Matthäus' wichtigste Länderspiele: Die Sternstunde von San Siro

Am 21. März wird Lothar Matthäus 60 Jahre alt. Grund genug für DFB.de, dem Welt- und Europameister, Rekordnationalspieler und Ehrenspielführer des DFB eine eigene Serie zu widmen: die Geschichte seiner zehn wichtigsten von 150 Länderspielen. Heute: die Gala zum deutschen WM-Auftakt 1990 gegen Jugoslawien.

Zum Auftakt der WM 1990 in Italien hatte Lothar Matthäus ein Heimspiel, wie auch Andreas Brehme und Jürgen Klinsmann. Das Trio spielte mittlerweile für Inter Mailand, Matthäus und Brehme schon seit zwei Jahren, und spätestens seit dem Gewinn der Meisterschaft 1989 waren sie Kult. Da fügte es sich gut, dass Deutschland alle Vorrundenspiele im Giuseppe-Meazza-Stadion im Mailänder Stadtteil San Siro austragen durfte. "Alle Inter-Fans werden für Deutschland sein", prophezeite Matthäus vor dem Auftakt am 10. Juni gegen die Jugoslawen. Hinterher war die halbe Welt Deutschland-Fan, so beeindruckend geriet der Start in das Turnier. Was vor allem an Kapitän Matthäus lag, der die Binde erstmals im Februar 1987 in Israel tragen durfte und nach dem Ausscheiden von Klaus Allofs vor der EM 1988 regelmäßig.

Er war der Kapitän des Kaisers und wurde dieser Rolle bei der WM 1990 vollauf gerecht - schon im ersten Spiel. Matthäus setzte den ersten Akzent in diesem lange offenen Duell, als er nach 28 Minuten ein Zuspiel von Stefan Reuter aufnahm, sich schnell drehte und den Ball mit links von der Strafraumgrenze in den Kasten schlenzte. Oben auf der Tribüne klatschte ein eleganter Mann mit silbergrauen Haaren begeistert in die Hände: Giovanni Trapattoni, sein Trainer bei Inter, hatte Matthäus mit Extraschichten dazu gebracht, seinen schwächeren Fuß zu verbessern. Der Lohn der guten Tat: das Tor, das die Weichen zum Auftaktsieg bei dieser WM stellte.

Solo mit furiosem Abschluss

Es war allerdings nicht das einzige an diesem so besonderen Tag. Die Partie war noch lange nicht gewonnen, auf Klinsmanns 2:0 (39.) antworteten die Jugoslawen nach 55 Minuten durch ein Kopfballtor von Jozic. Zehn Minute stand das Spiel auf Messers Schneide, dann kam der Moment in der Karriere des Lothar Matthäus, die an diesem Tag exakt quasi in der Halbzeit war. 150 Länderspiele sollte er machen, sein 75. war es - und dieser Moment in der 64. Minute machte es zu seinem besten.

In der eigenen Hälfte übernahm er von Klaus Augenthaler den Ball und rannte los. Nur Jozic stellte sich ihm in den Weg, und das war zu wenig, um den deutschen Motor abzustellen. Matthäus umkurvte ihn mühelos und ging seinen Weg unaufhaltsam. Bevor der nächste Verteidiger kam, feuerte er aus 22 Metern drauf. Einmal setzte der Ball noch auf, wieder konnte Torwart Ivkovic nichts machen. 3:1! Die ARD-Zuschauer wählten diesen der Dynamik entsprungenen Treffer zum Tor des Jahres 1990, weil Können und Bedeutung eine unschlagbare Allianz eingegangen waren in diesem Moment.

"Weltklasse, Weltklasse, einmalig"

"Weltklasse, Weltklasse, einmalig", jubelte Co-Kommentator Otto Rehhagel im ZDF. Die Moral der Jugoslawen war gebrochen, Rudi Völler durfte noch auf 4:1 erhöhen. Doch im Mittelpunkt der Ovationen blieb Matthäus. Besonders euphorisch waren natürlich die Italiener. Die Gazzetta dello Sport schrieb: "Was für eine Musik - Matthäus nahm den Taktstock in die Hand und spielte Beethoven." In der Überschrift stand: "Matthäus ist der erste König. Maradona gibt die Krone ab." Die Bild-Zeitung titelte gewohnt martialisch: "Deutschland fantastico. Matthäus erschoß die Jugos!"

Auch Teamchef Franz Beckenbauer hatte kein Problem damit, seine Nummer 10 hervorzuheben: "Lothar war ein überragender Antreiber und ein vorbildlicher Kapitän, der die Mannschaft sehr gut geführt hat. Wenn er so spielt, gibt's keinen Besseren auf der Welt." Wer wollte da widersprechen? Nicht mal die Computer. Die erste statistisch bis ins kleinste Detail erfasste WM förderte zutage, dass Matthäus 49 Pässe gespielt hatte, darunter war kein einziger Fehlpass. Lothar Matthäus blieb damals bescheiden: "Das Lob gehört der ganzen Mannschaft. Ich hatte nur das Glück, zwei Tore erzielen zu können."

Als seine Karriere beendet war, stellte auch er fest: "Ich habe einige gute Spiele gemacht, doch ich glaube das Eröffnungsspiel bei der WM 1990 steht über allem."

