Müller: "Tore sind nicht mein Benzin"

OLIVER BIERHOFF ÜBER...

... DEN VERGLEICH ZUM WM-HALBFINALE GEGEN BRASILIEN 2014: Die Franzosen sind eine Mannschaft, die extrem zusammengewachsen ist. Sie haben Selbstvertrauen, sind frisch, brauchten in vielen Spielen nicht an ihre Grenzen zu gehen. Sie haben den Rückenwind des Heimvorteiles und zudem technisch starke Spieler. Wir haben 120 Minuten in den Knochen, wir wollen ihnen aber hohe Qualität entgegegensetzen. Ich sehe den Vorteil bei den Franzosen in der Frische und dem Heimvorteil, ansonsten sehe ich uns auf gleichem Niveau. Ich bin fest überzeugt, dass wir einen anderen Widerstand erfahren als bei den Brasilianern 2014.

... DIE ZEIT IM TEAMQUARTIER IN ÉVIAN: Es ist ein besonderer Moment, weil wir jetzt hier die Zelte abbrechen, aber das Turnier noch nicht beendet ist. Wir sind jetzt 30 Tage hier, waren davor 12 Tage in Ascona. Nach dem Halbfinale ist es hektisch, da sollte der Fokus sowieso nur auf dem möglichen Endspiel liegen. Daher wollen wir uns jetzt bedanken, bei der Region, der Stadt Évian, den Sicherheitskräften, der Unterkunft. Wir haben uns hier sehr wohlgefühlt, es ist traumhaft schön hier. Die klimatischen Bedingungen waren hervorragend. Ich möchte mich auch bei den Medienvertreter für die gute und professionelle Zusammenarbeit bedanken. Und natürlich möchte ich mich bei den Fans vor den Fernsehern bedanken, wir merken, wie groß die Begeisterung in Deutschland ist. Auch im Stadion habe ich mich riesig über die Fan-Choreographie vor dem Italien-Spiel gefreut. Es ist toll, wie zahlreich uns die Fans im Stadion begleiten. Die Unterstützung vom DFB-Präsidenten Reinhard Grindel und der DFB-Delegation war groß, man merkt das Vertrauen und den Zuspruch.

MANUEL NEUER ÜBER...

... SEINE ROLLE ALS KAPITÄN GEGEN ITALIEN: Meine Rolle hat sich nicht verändert, denn ich habe diese Aufgabe schon früher übernommen, und das hat immer gut funktioniert. Als Bastian Schweinsteiger auf den Platz kam, war klar, dass ich die Binde an ihn abgebe. Das gehört sich einfach so, denn es war auch ein Signal, da das Spiel noch lange lief und unser Kapitän auf den Platz kam.

... DAS TAKTISCHE SYSTEM EINER DREIER- ODER VIERERKETTE: Mein Torwartspiel ändert sich dadurch nicht. Ich denke, dass wir die richtige Formation wählen werden. Der Trainer weiß, wie er gegen Frankreich spielen will. Wir werden einen Matchplan entwickeln, diese Idee verfolgen und in eine Richtung marschieren. Ich bin überzeugt, dass es die richtige ist.

... OLIVIER GIROUD: Er ist natürlich ein sehr gefährlicher Strafraumspieler, er ist kopfballstark, kann den Ball gut halten und seinen Kröper einsetzen. Er ist unangenehm für die Innenverteidigung. Aber ist kein Unbekannter für uns, ich kann mich auf ihn einstellen. Die gesamte Offensivabteilung der Franzosen bringt viel Qualität mit.

... ANTOINE GRIEZMANN: Nicht nur er, sondern auch andere französischen Spieler können gut kontern. Griezmann ist im Eins-gegen-Eins ein starker Spieler, da muss ich mich drauf vorbereiten - genau wie auf Paul Pogba. Das sind Spieler, die das Umschaltspiel gut beherrschen. Da müssen wir gut stehen und dürfen unsere Ordnung nicht verlieren. Jeder weiß, dass Griezmann kopfballstark ist und ein gutes Timing hat. Es gibt viele Facetten, die wir berücksichtigen müssen.

[dfb]


Die Spannung vor dem Halbfinale gegen Frankreich am Donnerstag (ab 21 Uhr, live im ZDF und im Fan-Club-Radio) in Marseille steigt. Noch zwei Tage bis zum wichtigen Duell gegen den Gastgeber und zum nächsten Schritt in Richtung Titelgewinn. Die Bilanz spricht dabei für die DFB-Auswahl.

