Löw: "Es ist der richtige Zeitpunkt"

Joachim Löw hört im Sommer nach der EURO und dann knapp 15 Jahren als Bundestrainer auf. Nun spricht der 61 Jahre alte Weltmeister-Trainer von 2014 über seine Beweggründe. Auch Oliver Bierhoff, DFB-Direktor Nationalmannschaften und Akademie, sowie DFB-Präsident Fritz Keller äußern sich - unter anderem zur Suche eines Nachfolgers. Die wichtigsten Aussagen auf DFB.de.

Joachim Löw über...

... Zusammenhalt, Dankbarkeit und Stolz: 15 Jahre als Bundestrainer sind eine lange Zeit, im Fußballgeschäft eine kleine Ewigkeit. Ich bin sehr dankbar für diese Zeit - und dass ich seit 2006 vom DFB immer das Vertrauen und die Rückendeckung hatte. Ich bin dankbar für die Menschen, die um mich herum waren: Oliver Bierhoff, Andreas Köpke, Hansi Flick, Urs Siegenthaler, Marcus Sorg, Thomas Schneider, das Team hinter dem Team. Wir waren in vielen Situationen immer füreinander da. Das ist das, was am Ende bleibt. Ich bin stolz auf die gemeinsamen Erfolge. Aber auch dankbar für manche Niederlagen und Enttäuschungen, denn aus diesen haben wir einiges gelernt. Wir haben nicht zuletzt mit dem WM-Titel natürlich einen herausragenden Triumph errungen und auch sonst tolle Momente gehabt.

... die Beweggründe für sein Aufhören: Im vergangenen Jahr hatte ich schon unabhängig von Spanien-Spiel gerade in der Pandemiezeit viel Zeit zum Nachdenken. Ich hatte mir vorgenommen, mir ganz konkret Gedanken über meine Zukunft zu machen. Wo stehen wir? Was möchte ich? Für mich persönlich ist in diesem Sommer der richtige Zeitpunkt, den Stab an einen anderen Trainer weiterzugeben. Der Umbruch, den wir eingeleitet haben, ist absolut richtig. Ich weiß, dass es unseren Spielern noch an Erfahrung fehlt, aber dass sie ein unglaubliches Potenzial und Qualität haben. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass die junge Spielergeneration ihren Leistungszenit vielleicht 2024 erleben wird beim Turnier im eigenen Land. Ich war bei der WM 2006 dabei. Was wir da erlebt haben, war Begeisterung in der Mannschaft und in der Gesellschaft. Es hat zu Erneuerungen geführt. Neue Wege, neue Reize, ein Umdenken. Das soll auch 2024 wieder so sein. Ein Turnier im eigenen Land kann unglaublich viel erzeugen und bewegen. Ich sehe mich 2024 nicht mehr in dieser Position. Der Umbruch soll auf keinen Fall daran scheitern, dass der Trainer auf seinem Stuhl klebt. Ein neuer Trainer hat nun die notwendige Zeit. Diese Möglichkeit sollte man Trainern und Spielern auch geben. Zu dieser Erkenntnis bin ich gekommen, deswegen habe ich das Gespräch mit Oliver Bierhoff gesucht, später mit meinem Trainerteam und dem DFB-Präsidenten. Ich wollte es auch vor den anstehenden Länderspielen machen, damit wir uns nun voll darauf konzentrieren können.

... die Auswirkungen des 0:6 in Spanien: Das hat meine Entscheidung nicht beeinflusst. Der Umbruch war notwendig, ich habe Vertrauen in die Mannschaft. Natürlich war das 0:6 ein Rückschlag, dennoch waren wir in der kurzen Zeit auf einem sehr guten Weg. Als Trainer stellt man sich die Entwicklung vielleicht auch anders vor, aber wir hatten zehn Monate lang Pause, haben mit unterschiedlichen Mannschaften gespielt, keine Trainingsmöglichkeiten, einige Verletzte. Ich wusste, dass dies Schwierigkeiten bringt. Ich gehe aber in jedes Turnier mit dem absoluten Fokus, mit Motivation, Konzentration, Vorfreude und Spannung. Ich mache es bei der EURO genauso wie bei den vergangenen Turnieren auch. Wenn es etwas gibt, was ich besonders liebe, dann sind es Turniere, in denen es um alles geht. Qualispiele waren natürlich immer wichtig für die Entwicklung, aber auf die Turniere habe ich hingefiebert. Die EM 2024 werde ich dann aus einer ganz anderen Perspektive sehen.

