Meyer über Kopfverletzungsprävention: "Vieles ist verbessert worden"

Das Thema "Kopfverletzungen" begleitet den Fußball schon seit einiger Zeit. Im Interview nimmt Prof. Dr. Tim Meyer, Arzt der Nationalmannschaft und Vorsitzender der DFB-Kommission Sportmedizin, im Interview auf DFB.de Stellung zu den drängendsten Fragen und aktuellen Entwicklungen.

DFB.de: Herr Prof. Dr. Meyer, als vor zwei Jahren der US-Fußballverband ein generelles Kopfballverbot für Kinder bis zum 11. Lebensjahr einführte, reagierten auch Eltern in Deutschland verunsichert. Wie bewerten Sie das Gesundheitsrisiko für Kinder durch Kopfbälle beim Fußball?

Prof. Dr. Tim Meyer: Das komplette Verbot der Amerikaner erschließt sich mir zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Die Studien, die in den USA herangezogen wurden, bieten jedenfalls aus meiner Sicht keine hinreichende Datenlage für eine so gravierende Regeländerung. Und dann stellt sich mir auch die Frage der richtigen Strategie, wenn man Schädigungen durch Kopfbälle annimmt. Ich hielte es für sinnvoller, etwa beim Erlernen der richtigen Kopfballtechnik im Training bei den jüngeren Jahrgängen leichtere Bälle einzusetzen und auf die korrekte Ausführung zu achten. Das hätte auch nachhaltige Effekte für das weitere Fußballspielen.

DFB.de: Zuletzt berichtete der NDR-Sportclub über eine Regel in der englischen Premier League, die festlegt, dass ein Spieler ausgewechselt werden muss, sobald er auch nur für Sekunden sein Bewusstsein verliert.

Meyer: Darin sehe ich eher eine Überregulierung. Wenn ein Spieler in der Bundesliga oder bei einem Länderspiel unserer Mannschaft etwa nach einer Kopf-an-Kopf-Kollision das Bewusstsein verliert, wird er selbstverständlich ausgewechselt - auch wenn es sich nur um einen sekundenartigen Bewusstseinsverlust handelt. Dafür brauchen wir keine Regeländerung, und das weiß auch jeder Mannschaftsarzt. Darüber hinaus finde ich es schon manchmal leichtfertig, wie mit dem komplexen Thema Kopfverletzungen in der aktuellen Diskussion umgegangen wird.

DFB.de: Was läuft aus Ihrer Sicht schief in der Debatte über Kopfverletzungen im Fußball?

Meyer: In der Berichterstattung und Diskussion werden drei verschiedene Themenbereiche durcheinander geworfen: einerseits die Akutversorgung auf dem Platz und unmittelbar nach dem Ereignis, andererseits eventuelle Langzeitschäden und schließlich die Frage, ob Kopfbälle im Kindesalter die Hirnentwicklung beeinträchtigen. Reden wir erst mal über die Akutversorgung auf dem Platz und damit verknüpft die Entscheidung, ob der Spieler weitermachen kann. Stichwort: Christoph Kramer oder Álvaro Pereira. Anders als bei den Langzeitschäden, für die wir in unserer Sportart bislang kaum Beispiele haben, berührt diese Problematik den Fußball durchaus. Wir müssen aufgrund vorliegender Daten vermuten, dass Profis nach einer Gehirnerschütterung eher etwas zu kurz pausieren, wenn man internationale Expertenempfehlungen zugrunde legt. Die Rückkehr ins Training oder in den Wettbewerb kommt manchmal recht früh. Hier wird möglicherweise in einzelnen Fällen zu progressiv entschieden.

DFB.de: Wie könnte die Versorgung des Spielers optimiert werden?

