Nagelsmann: "Müssen uns mit allem, was wir haben, da rausarbeiten"

Die deutsche Nationalmannschaft hat die letzte Partie im Jahr 2023 verloren. In Wien unterlag das Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann Gastgeber Österreich mit 0:2. Auf DFB.de spricht der Bundestrainer über die Lehren aus der Niederlage und die Einstellung der Mannschaft.

Frage: Julian Nagelsmann, Sie haben Ihrer Mannschaft nach dem 0:2 gegen Österreich mehrere Botschaften mitgegeben. Welche?

Julian Nagelsmann: Die erste war: Ich habe den Eindruck, dass wir außerhalb des Platzes eine sehr geschlossene Gemeinschaft sind mit einem unglaublich guten Miteinander. Ich habe noch nie eine Mannschaft trainiert, die im Umgang so gut war. Was uns nicht gelingt, ist, dass wir den Transfer aufs Feld hinkriegen. Da habe ich noch keine Paradelösung. Da habe ich das Gefühl, dass wir zu viel Einzelkämpfer sind, jeder ist mit sich beschäftigt.

Frage: Die zweite Botschaft?

Nagelsmann: Die große Stärke der Mannschaft ist Spielkontrolle, Offensivfußball. Wenn wir aber absurde Ballverluste haben wie in der ersten Halbzeit, haben wir viel zu verteidigen - und da haben wir einfach Probleme. Da ist unser Spielvortrag zu langsam, zu undynamisch.

Frage: Und die dritte?

Nagelsmann: Ich will rauskommen aus der Opferrolle, das bringt nichts. Wir haben sorgenvolle Fans und eine kritische Medienlandschaft. Aber es geht darum, dass die Spieler akzeptieren, dass sie mit ein bisschen Kicken da nicht rauskommen. Dass wir noch mehr arbeiten müssen. Dass wir davon wegkommen, dass alle tolle Fußballer sind, wir aber über Emotion und Mentalität kommen müssen.

Frage: Außer Ihnen hat auch noch Leroy Sané in der Kabine gesprochen. Warum?

Nagelsmann: Leroy hat sich bei der Mannschaft entschuldigt, das war absolut der richtige Schritt. Das finde ich gut. Wenn man die Rote Karte sieht - das ist ein Reifeprozess, eine Drecksackmentalität. Der Gegenspieler versucht, Leroy zu treten, trifft ihn aber nicht - und Leroy reagiert, wir kriegen Rot. Da kann man auch beim Gegner Rot provozieren.

Frage: Haben Sie es schon bereut, den Job übernommen zu haben?

Nagelsmann: Nein, ich habe es nicht bereut, es macht mir Spaß. Wir müssen uns da rausarbeiten, mit allem, was wir haben. Das wird die nächsten dreieinhalb Monate nicht so leicht. Ich bin traurig, aber nicht frustriert. Die Niederlagen tun weh. Ich bin öfter in Österreich und habe keine Lust, dass mich jeder darauf anspricht. Wir müssen Emotionen wecken, aber das geht nicht übers Palavern, nur durch Leistung.

Frage: Ist die aktuelle taktische Variante ein Experiment oder Ihr Ideal?

Nagelsmann: Man knallt eine Idee nicht auf eine Mannschaft, man schaut sich an, was man für Spieler hat. Und dann schaut man, welche Lösungen es drumherum besser machen. Wir haben uns für einen Weg entschieden - auch in Rücksprache mit der Mannschaft - und in allen Spielen dasselbe gespielt, nur mit zwei, drei Wechseln in der Startelf. Schmeiße ich im März alles um und passe es nur noch dem Gegner an? Darüber muss ich nachdenken.

Frage: Sie sagten, es brauche in Ihrer Mannschaft vielleicht mehr Arbeiter. Haben Sie diese Spieler, oder müssen neue gefunden werden?

Nagelsmann: Wir haben schon welche im Kader. Leon Goretzka hat sich voll reingehauen, Robert Andrich hat super gespielt, Grischa Prömel zeichnet genau das aus, er ist nur deswegen Profi geworden. Pascal Groß ist der Parademensch dafür, ich habe selten einen Profi gesehen, der sich selbst nicht so wichtig nimmt. Auch Jo Kimmich ist einer, der sich voll reinwirft. Da haben wir ein paar.

Frage: Aber?

Nagelsmann: Das brennt mir unter den Nägeln. Aber wenn ich jetzt zu viel sage, gibt es Schlagzeilen, das will ich nicht. Wenn man die ganzen Talente sieht, die wir haben, die ganzen Zauberer - die wuppen es normal, wenn es nicht schon seit Jahren so läuft, wie es läuft. Vielleicht müssen wir auf zwei Prozentpunkte Talent verzichten und zwei mehr "Worker" reinwerfen.

