Nach Seelers Tor stürmte Schön die Tanzfläche

Direkte Qualifikation oder nervenaufreibende Play-off-Spiele? In Moskau geht es am Samstag (ab 17 Uhr, live im ZDF) gegen Russland für die deutsche Nationalmannschaft um das Ticket zur WM 2010 nach Südafrika.

Es ist nicht das erste Mal, dass eine DFB-Auswahl vor einem so entscheidenden WM-Qualifikationsspiel steht. In einer sechsteiligen Serie erinnert DFB.de-Autor Udo Muras an die spektakulärsten und legendärsten Spiele in der WM- und EM-Qualifikation der DFB-Geschichte.

Teil 1: Schweden - Deutschland, 26. September 1965

Als es überstanden war, wählte der sonst in jeder Hinsicht so zurückhaltende Helmut Schön bedeutsame Worte: „Nie zuvor stand ein Spiel unter so einer nervlichen Belastung für uns alle.“ Spät am Abend des 26. September 1965 sah man den Bundestrainer sogar das Tanzbein schwingen beim opulenten Bankett im Stockholmer Rathaus, denn der Weg nach England war frei. Ihm war erspart geblieben, was alle Nationaltrainer am meisten fürchten: eine Fußball-WM zu verpassen. Es hätte aber passieren können, damals im ersten richtigen Endspiel einer deutschen Nationalmannschaft um eine Turnier-Teilnahme.

Der Tag von Rasunda, wie das Stadion zu Stockholm heißt, zählt aus mehreren Gründen zu den bedeutendsten der DFB-Historie. Seine sportliche Bewertung fällt in der Rückschau nicht einfach aus. Die Partie fand einerseits Eingang in ein Buch über „Die großen Spiele der Nationalmannschaft“ (Copress, 1997). Dennoch waren sich die Kritiker damals einig, kein schönes Spiel gesehen zu haben. „Von der Wichtigkeit her konnte es auch kein gutes Spiel werden“, sagt Hans Tilkowski im Gespräch mit DFB.de. Der Dortmunder hütete damals das deutsche Tor.

Im Sportmagazin stand am 30. September 1965 zu lesen, es sei „eine der schwächsten Länderkampfbegegnungen, die man je erlebte“, gewesen. Und Englands Trainer Alf Ramsey, Tribünengast in Rasunda, sagte hinterher: „Ich würde keiner der beiden Mannschaften in England eine Chance einräumen.“ Nach dem legendären Finale von Wembley am 30. Juli 1966, das die deutsche Mannschaft erst in der Verlängerung mit 2:4 verlor, sah er sich eines Besseren belehrt.

WM-Halbfinalaus 1958 noch in Erinnerung

Im Spätsommer 1965 gab es durchaus Zweifel, ob Deutschland überhaupt auf die britische Insel würde fahren können. In der Dreier-Gruppe lagen die beiden großen Teams nach Siegen über Zypern und einem 1:1 im Hinspiel von Berlin Kopf an Kopf. Nur der Sieger würde zur WM fahren, bei einem Remis drohte ein drittes Spiel, das schon für den 4. Dezember 1965 in London terminiert war.

Das galt es zu vermeiden, doch das Rückspiel von Stockholm hatte ebenfalls Finalcharakter – ein Finale auf gegnerischem Boden, das unter ungünstigen Vorzeichen stand. Denn in Schweden hatte Deutschland nur ein einziges Mal gewonnen, und das lag 54 Jahre zurück. Danach setzte es sieben Niederlagen und zwei Unentschieden. Das WM-Aus im Halbfinale 1958 von Göteborg, als ein fanatisches Publikum die Atmosphäre aufheizte, war noch in den Köpfen.

Seelers Gesundheitszustand bereitet Sorgen

Hinzu kam die Personalsituation: Kapitän Uwe Seeler war im Februar an der gerissenen Achillessehne operiert worden, was in jener Zeit oft mit dem Karriereende einherging. Doch der HSV-Stürmer kämpfte sich zurück, ermuntert vom öffentlichen Zuspruch. Ins Krankenhaus wurden Blumen, Bälle und Marzipantorten geliefert, und Schön erkundigte sich alle drei Tage nach dem Stand der Genesung.