Meyer: Was unmittelbar helfen würde, wäre eine schnelle Verfügbarkeit der Bilder des Verletzungsereignisses, am besten in Realgeschwindigkeit und Zeitlupe. Parallel zur Akutversorgung auf dem Feld könnte man an der Seitenlinie sofort checken, mit welcher Wucht die Kollision tatsächlich verlief. Ansonsten ist auch in den vergangenen Jahren schon vieles verbessert worden, etwa durch die sogenannte "Drei-Minuten-Regel". Wenn es nicht offensichtlich ist, informiert der Mannschaftsarzt den Schiedsrichter, dass es sich um eine Kopfverletzung handelt. Daraufhin muss das Spiel für bis zu drei Minuten unterbrochen werden, in denen jeder Mannschaftsarzt in der Lage sein sollte, über das Weiterspielen zu entscheiden. Denn es geht hier nicht um eine exakte Diagnosestellung, sondern lediglich um die Frage, ob es weitergehen kann für den Spieler. Gerade weil das medizinische Risiko deutlich erhöht ist, wenn man einen Spieler mit Gehirnerschütterung auf dem Platz ließe und der in eine weitere Kollision geriete, wurde die Regelveränderung auf den Weg gebracht.

DFB.de: Gibt es auch Ansätze für die Versorgung kopfverletzter Spieler, nachdem sie das Spielfeld verlassen haben?

Meyer: Hier läuft nach meiner Ansicht vieles schon sehr gut. Es kommt kaum vor, dass Lizenzspieler in Deutschland keinem Neurologen vorgestellt werden. Auch eine Bildgebung, zum Beispiel ein Kernspin, ist Standard. Was man sich hier noch wünschen würde, ist ein besserer Maßstab, um nach einigen Tagen den optimalen Zeitpunkt für das "Return to play", die Wiederaufnahme von Training und Wettkampf, festzulegen. Idealerweise würde man sich hier an neurophysiologischen und anderen Tests orientieren. Deren Ergebnis würde mit einer "Baseline" verglichen, die im gesunden Zustand erhoben wurde. Insofern ist die Festlegung einer obligaten Baseline-Testung für jeden Spieler ein Schritt, den wir in Betracht ziehen. Leider gibt es zu diesem Zweck eine Reihe konkurrierender Verfahren, und auch international herrscht alles andere als Einigkeit, was die Festlegung nicht vereinfacht.

DFB.de: Sie sprachen als weiteres Thema Langzeitschäden an.

Meyer: Die Entwicklungen im amerikanischen Profi-Football sind hinlänglich bekannt. Zuletzt hat sich die NFL mit Spielern über eine finanzielle Entschädigung in enormer Höhe geeinigt. Beim American Football und auch beim Eishockey in den USA kam es bei Ex-Profis einige Jahre nach Karriereende zu Fällen von Depression, Demenz und Suizidalität, offenbar ausgelöst durch aufsummierte Kopfverletzungen und wahrscheinlich auch wiederkehrende Impulse auf den Kopf, die unterhalb des Verletzungsniveaus bleiben. Das Krankheitsbild hat sogar schon einen eigenen Namen: chronisch-traumatische Enzephalopathie, kurz CTE. Allerdings muss man sich zur Bewertung der CTE-Gefährdung in einer Sportart genau mit Regelwerk und sportartspezifischer Realität auseinandersetzen.

DFB.de: Wie sieht es da beim Fußball aus?

Meyer: Der Fußball sieht mit etwa einer Kopfverletzung jeden zweiten Spieltag, fast ausschließlich geringgradige Ereignisse, vergleichsweise gut aus. Nehmen Sie zum Vergleich die Spieler in den Angriffs- und Verteidigungslinien beim Football, die kollidieren ständig mit den Köpfen. Auch wenn sie Helme tragen muss man sagen, dass die eher vor Knochenbrüchen als vor Gehirnerschütterungen schützen. Im Fußball ist uns hierzulande bislang kein einziger gesicherter CTE-Fall bekannt, was gewiss an der weitaus geringeren Wahrscheinlichkeit von Kopfverletzungen liegt.

DFB.de: Was hat der DFB präventiv unternommen?

Meyer: Bereits 2013 haben wir in der Medizinischen Kommission des DFB beschlossen, Kopfverletzungen zum Schwerpunktthema der nächsten drei Jahre zu machen. Auf zwei Ärztetagungen wurden gemeinsam mit der DFL die Mannschaftsärzte der Bundesligaklubs geschult. Zusätzlich haben wir in Frankfurt eine weitere Fortbildung für Mannschaftsärzte im professionellen Fußball veranstaltet, exklusiv den Kopfverletzungen und deren richtiger Behandlung gewidmet. Wir haben das Curriculum der Trainerausbildung verändert. Ende November war ich zum zweiten Mal in Hennef, um angehende Fußballlehrer über die Risiken einer Kopfverletzung zu informieren.

