Qualifikation: Eine deutsche Erfolgsgeschichte

So früh wie noch nie zuvor hat sich die deutsche Nationalmannschaft für eine EM-Endrunde qualifiziert. Exakt 238 Tage vor dem Eröffnungsspiel in Basel löste das Team von Bundestrainer Joachim Löw mit dem torlosen Remis in Irland das Ticket für die EURO 2008 in Österreich und der Schweiz. Es ist die Fortsetzung einer einzigartigen Erfolgsgeschichte in den bisherigen EM- und WM-Qualifikationen.

Mitunter suchen Extreme mit unwiderstehlicher Anziehung die Nähe zueinander, als ob sie demonstrieren wollten, wie groß die Bandbreite der Möglichkeiten ist. So geschehen kürzlich beim Doppel-Spieltag der Nationalmannschaft in der EM-Qualifikation. Da tat das stark ersatzgeschwächte Team von Bundestrainer Joachim Löw in Dublin mit einem nicht glanzvollen, aber grundsoliden 0:0 den letzten Schritt für die Teilnahme an der EURO 2008 in Österreich und der Schweiz.

Damit beendete Deutschland als erstes Team überhaupt die EM-Qualifikation erfolgreich, die mit dem 0:0 im Heimspiel gegen Wales in Frankfurt endete. Da konnten andere europäische Fußball-Nationen schon neidisch werden. Lobeshymnen auf eine sich selbst in schwierigen Situationen geschickt behelfende DFB-Auswahl waren verdienter Lohn für die deutsche Reise-Crew.

EM- und WM-Qualifikationen: eine deutsche Domäne

Doch nur vier Tage später die Ernüchterung in München: Aus dem Zwang zum Punkten entlassen, gab es prompt ein 0:3 gegen Tschechien. Frustration beim Publikum und bei den Akteuren - wie das so ist nach einer deutlichen Niederlage, die freilich nicht an einer Tatsache rütteln kann: Qualifikationsspiele zu Welt- oder Europameisterschaften sind eine deutsche Erfolgsgeschichte der ganz besonders imponierenden Art. Während andere große Verbände wiederholt ein Scheitern konstatieren mussten, blieb den Deutschen solche Enttäuschung bislang erspart.

In der Gesamtbilanz liest sich die deutsche Erfolgsgeschichte so: Von 133 Begegnungen gingen lediglich neun verloren, 31 endeten mit einem Unentschieden und 93 Spiele konnten gewonnen werden. Dabei waren Schützenfeste nicht selten. Mit 8:0 fertigte die deutsche Mannschaft beispielsweise am 18. November 1981 in Dortmund die Albaner ab. Karl-Heinz Rummenigge leistete mit drei Treffern den größten Beitrag zum Kantersieg, und selbst Manfred Kaltz beteiligte sich am Toreschießen.

Noch happiger war es Zypern am 21. Mai 1969 an der Essener Hafenstraße ergangen. Beim 12:0 sorgte der unübertreffliche Gerd Müller für seinen ersten von insgesamt vier "Viererpacks", Wolfgang Overath traf drei Mal. Beide Male lief die DFB-Auswahl in der WM-Qualifikation auf.

Neuer Rekordsieg war in Reichweite



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So früh wie noch nie zuvor hat sich die deutsche Nationalmannschaft für eine EM-Endrunde qualifiziert. Exakt 238 Tage vor dem Eröffnungsspiel in Basel löste das Team von Bundestrainer Joachim Löw mit dem torlosen Remis in Irland das Ticket für die EURO 2008 in Österreich und der Schweiz. Es ist die Fortsetzung einer einzigartigen Erfolgsgeschichte in den bisherigen EM- und WM-Qualifikationen.

Mitunter suchen Extreme mit unwiderstehlicher Anziehung die Nähe zueinander, als ob sie demonstrieren wollten, wie groß die Bandbreite der Möglichkeiten ist. So geschehen kürzlich beim Doppel-Spieltag der Nationalmannschaft in der EM-Qualifikation. Da tat das stark ersatzgeschwächte Team von Bundestrainer Joachim Löw in Dublin mit einem nicht glanzvollen, aber grundsoliden 0:0 den letzten Schritt für die Teilnahme an der EURO 2008 in Österreich und der Schweiz.

Damit beendete Deutschland als erstes Team überhaupt die EM-Qualifikation erfolgreich, die mit dem 0:0 im Heimspiel gegen Wales in Frankfurt endete. Da konnten andere europäische Fußball-Nationen schon neidisch werden. Lobeshymnen auf eine sich selbst in schwierigen Situationen geschickt behelfende DFB-Auswahl waren verdienter Lohn für die deutsche Reise-Crew.

EM- und WM-Qualifikationen: eine deutsche Domäne

Doch nur vier Tage später die Ernüchterung in München: Aus dem Zwang zum Punkten entlassen, gab es prompt ein 0:3 gegen Tschechien. Frustration beim Publikum und bei den Akteuren - wie das so ist nach einer deutlichen Niederlage, die freilich nicht an einer Tatsache rütteln kann: Qualifikationsspiele zu Welt- oder Europameisterschaften sind eine deutsche Erfolgsgeschichte der ganz besonders imponierenden Art. Während andere große Verbände wiederholt ein Scheitern konstatieren mussten, blieb den Deutschen solche Enttäuschung bislang erspart.