Als die Bundesliga im August startete, stand "Uns Uwe" wieder auf dem Platz, doch er war noch nicht der Alte. DFB-Masseur Erich Deuser riet von seinem Einsatz ab, er könne ja nicht hoch genug springen. Schön nominierte Seeler dennoch in den Kader, den er in Frankfurt für zwei und dann in Malente für drei Tage zusammenzog. Die Vorbereitung war akribisch.

Cramer spionierte Schweden aus

Mit dem Omnibus fuhr der ganze Kader extra zum ZDF nach Wiesbaden, um Aufzeichnungen von schwedischen Spielen zu sehen. Schöns Assistent Dettmar Cramer wurde vorausgeschickt, war schon vier Tage eher in Schweden, um den Gegner bei einem Testspiel auszuspionieren. Auch für die Moral wurde gesorgt, wie zufällig schauten die Berner Helden, Chef Sepp Herberger und Kapitän Fritz Walter, beim Training in Malente zu.

Am Freitag, 24. September, flog der DFB-Tross von Hamburg nach Stockholm. Der Kader bezog in einem herrschaftlichen Anwesen, dem Hotel Foresta, ein ehemaliges Grafen-Schloß direkt am Wasser, Quartier. Am Samstag wurde zur ungewöhnlichen Anstoßzeit von 13.30 Uhr trainiert.

Debüt von Franz Beckenbauer

Schön machte aus der Aufstellung ein Staatsgeheimnis, hatte dabei seine Mannschaft schon seit Tagen im Kopf. Er ging hohes Risiko, zumal in Zeiten, wo Auswechseln noch verboten war: Neben Rekonvaleszent Seeler stellte er zwei Debütanten aus München auf: Franz Beckenbauer, 20 Jahre, vom Aufsteiger FC Bayern, und Peter Grosser, 27, von 1860, der vom kurzfristigen Ausfall des Kölners Heinz Hornig profitierte.

Beckenbauer hatte erst sechs Bundesligaspiele absolviert, aber die Fachwelt war begeistert. „Dieses größte Talent seit Jahren wird auch in diesem Hexenkessel bestehen. Dafür verbürgen wir uns“, schrieb das Sportmagazin. Auch Uwe Seeler glaubte an ihn und ermutigte Schön: „Bringen Sie den Beckenbauer.“

Rechtsaußen Grosser war erfahrener, aber auch labiler als der junge "Kaiser". Umso wichtiger war es, dass der Abwehrroutinier Karl-Heinz Schnellinger aus Mailand freibekommen hatte, denn damals waren derartige Abstellungen ein Politikum und nicht selbstverständlich. Eine überraschende Änderung gab es noch: Der Kölner Wolfgang Weber bat Schön, ihn nicht aufzustellen. Er fühlte sich nach längerer Verletzungspause nicht fit. So rückte Horst Szymaniak vom Liga-"Prügelknaben" Tasmania Berlin ins Mittelfeld.

450 Journalisten aus aller Welt vor Ort

Das Spiel wurde von 450 Journalisten aus aller Welt besucht, die ARD übertrug live nach Deutschland. Am Mikrofon saß Rudi Michel. Die Deutschen, Hans Tilkowski erinnert sich noch genau, kamen extra früher zum Warmmachen auf den Rasen, um sich an die Atmosphäre zu gewöhnen, „wir wussten ja noch von 1958, wie fanatisch das Publikum sein kann.“

Unter den 52.943 waren 7000 Deutsche, die sich durch „Uwe-Uwe“-Rufe bemerkbar machten. Sein Einsatz hatte einen hohen psychologischen Effekt, den Schweden-Star Kurre Hamrin so beschrieb: „Mit Seeler auf dem Platz steht es schon 1:0 für Deutschland.“ Auch Tilkowski sagt noch heute: „Wir waren alle froh, dass Uwe mit dabei war.“

Seeler: "Mein Dankeschön an Helmut Schön"

Das Spiel lieferte erst wenig Grund zur Freude. Es begann zäh. Eine Minute vor der Pause verschätzte sich Tilkowski bei einem langen Ball, so dass Jonsson das 1:0 erzielte. „Es war ein Missverständnis mit dem Franz. Am liebsten hätte ich mir ein Loch gegraben“, ärgert sich Tilkowski immer noch. Doch schon im Gegenzug, noch in der 45. Minute, glückte dem Duisburger Werner Krämer der Ausgleich, an dem als Vorbereiter auch Seeler beteiligt gewesen war.