... eine mögliche Rückkehr von erfahrenen Spielern: Ich würde mir wünschen, dass man mir zuhört. Ich habe die Tür weder geöffnet noch geschlossen. Man muss sich überlegen, ob man in der Pandemie den Umbruch unterbrechen muss. Vor einem Turnier hinterfrage ich immer alles noch mal. Das machen wir jetzt auch - im Mai. Dann wird man sehen. Ein Trainer denkt nicht daran, was Entscheidungen für eine öffentliche Wirkung haben. Das habe ich nie gemacht.

... neue Impulse: Aus sportlicher Sicht gibt es gewisse Momente, wo man sich überlegt, ob man neue Reize setzt und eine ganz andere Idee einbringt. Ein Turnier im eigenen Land kann eine Art Explosion auslösen. Ein Trainer braucht Zeit, welche Idee er auch immer einbringt. Er kann nicht innerhalb von ein paar Monaten alle Dinge auf den Weg bringen. Spieler wie Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Leroy Sané oder Serge Gnabry sind auf dem Weg zu ihrem Zenit. 2010 hatten wir eine ähnliche Situation. Wir sind nach der WM 2006 hinterhergehinkt. Doch damals war schon zu sehen, dass viel Potenzial da ist. Natürlich wollen wir bei jedem Turnier das Maximale erreichen, aber es ist wichtig , dass man Zeit hat und nach dem Turnier im Sommer den richtigen Impuls setzt.

... Hansi Flick und mögliche Kandidaten als Nachfolger: Wie mein Verhältnis zu Hansi Flick ist, weiß jeder. Aber es ist nicht meine Aufgabe, über mögliche Nachfolger zu sprechen. Das ist die alleinige Aufgabe unseres Präsidiums. Die Entscheidung liegt beim DFB und ist bei Oliver Bierhoff in guten Händen. Es wurden zuletzt immer gute Entscheidungen getroffen, und das wird dieses Mal sicher auch so sein.

... seine eigene Zukunft: Grundsätzlich kann ich nichts ausschließen. Über die Zukunft habe ich mir noch keine konkreten Gedanken gemacht. Die emotionale Bindung zum DFB ist sehr groß. Für mich ist nach der Entscheidung nun wichtig, dass meine volle Konzentration der EM gilt. Was danach sein wird, wird man sehen.

... Kontakt mit Spielern in den vergangenen Tagen: Völlig unabhängig vom Trainer will jeder Spieler, der dabei ist, gewinnen und den größtmöglichen Erfolg erzielen. Ich glaube nicht, dass ein Trainerwechsel einen besonderen Kick gibt. Die Spieler werden so oder so alles reinwerfen. Ein paar Spieler habe ich angerufen. Kapitän, Vizekapitän und einige, die schon lange dabei sind: Ilkay Gündogan, Toni Kroos, Manuel Neuer. Denen wollte ich es persönlich sagen. Wenn wir uns sehen, werde ich noch mal ein paar Worte verlieren und die Dinge erklären. Dann geht es mit voller Kraft in Richtung Länderspiele.

Oliver Bierhoff über...

... seine erste Reaktion auf Löws Rücktrittankündigung: Die Nachricht hat mich nicht wie ein Blitz getroffen. Wir haben unglaublich viele schöne und auch schwierige Momente durchgestanden. Wir hatten immer ein sehr vertrauensvolles Verhältnis, das war die Stärke all dieser Jahre im gesamten Trainerteam. Ich bin weiter von Joachim Löw überzeugt. Von dem Umbruch und auch, dass er ihn weiterführen kann. Aber wenn man einen Menschen gut kennt, weiß man, was so in einem vorgeht. Ich bedauere es sehr, aber verspüre einen hohen Respekt davor, was Jogi in den vergangenen Jahren aufgebaut hat. Wir wollen aber nun nach vorne schauen. Die EURO ist das Allerwichtigste, die wollen wir erfolgreich spielen. Und der Fokus ist auch auf die WM-Qualifikation gelegt.

