"Mitsingen bei der Hymne beeinflusst Spielausgang nicht"

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Man weiß ja so einiges über Oliver Bierhoff. Etwa, dass der heute 44-Jährige in Karlsruhe geboren wurde, in Essen aufwuchs und seit 2004 Manager der deutschen Nationalmannschaft ist. Dass er mal für Udinese Calcio 27 Tore in einer Saison schoss und damit Torschützenkönig der Serie A wurde. Ein Deutscher - incredibile. Dass ihn Berti Vogts im Finale 1996 in der 69. Minute beim Stand von 0:1 einwechselte und Deutschland dank zweier Bierhoff-Treffer den EM-Titel holte. Dass er den schnellsten Hattrick in der Geschichte der A-Nationalmannschaft erzielt hat.

Etwas weniger bekannt: Oliver Bierhoff ist Schirmherr des DFB- und Mercedes-Integrationspreises. Die Bewerbungsfrist läuft Ende September aus. Im DFB.de-Gespräch der Woche redet der Ex-Europameister mit Redakteur Thomas Hackbarth über Integration, die Nationalhymne, Dublin und Berlin.

DFB.de: Der DFB und Mercedes-Benz vergeben zum sechsten Mal den mit rund 150.000 Euro dotierten Integrationspreis. Worum geht es dabei?

Oliver Bierhoff: Ein Wort reicht da schon: Zusammenhalt. Wir sind stolz darüber, wie sich der DFB- und Mercedes-Benz-Integrationspreis seit 2007 entwickelt hat. Bei der Verleihung im Februar hielt Bundeskanzlerin Angela Merkel die Eröffnungsrede. Und wenn die Preisträger 2012 ausgezeichnet sind, werden wir gemeinsam mit Mercedes nahezu eine Million Euro in Sach- und Geldpreisen an die Basis ausgeschüttet haben. Das respektvolle Zusammenspiel unterschiedlicher kultureller Herkünfte ist doch kein erfundenes Thema. Der Preis hat nichts künstlich angeschoben. Stattdessen bietet er eine Bühne für Fußballvereine, Schulen und Projekte, die Integration gezielt gestalten und leben. Ich empfinde es als ungeheuer wichtig, positive Beispiele öffentlich zu machen. Genau das leistet der DFB- und Mercedes-Benz-Integrationspreis.

DFB.de: Wie viele Vereine haben sich 2012 für den Preis beworben?

Bierhoff: Wie in den vergangenen Jahren werden wir rund 200 Bewerber haben. Der Integrationspreis ist kein Quiz, bei dem man eine Frage beantwortet. Bei uns melden sich Fußballvereine wie der VfL Fontana Finthen Mainz, die Spvgg. Kaufbeuren oder der BV Altenessen 06, die ihre Duschräume umbauen, die beim Sommerfest einen zweiten Grill aufstellen, die Sprachkurse und Bewerbungstrainings anbieten, die das direkte Gespräch mit der türkischen Community suchen. Dahinter steckt viel Arbeit von ganz vielen hoch engagierten Menschen. Ich finde das bewunderns- und vor allem nachahmenswert. Denn es zeigt anhand von Beispielen die integrative und Völker verbindende Kraft des Fußballs. Da werden im Kleinen große Signale ausgesendet.

DFB.de: A propos Engagement: Es gibt Schirmherren, die sind weniger präsent. Sie dagegen waren seit 2007 bei jeder Jurysitzung und fast jeder Preisverleihung vor Ort. Warum soviel Einsatz?

Bierhoff: Ich habe mehr als ein Jahrzehnt in Italien Fußball gespielt und dort gelebt. Ich musste selbst eine neue Sprache lernen, mich mit anderen Sitten und Normen vertraut machen, auch mal Vorurteilen begegnen. Und der Fußball und die Nationalmannschaft sind Paradebeispiele dafür, wie Integration funktionieren kann. Vom Fußball ist doch letztlich ein jeder fasziniert - unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion, Geschlecht, politischer oder sexueller Orientierung.

