Kruse: "Da sein, wenn die Bayern straucheln"

Regelmäßig stellt DFB.de einen Spieler des A-Teams vor, für den am Wochenende Außergewöhnliches ansteht. Heute vor dem 1. Spieltag: Max Kruse, der am Sonntag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) gegen Eintracht Frankfurt sein Bundesligadebüt für den VfL Wolfsburg gibt.

Neulich war Max Kruse mal wieder am Millerntor, am Montag war das. Die Gelegenheit war günstig, der 27-Jährige hatte sein Tagwerk schon zwei Tage zuvor verrichtet. Der Nationalspieler hatte also frei, so konnte er Fußball schauen und dabei auf zwei Etappen die Vergangenheit bereisen. Früher war er ja ständig dort gewesen, Hamburg, St. Pauli, nur hatte er damals nicht auf der Tribüne gesessen, sondern ist auf dem Rasen gelaufen. Exakt 100-mal hat er für den FC St. Pauli gespielt, Kruse ist Hamburger durch und durch und nicht nur durch seinen Sohn Lauro Maxim wohl ewig mit der Stadt verbunden. Kruse saß zu Wochenbeginn also auf der Tribüne, er sah viele bekannte Gesichter und - so ist ihm zu wünschen - hatte insgesamt einen unterhaltsamen Fußballabend.

Am Samstag hatte er anderen einen unterhaltsamen Fußballabend beschert. Allen Fans des VfL Wolfsburg, und allen Verantwortlichen auch. Beim 4:1 in der ersten DFB-Pokalhauptrunde bei den Stuttgarter Kickers erzielte er das Führungstor, seinen ersten Pflichtspieltreffer für den Vizemeister und DFB-Pokalsieger.

Allofs: Kruse "erhöht unsere Qualität in der Offensive"

Bei den Niedersachsen ist der Nationalspieler der Königstransfer des Sommers, mit Kruse sind Hoffnungen auf noch mehr Flexibilität verbunden. Die Offensive des VfL - mit Bas Dost, Weltmeister André Schürrle und Nicklas Bendtner ohnehin schon prominent besetzt - soll durch Kruse weiter an Varianten gewinnen. "Wir wollten noch einen anderen Stürmertypen als die, die wir bereits im Kader haben", hatte Trainer Dieter Hecking bei der Vorstellung des Zugangs gesagt. "Wir wollen nicht zu ausrechenbar werden."

Der Trainer war und ist überzeugt von der Qualität Kruses, genauso wie Manager Kaus Allofs, der Kruse aus Bremer Zeiten noch aus nächster Nähe kennt und schätzt. Schon an der Weser war Allofs überzeugt von den Fähigkeiten Kruses, heute sagt der Sportchef: "Er ist ein Stürmertyp, der in unserem Kader gefehlt hat, und erhöht unsere Qualität in der Offensive noch einmal." Kruse eint Qualitäten, die im Fußball keine geringe Rolle spielen: Er hat Fähigkeiten als Vollstrecker und als Vorbereiter fast gleichermaßen.

Die Statistik der vergangenen drei Spielzeiten belegt dies, in der Saison 2102/2013 gelangen ihm elf Treffer und neun Assists, in den vergangenen beiden Spielzeiten waren seine Zahlen hinter den Rubriken "Tore" und "Assists" jeweils zweistellig. Außerdem eint er Fähigkeiten, die kaum weniger wichtig sind, die sich in Daten aber nicht messen lassen. "Wir bekommen einen guten Profi, der über Lockerheit und Schlitzohrigkeit verfügt", sagt Allofs: "Er bringt viele Dinge mit, die uns in der neuen Saison besser machen."

Kruse: "Bis jetzt immer die richtigen Entscheidungen getroffen"

Grußadressen gab es also viele - und nach Pflichtspiel eins im Trikot der Wölfe folgte den Lorbeeren das Lob. In der ersten Runde des DFB-Pokals hatte Wolfsburg souverän mit 4:1 gegen die Stuttgarter Kickers gewonnen, ganz wesentlich daran beteiligt war Max Kruse, der einen Treffer selbst erzielte und zwei weitere mustergültig vorbereitete. Trainer Hecking jedenfalls war zufrieden, und das sagte er nach Ende der 90 Minuten auch öffentlich: "Ich fand, dass Max ein richtig gutes Spiel gemacht hat. Er war unmittelbar an wichtigen Aktionen beteiligt."

