Niersbach zur EM 2020: "Mit zwei Optionen aussichtsreich im Rennen"

Am Freitag wird es ernst. Die UEFA gibt in Genf bekannt, in welchen 13 Ländern und Städten die Europameisterschaft 2020 ausgetragen wird. Erstmals soll das Turnier auf dem ganzen Kontinent ausgetragen werden. Der DFB hat sich mit München und der Allianz-Arena um zwei Pakete beworben: für drei Gruppenspiele und ein Achtel- oder Viertelfinale, aber auch fürs Finalpaket. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Stephan Brause spricht DFB-Präsident Wolfgang Niersbach über die Aussichten.

DFB.de: Hand aufs Herz, was haben Sie im Dezember 2012 gedacht, als die Entscheidung für die "paneuropäische EM" durch das UEFA-Exekutivkomitee getroffen wurde, Herr Niersbach?

Wolfgang Niersbach: Als mir UEFA-Präsident Michel Platini während der EURO 2012 erstmals von seiner Idee einer paneuropäischen EM erzählt hat, war ich zunächst ein bisschen irritiert. Ich habe ein wenig Zeit gebraucht, um das zu verinnerlichen und den dahinterstehenden Gedanken zu verstehen. Mittlerweile aber finde ich den Entscheid, aus Anlass der 60-jährigen Wiederkehr der Europameisterschaft ein Turnier auf dem kompletten Kontinent auszutragen, sehr reizvoll, weil Länder in die Gastgeberrolle schlüpfen können, die niemals ein komplettes Turnier ausrichten könnten. Zudem haben wir im UEFA-Exekutivkomitee beschlossen, dass dieses Format eine Ausnahme sein wird, dass es ab dem Jahr 2024 dann wieder einen alleinigen Gastgeber geben wird.

DFB.de: Nach anfänglicher Skepsis ist die Idee auf großes und breites Interesse gestoßen. Über 30 Landesverbände haben sich in der ersten Phase um die Ausrichtung einiger EM-Spiele beworben.

Niersbach: Das stimmt, den Evaluierungsprozess haben dann schlussendlich aber nur noch 19 Verbände durchlaufen. Und an 13 werden am Freitag die insgesamt 51 Spiele der EURO 2020 vergeben. Die UEFA-Administration hat die Bewerbungen der 19 Städte und Länder in einem sehr detaillierten Report zusammengefasst, jede Bewerbung mit Akribie beleuchtet. Eine wirkliche exzellente Arbeit, die als Grundlage für die Entscheidung des Exekutivkomitees dient.

DFB.de: Der deutsche Fußball geht mit München und der Allianz-Arena ins Rennen. Und die Bewerbung bekommt im Evaluierungsreport exzellente Noten…

Niersbach: Aktuell sind wir unverändert mit zwei aussichtsreichen Optionen im Rennen. Zum einen halten wir München für äußerst geeignet, die Finalserie mit dem Endspiel und den beiden Halbfinalspielen auszutragen. Hier ist der einzige verbliebene Konkurrent England mit dem Londoner Wembley-Stadion. Die andere Option ist, dass wir drei Vorrundenspiele sowie ein Achtel- oder Viertelfinale bekommen. Unter den zwei Vorrundenspielen wären dann auf jeden Fall zwei EM-Spiele unserer deutschen Nationalmannschaft. Vorausgesetzt natürlich, dass sie sich für das Turnier qualifiziert, wovon ich aber ganz sicher ausgehe.

DFB.de: Wie schätzen Sie die Chancen der deutschen Bewerbung ein?



Am Freitag wird es ernst. Die UEFA gibt in Genf bekannt, in welchen 13 Ländern und Städten die Europameisterschaft 2020 ausgetragen wird. Erstmals soll das Turnier auf dem ganzen Kontinent ausgetragen werden. Der DFB hat sich mit München und der Allianz-Arena um zwei Pakete beworben: für drei Gruppenspiele und ein Achtel- oder Viertelfinale, aber auch fürs Finalpaket. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Stephan Brause spricht DFB-Präsident Wolfgang Niersbach über die Aussichten.

DFB.de: Hand aufs Herz, was haben Sie im Dezember 2012 gedacht, als die Entscheidung für die "paneuropäische EM" durch das UEFA-Exekutivkomitee getroffen wurde, Herr Niersbach?

Wolfgang Niersbach: Als mir UEFA-Präsident Michel Platini während der EURO 2012 erstmals von seiner Idee einer paneuropäischen EM erzählt hat, war ich zunächst ein bisschen irritiert. Ich habe ein wenig Zeit gebraucht, um das zu verinnerlichen und den dahinterstehenden Gedanken zu verstehen. Mittlerweile aber finde ich den Entscheid, aus Anlass der 60-jährigen Wiederkehr der Europameisterschaft ein Turnier auf dem kompletten Kontinent auszutragen, sehr reizvoll, weil Länder in die Gastgeberrolle schlüpfen können, die niemals ein komplettes Turnier ausrichten könnten. Zudem haben wir im UEFA-Exekutivkomitee beschlossen, dass dieses Format eine Ausnahme sein wird, dass es ab dem Jahr 2024 dann wieder einen alleinigen Gastgeber geben wird.

DFB.de: Nach anfänglicher Skepsis ist die Idee auf großes und breites Interesse gestoßen. Über 30 Landesverbände haben sich in der ersten Phase um die Ausrichtung einiger EM-Spiele beworben.