DFB.de: Ist die Hymnen-Diskussion beendet?

Bierhoff: Die Hymnen-Diskussion gab es schon zu meiner aktiven Zeit, und es wird sie auch weiter geben. Die letzten Diskussionen aber liefen in die verkehrte Richtung. Denn wenn infrage gestellt wird, ob wegen des Nicht-Singens einer unserer Spieler nicht mit ganzem Herzen für Deutschland spielt, ärgert mich das. Das hat nichts miteinander zu tun. Ich weiß, dass es für alle Spieler eine Ehre ist, in der Nationalmannschaft zu spielen. Das Mitsingen bei der Hymne hat keinerlei Relevanz für den Ausgang des Spiels. Die Zeile "Einigkeit und Recht und Freiheit" impliziert übrigens auch das Recht, nicht mitsingen zu müssen. Es ist die Entscheidung jedes einzelnen, wie er damit umgeht. Dies hat zu tun mit Toleranz und Respekt. Und das sind Werte, die auch wir beim DFB ganz groß schreiben. Auch im Umgang mit den Spielern.

DFB.de: Bei der Verleihung des Integrationspreises 2011 saß Angela Merkel neben Ihnen. Wie verlief das Tischgespräch?

Bierhoff: Es ist immer sehr angenehm, die Bundeskanzlerin zu treffen und mit ihr zu sprechen. Wir wissen, dass ihr das Thema Integration sehr am Herzen liegt. Insofern war es eine tolle Geste, dass sie bei der letztjährigen Preisverleihung anwesend war.

DFB.de: Sie haben in Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien gespielt. Was ist aus diesen Ländern jeweils bei Ihnen hängengeblieben?

Bierhoff: Die jeweiligen Sprachen und viele gute Freunde sind geblieben. Der Aufenthalt im Ausland hat mich reifen lassen. Und er hat mich gerade beim Thema Integration sensibler gemacht.

DFB.de: Eine perfekte EM-Qualifikation, eine Serie von 15 Spielen ohne Niederlage - dann folgte das Halbfinal-Aus gegen Italien. Im September startete das A-Team wiederum mit zwei Siegen in die WM-Qualifikation. Wo steht derzeit das Stimmungsbarometer bei der Nationalmannschaft?

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Bierhoff: Ich glaube, dass die Erwartungshaltung an die Mannschaft sehr hoch ist, vielleicht sogar zu hoch. Die Messlatte aber haben wir selbst ja so hoch angelegt durch das gute Abschneiden bei den großen WM- und EM-Turnieren der vergangenen Jahre. Intern sehen wir das realistisch und recht nüchtern. Für uns ist das verlorene EM-Halbfinale abgehakt. Nun geht es rein um die Qualifikation für die WM 2014 in Brasilien. Das ist ein völlig neuer Wettbewerb, der auch nicht verglichen werden kann und sollte mit vorhergehenden Qualifikationsrunden. Der Start mit zwei Siegen gegen die Färöer und in Österreich war gut. Dass wir uns spielerisch auch noch steigern können, wissen wir. Wir bewahren die Ruhe und blicken nun von Spiel zu Spiel. Im Moment konzentrieren wir uns auf Irland und Schweden. Die WM in Brasilien ist aktuell kein Thema.

DFB.de: Wie schätzen Sie die beiden kommenden Gegner ein?

Bierhoff: In unserer Gruppe sind wir der Favorit. Somit also auch bei den anstehenden beiden Spielen. Irland und Schweden waren beide bei der EURO dabei, das darf man nicht vergessen. Und bei unserem letzten Spiel in Dublin 2007 haben wir uns schwer getan, waren nach einem torlosen Unentschieden mit einem Punkt sogar zufrieden. Wir sind also gewarnt und wissen, was uns dort erwartet. Die Fans in Dublin werden ihre Mannschaft 90 Minuten lang anfeuern. Da wird eine aufgeheizte Stimmung herrschen.