Benedikt Höwedes und Bastian Schweinsteiger haben heute individuell im Zelt trainiert. Bei Höwedes gehe dabei nur um eine "Belastungssteuerung", Schweinsteigers Einsatz sei wegen einer Außenbandzerrung weiter fraglich, berichtet Oliver Bierhoff. Auf DFB.de sprechen der Teammanager und die beiden Weltmeister Manuel Neuer und Thomas Müller über Halbfinalgegner Frankreich, den Vergleich mit dem Halbfinalduell gegen Brasilien bei der WM 2014 - und sie ziehen ein Zwischenfazit der EURO 2016.

THOMAS MÜLLER ÜBER...

... DAS FEHLEN VON MARIO GOMEZ: Mario Gomez ist sehr wichtig für uns im Stafraum und rund um diesen. Aber unser Spiel ist nicht darauf ausgelegt, einen Stürmer hoch zu bedienen. Bei uns ist der Mittelstürmer kein fixer Anspielpunkt im System - anders als bei den Italienern mit Pellè. Bei Mario waren alle Qualitäten im Strafraum gefragt. Wenn ich jetzt an seiner Stelle auflaufen sollte, muss ich mich genauso in die Zweikämpfe reinhängen, wie es von einem Stürmer verlangt wird.

... SEINE MÖGLICHE ROLLE ALS STURMSPITZE: Grundsätzlich sehe ich das weder als Vorteil noch als Nachteil. Der Trainer hat noch nicht mit mir gesprochen, daher ist alles offen.

... SEINE TORFLAUTE: Tore sind nicht mein Benzin, eher der Speziallack auf dem Auto, der nach außen gut aussieht. Mein Benzin, das ist der Antrieb nach Erfolg, mein Antrieb, mit der Mannschaft etwas Großes zu leisten. Wir sind als Weltmeister hier angetreten und wollen den nächsten internationalen Titel holen. Dass ich gern ein Tor erzielen würde, ist ganz klar. Es waren einfach noch nicht viele Situationen da, und wenn sie da waren, habe ich nicht das Außergewöhnliche gezeigt. Das bringt mich aber nicht um. 2010 bin ich Torschützenkönig geworden, aber wir sind im Halbfinale ausgeschieden. Wenn ich daran zurückdenke, waren die Erlebnisse in Brasilien schöner. Ein Tor würde mir Ruhe geben, aber ich bin ja nicht hier, um Lob zu erhalten. Ich habe ein gutes Gefühl, und auch die Mannschaft gibt mir ein gutes Gefühl.

... SEINE KRAFT UND ENERGIE: Ich nehme viel Energie zu mir, denn ich esse gern. Trotzdem habe ich wenig auf den Rippen. Das zeigt, dass mein Verbrennungsmotor vielleicht nicht ganz ökonomisch funktionert. Ich habe grundsätzlich immer viel Energie. Wir haben beste Bedingungen, um uns zu regenerieren, deswegen kann ich alle vier Tage eine richtige Powerleistung raushauen.

... MÖGLICHER ANGST VOR DEN FRANZOSEN: Nein, Angst gehört nicht zu den Dingen, die bei uns in der Mannschaft vorherrschen. Wir haben die Bilder gesehen, wir kennen die guten Einzelspieler der Franzosen. Die Tore wurden individuell gut erzielt, allerdings hat die isländische Abwehr auch nicht immer gut ausgesehen. Darum wird es bei uns gehen, als Mannschaft gut zu verteidigen und den Gegner nicht in eine Siuation zu bringen, dass er seine individuelle Klasse einsetzen kann. Frankreich hat das Halbfinale nicht mit Glück erreicht, aber ich bin optimistisch, dass wir Lösungen finden. Die Ausfälle sind natürlich bitter, aber das muss man als Mannschaft auffangen. In der Breite waren wir noch nie so gut aufgestellt. Ich sehe das als Chance für die Spieler, sich zu präsentieren. Wir werden keine hohen Qualitätsverlust haben.

... DIE GELASSENHEIT DES BUNDESTRAINERS: Er wirkt auch auf uns sehr zuversichtlich. Er merkt, welche Qualität und Geschlossenheit die Mannschaft zeigt. Das gibt ihm Vertrauen. Joachim Löw ist seit zehn Jahren Cheftrainer, dadurch kennt er jeden kleinsten Winkel. Er war achtmal in Folge im Halbfinale. Er kann eine Erfolgshistorie aufweisen und weiß, wie er zu reagieren hat. Ich denke, das gibt ihm Gelassenheit. Das wirkt sich positiv auf uns aus. Er ist zielstrebig, aber nicht hektisch.