... das weitere Vorgehen: Wir haben uns mit dem Präsidialausschuss getroffen und uns nicht erst seit heute mit dem Gedanken einer möglichen Nachfolge beschäftigt. Wir waren nicht tatenlos, haben aber absolut keine Zeitnot, obwohl es eine sehr wichtige Entscheidung ist. Wir haben einen Bundestrainer noch bis zur EURO und müssen keinen Kader zusammenstellen. Wir werden uns alle Zeit nehmen, um Gespräche zu führen und Eindrücke zu gewinnen. Wir haben gute Trainer - beim DFB, in Deutschland und im Ausland.

... das Profil eines Nachfolgers: Wir denken jetzt nicht: Sieht der gut aus oder schlecht? Ist der bequem oder unbequem? Die Frage ist: Was verspricht Erfolg? Ein neuer Trainer soll auch sein Bild entsprechend zeichnen. Die Chancen für einen ausländischen Trainer sehe ich gering. Wir sollten als deutsche Nationalmannschaft auch einen deutschen Trainer haben.

... einen möglichen Zeitrahmen der Nachfolgerauswahl: Eine zeitliche Vorgabe geben wir uns nicht. Es soll aber nicht erst zwei Tage vor den Spielen im September passieren. Wir wollen nicht in bestehende Verträge eingreifen. Wenn es Gespräche gibt, dann immer in Absprache mit den Vereinen.

... die Rückkehr an die Weltspitze: Das ist eindeutig das erklärte Ziel, und das planen wir auch in Zukunft. Es ist ein längerer Prozess, der schon in der Jugendarbeit startet. Wir wissen, dass mit Joachim Löw ein Trainer geht, der eine unglaubliche Erfahrung als Verbandstrainer hat. Der in einem kurzen Zeitraum das Maximum aus den Spielern herausholen kann. Da verlieren wir eine Stärke. Die Spieler sind aber die gleichen.

... die EM-Planung: Wir sind in ständigem Austausch mit der UEFA. Es ist eine Fahrt auf Sicht, fast täglich rechnet man mit neuen Informationen. Mein Stand ist, dass die UEFA weiter mit zwölf Standorten plant, damit planen wir auch. Und weiterhin mit der Vorbereitung in Tirol und Herzogenaurach.

... mögliche Reformen: In der Nationalmannschaft wird immer 100-prozentig professionell und gut arbeitet werden können. Man muss allein daran denken, was den Erfolg bringt. Man wird alles genau auflisten, sich die Punkte genau anschauen und dann bewerten. Ein neuer Trainer bringt natürlich seine Einflüsse mit, und dadurch wird ein neues Bild entstehen.

Fritz Keller über...

... den nahenden Abschied von Löw: Joachim Löw läutet mit seiner Entscheidung eine neue Ära ein. Es ist der richtige Zeitpunkt. Ich kenne Jogi schon, seitdem er in Freiburg gespielt hat. Er ist Rekordtrainer, Welttrainer. Zur großen Laudatio möchten wir aber erst ansetzen, wenn die EM vorbei ist. Ich bin tief dankbar für die vergangenen Jahren. Und dafür, dass er uns die Zeit gegeben hat, die Nachfolge vorbereiten zu können. Wir blicken aber nun nach vorne. Ich bin mir sicher, dass wir eine großartige EM spielen werden und dies einen neuen Kick für die Spieler geben wird. Die Spieler werden Joachim Löw ein großartiges Abschiedsgeschenk bereiten.

... die Bundestrainersuche: Wir machen das mit Ruhe und Sorgfalt. Wir haben alle Zeit der Welt, er ist anders als bei einem Klub. Es muss kein Kader zusammengestellt werden, es ist eine sehr gute Situation. Wir werden in aller Sorgfalt die Nachfolge sondieren. Es gibt keine Denkverbote, alles ist möglich. Qualität geht vor Geschwindigkeit und Sorgfalt. Spätestens im September müssen wir einen Trainer haben, wir nutzen die Zeit, um am Ende die beste Wahl zu treffen.

... die Entscheidungsfindung: Oliver Bierhoff hat den Auftrag erhalten. Letztendlich wird das Präsidium entscheiden, vorher wird der Präsidialausschuss darüber sprechen.