DFB.de: Und Schweden?

Bierhoff: Auch dieses Spiel in Berlin wird sicher stimmungsvoll - schon jetzt sind über 50.0000 Karten verkauft. Schwedens Kapitän Zlatan Ibrahimovic gehört zu den besten Stürmern der Welt, die Fans im Berliner Olympiastadion dürfen sich auf ihn freuen. Genauso aber auch auf unsere Mannschaft. Ich habe großes Vertrauen in unsere Spieler, die im Oktober auch wieder mehr Trainings- und Spielrhythmus haben als noch zuletzt. Ich bin zuversichtlich, dass wir nach den beiden Spielern noch Erster unserer WM-Qualifikationsgruppe C sind.

DFB.de: Wann zieht Bundestrainer Jogi Löw die Mannschaft für die beiden Oktober-Spiele zusammen?

Bierhoff: Wir treffen uns am Montag, 8. Oktober, in Frankfurt, werden dort dann auch bis einen Tag vor dem Spiel trainieren. Am Donnerstag fliegen wir dann nach Dublin, wo wir am 12. Oktober auf Irland treffen. Am 13. Oktober geht es dann direkt nach Berlin.

DFB.de: Ist für das Rahmenprogramm etwas Besonderes geplant?

Bierhoff: Nein, denn wir sind nur zehn Tage zusammen und bestreiten zwei ganz wichtige Spiele. Vor Dublin denken wir nur an Irland, ab Samstag dann an die Schweden. Bei Turnieren müssen wir darauf achten, dass wir auch außerhalb des Sports keine Routine aufkommen lassen.

DFB.de: Sportdirektor des DFB ist seit dem 1. August Robin Dutt. In Wien stattete er dem deutschen Team einen ersten Besuch ab. Wie läuft die Zusammenarbeit?

Bierhoff: Robin Dutt ist ein ausgewiesener Fachmann, der dem DFB sehr gut tut. Dass er nicht nur im Profi-, sondern vor allem auch im so wichtigen Nachwuchsbereich unglaublich kompetent ist, hat er ja auch beim SC Freiburg nachgewiesen. Wir erleben die Zusammenarbeit, die ja gerade erst begonnen hat, als sehr angenehm und wohltuend. Es gab unter der Leitung von Robin Dutt bereits eine erste Trainertagung im DFB mit allen sportlich Verantwortlichen, bei der auch Hansi Flick die Erfahrungen und Sichtweise der Nationalmannschaft eingebracht hat. Alle Themen zu bündeln und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen, ist nun die Aufgabe des Sportdirektors. Der vollen Unterstützung der Nationalmannschaft kann er sich sicher sein, und er ist bei uns immer herzlich willkommen. Wir freuen uns, dass er bei uns ist und wir mit ihm gemeinsam die Entwicklungen im Fußball beim DFB weiter vorantreiben können.

DFB.de: Ihre Frau Klara und Sie haben große Summen für die "Mexico-Hilfe" gespendet. Sie sind Schirmherr des DFB- und Mercedes-Benz-Integrationspreises und engagieren sich für weitere soziale Anliegen. Zumeist im Hintergrund, aber mit großem Engagement. Dennoch werden Sie von einigen Fans, die Ihnen Arroganz und Kälte unterstellen, mitunter anders gesehen. Ärgert Sie das?

Bierhoff: Ich werde immer klar für das Leistungsprinzip einstehen, immer auch für Elite, was aber nicht bedeutet, dass ich die Basis vergesse. Natürlich eckt man damit hier und da auch an. Die Nationalmannschaft ist der Zusammenschluss der besten deutschen Fußballer, und dafür brauchen wir die besten Bedingungen. Dennoch bin ich mir meiner privilegierten Rolle vollauf bewusst, die ich letztlich auch dem Fußball verdanke. Auch in meiner Familie wurde und wird stets nach dem Credo gelebt, dass derjenige, dem es gut geht, auch die nicht vergisst, die keinen Platz auf der Sonnenseite des Lebens haben.

