Max Giesinger: Einer für 80 Millionen

Der Plan steht. An den paar freien Tagen zwischen Weihnachten und Silvester will sich Max Giesinger einen Rahmen kaufen, damit ein ganz besonders edles Stück Stoff endlich in voller Pracht hinter Glas verpackt wird. Beim DFB-Bundestag in Erfurt hatte der Musiker von Bundestrainer Joachim Löw ("Ein sehr geerdeter, sympathischer Typ") ein Trikot mit den Unterschriften geschenkt bekommen. Noch liegt es zu Hause in Hamburg im Schrank. Die Zeit ist noch kostbarer geworden für einen, der seit Mitte Februar genau vier freie Tage hatte. Aber, wie gesagt, nach Weihnachten gibt's den passenden Rahmen. "Da ist noch ein wunderschöner Platz rechts neben meinem Bett frei, wo das Trikot seinen Platz finden wird. Das ist auf meiner Prioritätenliste ganz oben", sagt Giesinger: "Dieses Trikot werde ich ganz sicher bis zu meinen letzten Lebenstagen in Ehren halten, das ist echt eine große Sache für mich."

Könnte man ein Jahr in so einen Rahmen stecken, es müsste für Max Giesinger ein besonders großer und schöner sein, mit Goldspray und rotem Schleifchen. Und vermutlich wäre keine Wand groß genug für Giesingers 2016. Sein Song "80 Millionen" lief rauf und runter, wurde als EM-Version auf jeder Fanmeile gespielt. Nummer zwei in Deutschland, Goldene Schallplatte, "Goldene Henne", "MTV Europe Music Award", "1Live Krone". "Es ist so viel passiert, das gut war für mich", sagt Giesinger. Auch seine Auftritte auf der Fanmeile am Brandenburger Tor gehören dazu. Er sang: "So weit gekommen und so viel gesehen, so viel passiert, das wir nicht verstehen. Es wird nicht leicht, aber Ihr schafft das schon. Denn Ihr seid nicht alleine, hinter Euch stehen 80 Millionen." Und alle, alle, alle sangen mit. Komplett überwältigend sei das gewesen, sagt Giesinger: "Ich hatte ein Tränchen im Auge und musste mich mal kurz zwicken. Dass mir so etwas passiert wie vorher Andreas Bourani oder den Sportfreunden Stiller, das war in dem Moment echt unfassbar für mich."

Song wächst von Erfolg zu Erfolg des DFB-Teams

So viel passiert, das wir nicht verstehen. Eigentlich wollte Max Giesinger keinen EM-Song schreiben. "80 Millionen" ist ein Liebeslied, aber halt ein sehr eingängiges, eines zum Mitsingen. Und das wäre es auch geblieben, ein sehr erfolgreiches, deutsches Liebeslied, hätten nicht so viele Fans und Freunde ein paar Wochen vor Turnierbeginn Max Giesinger auf das Thema Fußball, EM und "80 Millionen" angesprochen. Das passe doch so gut, alle könnten es mitsingen, und "80 Millionen", das hole doch jeden ab. Giesinger schlief ein paar Nächte drüber, dann setzte er sich an einen Tisch und begann, den Text umzuschreiben. Kurze Zeit später war das Lied auf dem Markt – und wurde die inoffizielle deutsche EM-Hymne. Und mit dem Erfolg der deutschen Nationalmannschaft wuchs auch sein Song mit. Von Sieg zu Sieg. Als Musiker auf seine Weise zum Teil eines großen Turniers zu werden, das habe ihn gereizt, sagt Giesinger.

Als Fußballer hätte er das nicht geschafft, das Talent reichte nicht, die Leidenschaft auch nicht. Nach der D-Jugend war Schluss. "Ich war eher der Schönwetterspieler. Wenn's geregnet hat, musste man mich fast auf den Platz prügeln. Ich glaube, wenn man das so richtig im Herzen hat, dann geht man auf den Platz, egal wie kalt es ist", sagt er. Das mit der Musik konnte der gebürtige Karlsruher besser. Doch Fußball-Fan ist er geblieben.