[dfb]

Joachim Löw hört im Sommer nach der EURO und dann knapp 15 Jahren als Bundestrainer auf. Nun spricht der 61 Jahre alte Weltmeister-Trainer von 2014 über seine Beweggründe. Auch Oliver Bierhoff, DFB-Direktor Nationalmannschaften und Akademie, sowie DFB-Präsident Fritz Keller äußern sich - unter anderem zur Suche eines Nachfolgers. Die wichtigsten Aussagen auf DFB.de.

Joachim Löw über...

... Zusammenhalt, Dankbarkeit und Stolz: 15 Jahre als Bundestrainer sind eine lange Zeit, im Fußballgeschäft eine kleine Ewigkeit. Ich bin sehr dankbar für diese Zeit - und dass ich seit 2006 vom DFB immer das Vertrauen und die Rückendeckung hatte. Ich bin dankbar für die Menschen, die um mich herum waren: Oliver Bierhoff, Andreas Köpke, Hansi Flick, Urs Siegenthaler, Marcus Sorg, Thomas Schneider, das Team hinter dem Team. Wir waren in vielen Situationen immer füreinander da. Das ist das, was am Ende bleibt. Ich bin stolz auf die gemeinsamen Erfolge. Aber auch dankbar für manche Niederlagen und Enttäuschungen, denn aus diesen haben wir einiges gelernt. Wir haben nicht zuletzt mit dem WM-Titel natürlich einen herausragenden Triumph errungen und auch sonst tolle Momente gehabt.

... die Beweggründe für sein Aufhören: Im vergangenen Jahr hatte ich schon unabhängig von Spanien-Spiel gerade in der Pandemiezeit viel Zeit zum Nachdenken. Ich hatte mir vorgenommen, mir ganz konkret Gedanken über meine Zukunft zu machen. Wo stehen wir? Was möchte ich? Für mich persönlich ist in diesem Sommer der richtige Zeitpunkt, den Stab an einen anderen Trainer weiterzugeben. Der Umbruch, den wir eingeleitet haben, ist absolut richtig. Ich weiß, dass es unseren Spielern noch an Erfahrung fehlt, aber dass sie ein unglaubliches Potenzial und Qualität haben. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass die junge Spielergeneration ihren Leistungszenit vielleicht 2024 erleben wird beim Turnier im eigenen Land. Ich war bei der WM 2006 dabei. Was wir da erlebt haben, war Begeisterung in der Mannschaft und in der Gesellschaft. Es hat zu Erneuerungen geführt. Neue Wege, neue Reize, ein Umdenken. Das soll auch 2024 wieder so sein. Ein Turnier im eigenen Land kann unglaublich viel erzeugen und bewegen. Ich sehe mich 2024 nicht mehr in dieser Position. Der Umbruch soll auf keinen Fall daran scheitern, dass der Trainer auf seinem Stuhl klebt. Ein neuer Trainer hat nun die notwendige Zeit. Diese Möglichkeit sollte man Trainern und Spielern auch geben. Zu dieser Erkenntnis bin ich gekommen, deswegen habe ich das Gespräch mit Oliver Bierhoff gesucht, später mit meinem Trainerteam und dem DFB-Präsidenten. Ich wollte es auch vor den anstehenden Länderspielen machen, damit wir uns nun voll darauf konzentrieren können.

... die Auswirkungen des 0:6 in Spanien: Das hat meine Entscheidung nicht beeinflusst. Der Umbruch war notwendig, ich habe Vertrauen in die Mannschaft. Natürlich war das 0:6 ein Rückschlag, dennoch waren wir in der kurzen Zeit auf einem sehr guten Weg. Als Trainer stellt man sich die Entwicklung vielleicht auch anders vor, aber wir hatten zehn Monate lang Pause, haben mit unterschiedlichen Mannschaften gespielt, keine Trainingsmöglichkeiten, einige Verletzte. Ich wusste, dass dies Schwierigkeiten bringt. Ich gehe aber in jedes Turnier mit dem absoluten Fokus, mit Motivation, Konzentration, Vorfreude und Spannung. Ich mache es bei der EURO genauso wie bei den vergangenen Turnieren auch. Wenn es etwas gibt, was ich besonders liebe, dann sind es Turniere, in denen es um alles geht. Qualispiele waren natürlich immer wichtig für die Entwicklung, aber auf die Turniere habe ich hingefiebert. Die EM 2024 werde ich dann aus einer ganz anderen Perspektive sehen.