In der Gesamtbilanz liest sich die deutsche Erfolgsgeschichte so: Von 133 Begegnungen gingen lediglich neun verloren, 31 endeten mit einem Unentschieden und 93 Spiele konnten gewonnen werden. Dabei waren Schützenfeste nicht selten. Mit 8:0 fertigte die deutsche Mannschaft beispielsweise am 18. November 1981 in Dortmund die Albaner ab. Karl-Heinz Rummenigge leistete mit drei Treffern den größten Beitrag zum Kantersieg, und selbst Manfred Kaltz beteiligte sich am Toreschießen.

Noch happiger war es Zypern am 21. Mai 1969 an der Essener Hafenstraße ergangen. Beim 12:0 sorgte der unübertreffliche Gerd Müller für seinen ersten von insgesamt vier "Viererpacks", Wolfgang Overath traf drei Mal. Beide Male lief die DFB-Auswahl in der WM-Qualifikation auf.

Neuer Rekordsieg war in Reichweite

In der laufenden EM-Qualifikation war sogar ein neuer Rekordsieg für die Nationalmannschaft in Reichweite, zumindest die Einstellung des gültigen. Dieser wurde am 1. Juli 1912 mit einem 16:0 markiert. Es war Partie Nummer 22 in der damals sehr jungen deutschen Länderspiel-Geschichte.

Vom Gegner Russland ist überliefert, dass er seine stärksten Szenen beim gemütlichen Beisammensein am Vorabend der Begegnung hatte, die in Stockholm im Rahmen des olympischen Turniers ausgetragen wurde und noch einen weiteren Rekord bescherte: Der Karlsruher Gottfried Fuchs, der in den 30er-Jahren vor der Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten nach Kanada floh, erzielte zehn Tore in dieser Partie.

San Marino hätte Anfang September vorigen Jahres der Handlungsort deutscher Länderspiel-Geschichte werden können, als in der 73. Minute bereits der Treffer zum 11:0 gefallen war und fünf Tore in den verbleibenden 17 Minuten kein Kunststück mehr gewesen wären. Aber es reichte gegen die Hobby-Fußballer aus der Zwergrepublik "nur" noch zum 13:0. Beim Rückspiel Anfang Juni in Nürnberg lag ein erneuter Angriff auf den Rekordsieg förmlich in der Luft. Da jedoch blieb die Anzeigetafel bei 6:0 stehen, da sich die Gäste vehement und geschickt zu wehren wussten.

Spektakulärer Erfolg zum Auftakt der deutschen Qualifikationsspiele

Schon am Beginn der deutschen Qualifikationsspiele hatte am 11. März 1934 ein spektakulärer Erfolg gestanden - sozusagen passend dazu, dass es sich um das 100. Länderspiel seit 1908 handelte: In Luxemburg wurde die Mannschaft des Großherzogtums beim WM-Qualifikationsspiel für 1934 mit 9:1 deklassiert. Kurios dabei war, dass alle deutschen Torschützen aus Düsseldorf kamen. Ernst Albrecht und Willi Wigold vom amtierenden Deutschen Meister Fortuna trafen jeweils einmal, Jupp Rasselnberg (4) und Karl Hohmann (3) vom kleinen, damals aber sehr feinen Lokalrivalen VfL Benrath, der inzwischen die Kreisliga ziert, sahnten so richtig ab.

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Bis in die 50er-Jahre waren Qualifikationsspiele zur WM - die Europameisterschaft kam bekanntlich erst später hinzu - sehr seltene Farbtupfer im internationalen Terminkalender. Im Vorfeld der WM 1954 musste das deutsche Team auf seinem Weg zum sensationellen Titelgewinn Norwegen und das nach dem verlorenen Krieg noch eigenständige Saarland (mit Verbandstrainer Helmut Schön) bezwingen, was mit drei Siegen bei einem Unentschieden in Oslo einigermaßen mühelos gelang.

1960 und 1961 folgten die WM-Qualifikationsspiele gegen Nordirland (4:3, 2:1) und Griechenland (3:0, 2:1). Uwe Seeler und Albert Brülls leisteten dazu mit jeweils drei Toren wesentliche Beiträge. Der Sieg in Belfast war damals ein hartes Stück Arbeit für die Mannschaft von Bundestrainer Sepp Herberger. Wie auch 1964/65 die Duelle mit Schweden: Nach einem bescheidenen 1:1 in Berlin - es war Herbergers Abschiedsspiel - stand Nachfolger Schön beim Rückspiel in Stockholm schwer unter Druck. Es gab schließlich ein hart erkämpftes 2:1 mit dem Debütanten Franz Beckenbauer sowie den Torschützen Uwe Seeler und Werner Krämer. Die Tür zur WM 1966 in England war geöffnet.