Giesinger singt beim DFB-Bundestag: "Hatte Gänsehaut"

Und da stand er nun am 3. November abends im Theater Erfurt auf der Bühne, in der ersten Reihe Joachim Löw, sein badischer Landsmann, daneben Oliver Bierhoff, Jürgen Klinsmann, Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel. Giesingers rechter Arm begann zu kribbeln, sein Herz pochte, laut und schnell, er war aufgeregt. "Diese Leute kennt auf der ganzen Welt jeder. Da hat man schon ein bisschen Respekt", sagt er. Aber als das Orchester anfing zu spielen, "so wuchtig und pompös", war er wieder ganz bei sich, und "ich hatte eine Riesen-Gänsehaut". Er sang den Song, der ihn zu einem der Aufsteiger des Jahres machte, den alle kennen und der, so groß das klingen mag, sein Leben verändert hat.

Ob er noch mal einen Fußball-Song schreiben wird? Giesinger überlegt kurz. "Ich glaube", sagt er dann, "einmal so einen Fußballsong zu machen, ist cool. Vor allem, weil das ja eher zufällig zu Stande kam. Wer weiß, was die Zukunft bringt. Wenn das noch mal so natürlich entsteht, kann es sein, dass es noch mal so etwas von mir geben wird." Dann schiebt er nach: "Aber man muss aufpassen, dass man irgendwann nicht nur noch der Fußball-Typ ist. So schön das auch ist, aber es gibt natürlich auch andere Facetten von mir, die ich gerne präsentieren möchte."

So weit gekommen und so viel gesehen. Das Jahr ist fast vorbei. Das Deutschland-Trikot mit den Unterschriften von Götze, Müller, Neuer wird bald an der Wand hängen, rechts neben seinem Bett. Es wird Max Giesinger daran erinnern, was für ein Jahr dieses 2016 war. Ein Jahr, auf das er mit einem zufriedenen Lächeln zurückblicken wird, das weiß er jetzt schon. "Mal einen Hit zu haben, der richtig durch die Decke geht, nachdem man Jahre lang dran gearbeitet und Nummer für Nummer geschrieben hat, das tut schon gut, das ist sehr schön", sagt er: "Man muss zur richtigen Zeit da sein, das war bei den Jungs 2014 in Brasilien so und bei mir mit '80 Millionen' in diesem Jahr auch."

[gt]

Der Plan steht. An den paar freien Tagen zwischen Weihnachten und Silvester will sich Max Giesinger einen Rahmen kaufen, damit ein ganz besonders edles Stück Stoff endlich in voller Pracht hinter Glas verpackt wird. Beim DFB-Bundestag in Erfurt hatte der Musiker von Bundestrainer Joachim Löw ("Ein sehr geerdeter, sympathischer Typ") ein Trikot mit den Unterschriften geschenkt bekommen. Noch liegt es zu Hause in Hamburg im Schrank. Die Zeit ist noch kostbarer geworden für einen, der seit Mitte Februar genau vier freie Tage hatte. Aber, wie gesagt, nach Weihnachten gibt's den passenden Rahmen. "Da ist noch ein wunderschöner Platz rechts neben meinem Bett frei, wo das Trikot seinen Platz finden wird. Das ist auf meiner Prioritätenliste ganz oben", sagt Giesinger: "Dieses Trikot werde ich ganz sicher bis zu meinen letzten Lebenstagen in Ehren halten, das ist echt eine große Sache für mich."

Könnte man ein Jahr in so einen Rahmen stecken, es müsste für Max Giesinger ein besonders großer und schöner sein, mit Goldspray und rotem Schleifchen. Und vermutlich wäre keine Wand groß genug für Giesingers 2016. Sein Song "80 Millionen" lief rauf und runter, wurde als EM-Version auf jeder Fanmeile gespielt. Nummer zwei in Deutschland, Goldene Schallplatte, "Goldene Henne", "MTV Europe Music Award", "1Live Krone". "Es ist so viel passiert, das gut war für mich", sagt Giesinger. Auch seine Auftritte auf der Fanmeile am Brandenburger Tor gehören dazu. Er sang: "So weit gekommen und so viel gesehen, so viel passiert, das wir nicht verstehen. Es wird nicht leicht, aber Ihr schafft das schon. Denn Ihr seid nicht alleine, hinter Euch stehen 80 Millionen." Und alle, alle, alle sangen mit. Komplett überwältigend sei das gewesen, sagt Giesinger: "Ich hatte ein Tränchen im Auge und musste mich mal kurz zwicken. Dass mir so etwas passiert wie vorher Andreas Bourani oder den Sportfreunden Stiller, das war in dem Moment echt unfassbar für mich."