... eine mögliche Rückkehr von erfahrenen Spielern: Ich würde mir wünschen, dass man mir zuhört. Ich habe die Tür weder geöffnet noch geschlossen. Man muss sich überlegen, ob man in der Pandemie den Umbruch unterbrechen muss. Vor einem Turnier hinterfrage ich immer alles noch mal. Das machen wir jetzt auch - im Mai. Dann wird man sehen. Ein Trainer denkt nicht daran, was Entscheidungen für eine öffentliche Wirkung haben. Das habe ich nie gemacht.

... neue Impulse: Aus sportlicher Sicht gibt es gewisse Momente, wo man sich überlegt, ob man neue Reize setzt und eine ganz andere Idee einbringt. Ein Turnier im eigenen Land kann eine Art Explosion auslösen. Ein Trainer braucht Zeit, welche Idee er auch immer einbringt. Er kann nicht innerhalb von ein paar Monaten alle Dinge auf den Weg bringen. Spieler wie Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Leroy Sané oder Serge Gnabry sind auf dem Weg zu ihrem Zenit. 2010 hatten wir eine ähnliche Situation. Wir sind nach der WM 2006 hinterhergehinkt. Doch damals war schon zu sehen, dass viel Potenzial da ist. Natürlich wollen wir bei jedem Turnier das Maximale erreichen, aber es ist wichtig , dass man Zeit hat und nach dem Turnier im Sommer den richtigen Impuls setzt.

... Hansi Flick und mögliche Kandidaten als Nachfolger: Wie mein Verhältnis zu Hansi Flick ist, weiß jeder. Aber es ist nicht meine Aufgabe, über mögliche Nachfolger zu sprechen. Das ist die alleinige Aufgabe unseres Präsidiums. Die Entscheidung liegt beim DFB und ist bei Oliver Bierhoff in guten Händen. Es wurden zuletzt immer gute Entscheidungen getroffen, und das wird dieses Mal sicher auch so sein.

... seine eigene Zukunft: Grundsätzlich kann ich nichts ausschließen. Über die Zukunft habe ich mir noch keine konkreten Gedanken gemacht. Die emotionale Bindung zum DFB ist sehr groß. Für mich ist nach der Entscheidung nun wichtig, dass meine volle Konzentration der EM gilt. Was danach sein wird, wird man sehen.

... Kontakt mit Spielern in den vergangenen Tagen: Völlig unabhängig vom Trainer will jeder Spieler, der dabei ist, gewinnen und den größtmöglichen Erfolg erzielen. Ich glaube nicht, dass ein Trainerwechsel einen besonderen Kick gibt. Die Spieler werden so oder so alles reinwerfen. Ein paar Spieler habe ich angerufen. Kapitän, Vizekapitän und einige, die schon lange dabei sind: Ilkay Gündogan, Toni Kroos, Manuel Neuer. Denen wollte ich es persönlich sagen. Wenn wir uns sehen, werde ich noch mal ein paar Worte verlieren und die Dinge erklären. Dann geht es mit voller Kraft in Richtung Länderspiele.

Oliver Bierhoff über...

... seine erste Reaktion auf Löws Rücktrittankündigung: Die Nachricht hat mich nicht wie ein Blitz getroffen. Wir haben unglaublich viele schöne und auch schwierige Momente durchgestanden. Wir hatten immer ein sehr vertrauensvolles Verhältnis, das war die Stärke all dieser Jahre im gesamten Trainerteam. Ich bin weiter von Joachim Löw überzeugt. Von dem Umbruch und auch, dass er ihn weiterführen kann. Aber wenn man einen Menschen gut kennt, weiß man, was so in einem vorgeht. Ich bedauere es sehr, aber verspüre einen hohen Respekt davor, was Jogi in den vergangenen Jahren aufgebaut hat. Wir wollen aber nun nach vorne schauen. Die EURO ist das Allerwichtigste, die wollen wir erfolgreich spielen. Und der Fokus ist auch auf die WM-Qualifikation gelegt.