... DEN VERGLEICH MIT DEM WM-HALBFINALE GEGEN BRASILIEN: Es macht immer viel Spaß, gegen den Gastgeber zu spielen. Frankreich steht sicherlich auch aufgrund dieser Rolle unter Druck. Sie wissen, dass sie gegen eine exzellente Mannschaft spielen. Frankreich und Deutschland gehörten bereits vor dem Turnierstart zu den Favoriten, jetzt treffen wir im Halbfinale aufeinander. Viel schönere Spiele gibt es im Fußball nicht. Italien gegen Deutschland war auch so ein klangvolles Duell, oder Italien gegen Spanien. Für diese Spiele schaut man die EURO und begeistert sich für den Fußball. Wenn sich das Spiel am Donnerstag so entwickelt wie gegen Brasilien, wäre das gut für uns, aber ich gehe nicht davon aus, dass wir wieder 7:1 gewinnen.

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OLIVER BIERHOFF ÜBER...

... DIE PERSONALPROBLEME: Die Mannschaft ist im Laufe des Turnieres zusammengewachsen, hat sich nach und nach gesteigert. Deswegen bin ich überzeugt, dass wir die Ausfälle kompensieren können. Es gab auch bei anderen Turnieren genug Beispiele, bei denen Spieler, die man nicht auf dem Plan hatte, entscheidend waren und überraschend gut agierten. Die Spieler sind bereit, sie sind heiß und frisch. Ich bin sicher, dass das Korsett der Mannschaft steht und wir genug erfahrene Spieler haben, die die Jungen führen können.

... DIE OFFENSIVE: GEGEN FRANKREICH Mario Götze hat die ersten Spiele gespielt, sich engagiert und hereingekämpft. Er hat viele Laufwege gemacht, genau wie Thomas Müller. Wir haben verschiedene Varianten, auch auf den Außenpositionen. Es ist gut, dass wir noch ein bisschen Zeit haben, bis die finale Entscheidung getroffen werden muss.

... DIE LOCKERHEIT VON THOMAS MÜLLER: Es spitzt sich zu bei ihm, um dann zu explodieren. Thomas Müller hat genug Erfahrung, um sein Pulver nicht am Anfang zu verschießen. Er ist ein ehrgeiziger Spieler, er sucht in jedem Spiel seine Chancen und weiß aus eigener Erfahrung, dass sich die Situation jede Sekunde wieder ändern kann.

... DIE BISHERIGEN LEISTUNGEN DES DFB-TEAMS: Aus sportlicher Sicht kann ich sagen, das wir in den letzten 20 Jahren neunmal unter den letzten Vier standen. Das ist beeindruckend. Daher will ich dem deutschen Fußball danken, den kleinen Amateuervereinen und den großen Klubs, die tolle Spieler entdecken und ausbilden. Die Qualität ist hoch, das sollte uns motivieren, diesen Weg weiterzugehen und nicht aufzuhören. (DFB-Sportdirektor; Anm. d. Red.) Hansi Flick ist unglaublich engagiert in der Jugendarbeit, das wollen wir im DFB weiter vorantreiben und fortführen. Es macht mich unglaublich stolz, glücklich und auch dankbar, dass ich so eine Mannschaft managen darf. Auch bei einem Elfmeterschießen ist es keine Selbstverständlichkeit, dass junge Sipeler wie Jo Kimmich so schnell bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und auch die Qualität haben, um in solchen großen Momenten zu bestehen.

... DAS HALBFINALE GEGEN FRANKREICH: Wir spielen jetzt ein Halbfinale, in dem ich die Franzosen leicht favorisiert sehe. Sie haben ein Erfolgserlebnis hinter sich und keine 120 Minuten in den Knochen, zudem spüren sie die Unterstützung des ganzen Landes. Trotz der Personalsorgen haben wir aber keine Rumpftruppe, sondern Spieler, die sofort bereit sind. Das macht Mut, wir können auf Spieler zurückgreifen, die Qualität haben. Ich freue mich auf die nächsten Tage, wir sind voll fokussiert. Wir haben einen schweren Weg vor uns, sind aber bereit, ihn zu gehen.