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Man weiß ja so einiges über Oliver Bierhoff. Etwa, dass der heute 44-Jährige in Karlsruhe geboren wurde, in Essen aufwuchs und seit 2004 Manager der deutschen Nationalmannschaft ist. Dass er mal für Udinese Calcio 27 Tore in einer Saison schoss und damit Torschützenkönig der Serie A wurde. Ein Deutscher - incredibile. Dass ihn Berti Vogts im Finale 1996 in der 69. Minute beim Stand von 0:1 einwechselte und Deutschland dank zweier Bierhoff-Treffer den EM-Titel holte. Dass er den schnellsten Hattrick in der Geschichte der A-Nationalmannschaft erzielt hat.

Etwas weniger bekannt: Oliver Bierhoff ist Schirmherr des DFB- und Mercedes-Integrationspreises. Die Bewerbungsfrist läuft Ende September aus. Im DFB.de-Gespräch der Woche redet der Ex-Europameister mit Redakteur Thomas Hackbarth über Integration, die Nationalhymne, Dublin und Berlin.

DFB.de: Der DFB und Mercedes-Benz vergeben zum sechsten Mal den mit rund 150.000 Euro dotierten Integrationspreis. Worum geht es dabei?

Oliver Bierhoff: Ein Wort reicht da schon: Zusammenhalt. Wir sind stolz darüber, wie sich der DFB- und Mercedes-Benz-Integrationspreis seit 2007 entwickelt hat. Bei der Verleihung im Februar hielt Bundeskanzlerin Angela Merkel die Eröffnungsrede. Und wenn die Preisträger 2012 ausgezeichnet sind, werden wir gemeinsam mit Mercedes nahezu eine Million Euro in Sach- und Geldpreisen an die Basis ausgeschüttet haben. Das respektvolle Zusammenspiel unterschiedlicher kultureller Herkünfte ist doch kein erfundenes Thema. Der Preis hat nichts künstlich angeschoben. Stattdessen bietet er eine Bühne für Fußballvereine, Schulen und Projekte, die Integration gezielt gestalten und leben. Ich empfinde es als ungeheuer wichtig, positive Beispiele öffentlich zu machen. Genau das leistet der DFB- und Mercedes-Benz-Integrationspreis.

DFB.de: Wie viele Vereine haben sich 2012 für den Preis beworben?

Bierhoff: Wie in den vergangenen Jahren werden wir rund 200 Bewerber haben. Der Integrationspreis ist kein Quiz, bei dem man eine Frage beantwortet. Bei uns melden sich Fußballvereine wie der VfL Fontana Finthen Mainz, die Spvgg. Kaufbeuren oder der BV Altenessen 06, die ihre Duschräume umbauen, die beim Sommerfest einen zweiten Grill aufstellen, die Sprachkurse und Bewerbungstrainings anbieten, die das direkte Gespräch mit der türkischen Community suchen. Dahinter steckt viel Arbeit von ganz vielen hoch engagierten Menschen. Ich finde das bewunderns- und vor allem nachahmenswert. Denn es zeigt anhand von Beispielen die integrative und Völker verbindende Kraft des Fußballs. Da werden im Kleinen große Signale ausgesendet.

DFB.de: A propos Engagement: Es gibt Schirmherren, die sind weniger präsent. Sie dagegen waren seit 2007 bei jeder Jurysitzung und fast jeder Preisverleihung vor Ort. Warum soviel Einsatz?

Bierhoff: Ich habe mehr als ein Jahrzehnt in Italien Fußball gespielt und dort gelebt. Ich musste selbst eine neue Sprache lernen, mich mit anderen Sitten und Normen vertraut machen, auch mal Vorurteilen begegnen. Und der Fußball und die Nationalmannschaft sind Paradebeispiele dafür, wie Integration funktionieren kann. Vom Fußball ist doch letztlich ein jeder fasziniert - unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion, Geschlecht, politischer oder sexueller Orientierung.