... das weitere Vorgehen: Wir haben uns mit dem Präsidialausschuss getroffen und uns nicht erst seit heute mit dem Gedanken einer möglichen Nachfolge beschäftigt. Wir waren nicht tatenlos, haben aber absolut keine Zeitnot, obwohl es eine sehr wichtige Entscheidung ist. Wir haben einen Bundestrainer noch bis zur EURO und müssen keinen Kader zusammenstellen. Wir werden uns alle Zeit nehmen, um Gespräche zu führen und Eindrücke zu gewinnen. Wir haben gute Trainer - beim DFB, in Deutschland und im Ausland.

... das Profil eines Nachfolgers: Wir denken jetzt nicht: Sieht der gut aus oder schlecht? Ist der bequem oder unbequem? Die Frage ist: Was verspricht Erfolg? Ein neuer Trainer soll auch sein Bild entsprechend zeichnen. Die Chancen für einen ausländischen Trainer sehe ich gering. Wir sollten als deutsche Nationalmannschaft auch einen deutschen Trainer haben.

... einen möglichen Zeitrahmen der Nachfolgerauswahl: Eine zeitliche Vorgabe geben wir uns nicht. Es soll aber nicht erst zwei Tage vor den Spielen im September passieren. Wir wollen nicht in bestehende Verträge eingreifen. Wenn es Gespräche gibt, dann immer in Absprache mit den Vereinen.

... die Rückkehr an die Weltspitze: Das ist eindeutig das erklärte Ziel, und das planen wir auch in Zukunft. Es ist ein längerer Prozess, der schon in der Jugendarbeit startet. Wir wissen, dass mit Joachim Löw ein Trainer geht, der eine unglaubliche Erfahrung als Verbandstrainer hat. Der in einem kurzen Zeitraum das Maximum aus den Spielern herausholen kann. Da verlieren wir eine Stärke. Die Spieler sind aber die gleichen.

... die EM-Planung: Wir sind in ständigem Austausch mit der UEFA. Es ist eine Fahrt auf Sicht, fast täglich rechnet man mit neuen Informationen. Mein Stand ist, dass die UEFA weiter mit zwölf Standorten plant, damit planen wir auch. Und weiterhin mit der Vorbereitung in Tirol und Herzogenaurach.

... mögliche Reformen: In der Nationalmannschaft wird immer 100-prozentig professionell und gut arbeitet werden können. Man muss allein daran denken, was den Erfolg bringt. Man wird alles genau auflisten, sich die Punkte genau anschauen und dann bewerten. Ein neuer Trainer bringt natürlich seine Einflüsse mit, und dadurch wird ein neues Bild entstehen.

Fritz Keller über...

... den nahenden Abschied von Löw: Joachim Löw läutet mit seiner Entscheidung eine neue Ära ein. Es ist der richtige Zeitpunkt. Ich kenne Jogi schon, seitdem er in Freiburg gespielt hat. Er ist Rekordtrainer, Welttrainer. Zur großen Laudatio möchten wir aber erst ansetzen, wenn die EM vorbei ist. Ich bin tief dankbar für die vergangenen Jahren. Und dafür, dass er uns die Zeit gegeben hat, die Nachfolge vorbereiten zu können. Wir blicken aber nun nach vorne. Ich bin mir sicher, dass wir eine großartige EM spielen werden und dies einen neuen Kick für die Spieler geben wird. Die Spieler werden Joachim Löw ein großartiges Abschiedsgeschenk bereiten.

... die Bundestrainersuche: Wir machen das mit Ruhe und Sorgfalt. Wir haben alle Zeit der Welt, er ist anders als bei einem Klub. Es muss kein Kader zusammengestellt werden, es ist eine sehr gute Situation. Wir werden in aller Sorgfalt die Nachfolge sondieren. Es gibt keine Denkverbote, alles ist möglich. Qualität geht vor Geschwindigkeit und Sorgfalt. Spätestens im September müssen wir einen Trainer haben, wir nutzen die Zeit, um am Ende die beste Wahl zu treffen.

... die Entscheidungsfindung: Oliver Bierhoff hat den Auftrag erhalten. Letztendlich wird das Präsidium entscheiden, vorher wird der Präsidialausschuss darüber sprechen.

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