DFB.de: Und im Amateurfußball?

Meyer: Auch hier wollen wir für mehr Wissen sorgen, etwa mit einem Online-Auftritt bei FUSSBALL.DE. Natürlich kommt es im deutschen Fußball zu Gehirnerschütterungen, die in der Zahl jene von American Football und Eishockey hierzulande übersteigen. Das liegt aber nur an der Popularität der Sportart und an der riesigen Anzahl von Spielen im Vergleich zu den anderen genannten Disziplinen. Bei in der Spitze 80.000 Amateurspielen pro Wochenende, kommt es in der Summe eben auch zu einigen Gehirnerschütterungen, vielleicht zu mehr als an einem Wochenende in Deutschlands Boxhallen. Die sogenannte Inzidenz, also die Häufigkeit einer Verletzung pro Spielstunde, ist im Fußball jedenfalls nicht so hoch wie in den genannten Risikosportarten.

Seit 2014 muss in der englischen Premier League jeder Spieler ausgewechselt werden, der auch nur sekundenlang bewusstlos war. Auslöser war ein Vorfall mit Tottenhams Torwart Hugo Lloris, der in einer Partie gegen den FC Everton trotz kurzer Bewusstlosigkeit nicht ausgewechselt wurde. In Deutschland am bekanntesten dürfte Christoph Kramers Gehirnerschütterung beim WM-Finale 2014 sein. Der deutsche Nationalspieler war mit Argentiniens Ezequiel Garay zusammen gestoßen und wurde erst 15 Minuten später ausgewechselt. Im September 2014 erließ die FIFA die sogenannte "Drei-Minuten-Regel": Bei der Akutbehandlung einer Kopfverletzung informiert der Arzt auf dem Feld den Schiedsrichter, der das Spiel dann für drei Minuten unterbricht, um ausreichend Zeit für die Entscheidung zu ermöglichen, ob der Spieler auf dem Platz bleiben kann.

[th]

Das Thema "Kopfverletzungen" begleitet den Fußball schon seit einiger Zeit. Im Interview nimmt Prof. Dr. Tim Meyer, Arzt der Nationalmannschaft und Vorsitzender der DFB-Kommission Sportmedizin, im Interview auf DFB.de Stellung zu den drängendsten Fragen und aktuellen Entwicklungen.

DFB.de: Herr Prof. Dr. Meyer, als vor zwei Jahren der US-Fußballverband ein generelles Kopfballverbot für Kinder bis zum 11. Lebensjahr einführte, reagierten auch Eltern in Deutschland verunsichert. Wie bewerten Sie das Gesundheitsrisiko für Kinder durch Kopfbälle beim Fußball?

Prof. Dr. Tim Meyer: Das komplette Verbot der Amerikaner erschließt sich mir zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Die Studien, die in den USA herangezogen wurden, bieten jedenfalls aus meiner Sicht keine hinreichende Datenlage für eine so gravierende Regeländerung. Und dann stellt sich mir auch die Frage der richtigen Strategie, wenn man Schädigungen durch Kopfbälle annimmt. Ich hielte es für sinnvoller, etwa beim Erlernen der richtigen Kopfballtechnik im Training bei den jüngeren Jahrgängen leichtere Bälle einzusetzen und auf die korrekte Ausführung zu achten. Das hätte auch nachhaltige Effekte für das weitere Fußballspielen.

DFB.de: Zuletzt berichtete der NDR-Sportclub über eine Regel in der englischen Premier League, die festlegt, dass ein Spieler ausgewechselt werden muss, sobald er auch nur für Sekunden sein Bewusstsein verliert.

Meyer: Darin sehe ich eher eine Überregulierung. Wenn ein Spieler in der Bundesliga oder bei einem Länderspiel unserer Mannschaft etwa nach einer Kopf-an-Kopf-Kollision das Bewusstsein verliert, wird er selbstverständlich ausgewechselt - auch wenn es sich nur um einen sekundenartigen Bewusstseinsverlust handelt. Dafür brauchen wir keine Regeländerung, und das weiß auch jeder Mannschaftsarzt. Darüber hinaus finde ich es schon manchmal leichtfertig, wie mit dem komplexen Thema Kopfverletzungen in der aktuellen Diskussion umgegangen wird.