Der Start in die neue Saison ist also gelungen, für den Titelverteidiger im DFB-Pokal - und für Max Kruse. Für ihn ist ja vieles neu - dieser Zustand indes ist es nicht. Seine Stationen in den vergangenen vier Jahren: St. Pauli, Freiburg, Gladbach, Wolfsburg. Länger als zwei Spielzeiten hielt es ihn nie bei einem Verein. Man kann ihm einen Hang zum Wechsel attestieren - oder aber ein feines Gespür dafür, wann der Zeitpunkt gekommen ist, den nächsten Schritt zu setzen. Verlaufen hat Kruse sich dabei nie, in der Unstetheit seiner Kariere hat die Richtung stets gestimmt. "Bis jetzt habe ich immer die richtigen Entscheidungen in meinem Leben getroffen", sagt er unwidersprochen.

Seine Karriere für das DFB-Team bestätigt dies. Bei der USA-Reise der Nationalmannschaft 2013 war Kruse zum ersten Mal im Kreis des A-Teams dabei, nach der WM 2014 in Brasilien gehört er zum festen Bestandteil, 13 Auftritte für die Auswahl des DFB stehen bislang in seiner Vita. Drei Treffer für Deutschland sind ihm dabei gelungen, zweimal wurde er von den Fans in der vom Fan Club Nationalmannschaft initiierten Umfrage zum Man of the Match gewählt. Vor drei Jahren noch in der 2. Bundesliga, heute etabliert beim Weltmeister - es gibt schlechtere und gemächlichere Läufe einer Laufbahn.

Kruse: "Bei St. Pauli war der Familiencharakter unglaublich"

Die neueste Wendung hat ihn also nach Niedersachsen geführt. Manche haben sich darüber ja gewundert. Kruse gehörte mit Gladbach einem aufstrebenden Verein an und einer Mannschaft, bei der vieles passt. Seine Entwicklung unter Trainer Lucien Favre war nicht zu übersehen, bei den Fohlen hat für Kruse vieles gestimmt. Dennoch ist er von der Richtigkeit des Richtungswechsels überzeugt. Kruse sagt dies so: "Was mich beeindruckt hat, waren die Gespräche mit Klaus Allofs und Dieter Hecking. Die Perspektive war auch in Gladbach schon ganz gut, aber Wolfsburg will dauerhaft oben mitspielen. Der VfL ist einer der besten Klubs in Deutschland. Zu einem solchen Verein wollte ich immer. Wenn so ein Angebot kommt, sagt man nicht Nein."

Und wenn man nicht "Nein" sagt, bleiben nicht mehr viele Alternativen. Er sagte also "Ja" - und nun ist er da. Wenn er nicht gerade in der Heimat ist. So wie am Montag beim DFB-Pokal am Millerntor. Das Ergebnis aus Kruse-Sicht: Ohne ihn verlor sein früherer Verein 1:4, ohne ihn gewann sein früherer Verein 4:1. Der Bundesligist hat sich durchgesetzt, beim Spiel seiner Ex-Klubs hat sich Kruses Wunsch damit nicht erfüllt. Bei aller Verbundenheit mit Gladbach, seine Daumen hat Kruse für St. Pauli gedrückt: "Ich komme aus Hamburg, deshalb gehört die emotional größere Bindung St. Pauli. Obwohl ich natürlich auch in Gladbach eine sehr schöne Zeit hatte. Die beiden Vereine ähneln sich, haben viel Tradition. Aber zumindest damals, als ich bei St. Pauli gespielt habe, war der Familiencharakter einfach unglaublich."

Bundesligadebüt für Wolfsburg gegen Frankfurt

Möglicherweise wird der 27-Jährige dies eines Tages auch über den VfL Wolfsburg sagen, vorerst freut er sich, dass seine Zeit beim Pokalsieger und Vizemeister erfolgreich begonnen hat. Nach dem Pokal steht nun auch sein erster Auftritt in der Bundesliga an. Das erste Spiel für die Wölfe führt Kruse gegen einen alten Bekannten. Am Sonntag (ab 15.30 Uhr, live auf Sky) empfängt der VfL die Frankfurter Eintracht, und gegen keine andere Mannschaft hat Kruse häufiger gespielt. Elf Partien stehen in seiner Bilanz, sonderlich erfolgreich ist Kruse in diesem Vergleich allerdings nicht. Drei Siege, drei Remis und fünf Niederlagen weist seine Statistik gegen die Hessen auf.

Immerhin: Mit dem VfL hat Kruse gegen Frankfurt noch nie verloren. Und das soll sich am Sonntag auch nicht ändern. Der Nationalspieler hat schließlich viel vor mit seinem neuen Arbeitgeber. "Der Anspruch des Teams muss es sein, noch einmal so eine ähnliche Saison hinzulegen", sagt er, "und da zu sein, wenn die Bayern straucheln." Im Supercup ist das bereits vorbildhaft gelungen. Wolfsburg gewann gegen den Meister im Elfmeterschießen, einen besonders kaltblütig verwandelten Penalty gegen Welttorhüter Manuel Neuer steuerte bei: Max Kruse.