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Am 21. März wird Lothar Matthäus 60 Jahre alt. Grund genug für DFB.de, dem Welt- und Europameister, Rekordnationalspieler und Ehrenspielführer des DFB eine eigene Serie zu widmen: die Geschichte seiner zehn wichtigsten von 150 Länderspielen. Heute: die Gala zum deutschen WM-Auftakt 1990 gegen Jugoslawien.

Zum Auftakt der WM 1990 in Italien hatte Lothar Matthäus ein Heimspiel, wie auch Andreas Brehme und Jürgen Klinsmann. Das Trio spielte mittlerweile für Inter Mailand, Matthäus und Brehme schon seit zwei Jahren, und spätestens seit dem Gewinn der Meisterschaft 1989 waren sie Kult. Da fügte es sich gut, dass Deutschland alle Vorrundenspiele im Giuseppe-Meazza-Stadion im Mailänder Stadtteil San Siro austragen durfte. "Alle Inter-Fans werden für Deutschland sein", prophezeite Matthäus vor dem Auftakt am 10. Juni gegen die Jugoslawen. Hinterher war die halbe Welt Deutschland-Fan, so beeindruckend geriet der Start in das Turnier. Was vor allem an Kapitän Matthäus lag, der die Binde erstmals im Februar 1987 in Israel tragen durfte und nach dem Ausscheiden von Klaus Allofs vor der EM 1988 regelmäßig.

Er war der Kapitän des Kaisers und wurde dieser Rolle bei der WM 1990 vollauf gerecht - schon im ersten Spiel. Matthäus setzte den ersten Akzent in diesem lange offenen Duell, als er nach 28 Minuten ein Zuspiel von Stefan Reuter aufnahm, sich schnell drehte und den Ball mit links von der Strafraumgrenze in den Kasten schlenzte. Oben auf der Tribüne klatschte ein eleganter Mann mit silbergrauen Haaren begeistert in die Hände: Giovanni Trapattoni, sein Trainer bei Inter, hatte Matthäus mit Extraschichten dazu gebracht, seinen schwächeren Fuß zu verbessern. Der Lohn der guten Tat: das Tor, das die Weichen zum Auftaktsieg bei dieser WM stellte.

Solo mit furiosem Abschluss

Es war allerdings nicht das einzige an diesem so besonderen Tag. Die Partie war noch lange nicht gewonnen, auf Klinsmanns 2:0 (39.) antworteten die Jugoslawen nach 55 Minuten durch ein Kopfballtor von Jozic. Zehn Minute stand das Spiel auf Messers Schneide, dann kam der Moment in der Karriere des Lothar Matthäus, die an diesem Tag exakt quasi in der Halbzeit war. 150 Länderspiele sollte er machen, sein 75. war es - und dieser Moment in der 64. Minute machte es zu seinem besten.

In der eigenen Hälfte übernahm er von Klaus Augenthaler den Ball und rannte los. Nur Jozic stellte sich ihm in den Weg, und das war zu wenig, um den deutschen Motor abzustellen. Matthäus umkurvte ihn mühelos und ging seinen Weg unaufhaltsam. Bevor der nächste Verteidiger kam, feuerte er aus 22 Metern drauf. Einmal setzte der Ball noch auf, wieder konnte Torwart Ivkovic nichts machen. 3:1! Die ARD-Zuschauer wählten diesen der Dynamik entsprungenen Treffer zum Tor des Jahres 1990, weil Können und Bedeutung eine unschlagbare Allianz eingegangen waren in diesem Moment.

"Weltklasse, Weltklasse, einmalig"

"Weltklasse, Weltklasse, einmalig", jubelte Co-Kommentator Otto Rehhagel im ZDF. Die Moral der Jugoslawen war gebrochen, Rudi Völler durfte noch auf 4:1 erhöhen. Doch im Mittelpunkt der Ovationen blieb Matthäus. Besonders euphorisch waren natürlich die Italiener. Die Gazzetta dello Sport schrieb: "Was für eine Musik - Matthäus nahm den Taktstock in die Hand und spielte Beethoven." In der Überschrift stand: "Matthäus ist der erste König. Maradona gibt die Krone ab." Die Bild-Zeitung titelte gewohnt martialisch: "Deutschland fantastico. Matthäus erschoß die Jugos!"

Auch Teamchef Franz Beckenbauer hatte kein Problem damit, seine Nummer 10 hervorzuheben: "Lothar war ein überragender Antreiber und ein vorbildlicher Kapitän, der die Mannschaft sehr gut geführt hat. Wenn er so spielt, gibt's keinen Besseren auf der Welt." Wer wollte da widersprechen? Nicht mal die Computer. Die erste statistisch bis ins kleinste Detail erfasste WM förderte zutage, dass Matthäus 49 Pässe gespielt hatte, darunter war kein einziger Fehlpass. Lothar Matthäus blieb damals bescheiden: "Das Lob gehört der ganzen Mannschaft. Ich hatte nur das Glück, zwei Tore erzielen zu können."

Als seine Karriere beendet war, stellte auch er fest: "Ich habe einige gute Spiele gemacht, doch ich glaube das Eröffnungsspiel bei der WM 1990 steht über allem."

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