der Fans. Und diese Generation sollte schon erfahren, wie das damals war.

Bonhof: Anders, ganz anders. Wenn zehn Journalisten zu einem Training kamen, war das schon viel. Und die mussten nicht nach 15 Minuten das Gelände verlassen. Da stehen alle - Presse und Spieler - heute unter einem ganz anderen Druck.

Frage: Trotzdem gab es damals in Malente schon das ein oder andere Geheimtraining, zu dem die Pforte zur Sportschule verschlossen blieb.

Bonhof: Ja, und Ihr Sportjournalisten seid zur Familie Zaun gegangen, habt über den Zaun geblickt und dazu noch Kuchen und Kaffee bekommen. Und uns habt Ihr nie einen Kaffee angeboten. So viel zum Geheimtraining. Außerdem hattet Ihr noch einen anderen Vorteil.

Frage: Jetzt sind wir gespannt.

Bonhof: Ihr konntet bei den Nachbarn klingeln, in Cafés oder Gasthäuser gehen, und von dort Eure Berichte absetzen. Wir hatten in der Sportschule Malente nur ein einziges Münztelefon. Und da ich das Nesthäkchen war...

Frage: Sportschule statt Luxushotel. Auch mal wie Franz Beckenbauer im Polizeiwagen ausgebüxt und die große Freiheit gesucht?

Bonhof: Wo denken Sie hin? Ich war, wie gesagt, das Nesthäkchen. Uli Hoeneß und Paul Breitner, obwohl quasi gleichaltrig, waren schon Stammspieler. Nie hätte ich mir so etwas rausgenommen. Ich lag brav um 22 Uhr im Bett. Aber noch eine Anmerkung möchte ich machen: Wir waren mit Borussia Mönchengladbach damals ja zur Saisonvorbereitung immer in der Sportschule Karlsruhe-Schöneck. Also war Malente normal, kein Geiz. Vier- oder Fünf-Sterne-Hotels kannten wir schlichtweg nicht. Auch das ist ein Unterschied zu heute. Und mit den Journalisten haben wir einfach geredet. Da gab es nicht die Pressekonferenzen von heute. Wie gesagt: drei Generationen.

Frage: Koffer getragen als Neuling?

Bonhof: Das haben wir alle gemacht, wenn Zeug herumstand.

Frage: Franz Beckenbauer hat Sie nach dem 0:1 gegen die DDR in die Mannschaft geboxt.

Bonhof: Weiß ich nicht. Ist mir auch so zugetragen worden. Ich weiß nur, dass es eine heftige Aussprache zwischen Beckenbauer und Helmut Schön gab, und dass danach die Mannschaft umgekrempelt wurde. Dieter Herzog, Bernd Hölzenbein, "Hacki" Wimmer und ich bekamen unsere Chance.

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Frage: Der Höhepunkt für Sie war bestimmt das Endspiel, in dem Sie Gerd Müller die Vorlage zum 2:1-Siegtor geliefert haben.

Bonhof: Ich hatte den Ball von Jürgen Grabowski erhalten, bin rechts durchgespurtet, habe aus den Augenwinkeln noch einen in oranje gesehen. Da wusste ich, dass ich den Ball sehr scharf nach innen ziehen muss. Und dann stand da der unnachahmliche Gerd.

Frage: Berti Vogts ist zuerst zu Ihnen gerannt.

Bonhof: Das war Gladbacher Solidarität. Aber dann sind wir sofort zum Torschützen gelaufen.

Frage: War das Ihr wichtigstes Spiel?

Bonhof: Nein, das war das 7:1 im Europapokal gegen Inter Mailand, das die UEFA dann ungerechterweise annulliert hat.

Frage: War es für Sie schwierig, gegen die Niederlande zu spielen? Immerhin sind Sie halber Holländer.

Bonhof: Nur, weil ich auf holländischem Boden geboren bin? Nein, das hat bei mir nie im Leben eine Rolle gespielt. Ich bin ja von Kindheit an in Deutschland aufgewachsen.

Frage: Wie hoch war damals eigentlich die Prämie?

Bonhof: 60.000 Mark und ein VW Käfer Cabrio.

[sid]

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Heute auf den Tag genau vor 40 Jahren schrieb die deutsche Nationalmannschaft im Münchner Olympiastadion Geschichte. Im Finale der Weltmeisterschaft im eigenen Land holten Franz Beckenbauer und Co. den zweiten Titel der DFB-Geschichte. Im Finale hieß es gegen die Niederlande nach einem dramatischen Spiel am Ende 2:1 (2:1) für die deutsche Mannschaft.