DFB.de: Was läuft aus Ihrer Sicht schief in der Debatte über Kopfverletzungen im Fußball?

Meyer: In der Berichterstattung und Diskussion werden drei verschiedene Themenbereiche durcheinander geworfen: einerseits die Akutversorgung auf dem Platz und unmittelbar nach dem Ereignis, andererseits eventuelle Langzeitschäden und schließlich die Frage, ob Kopfbälle im Kindesalter die Hirnentwicklung beeinträchtigen. Reden wir erst mal über die Akutversorgung auf dem Platz und damit verknüpft die Entscheidung, ob der Spieler weitermachen kann. Stichwort: Christoph Kramer oder Álvaro Pereira. Anders als bei den Langzeitschäden, für die wir in unserer Sportart bislang kaum Beispiele haben, berührt diese Problematik den Fußball durchaus. Wir müssen aufgrund vorliegender Daten vermuten, dass Profis nach einer Gehirnerschütterung eher etwas zu kurz pausieren, wenn man internationale Expertenempfehlungen zugrunde legt. Die Rückkehr ins Training oder in den Wettbewerb kommt manchmal recht früh. Hier wird möglicherweise in einzelnen Fällen zu progressiv entschieden.

###more###

DFB.de: Wie könnte die Versorgung des Spielers optimiert werden?

Meyer: Was unmittelbar helfen würde, wäre eine schnelle Verfügbarkeit der Bilder des Verletzungsereignisses, am besten in Realgeschwindigkeit und Zeitlupe. Parallel zur Akutversorgung auf dem Feld könnte man an der Seitenlinie sofort checken, mit welcher Wucht die Kollision tatsächlich verlief. Ansonsten ist auch in den vergangenen Jahren schon vieles verbessert worden, etwa durch die sogenannte "Drei-Minuten-Regel". Wenn es nicht offensichtlich ist, informiert der Mannschaftsarzt den Schiedsrichter, dass es sich um eine Kopfverletzung handelt. Daraufhin muss das Spiel für bis zu drei Minuten unterbrochen werden, in denen jeder Mannschaftsarzt in der Lage sein sollte, über das Weiterspielen zu entscheiden. Denn es geht hier nicht um eine exakte Diagnosestellung, sondern lediglich um die Frage, ob es weitergehen kann für den Spieler. Gerade weil das medizinische Risiko deutlich erhöht ist, wenn man einen Spieler mit Gehirnerschütterung auf dem Platz ließe und der in eine weitere Kollision geriete, wurde die Regelveränderung auf den Weg gebracht.

DFB.de: Gibt es auch Ansätze für die Versorgung kopfverletzter Spieler, nachdem sie das Spielfeld verlassen haben?

Meyer: Hier läuft nach meiner Ansicht vieles schon sehr gut. Es kommt kaum vor, dass Lizenzspieler in Deutschland keinem Neurologen vorgestellt werden. Auch eine Bildgebung, zum Beispiel ein Kernspin, ist Standard. Was man sich hier noch wünschen würde, ist ein besserer Maßstab, um nach einigen Tagen den optimalen Zeitpunkt für das "Return to play", die Wiederaufnahme von Training und Wettkampf, festzulegen. Idealerweise würde man sich hier an neurophysiologischen und anderen Tests orientieren. Deren Ergebnis würde mit einer "Baseline" verglichen, die im gesunden Zustand erhoben wurde. Insofern ist die Festlegung einer obligaten Baseline-Testung für jeden Spieler ein Schritt, den wir in Betracht ziehen. Leider gibt es zu diesem Zweck eine Reihe konkurrierender Verfahren, und auch international herrscht alles andere als Einigkeit, was die Festlegung nicht vereinfacht.

DFB.de: Sie sprachen als weiteres Thema Langzeitschäden an.