[sid]

Die deutsche Nationalmannschaft hat die letzte Partie im Jahr 2023 verloren. In Wien unterlag das Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann Gastgeber Österreich mit 0:2. Auf DFB.de spricht der Bundestrainer über die Lehren aus der Niederlage und die Einstellung der Mannschaft.

Frage: Julian Nagelsmann, Sie haben Ihrer Mannschaft nach dem 0:2 gegen Österreich mehrere Botschaften mitgegeben. Welche?

Julian Nagelsmann: Die erste war: Ich habe den Eindruck, dass wir außerhalb des Platzes eine sehr geschlossene Gemeinschaft sind mit einem unglaublich guten Miteinander. Ich habe noch nie eine Mannschaft trainiert, die im Umgang so gut war. Was uns nicht gelingt, ist, dass wir den Transfer aufs Feld hinkriegen. Da habe ich noch keine Paradelösung. Da habe ich das Gefühl, dass wir zu viel Einzelkämpfer sind, jeder ist mit sich beschäftigt.

Frage: Die zweite Botschaft?

Nagelsmann: Die große Stärke der Mannschaft ist Spielkontrolle, Offensivfußball. Wenn wir aber absurde Ballverluste haben wie in der ersten Halbzeit, haben wir viel zu verteidigen - und da haben wir einfach Probleme. Da ist unser Spielvortrag zu langsam, zu undynamisch.

Frage: Und die dritte?

Nagelsmann: Ich will rauskommen aus der Opferrolle, das bringt nichts. Wir haben sorgenvolle Fans und eine kritische Medienlandschaft. Aber es geht darum, dass die Spieler akzeptieren, dass sie mit ein bisschen Kicken da nicht rauskommen. Dass wir noch mehr arbeiten müssen. Dass wir davon wegkommen, dass alle tolle Fußballer sind, wir aber über Emotion und Mentalität kommen müssen.

Frage: Außer Ihnen hat auch noch Leroy Sané in der Kabine gesprochen. Warum?

Nagelsmann: Leroy hat sich bei der Mannschaft entschuldigt, das war absolut der richtige Schritt. Das finde ich gut. Wenn man die Rote Karte sieht - das ist ein Reifeprozess, eine Drecksackmentalität. Der Gegenspieler versucht, Leroy zu treten, trifft ihn aber nicht - und Leroy reagiert, wir kriegen Rot. Da kann man auch beim Gegner Rot provozieren.

Frage: Haben Sie es schon bereut, den Job übernommen zu haben?

Nagelsmann: Nein, ich habe es nicht bereut, es macht mir Spaß. Wir müssen uns da rausarbeiten, mit allem, was wir haben. Das wird die nächsten dreieinhalb Monate nicht so leicht. Ich bin traurig, aber nicht frustriert. Die Niederlagen tun weh. Ich bin öfter in Österreich und habe keine Lust, dass mich jeder darauf anspricht. Wir müssen Emotionen wecken, aber das geht nicht übers Palavern, nur durch Leistung.

Frage: Ist die aktuelle taktische Variante ein Experiment oder Ihr Ideal?

Nagelsmann: Man knallt eine Idee nicht auf eine Mannschaft, man schaut sich an, was man für Spieler hat. Und dann schaut man, welche Lösungen es drumherum besser machen. Wir haben uns für einen Weg entschieden - auch in Rücksprache mit der Mannschaft - und in allen Spielen dasselbe gespielt, nur mit zwei, drei Wechseln in der Startelf. Schmeiße ich im März alles um und passe es nur noch dem Gegner an? Darüber muss ich nachdenken.

Frage: Sie sagten, es brauche in Ihrer Mannschaft vielleicht mehr Arbeiter. Haben Sie diese Spieler, oder müssen neue gefunden werden?

Nagelsmann: Wir haben schon welche im Kader. Leon Goretzka hat sich voll reingehauen, Robert Andrich hat super gespielt, Grischa Prömel zeichnet genau das aus, er ist nur deswegen Profi geworden. Pascal Groß ist der Parademensch dafür, ich habe selten einen Profi gesehen, der sich selbst nicht so wichtig nimmt. Auch Jo Kimmich ist einer, der sich voll reinwirft. Da haben wir ein paar.

Frage: Aber?

Nagelsmann: Das brennt mir unter den Nägeln. Aber wenn ich jetzt zu viel sage, gibt es Schlagzeilen, das will ich nicht. Wenn man die ganzen Talente sieht, die wir haben, die ganzen Zauberer - die wuppen es normal, wenn es nicht schon seit Jahren so läuft, wie es läuft. Vielleicht müssen wir auf zwei Prozentpunkte Talent verzichten und zwei mehr "Worker" reinwerfen.

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