Matthäus' wichtigste Länderspiele: Das erste WM-Finale

Am 21. März wird Lothar Matthäus 60 Jahre alt. Grund genug für DFB.de, dem Welt- und Europameister, Rekordnationalspieler und Ehrenspielführer des DFB eine eigene Serie zu widmen: die Geschichte seiner zehn wichtigsten von 150 Länderspielen. Heute: sein erstes WM-Finale 1986 gegen Argentinien.

Die Fachwelt staunte wieder einmal über die deutsche Mannschaft, die bei der WM 1986 mit ihren viel beschriebenen Tugenden ins Finale gekommen war. Glanz versprühte sie nicht, aber unter der Gluthitze Mexikos kämpfte sie sich in drei K.o.-Spielen ohne Gegentor durch, einmal erst im Elfmeterschießen, und bot im Halbfinale gegen Europameister Frankreich sogar ansehnlichen Fußball.

Mit gebrochener Hand ins WM-Finale

Nun warteten am 29. Juni in Mexico City die Argentinier auf die Männer des Kaisers. Für Lothar Matthäus war es mit seinen 25 Jahren schon das zweite WM-Finale, das er live erlebte. Während er 1982 in Madrid aber noch auf der Tribüne hatte zusehen müssen, war er nun einer der wichtigsten Spieler. Das ließ sich schon daran ableiten, dass er sich um den wichtigsten Spieler des Gegners kümmern musste: Diego Maradona, so wie im März 1982.

Matthäus wusste: "Man muss Maradona schon bei der Ballannahme stören, sonst spielt er Katz und Maus mit dir." Nur wenige wussten, dass Matthäus gehandicapt in sein erstes WM-Finale ging. Im Halbfinale gegen Frankreich hatte er sich die rechte Hand gebrochen, was die Teamleitung der Öffentlichkeit verschwieg, nur eine weiße Bandage wies darauf hin. Matthäus wollte sich dieses Spiel nicht nehmen lassen, schon gar nicht, wenn es gegen Maradona ging.

Der renommierte Sportautor Ulfert Schröder schrieb vor dem Finale, auf das die Welt schaute, über die Neuauflage des Duells: "Natürlich, der Maradona von heute ist nicht mehr vergleichbar mit dem Maradona von damals. Aber auch Matthäus hat sich weiter entwickelt (...) Natürlich, der Weg zum Titel führt über Maradonas Leiche. Deshalb hat Lothar Matthäus eine traurige Aufgabe. Matthäus muss ein Kunstwerk vernichten, um erfolgreich zu sein." Diego Maradona ging mit erheblichem Respekt in diesen Zweikampf, bezeichnete er doch Lothar Matthäus neben Kapitän Karl-Heinz Rummenigge als besten deutschen Spieler.

Matthäus: "Der Plan ging auf"

Der allerdings fiel, aufgrund seiner Spezialaufgabe als Wachhund für den damals unbestritten Besten der Welt, für den Spielaufbau fast völlig aus. Das wurde von Experten, natürlich vor allem hinterher, als Fehler betrachtet. Von Matthäus, der sich nach 22 Minuten eine Verwarnung einhandelte und nach der Pause auch aktiver ins Spiel einzugreifen wagte, nie. Heute sagt er dazu: "Ich finde, dass die Überlegungen richtig waren. Zu welchen Leistungen Maradona fähig war, muss man ja niemandem erzählen. Für uns lag der Schlüssel darin, Maradona aus dem Spiel zu nehmen - und dieser Plan ging auf." Fast.

Das vor allem von seiner Dramatik lebende Finale stand auf Messers Schneide, die Deutschen holten durch zwei Treffer nach Ecken einen 0:2-Rückstand noch auf und nährten den Mythos von der unbeugsamen Turniermannschaft, als sie im Überschwang der Gefühle in einen tödlichen Konter liefen. Als Jorge Burruchaga in der 85. Minute allein auf Toni Schumacher zulief, half auch Rolf Kramers Flehen am ZDF-Mikrofon ("Toni, halt den Ball!") nichts mehr.

Den Pass vor dem entscheidenden 3:2 hatte Maradona noch in der eigenen Hälfte aus dem Fußgelenk gespielt. Jener Mann, den Matthäus 1993 als "meinen besten Gegenspieler" bezeichnete. "Ich spielte immer fair gegen ihn, das schätzte er an mir. Ich will nicht von Freundschaft sprechen, aber wir kamen uns menschlich näher." Auch an jenem Tag, als Maradona ihm die zweite Chance nahm, Weltmeister zu werden. Aber: Es sollte noch eine dritte geben.