Niersbach: Das stimmt, den Evaluierungsprozess haben dann schlussendlich aber nur noch 19 Verbände durchlaufen. Und an 13 werden am Freitag die insgesamt 51 Spiele der EURO 2020 vergeben. Die UEFA-Administration hat die Bewerbungen der 19 Städte und Länder in einem sehr detaillierten Report zusammengefasst, jede Bewerbung mit Akribie beleuchtet. Eine wirkliche exzellente Arbeit, die als Grundlage für die Entscheidung des Exekutivkomitees dient.

DFB.de: Der deutsche Fußball geht mit München und der Allianz-Arena ins Rennen. Und die Bewerbung bekommt im Evaluierungsreport exzellente Noten…

Niersbach: Aktuell sind wir unverändert mit zwei aussichtsreichen Optionen im Rennen. Zum einen halten wir München für äußerst geeignet, die Finalserie mit dem Endspiel und den beiden Halbfinalspielen auszutragen. Hier ist der einzige verbliebene Konkurrent England mit dem Londoner Wembley-Stadion. Die andere Option ist, dass wir drei Vorrundenspiele sowie ein Achtel- oder Viertelfinale bekommen. Unter den zwei Vorrundenspielen wären dann auf jeden Fall zwei EM-Spiele unserer deutschen Nationalmannschaft. Vorausgesetzt natürlich, dass sie sich für das Turnier qualifiziert, wovon ich aber ganz sicher ausgehe.

DFB.de: Wie schätzen Sie die Chancen der deutschen Bewerbung ein?

Niersbach: Ich bin sehr zuversichtlich, dass Deutschland aufgrund der exzellenten Bedingungen und der wirklich erstklassigen Bewerbung, die der DFB gemeinsam mit dem FC Bayern und der Stadt München sowie auch mit der politischen Unterstützung aus Berlin eingereicht hat, letztlich zu den 13 Austragungsländern gehören wird.

DFB.de: Es wird darüber spekuliert, dass der DFB nicht beide Bewerbungen bis zur Entscheidung aufrechterhalten wird und für die Finalserie zurückzieht, um die Chancen einer Bewerbung um die EURO 2024 zu erhöhen. Ein vorstellbarer Weg?

Niersbach: Am Freitag geht es im UEFA-Exekutivkomitee ausschließlich um die EURO 2020, nicht um weitere Themen oder gar unsere Bewerbung für 2024. Es könnte jedoch im Sinne der Einvernehmlichkeit eine Option sein, eine Kampfabstimmung über die Finalserie zwischen London und München im Exekutivkomitee zu vermeiden. Zum Englischen Fußball-Verband FA pflegen wir seit vielen Jahren hervorragende Beziehungen - und natürlich wäre auch Wembley ein erstklassiges Stadion für die Finalserie 2020.

DFB.de: Die EURO 2024 und die Bewerbung des DFB stehen am Freitag also überhaupt nicht auf der Tagesordnung und spielen bei der Entscheidungsfindung keine Rolle?

Niersbach: Noch mal: Es geht ausschließlich um die EURO 2020. Den Beschluss des DFB-Präsidiums, eine Bewerbung für die EURO 2024 anzugehen, haben wir beim DFB-Bundestag im Oktober 2013 publik gemacht. Dies ist abgestimmt mit der Bundesregierung, ebenfalls bekannt beim Deutschen Olympischen Sportbund und selbstverständlich auch international, also bei den europäischen Fußballverbänden. Aber diese Bewerbung ist ein gänzlich eigenständiger Prozess, der zu einem späteren Zeitpunkt erst einsetzt.

DFB.de: Wann denken Sie, wird das sein?

Niersbach: Die Entscheidung über den Gastgeber für die EURO 2024 ist nach heutigem Stand für das Jahr 2017 vorgesehen.

DFB.de: Nicht nur der DFB will 2024 ein sportliches Großereignis nach Deutschland holen, sondern auch der DOSB, der sich mit Berlin oder Hamburg um die Austragung der Olympischen Sommerspiele bewerben will. Sind zwei solche Großereignisse in einem Land binnen weniger Wochen überhaupt miteinander vereinbar?

Niersbach: Darüber haben wir zuletzt intensive Gespräche mit der Spitze des DOSB geführt, also mit Präsident Alfons Hörmann und Generaldirektor Michael Vesper. Zunächst muss innerhalb des DOSB eine Entscheidung herbeigeführt werden, ob und mit welcher Stadt es eine Olympiabewerbung Deutschlands geben wird. In jedem Fall hätte eine solche Bewerbung die Sympathie und Unterstützung des deutschen Fußballs. Genauso übrigens...

DFB.de: Ja?

Niersbach: ... wie wir auch schon die Münchner Bewerbung für die Winterspiele 2022 unterstützt hatten. Mir persönlich tut es immer noch in der Seele weh, dass diese exzellente Bewerbung nicht die Mehrheit in der Bevölkerung gefunden hat. In Bezug auf 2024 sehe ich keine Konkurrenzsituation zwischen Fußball und Olympia, wie überhaupt die Kooperation mit dem DOSB nicht besser sein könnte. Dieser sicherlich ganz speziellen Herausforderung würden wir uns gemeinsam stellen.