... FRANKREICHS TOPSTÜRMER ANTOINE GRIEZMANN: Ich glaube, dass die Franzosen jetzt mehr und mehr Selbstvertrauen gefunden haben, weil sie mehr Tore schießen. Griezmann ist in einer guten Verfassung, er ist ein Spieler mit viel Fantasie und Entschlossenheit im Abschluss. Aber auch Olivier Giroud setzt seinen Körper im Strafruam gut ein. Wir kennen die individuelle Qualität der Franzosen, dem müssen wir eine gute Ordnung und Geschlossenheit entgegenstellen.

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OLIVER BIERHOFF ÜBER...

... DEN VERGLEICH ZUM WM-HALBFINALE GEGEN BRASILIEN 2014: Die Franzosen sind eine Mannschaft, die extrem zusammengewachsen ist. Sie haben Selbstvertrauen, sind frisch, brauchten in vielen Spielen nicht an ihre Grenzen zu gehen. Sie haben den Rückenwind des Heimvorteiles und zudem technisch starke Spieler. Wir haben 120 Minuten in den Knochen, wir wollen ihnen aber hohe Qualität entgegegensetzen. Ich sehe den Vorteil bei den Franzosen in der Frische und dem Heimvorteil, ansonsten sehe ich uns auf gleichem Niveau. Ich bin fest überzeugt, dass wir einen anderen Widerstand erfahren als bei den Brasilianern 2014.

... DIE ZEIT IM TEAMQUARTIER IN ÉVIAN: Es ist ein besonderer Moment, weil wir jetzt hier die Zelte abbrechen, aber das Turnier noch nicht beendet ist. Wir sind jetzt 30 Tage hier, waren davor 12 Tage in Ascona. Nach dem Halbfinale ist es hektisch, da sollte der Fokus sowieso nur auf dem möglichen Endspiel liegen. Daher wollen wir uns jetzt bedanken, bei der Region, der Stadt Évian, den Sicherheitskräften, der Unterkunft. Wir haben uns hier sehr wohlgefühlt, es ist traumhaft schön hier. Die klimatischen Bedingungen waren hervorragend. Ich möchte mich auch bei den Medienvertreter für die gute und professionelle Zusammenarbeit bedanken. Und natürlich möchte ich mich bei den Fans vor den Fernsehern bedanken, wir merken, wie groß die Begeisterung in Deutschland ist. Auch im Stadion habe ich mich riesig über die Fan-Choreographie vor dem Italien-Spiel gefreut. Es ist toll, wie zahlreich uns die Fans im Stadion begleiten. Die Unterstützung vom DFB-Präsidenten Reinhard Grindel und der DFB-Delegation war groß, man merkt das Vertrauen und den Zuspruch.

MANUEL NEUER ÜBER...

... SEINE ROLLE ALS KAPITÄN GEGEN ITALIEN: Meine Rolle hat sich nicht verändert, denn ich habe diese Aufgabe schon früher übernommen, und das hat immer gut funktioniert. Als Bastian Schweinsteiger auf den Platz kam, war klar, dass ich die Binde an ihn abgebe. Das gehört sich einfach so, denn es war auch ein Signal, da das Spiel noch lange lief und unser Kapitän auf den Platz kam.

... DAS TAKTISCHE SYSTEM EINER DREIER- ODER VIERERKETTE: Mein Torwartspiel ändert sich dadurch nicht. Ich denke, dass wir die richtige Formation wählen werden. Der Trainer weiß, wie er gegen Frankreich spielen will. Wir werden einen Matchplan entwickeln, diese Idee verfolgen und in eine Richtung marschieren. Ich bin überzeugt, dass es die richtige ist.

... OLIVIER GIROUD: Er ist natürlich ein sehr gefährlicher Strafraumspieler, er ist kopfballstark, kann den Ball gut halten und seinen Kröper einsetzen. Er ist unangenehm für die Innenverteidigung. Aber ist kein Unbekannter für uns, ich kann mich auf ihn einstellen. Die gesamte Offensivabteilung der Franzosen bringt viel Qualität mit.

... ANTOINE GRIEZMANN: Nicht nur er, sondern auch andere französischen Spieler können gut kontern. Griezmann ist im Eins-gegen-Eins ein starker Spieler, da muss ich mich drauf vorbereiten - genau wie auf Paul Pogba. Das sind Spieler, die das Umschaltspiel gut beherrschen. Da müssen wir gut stehen und dürfen unsere Ordnung nicht verlieren. Jeder weiß, dass Griezmann kopfballstark ist und ein gutes Timing hat. Es gibt viele Facetten, die wir berücksichtigen müssen.

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