Song wächst von Erfolg zu Erfolg des DFB-Teams

So viel passiert, das wir nicht verstehen. Eigentlich wollte Max Giesinger keinen EM-Song schreiben. "80 Millionen" ist ein Liebeslied, aber halt ein sehr eingängiges, eines zum Mitsingen. Und das wäre es auch geblieben, ein sehr erfolgreiches, deutsches Liebeslied, hätten nicht so viele Fans und Freunde ein paar Wochen vor Turnierbeginn Max Giesinger auf das Thema Fußball, EM und "80 Millionen" angesprochen. Das passe doch so gut, alle könnten es mitsingen, und "80 Millionen", das hole doch jeden ab. Giesinger schlief ein paar Nächte drüber, dann setzte er sich an einen Tisch und begann, den Text umzuschreiben. Kurze Zeit später war das Lied auf dem Markt – und wurde die inoffizielle deutsche EM-Hymne. Und mit dem Erfolg der deutschen Nationalmannschaft wuchs auch sein Song mit. Von Sieg zu Sieg. Als Musiker auf seine Weise zum Teil eines großen Turniers zu werden, das habe ihn gereizt, sagt Giesinger.

Als Fußballer hätte er das nicht geschafft, das Talent reichte nicht, die Leidenschaft auch nicht. Nach der D-Jugend war Schluss. "Ich war eher der Schönwetterspieler. Wenn's geregnet hat, musste man mich fast auf den Platz prügeln. Ich glaube, wenn man das so richtig im Herzen hat, dann geht man auf den Platz, egal wie kalt es ist", sagt er. Das mit der Musik konnte der gebürtige Karlsruher besser. Doch Fußball-Fan ist er geblieben.

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Giesinger singt beim DFB-Bundestag: "Hatte Gänsehaut"

Und da stand er nun am 3. November abends im Theater Erfurt auf der Bühne, in der ersten Reihe Joachim Löw, sein badischer Landsmann, daneben Oliver Bierhoff, Jürgen Klinsmann, Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel. Giesingers rechter Arm begann zu kribbeln, sein Herz pochte, laut und schnell, er war aufgeregt. "Diese Leute kennt auf der ganzen Welt jeder. Da hat man schon ein bisschen Respekt", sagt er. Aber als das Orchester anfing zu spielen, "so wuchtig und pompös", war er wieder ganz bei sich, und "ich hatte eine Riesen-Gänsehaut". Er sang den Song, der ihn zu einem der Aufsteiger des Jahres machte, den alle kennen und der, so groß das klingen mag, sein Leben verändert hat.

Ob er noch mal einen Fußball-Song schreiben wird? Giesinger überlegt kurz. "Ich glaube", sagt er dann, "einmal so einen Fußballsong zu machen, ist cool. Vor allem, weil das ja eher zufällig zu Stande kam. Wer weiß, was die Zukunft bringt. Wenn das noch mal so natürlich entsteht, kann es sein, dass es noch mal so etwas von mir geben wird." Dann schiebt er nach: "Aber man muss aufpassen, dass man irgendwann nicht nur noch der Fußball-Typ ist. So schön das auch ist, aber es gibt natürlich auch andere Facetten von mir, die ich gerne präsentieren möchte."

So weit gekommen und so viel gesehen. Das Jahr ist fast vorbei. Das Deutschland-Trikot mit den Unterschriften von Götze, Müller, Neuer wird bald an der Wand hängen, rechts neben seinem Bett. Es wird Max Giesinger daran erinnern, was für ein Jahr dieses 2016 war. Ein Jahr, auf das er mit einem zufriedenen Lächeln zurückblicken wird, das weiß er jetzt schon. "Mal einen Hit zu haben, der richtig durch die Decke geht, nachdem man Jahre lang dran gearbeitet und Nummer für Nummer geschrieben hat, das tut schon gut, das ist sehr schön", sagt er: "Man muss zur richtigen Zeit da sein, das war bei den Jungs 2014 in Brasilien so und bei mir mit '80 Millionen' in diesem Jahr auch."