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Am 21. März wird Lothar Matthäus 60 Jahre alt. Grund genug für DFB.de, dem Welt- und Europameister, Rekordnationalspieler und Ehrenspielführer des DFB eine eigene Serie zu widmen: die Geschichte seiner zehn wichtigsten von 150 Länderspielen. Heute: sein erstes WM-Finale 1986 gegen Argentinien.

Die Fachwelt staunte wieder einmal über die deutsche Mannschaft, die bei der WM 1986 mit ihren viel beschriebenen Tugenden ins Finale gekommen war. Glanz versprühte sie nicht, aber unter der Gluthitze Mexikos kämpfte sie sich in drei K.o.-Spielen ohne Gegentor durch, einmal erst im Elfmeterschießen, und bot im Halbfinale gegen Europameister Frankreich sogar ansehnlichen Fußball.

Mit gebrochener Hand ins WM-Finale

Nun warteten am 29. Juni in Mexico City die Argentinier auf die Männer des Kaisers. Für Lothar Matthäus war es mit seinen 25 Jahren schon das zweite WM-Finale, das er live erlebte. Während er 1982 in Madrid aber noch auf der Tribüne hatte zusehen müssen, war er nun einer der wichtigsten Spieler. Das ließ sich schon daran ableiten, dass er sich um den wichtigsten Spieler des Gegners kümmern musste: Diego Maradona, so wie im März 1982.

Matthäus wusste: "Man muss Maradona schon bei der Ballannahme stören, sonst spielt er Katz und Maus mit dir." Nur wenige wussten, dass Matthäus gehandicapt in sein erstes WM-Finale ging. Im Halbfinale gegen Frankreich hatte er sich die rechte Hand gebrochen, was die Teamleitung der Öffentlichkeit verschwieg, nur eine weiße Bandage wies darauf hin. Matthäus wollte sich dieses Spiel nicht nehmen lassen, schon gar nicht, wenn es gegen Maradona ging.

Der renommierte Sportautor Ulfert Schröder schrieb vor dem Finale, auf das die Welt schaute, über die Neuauflage des Duells: "Natürlich, der Maradona von heute ist nicht mehr vergleichbar mit dem Maradona von damals. Aber auch Matthäus hat sich weiter entwickelt (...) Natürlich, der Weg zum Titel führt über Maradonas Leiche. Deshalb hat Lothar Matthäus eine traurige Aufgabe. Matthäus muss ein Kunstwerk vernichten, um erfolgreich zu sein." Diego Maradona ging mit erheblichem Respekt in diesen Zweikampf, bezeichnete er doch Lothar Matthäus neben Kapitän Karl-Heinz Rummenigge als besten deutschen Spieler.

Matthäus: "Der Plan ging auf"

Der allerdings fiel, aufgrund seiner Spezialaufgabe als Wachhund für den damals unbestritten Besten der Welt, für den Spielaufbau fast völlig aus. Das wurde von Experten, natürlich vor allem hinterher, als Fehler betrachtet. Von Matthäus, der sich nach 22 Minuten eine Verwarnung einhandelte und nach der Pause auch aktiver ins Spiel einzugreifen wagte, nie. Heute sagt er dazu: "Ich finde, dass die Überlegungen richtig waren. Zu welchen Leistungen Maradona fähig war, muss man ja niemandem erzählen. Für uns lag der Schlüssel darin, Maradona aus dem Spiel zu nehmen - und dieser Plan ging auf." Fast.

Das vor allem von seiner Dramatik lebende Finale stand auf Messers Schneide, die Deutschen holten durch zwei Treffer nach Ecken einen 0:2-Rückstand noch auf und nährten den Mythos von der unbeugsamen Turniermannschaft, als sie im Überschwang der Gefühle in einen tödlichen Konter liefen. Als Jorge Burruchaga in der 85. Minute allein auf Toni Schumacher zulief, half auch Rolf Kramers Flehen am ZDF-Mikrofon ("Toni, halt den Ball!") nichts mehr.

Den Pass vor dem entscheidenden 3:2 hatte Maradona noch in der eigenen Hälfte aus dem Fußgelenk gespielt. Jener Mann, den Matthäus 1993 als "meinen besten Gegenspieler" bezeichnete. "Ich spielte immer fair gegen ihn, das schätzte er an mir. Ich will nicht von Freundschaft sprechen, aber wir kamen uns menschlich näher." Auch an jenem Tag, als Maradona ihm die zweite Chance nahm, Weltmeister zu werden. Aber: Es sollte noch eine dritte geben.

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