Meyer: Die Entwicklungen im amerikanischen Profi-Football sind hinlänglich bekannt. Zuletzt hat sich die NFL mit Spielern über eine finanzielle Entschädigung in enormer Höhe geeinigt. Beim American Football und auch beim Eishockey in den USA kam es bei Ex-Profis einige Jahre nach Karriereende zu Fällen von Depression, Demenz und Suizidalität, offenbar ausgelöst durch aufsummierte Kopfverletzungen und wahrscheinlich auch wiederkehrende Impulse auf den Kopf, die unterhalb des Verletzungsniveaus bleiben. Das Krankheitsbild hat sogar schon einen eigenen Namen: chronisch-traumatische Enzephalopathie, kurz CTE. Allerdings muss man sich zur Bewertung der CTE-Gefährdung in einer Sportart genau mit Regelwerk und sportartspezifischer Realität auseinandersetzen.

###more###

DFB.de: Wie sieht es da beim Fußball aus?

Meyer: Der Fußball sieht mit etwa einer Kopfverletzung jeden zweiten Spieltag, fast ausschließlich geringgradige Ereignisse, vergleichsweise gut aus. Nehmen Sie zum Vergleich die Spieler in den Angriffs- und Verteidigungslinien beim Football, die kollidieren ständig mit den Köpfen. Auch wenn sie Helme tragen muss man sagen, dass die eher vor Knochenbrüchen als vor Gehirnerschütterungen schützen. Im Fußball ist uns hierzulande bislang kein einziger gesicherter CTE-Fall bekannt, was gewiss an der weitaus geringeren Wahrscheinlichkeit von Kopfverletzungen liegt.

DFB.de: Was hat der DFB präventiv unternommen?

Meyer: Bereits 2013 haben wir in der Medizinischen Kommission des DFB beschlossen, Kopfverletzungen zum Schwerpunktthema der nächsten drei Jahre zu machen. Auf zwei Ärztetagungen wurden gemeinsam mit der DFL die Mannschaftsärzte der Bundesligaklubs geschult. Zusätzlich haben wir in Frankfurt eine weitere Fortbildung für Mannschaftsärzte im professionellen Fußball veranstaltet, exklusiv den Kopfverletzungen und deren richtiger Behandlung gewidmet. Wir haben das Curriculum der Trainerausbildung verändert. Ende November war ich zum zweiten Mal in Hennef, um angehende Fußballlehrer über die Risiken einer Kopfverletzung zu informieren.

DFB.de: Und im Amateurfußball?

Meyer: Auch hier wollen wir für mehr Wissen sorgen, etwa mit einem Online-Auftritt bei FUSSBALL.DE. Natürlich kommt es im deutschen Fußball zu Gehirnerschütterungen, die in der Zahl jene von American Football und Eishockey hierzulande übersteigen. Das liegt aber nur an der Popularität der Sportart und an der riesigen Anzahl von Spielen im Vergleich zu den anderen genannten Disziplinen. Bei in der Spitze 80.000 Amateurspielen pro Wochenende, kommt es in der Summe eben auch zu einigen Gehirnerschütterungen, vielleicht zu mehr als an einem Wochenende in Deutschlands Boxhallen. Die sogenannte Inzidenz, also die Häufigkeit einer Verletzung pro Spielstunde, ist im Fußball jedenfalls nicht so hoch wie in den genannten Risikosportarten.

Seit 2014 muss in der englischen Premier League jeder Spieler ausgewechselt werden, der auch nur sekundenlang bewusstlos war. Auslöser war ein Vorfall mit Tottenhams Torwart Hugo Lloris, der in einer Partie gegen den FC Everton trotz kurzer Bewusstlosigkeit nicht ausgewechselt wurde. In Deutschland am bekanntesten dürfte Christoph Kramers Gehirnerschütterung beim WM-Finale 2014 sein. Der deutsche Nationalspieler war mit Argentiniens Ezequiel Garay zusammen gestoßen und wurde erst 15 Minuten später ausgewechselt. Im September 2014 erließ die FIFA die sogenannte "Drei-Minuten-Regel": Bei der Akutbehandlung einer Kopfverletzung informiert der Arzt auf dem Feld den Schiedsrichter, der das Spiel dann für drei Minuten unterbricht, um ausreichend Zeit für die Entscheidung zu ermöglichen, ob der Spieler auf dem Platz bleiben kann.

###more###