In der Kabine ordnete Schön an, nun schneller zu spielen und die weit ältere schwedische Elf (30,3 Jahre im Schnitt gegenüber 24,8) zu beschäftigen. „Jetzt habt ihr die große Chance. Jetzt in der ersten Viertelstunde, da sind sie noch von dem schnellen Konter zum 1:1 deprimiert“, sagte der Bundestrainer.

Seine Elf gehorchte, und nach 55 Minuten kam der große Moment, der Schöns Aufstellung vollauf bestätigte. Debütant Grosser setzte sich rechts durch und flankte flach vors Tor - und ausgerechnet Uwe Seeler rutschte mit letztem Einsatz hinein. 2:1! Es bedeutete den Sieg und die WM-Fahrkarte, nachdem Tilkowski noch eine Großchance von Harry Bild vereitelte und seinen Fehler mehr als wieder gut machte. „Das Tor war mein Dankeschön an Helmut Schön und dessen Mut, mich nach der Verletzung für solch ein wichtiges Spiel aufzustellen“, schrieb Seeler in seiner Biographie.

Ausgelassene Feier im Hotel

Abends trank er mit Schön Whiskey, im Hotel stieg noch eine lustige Fete und Tilkowski gelang es sogar, Freunde mit aufs Bankett zu schmuggeln. Es war zwar nicht erlaubt, aber an diesem Tag war alles egal. Helmut Schöns Prophezeiung sollte auch eintreffen: „Wir sind wieder auf dem Weg zu einer wirklich guten Mannschaft.“ Die auch den allerletzten formalen Schritt nach England ohne Mühe nahm und auf Zypern 6:0 siegte.

Die deutsche Elf von Stockholm: Tilkowski – Höttges, Sieloff, Schulz, Schnellinger – Beckenbauer, Szymaniak – Grosser, Seeler, Brunnenmeier, Krämer. [dfb]


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Direkte Qualifikation oder nervenaufreibende Play-off-Spiele? In Moskau geht es am Samstag (ab 17 Uhr, live im ZDF) gegen Russland für die deutsche Nationalmannschaft um das Ticket zur WM 2010 nach Südafrika.

Es ist nicht das erste Mal, dass eine DFB-Auswahl vor einem so entscheidenden WM-Qualifikationsspiel steht. In einer sechsteiligen Serie erinnert DFB.de-Autor Udo Muras an die spektakulärsten und legendärsten Spiele in der WM- und EM-Qualifikation der DFB-Geschichte.

Teil 1: Schweden - Deutschland, 26. September 1965

Als es überstanden war, wählte der sonst in jeder Hinsicht so zurückhaltende Helmut Schön bedeutsame Worte: „Nie zuvor stand ein Spiel unter so einer nervlichen Belastung für uns alle.“ Spät am Abend des 26. September 1965 sah man den Bundestrainer sogar das Tanzbein schwingen beim opulenten Bankett im Stockholmer Rathaus, denn der Weg nach England war frei. Ihm war erspart geblieben, was alle Nationaltrainer am meisten fürchten: eine Fußball-WM zu verpassen. Es hätte aber passieren können, damals im ersten richtigen Endspiel einer deutschen Nationalmannschaft um eine Turnier-Teilnahme.

Der Tag von Rasunda, wie das Stadion zu Stockholm heißt, zählt aus mehreren Gründen zu den bedeutendsten der DFB-Historie. Seine sportliche Bewertung fällt in der Rückschau nicht einfach aus. Die Partie fand einerseits Eingang in ein Buch über „Die großen Spiele der Nationalmannschaft“ (Copress, 1997). Dennoch waren sich die Kritiker damals einig, kein schönes Spiel gesehen zu haben. „Von der Wichtigkeit her konnte es auch kein gutes Spiel werden“, sagt Hans Tilkowski im Gespräch mit DFB.de. Der Dortmunder hütete damals das deutsche Tor.