[sl]

Regelmäßig stellt DFB.de einen Spieler des A-Teams vor, für den am Wochenende Außergewöhnliches ansteht. Heute vor dem 1. Spieltag: Max Kruse, der am Sonntag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) gegen Eintracht Frankfurt sein Bundesligadebüt für den VfL Wolfsburg gibt.

Neulich war Max Kruse mal wieder am Millerntor, am Montag war das. Die Gelegenheit war günstig, der 27-Jährige hatte sein Tagwerk schon zwei Tage zuvor verrichtet. Der Nationalspieler hatte also frei, so konnte er Fußball schauen und dabei auf zwei Etappen die Vergangenheit bereisen. Früher war er ja ständig dort gewesen, Hamburg, St. Pauli, nur hatte er damals nicht auf der Tribüne gesessen, sondern ist auf dem Rasen gelaufen. Exakt 100-mal hat er für den FC St. Pauli gespielt, Kruse ist Hamburger durch und durch und nicht nur durch seinen Sohn Lauro Maxim wohl ewig mit der Stadt verbunden. Kruse saß zu Wochenbeginn also auf der Tribüne, er sah viele bekannte Gesichter und - so ist ihm zu wünschen - hatte insgesamt einen unterhaltsamen Fußballabend.

Am Samstag hatte er anderen einen unterhaltsamen Fußballabend beschert. Allen Fans des VfL Wolfsburg, und allen Verantwortlichen auch. Beim 4:1 in der ersten DFB-Pokalhauptrunde bei den Stuttgarter Kickers erzielte er das Führungstor, seinen ersten Pflichtspieltreffer für den Vizemeister und DFB-Pokalsieger.

Allofs: Kruse "erhöht unsere Qualität in der Offensive"

Bei den Niedersachsen ist der Nationalspieler der Königstransfer des Sommers, mit Kruse sind Hoffnungen auf noch mehr Flexibilität verbunden. Die Offensive des VfL - mit Bas Dost, Weltmeister André Schürrle und Nicklas Bendtner ohnehin schon prominent besetzt - soll durch Kruse weiter an Varianten gewinnen. "Wir wollten noch einen anderen Stürmertypen als die, die wir bereits im Kader haben", hatte Trainer Dieter Hecking bei der Vorstellung des Zugangs gesagt. "Wir wollen nicht zu ausrechenbar werden."

Der Trainer war und ist überzeugt von der Qualität Kruses, genauso wie Manager Kaus Allofs, der Kruse aus Bremer Zeiten noch aus nächster Nähe kennt und schätzt. Schon an der Weser war Allofs überzeugt von den Fähigkeiten Kruses, heute sagt der Sportchef: "Er ist ein Stürmertyp, der in unserem Kader gefehlt hat, und erhöht unsere Qualität in der Offensive noch einmal." Kruse eint Qualitäten, die im Fußball keine geringe Rolle spielen: Er hat Fähigkeiten als Vollstrecker und als Vorbereiter fast gleichermaßen.

Die Statistik der vergangenen drei Spielzeiten belegt dies, in der Saison 2102/2013 gelangen ihm elf Treffer und neun Assists, in den vergangenen beiden Spielzeiten waren seine Zahlen hinter den Rubriken "Tore" und "Assists" jeweils zweistellig. Außerdem eint er Fähigkeiten, die kaum weniger wichtig sind, die sich in Daten aber nicht messen lassen. "Wir bekommen einen guten Profi, der über Lockerheit und Schlitzohrigkeit verfügt", sagt Allofs: "Er bringt viele Dinge mit, die uns in der neuen Saison besser machen."

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Kruse: "Bis jetzt immer die richtigen Entscheidungen getroffen"

Grußadressen gab es also viele - und nach Pflichtspiel eins im Trikot der Wölfe folgte den Lorbeeren das Lob. In der ersten Runde des DFB-Pokals hatte Wolfsburg souverän mit 4:1 gegen die Stuttgarter Kickers gewonnen, ganz wesentlich daran beteiligt war Max Kruse, der einen Treffer selbst erzielte und zwei weitere mustergültig vorbereitete. Trainer Hecking jedenfalls war zufrieden, und das sagte er nach Ende der 90 Minuten auch öffentlich: "Ich fand, dass Max ein richtig gutes Spiel gemacht hat. Er war unmittelbar an wichtigen Aktionen beteiligt."