DFB.de: Ist die Hymnen-Diskussion beendet?

Bierhoff: Die Hymnen-Diskussion gab es schon zu meiner aktiven Zeit, und es wird sie auch weiter geben. Die letzten Diskussionen aber liefen in die verkehrte Richtung. Denn wenn infrage gestellt wird, ob wegen des Nicht-Singens einer unserer Spieler nicht mit ganzem Herzen für Deutschland spielt, ärgert mich das. Das hat nichts miteinander zu tun. Ich weiß, dass es für alle Spieler eine Ehre ist, in der Nationalmannschaft zu spielen. Das Mitsingen bei der Hymne hat keinerlei Relevanz für den Ausgang des Spiels. Die Zeile "Einigkeit und Recht und Freiheit" impliziert übrigens auch das Recht, nicht mitsingen zu müssen. Es ist die Entscheidung jedes einzelnen, wie er damit umgeht. Dies hat zu tun mit Toleranz und Respekt. Und das sind Werte, die auch wir beim DFB ganz groß schreiben. Auch im Umgang mit den Spielern.

DFB.de: Bei der Verleihung des Integrationspreises 2011 saß Angela Merkel neben Ihnen. Wie verlief das Tischgespräch?

Bierhoff: Es ist immer sehr angenehm, die Bundeskanzlerin zu treffen und mit ihr zu sprechen. Wir wissen, dass ihr das Thema Integration sehr am Herzen liegt. Insofern war es eine tolle Geste, dass sie bei der letztjährigen Preisverleihung anwesend war.

DFB.de: Sie haben in Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien gespielt. Was ist aus diesen Ländern jeweils bei Ihnen hängengeblieben?

Bierhoff: Die jeweiligen Sprachen und viele gute Freunde sind geblieben. Der Aufenthalt im Ausland hat mich reifen lassen. Und er hat mich gerade beim Thema Integration sensibler gemacht.

DFB.de: Eine perfekte EM-Qualifikation, eine Serie von 15 Spielen ohne Niederlage - dann folgte das Halbfinal-Aus gegen Italien. Im September startete das A-Team wiederum mit zwei Siegen in die WM-Qualifikation. Wo steht derzeit das Stimmungsbarometer bei der Nationalmannschaft?

[bild2]

Bierhoff: Ich glaube, dass die Erwartungshaltung an die Mannschaft sehr hoch ist, vielleicht sogar zu hoch. Die Messlatte aber haben wir selbst ja so hoch angelegt durch das gute Abschneiden bei den großen WM- und EM-Turnieren der vergangenen Jahre. Intern sehen wir das realistisch und recht nüchtern. Für uns ist das verlorene EM-Halbfinale abgehakt. Nun geht es rein um die Qualifikation für die WM 2014 in Brasilien. Das ist ein völlig neuer Wettbewerb, der auch nicht verglichen werden kann und sollte mit vorhergehenden Qualifikationsrunden. Der Start mit zwei Siegen gegen die Färöer und in Österreich war gut. Dass wir uns spielerisch auch noch steigern können, wissen wir. Wir bewahren die Ruhe und blicken nun von Spiel zu Spiel. Im Moment konzentrieren wir uns auf Irland und Schweden. Die WM in Brasilien ist aktuell kein Thema.

DFB.de: Wie schätzen Sie die beiden kommenden Gegner ein?

Bierhoff: In unserer Gruppe sind wir der Favorit. Somit also auch bei den anstehenden beiden Spielen. Irland und Schweden waren beide bei der EURO dabei, das darf man nicht vergessen. Und bei unserem letzten Spiel in Dublin 2007 haben wir uns schwer getan, waren nach einem torlosen Unentschieden mit einem Punkt sogar zufrieden. Wir sind also gewarnt und wissen, was uns dort erwartet. Die Fans in Dublin werden ihre Mannschaft 90 Minuten lang anfeuern. Da wird eine aufgeheizte Stimmung herrschen.

DFB.de: Und Schweden?