Im Sportmagazin stand am 30. September 1965 zu lesen, es sei „eine der schwächsten Länderkampfbegegnungen, die man je erlebte“, gewesen. Und Englands Trainer Alf Ramsey, Tribünengast in Rasunda, sagte hinterher: „Ich würde keiner der beiden Mannschaften in England eine Chance einräumen.“ Nach dem legendären Finale von Wembley am 30. Juli 1966, das die deutsche Mannschaft erst in der Verlängerung mit 2:4 verlor, sah er sich eines Besseren belehrt.

WM-Halbfinalaus 1958 noch in Erinnerung

Im Spätsommer 1965 gab es durchaus Zweifel, ob Deutschland überhaupt auf die britische Insel würde fahren können. In der Dreier-Gruppe lagen die beiden großen Teams nach Siegen über Zypern und einem 1:1 im Hinspiel von Berlin Kopf an Kopf. Nur der Sieger würde zur WM fahren, bei einem Remis drohte ein drittes Spiel, das schon für den 4. Dezember 1965 in London terminiert war.

Das galt es zu vermeiden, doch das Rückspiel von Stockholm hatte ebenfalls Finalcharakter – ein Finale auf gegnerischem Boden, das unter ungünstigen Vorzeichen stand. Denn in Schweden hatte Deutschland nur ein einziges Mal gewonnen, und das lag 54 Jahre zurück. Danach setzte es sieben Niederlagen und zwei Unentschieden. Das WM-Aus im Halbfinale 1958 von Göteborg, als ein fanatisches Publikum die Atmosphäre aufheizte, war noch in den Köpfen.

Seelers Gesundheitszustand bereitet Sorgen

Hinzu kam die Personalsituation: Kapitän Uwe Seeler war im Februar an der gerissenen Achillessehne operiert worden, was in jener Zeit oft mit dem Karriereende einherging. Doch der HSV-Stürmer kämpfte sich zurück, ermuntert vom öffentlichen Zuspruch. Ins Krankenhaus wurden Blumen, Bälle und Marzipantorten geliefert, und Schön erkundigte sich alle drei Tage nach dem Stand der Genesung.

Als die Bundesliga im August startete, stand "Uns Uwe" wieder auf dem Platz, doch er war noch nicht der Alte. DFB-Masseur Erich Deuser riet von seinem Einsatz ab, er könne ja nicht hoch genug springen. Schön nominierte Seeler dennoch in den Kader, den er in Frankfurt für zwei und dann in Malente für drei Tage zusammenzog. Die Vorbereitung war akribisch.

Cramer spionierte Schweden aus

Mit dem Omnibus fuhr der ganze Kader extra zum ZDF nach Wiesbaden, um Aufzeichnungen von schwedischen Spielen zu sehen. Schöns Assistent Dettmar Cramer wurde vorausgeschickt, war schon vier Tage eher in Schweden, um den Gegner bei einem Testspiel auszuspionieren. Auch für die Moral wurde gesorgt, wie zufällig schauten die Berner Helden, Chef Sepp Herberger und Kapitän Fritz Walter, beim Training in Malente zu.

Am Freitag, 24. September, flog der DFB-Tross von Hamburg nach Stockholm. Der Kader bezog in einem herrschaftlichen Anwesen, dem Hotel Foresta, ein ehemaliges Grafen-Schloß direkt am Wasser, Quartier. Am Samstag wurde zur ungewöhnlichen Anstoßzeit von 13.30 Uhr trainiert.

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Debüt von Franz Beckenbauer

Schön machte aus der Aufstellung ein Staatsgeheimnis, hatte dabei seine Mannschaft schon seit Tagen im Kopf. Er ging hohes Risiko, zumal in Zeiten, wo Auswechseln noch verboten war: Neben Rekonvaleszent Seeler stellte er zwei Debütanten aus München auf: Franz Beckenbauer, 20 Jahre, vom Aufsteiger FC Bayern, und Peter Grosser, 27, von 1860, der vom kurzfristigen Ausfall des Kölners Heinz Hornig profitierte.