EM-Teilnahme 1968 verpasst - die Ausnahme

Nicht viel später, am 3. Mai 1967, folgte das erste EM-Qualifikationsspiel. Es bescherte mit 0:1 in Belgrad gegen Jugoslawien prompt die erste von nunmehr sechs Niederlagen. Mit der Partie begann die Länderspiel-Karriere von Berti Vogts, dessen Gegenspieler Josip Skoblar der Torschütze war.

Aber es sollte in dieser Qualifikationsrunde noch schlimmer kommen. Am 17. Dezember 1967 folgte - ohne die verletzten Beckenbauer und Müller - jenes denkwürdige 0:0 in Tirana gegen Albanien. Die EM-Teilnahme 1968 war damit verspielt, und Helmut Schön musste nach der Rückkehr die in dicke Lettern gefasste Aufforderung des Boulevards zur Kenntnis nehmen, nun möge bitteschön Max Merkel ans Ruder kommen.

Nur vier Jahre später führte Schön die Mannschaft in der vielleicht eindrucksvollsten Qualifikationsserie zu Siegen in Istanbul (3:0), Warschau (3:1) und London (3:1/Viertelfinale), womit das großartige, spielstarke EM-Team von 1972 um Beckenbauer und Günter Netzer geformt war.

Nimbus der Unschlagbarkeit währte über 51 Jahre

Sehr lange Zeit behauptete die Nationalmannschaft in den WM-Qualifikationsspielen ihren Nimbus, ungeschlagen zu sein. Es waren genau 51 Jahre und sieben Monate. Dann musste ausgerechnet Beckenbauer im Amt des Teamchefs das Ende der stolzen Serie erleben: Am 16. Oktober 1985 gab es in Stuttgart ein 0:1 gegen Portugal. Die Stürmer Pierre Littbarski - für ihn wurde später Thomas Allofs eingewechselt - und Karl-Heinz Rummenigge trafen in Abwesenheit des verletzten Rudi Völler einfach nicht ins Tor.

Noch heftiger war allerdings die zweite und bislang letzte Heim-Niederlage in der WM-Qualifikation: Am 1. September 2001 wurden die Gastgeber in München von den Engländern regelrecht demoralisiert: 1:5 - eine bittere Stunde für den zum Teamchef aufgerückten Völler sowie den ehrgeizigen Torhüter und Kapitän Oliver Kahn. Dabei war beiden Heim-Niederlagen jeweils ein Erfolg beim Gegner vorausgegangen: 1985 in Lissabon ein 2:1 durch Tore von Littbarski und Völler, 2000 im letzten Spiel im alten Wembley-Stadion ein 1:0 durch einen Treffer von Dietmar Hamann.

Erst zwei Heimniederlagen in der EM-Qualifikation

In der EM-Qualifikation hat die deutsche Mannschaft erst zwei Heimniederlagen einstecken müssen. Bevor es nun in München, das für Qualifikationsspiele ein heikles Pflaster zu sein scheint, das 0:3 gegen Tschechien gab, war am 16. November 1983 in Hamburg gegen Nordirland ein frustrierendes 0:1 passiert.

Ein trauriges Erlebnis für Bundestrainer Jupp Derwall, das die Teilnahme an der EM-Endrunde in Frankreich arg in Gefahr brachte. Am Ende musste der 2:1-Zittersieg gegen Albanien vier Tage später in Saarbrücken her, und diesen sicherte der Kölner Abwehrspieler Gerd Strack zu einem Zeitpunkt, als es, wie es im Fachjargon oft so schön heißt, nur noch "mit der Brechstange" ging.

Ja, die so genannten Kleinen haben auch der deutschen Nationalmannschaft so manchen Streich gespielt, ihr zumindest einige schwierige Stunden bereitet. Man denke nur an das 0:0 in Island am 6. September 2003, an das 1:1 in Nürnberg gegen Litauen ein knappes halbes Jahr zuvor, an das 0:1 in Cardiff gegen Wales am 16. Oktober 1991 oder das 0:0 auf Malta am 25. Februar 1979.

Eine überaus stolze Bilanz

Doch abgesehen davon, dass andere Große solche Balanceakte am Rande der Peinlichkeit ebenfalls auszuhalten hatten (oder abstürzten): Die positiven Fakten überwiegen ganz eindeutig, und dazu gehörten zum Beispiel ein stattliches 5:0 in Hamburg gegen die Schweden am 21. November 1937, an dem Helmut Schön als zweifacher Torschütze seinen besonderen Anteil hatte.

Und schließlich, in Dortmund, fast genau 64 Jahre später das überzeugende 4:1 gegen die Ukraine im "Nachsitzen" am 14. November 2001 auf dem Weg zum späteren Gewinn der Vize-Weltmeisterschaft 2002. Es war Michael Ballacks großes Spiel - und die Rettung jenes Nimbus´, dass es eben immer für eine Endrunde reicht, notfalls in Zusatzschicht.

Welch geringes Gewicht haben, genau betrachtet, schon die insgesamt bisher neun Niederlagen angesichts folgender Aufzählung: 25 Heimsiege in der EM- und 24 in der WM- Qualifikation sowie jeweils 22 Auswärtserfolge in der EM- und in der WM-Qualifikation. Eine wahrlich stolze Bilanz der DFB-Auswahl.