Bierhoff: Auch dieses Spiel in Berlin wird sicher stimmungsvoll - schon jetzt sind über 50.0000 Karten verkauft. Schwedens Kapitän Zlatan Ibrahimovic gehört zu den besten Stürmern der Welt, die Fans im Berliner Olympiastadion dürfen sich auf ihn freuen. Genauso aber auch auf unsere Mannschaft. Ich habe großes Vertrauen in unsere Spieler, die im Oktober auch wieder mehr Trainings- und Spielrhythmus haben als noch zuletzt. Ich bin zuversichtlich, dass wir nach den beiden Spielern noch Erster unserer WM-Qualifikationsgruppe C sind.

DFB.de: Wann zieht Bundestrainer Jogi Löw die Mannschaft für die beiden Oktober-Spiele zusammen?

Bierhoff: Wir treffen uns am Montag, 8. Oktober, in Frankfurt, werden dort dann auch bis einen Tag vor dem Spiel trainieren. Am Donnerstag fliegen wir dann nach Dublin, wo wir am 12. Oktober auf Irland treffen. Am 13. Oktober geht es dann direkt nach Berlin.

DFB.de: Ist für das Rahmenprogramm etwas Besonderes geplant?

Bierhoff: Nein, denn wir sind nur zehn Tage zusammen und bestreiten zwei ganz wichtige Spiele. Vor Dublin denken wir nur an Irland, ab Samstag dann an die Schweden. Bei Turnieren müssen wir darauf achten, dass wir auch außerhalb des Sports keine Routine aufkommen lassen.

DFB.de: Sportdirektor des DFB ist seit dem 1. August Robin Dutt. In Wien stattete er dem deutschen Team einen ersten Besuch ab. Wie läuft die Zusammenarbeit?

Bierhoff: Robin Dutt ist ein ausgewiesener Fachmann, der dem DFB sehr gut tut. Dass er nicht nur im Profi-, sondern vor allem auch im so wichtigen Nachwuchsbereich unglaublich kompetent ist, hat er ja auch beim SC Freiburg nachgewiesen. Wir erleben die Zusammenarbeit, die ja gerade erst begonnen hat, als sehr angenehm und wohltuend. Es gab unter der Leitung von Robin Dutt bereits eine erste Trainertagung im DFB mit allen sportlich Verantwortlichen, bei der auch Hansi Flick die Erfahrungen und Sichtweise der Nationalmannschaft eingebracht hat. Alle Themen zu bündeln und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen, ist nun die Aufgabe des Sportdirektors. Der vollen Unterstützung der Nationalmannschaft kann er sich sicher sein, und er ist bei uns immer herzlich willkommen. Wir freuen uns, dass er bei uns ist und wir mit ihm gemeinsam die Entwicklungen im Fußball beim DFB weiter vorantreiben können.

DFB.de: Ihre Frau Klara und Sie haben große Summen für die "Mexico-Hilfe" gespendet. Sie sind Schirmherr des DFB- und Mercedes-Benz-Integrationspreises und engagieren sich für weitere soziale Anliegen. Zumeist im Hintergrund, aber mit großem Engagement. Dennoch werden Sie von einigen Fans, die Ihnen Arroganz und Kälte unterstellen, mitunter anders gesehen. Ärgert Sie das?

Bierhoff: Ich werde immer klar für das Leistungsprinzip einstehen, immer auch für Elite, was aber nicht bedeutet, dass ich die Basis vergesse. Natürlich eckt man damit hier und da auch an. Die Nationalmannschaft ist der Zusammenschluss der besten deutschen Fußballer, und dafür brauchen wir die besten Bedingungen. Dennoch bin ich mir meiner privilegierten Rolle vollauf bewusst, die ich letztlich auch dem Fußball verdanke. Auch in meiner Familie wurde und wird stets nach dem Credo gelebt, dass derjenige, dem es gut geht, auch die nicht vergisst, die keinen Platz auf der Sonnenseite des Lebens haben.