Der Start in die neue Saison ist also gelungen, für den Titelverteidiger im DFB-Pokal - und für Max Kruse. Für ihn ist ja vieles neu - dieser Zustand indes ist es nicht. Seine Stationen in den vergangenen vier Jahren: St. Pauli, Freiburg, Gladbach, Wolfsburg. Länger als zwei Spielzeiten hielt es ihn nie bei einem Verein. Man kann ihm einen Hang zum Wechsel attestieren - oder aber ein feines Gespür dafür, wann der Zeitpunkt gekommen ist, den nächsten Schritt zu setzen. Verlaufen hat Kruse sich dabei nie, in der Unstetheit seiner Kariere hat die Richtung stets gestimmt. "Bis jetzt habe ich immer die richtigen Entscheidungen in meinem Leben getroffen", sagt er unwidersprochen.

Seine Karriere für das DFB-Team bestätigt dies. Bei der USA-Reise der Nationalmannschaft 2013 war Kruse zum ersten Mal im Kreis des A-Teams dabei, nach der WM 2014 in Brasilien gehört er zum festen Bestandteil, 13 Auftritte für die Auswahl des DFB stehen bislang in seiner Vita. Drei Treffer für Deutschland sind ihm dabei gelungen, zweimal wurde er von den Fans in der vom Fan Club Nationalmannschaft initiierten Umfrage zum Man of the Match gewählt. Vor drei Jahren noch in der 2. Bundesliga, heute etabliert beim Weltmeister - es gibt schlechtere und gemächlichere Läufe einer Laufbahn.

Kruse: "Bei St. Pauli war der Familiencharakter unglaublich"

Die neueste Wendung hat ihn also nach Niedersachsen geführt. Manche haben sich darüber ja gewundert. Kruse gehörte mit Gladbach einem aufstrebenden Verein an und einer Mannschaft, bei der vieles passt. Seine Entwicklung unter Trainer Lucien Favre war nicht zu übersehen, bei den Fohlen hat für Kruse vieles gestimmt. Dennoch ist er von der Richtigkeit des Richtungswechsels überzeugt. Kruse sagt dies so: "Was mich beeindruckt hat, waren die Gespräche mit Klaus Allofs und Dieter Hecking. Die Perspektive war auch in Gladbach schon ganz gut, aber Wolfsburg will dauerhaft oben mitspielen. Der VfL ist einer der besten Klubs in Deutschland. Zu einem solchen Verein wollte ich immer. Wenn so ein Angebot kommt, sagt man nicht Nein."

Und wenn man nicht "Nein" sagt, bleiben nicht mehr viele Alternativen. Er sagte also "Ja" - und nun ist er da. Wenn er nicht gerade in der Heimat ist. So wie am Montag beim DFB-Pokal am Millerntor. Das Ergebnis aus Kruse-Sicht: Ohne ihn verlor sein früherer Verein 1:4, ohne ihn gewann sein früherer Verein 4:1. Der Bundesligist hat sich durchgesetzt, beim Spiel seiner Ex-Klubs hat sich Kruses Wunsch damit nicht erfüllt. Bei aller Verbundenheit mit Gladbach, seine Daumen hat Kruse für St. Pauli gedrückt: "Ich komme aus Hamburg, deshalb gehört die emotional größere Bindung St. Pauli. Obwohl ich natürlich auch in Gladbach eine sehr schöne Zeit hatte. Die beiden Vereine ähneln sich, haben viel Tradition. Aber zumindest damals, als ich bei St. Pauli gespielt habe, war der Familiencharakter einfach unglaublich."

Bundesligadebüt für Wolfsburg gegen Frankfurt

Möglicherweise wird der 27-Jährige dies eines Tages auch über den VfL Wolfsburg sagen, vorerst freut er sich, dass seine Zeit beim Pokalsieger und Vizemeister erfolgreich begonnen hat. Nach dem Pokal steht nun auch sein erster Auftritt in der Bundesliga an. Das erste Spiel für die Wölfe führt Kruse gegen einen alten Bekannten. Am Sonntag (ab 15.30 Uhr, live auf Sky) empfängt der VfL die Frankfurter Eintracht, und gegen keine andere Mannschaft hat Kruse häufiger gespielt. Elf Partien stehen in seiner Bilanz, sonderlich erfolgreich ist Kruse in diesem Vergleich allerdings nicht. Drei Siege, drei Remis und fünf Niederlagen weist seine Statistik gegen die Hessen auf.

Immerhin: Mit dem VfL hat Kruse gegen Frankfurt noch nie verloren. Und das soll sich am Sonntag auch nicht ändern. Der Nationalspieler hat schließlich viel vor mit seinem neuen Arbeitgeber. "Der Anspruch des Teams muss es sein, noch einmal so eine ähnliche Saison hinzulegen", sagt er, "und da zu sein, wenn die Bayern straucheln." Im Supercup ist das bereits vorbildhaft gelungen. Wolfsburg gewann gegen den Meister im Elfmeterschießen, einen besonders kaltblütig verwandelten Penalty gegen Welttorhüter Manuel Neuer steuerte bei: Max Kruse.