Beckenbauer hatte erst sechs Bundesligaspiele absolviert, aber die Fachwelt war begeistert. „Dieses größte Talent seit Jahren wird auch in diesem Hexenkessel bestehen. Dafür verbürgen wir uns“, schrieb das Sportmagazin. Auch Uwe Seeler glaubte an ihn und ermutigte Schön: „Bringen Sie den Beckenbauer.“

Rechtsaußen Grosser war erfahrener, aber auch labiler als der junge "Kaiser". Umso wichtiger war es, dass der Abwehrroutinier Karl-Heinz Schnellinger aus Mailand freibekommen hatte, denn damals waren derartige Abstellungen ein Politikum und nicht selbstverständlich. Eine überraschende Änderung gab es noch: Der Kölner Wolfgang Weber bat Schön, ihn nicht aufzustellen. Er fühlte sich nach längerer Verletzungspause nicht fit. So rückte Horst Szymaniak vom Liga-"Prügelknaben" Tasmania Berlin ins Mittelfeld.

450 Journalisten aus aller Welt vor Ort

Das Spiel wurde von 450 Journalisten aus aller Welt besucht, die ARD übertrug live nach Deutschland. Am Mikrofon saß Rudi Michel. Die Deutschen, Hans Tilkowski erinnert sich noch genau, kamen extra früher zum Warmmachen auf den Rasen, um sich an die Atmosphäre zu gewöhnen, „wir wussten ja noch von 1958, wie fanatisch das Publikum sein kann.“

Unter den 52.943 waren 7000 Deutsche, die sich durch „Uwe-Uwe“-Rufe bemerkbar machten. Sein Einsatz hatte einen hohen psychologischen Effekt, den Schweden-Star Kurre Hamrin so beschrieb: „Mit Seeler auf dem Platz steht es schon 1:0 für Deutschland.“ Auch Tilkowski sagt noch heute: „Wir waren alle froh, dass Uwe mit dabei war.“

Seeler: "Mein Dankeschön an Helmut Schön"

Das Spiel lieferte erst wenig Grund zur Freude. Es begann zäh. Eine Minute vor der Pause verschätzte sich Tilkowski bei einem langen Ball, so dass Jonsson das 1:0 erzielte. „Es war ein Missverständnis mit dem Franz. Am liebsten hätte ich mir ein Loch gegraben“, ärgert sich Tilkowski immer noch. Doch schon im Gegenzug, noch in der 45. Minute, glückte dem Duisburger Werner Krämer der Ausgleich, an dem als Vorbereiter auch Seeler beteiligt gewesen war.

In der Kabine ordnete Schön an, nun schneller zu spielen und die weit ältere schwedische Elf (30,3 Jahre im Schnitt gegenüber 24,8) zu beschäftigen. „Jetzt habt ihr die große Chance. Jetzt in der ersten Viertelstunde, da sind sie noch von dem schnellen Konter zum 1:1 deprimiert“, sagte der Bundestrainer.

Seine Elf gehorchte, und nach 55 Minuten kam der große Moment, der Schöns Aufstellung vollauf bestätigte. Debütant Grosser setzte sich rechts durch und flankte flach vors Tor - und ausgerechnet Uwe Seeler rutschte mit letztem Einsatz hinein. 2:1! Es bedeutete den Sieg und die WM-Fahrkarte, nachdem Tilkowski noch eine Großchance von Harry Bild vereitelte und seinen Fehler mehr als wieder gut machte. „Das Tor war mein Dankeschön an Helmut Schön und dessen Mut, mich nach der Verletzung für solch ein wichtiges Spiel aufzustellen“, schrieb Seeler in seiner Biographie.

Ausgelassene Feier im Hotel

Abends trank er mit Schön Whiskey, im Hotel stieg noch eine lustige Fete und Tilkowski gelang es sogar, Freunde mit aufs Bankett zu schmuggeln. Es war zwar nicht erlaubt, aber an diesem Tag war alles egal. Helmut Schöns Prophezeiung sollte auch eintreffen: „Wir sind wieder auf dem Weg zu einer wirklich guten Mannschaft.“ Die auch den allerletzten formalen Schritt nach England ohne Mühe nahm und auf Zypern 6:0 siegte.

Die deutsche Elf von Stockholm: Tilkowski – Höttges, Sieloff, Schulz, Schnellinger – Beckenbauer, Szymaniak – Grosser, Seeler, Brunnenmeier, Krämer.