Rainer Bonhof (62) war damals der jüngste Spieler im Kader von Bundestrainer Helmut Schön. Der 53-malige Nationalspieler bereitete in der 43. Minute das Siegtor durch Gerd Müller mustergültig vor. Zum Jubiläum erinnert sich Bonhof an den Triumph vor 40 Jahren, den entscheidenden Treffer durch Müller und seine Vorarbeit zurück.

Frage: Rainer Bonhof, heute jährt sich der Tag des WM-Triumphes gegen die Niederlande zum 40. Mal. Welche Erinnerungen kommen Ihnen?

Rainer Bonhof: Das sind doch olle Kamellen. Da spielt jetzt die dritte Generation nach uns.

Frage: Eben. Es lebt auch die dritte Generation der Fans. Und diese Generation sollte schon erfahren, wie das damals war.

Bonhof: Anders, ganz anders. Wenn zehn Journalisten zu einem Training kamen, war das schon viel. Und die mussten nicht nach 15 Minuten das Gelände verlassen. Da stehen alle - Presse und Spieler - heute unter einem ganz anderen Druck.

Frage: Trotzdem gab es damals in Malente schon das ein oder andere Geheimtraining, zu dem die Pforte zur Sportschule verschlossen blieb.

Bonhof: Ja, und Ihr Sportjournalisten seid zur Familie Zaun gegangen, habt über den Zaun geblickt und dazu noch Kuchen und Kaffee bekommen. Und uns habt Ihr nie einen Kaffee angeboten. So viel zum Geheimtraining. Außerdem hattet Ihr noch einen anderen Vorteil.

Frage: Jetzt sind wir gespannt.

Bonhof: Ihr konntet bei den Nachbarn klingeln, in Cafés oder Gasthäuser gehen, und von dort Eure Berichte absetzen. Wir hatten in der Sportschule Malente nur ein einziges Münztelefon. Und da ich das Nesthäkchen war...

Frage: Sportschule statt Luxushotel. Auch mal wie Franz Beckenbauer im Polizeiwagen ausgebüxt und die große Freiheit gesucht?

Bonhof: Wo denken Sie hin? Ich war, wie gesagt, das Nesthäkchen. Uli Hoeneß und Paul Breitner, obwohl quasi gleichaltrig, waren schon Stammspieler. Nie hätte ich mir so etwas rausgenommen. Ich lag brav um 22 Uhr im Bett. Aber noch eine Anmerkung möchte ich machen: Wir waren mit Borussia Mönchengladbach damals ja zur Saisonvorbereitung immer in der Sportschule Karlsruhe-Schöneck. Also war Malente normal, kein Geiz. Vier- oder Fünf-Sterne-Hotels kannten wir schlichtweg nicht. Auch das ist ein Unterschied zu heute. Und mit den Journalisten haben wir einfach geredet. Da gab es nicht die Pressekonferenzen von heute. Wie gesagt: drei Generationen.

Frage: Koffer getragen als Neuling?

Bonhof: Das haben wir alle gemacht, wenn Zeug herumstand.

Frage: Franz Beckenbauer hat Sie nach dem 0:1 gegen die DDR in die Mannschaft geboxt.

Bonhof: Weiß ich nicht. Ist mir auch so zugetragen worden. Ich weiß nur, dass es eine heftige Aussprache zwischen Beckenbauer und Helmut Schön gab, und dass danach die Mannschaft umgekrempelt wurde. Dieter Herzog, Bernd Hölzenbein, "Hacki" Wimmer und ich bekamen unsere Chance.

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Frage: Der Höhepunkt für Sie war bestimmt das Endspiel, in dem Sie Gerd Müller die Vorlage zum 2:1-Siegtor geliefert haben.

Bonhof: Ich hatte den Ball von Jürgen Grabowski erhalten, bin rechts durchgespurtet, habe aus den Augenwinkeln noch einen in oranje gesehen. Da wusste ich, dass ich den Ball sehr scharf nach innen ziehen muss. Und dann stand da der unnachahmliche Gerd.

Frage: Berti Vogts ist zuerst zu Ihnen gerannt.

Bonhof: Das war Gladbacher Solidarität. Aber dann sind wir sofort zum Torschützen gelaufen.

Frage: War das Ihr wichtigstes Spiel?

Bonhof: Nein, das war das 7:1 im Europapokal gegen Inter Mailand, das die UEFA dann ungerechterweise annulliert hat.

Frage: War es für Sie schwierig, gegen die Niederlande zu spielen? Immerhin sind Sie halber Holländer.

Bonhof: Nur, weil ich auf holländischem Boden geboren bin? Nein, das hat bei mir nie im Leben eine Rolle gespielt. Ich bin ja von Kindheit an in Deutschland aufgewachsen.

Frage: Wie hoch war damals eigentlich die Prämie?

Bonhof: 60.000 Mark und ein VW Käfer Cabrio.