Kommilitonin Weltmeisterin: Studium als zweites Standbein

Annike Krahn musste eine Auszeit nehmen. Ausgerechnet während eines Lehrgangs im Vorfeld der Olympischen Spiele. Doch nicht etwa wegen konditioneller Probleme oder auf Grund einer Verletzung klinkte sich die Verteidigerin des FCR 2001 Duisburg aus. Sie hatte einen Bildungsauftrag. Die Studentin der Sportwissenschaft musste an der Ruhr-Universität in Bochum eine Klausur schreiben. Thema: Sportdidaktik.

Die 23-Jährige befindet sich im achten Semester. Ihr Studien-Schwerpunkt ist das Sportmanagement. Sie ist mittlerweile scheinfrei und kann daher bald mit der Diplomarbeit beginnen. Vorbereitung auf die berufliche Zukunft. "Man muss sich ein Standbein für die Zeit nach dem Fußball aufbauen", sagt Annike Krahn.

In der deutschen Frauen-Nationalmannschaft ist die Duisburgerin kein Einzelfall. Der Doppelbelastung von Sport und Studium stellen sich einige Spielerinnen. Kerstin Garefrekes schreibt derzeit an ihrer Diplomarbeit. Titel: Strategisches Management im Frauenfußball-Vereinswesen. Die Mittelfeldspielerin studiert Public Management an der Fachhochschule in Frankfurt. Navina Omilade ist an der Universität in Potsdam im Fachbereich Sportwissenschaften eingeschrieben. Ihre Studienschwerpunkte sind Ökonomie und Management. Saskia Bartusiak ist ebenfalls angehende Sportwissenschaftlerin. Sie belegt an der Goethe-Universität in Frankfurt einen Magister-Studiengang und hat als Nebenfächer Sportmedizin und Pädagogik, Birgit Prinz studiert Psychologie.

Disziplin und Organisationstalent sind erforderlich

Ihnen allen ist gemein, dass sie sich in zwei zeitaufwändigen Betätigungsfeldern engagieren. Was ein gewisses Maß an Disziplin und Organisationstalent bedarf. "Man muss sich schon arrangieren", sagt Saskia Bartusiak. Der Kanon aus Vorlesung und Training will gut abgestimmt sein. Was die Studentinnen der DFB-Auswahl jedoch nicht abschreckt. "Den Stundenplan kann ich ja selbst gestalten", erklärt Annike Krahn. Und Navina Omilade ergänzt: "Ich belege die Seminare so, dass sie vereinbar mit den Trainingszeiten sind."

Aber auch die Hochschulen zeigen Entgegenkommen. "Die Ruhr-Uni fördert den Spitzensport. A-, B- und C-Kader-Athleten werden zum Beispiel von den Studiengebühren befreit", berichtet Annike Krahn. Zudem kommt es vor, dass Dozenten Verständnis zeigen, etwa wenn es darum geht, Prüfungstermine abzustimmen. Was nicht bedeutet, dass die Nationalspielerinnen in irgendeiner Form Freifahrtscheine erhalten. "Es gibt bei mir auch keine Ausnahme. Ich muss genauso wie alle andere Studenten meine Scheine erwerben. Da lassen die Prüfungsordnungen überhaupt keinen Spielraum", so die 23-Jährige.

Von daher gibt es auch Momente, in denen die Fußballerinnen Prioritäten setzen müssen. Sowohl in die eine, als auch in die andere Richtung. Birgit Prinz kennt das. Sie musste auch mitten in der Olympia-Vorbereitung eine Klausur schreiben. Für die Psychoanalyse-Prüfung durfte sie einen Tag beim Lehrgang in Köln aussetzen. Dennoch konnte sie der Sache etwas Positives abgewinnen. "Ich habe mir vorgenommen, den Schein zu machen, und dann hoffe ich, nie mehr wieder etwas mit diesem Thema zu tun zu haben", sagt die Rekordnationalspielerin. Eine erlösende Wirkung, die sich vielleicht auch befreiend auf die Form bei den Olympischen Spielen auswirkt?

Fußball oder Studium?



[bild1]

Annike Krahn musste eine Auszeit nehmen. Ausgerechnet während eines Lehrgangs im Vorfeld der Olympischen Spiele. Doch nicht etwa wegen konditioneller Probleme oder auf Grund einer Verletzung klinkte sich die Verteidigerin des FCR 2001 Duisburg aus. Sie hatte einen Bildungsauftrag. Die Studentin der Sportwissenschaft musste an der Ruhr-Universität in Bochum eine Klausur schreiben. Thema: Sportdidaktik.

Die 23-Jährige befindet sich im achten Semester. Ihr Studien-Schwerpunkt ist das Sportmanagement. Sie ist mittlerweile scheinfrei und kann daher bald mit der Diplomarbeit beginnen. Vorbereitung auf die berufliche Zukunft. "Man muss sich ein Standbein für die Zeit nach dem Fußball aufbauen", sagt Annike Krahn.

In der deutschen Frauen-Nationalmannschaft ist die Duisburgerin kein Einzelfall. Der Doppelbelastung von Sport und Studium stellen sich einige Spielerinnen. Kerstin Garefrekes schreibt derzeit an ihrer Diplomarbeit. Titel: Strategisches Management im Frauenfußball-Vereinswesen. Die Mittelfeldspielerin studiert Public Management an der Fachhochschule in Frankfurt. Navina Omilade ist an der Universität in Potsdam im Fachbereich Sportwissenschaften eingeschrieben. Ihre Studienschwerpunkte sind Ökonomie und Management. Saskia Bartusiak ist ebenfalls angehende Sportwissenschaftlerin. Sie belegt an der Goethe-Universität in Frankfurt einen Magister-Studiengang und hat als Nebenfächer Sportmedizin und Pädagogik, Birgit Prinz studiert Psychologie.

Disziplin und Organisationstalent sind erforderlich

Ihnen allen ist gemein, dass sie sich in zwei zeitaufwändigen Betätigungsfeldern engagieren. Was ein gewisses Maß an Disziplin und Organisationstalent bedarf. "Man muss sich schon arrangieren", sagt Saskia Bartusiak. Der Kanon aus Vorlesung und Training will gut abgestimmt sein. Was die Studentinnen der DFB-Auswahl jedoch nicht abschreckt. "Den Stundenplan kann ich ja selbst gestalten", erklärt Annike Krahn. Und Navina Omilade ergänzt: "Ich belege die Seminare so, dass sie vereinbar mit den Trainingszeiten sind."

Aber auch die Hochschulen zeigen Entgegenkommen. "Die Ruhr-Uni fördert den Spitzensport. A-, B- und C-Kader-Athleten werden zum Beispiel von den Studiengebühren befreit", berichtet Annike Krahn. Zudem kommt es vor, dass Dozenten Verständnis zeigen, etwa wenn es darum geht, Prüfungstermine abzustimmen. Was nicht bedeutet, dass die Nationalspielerinnen in irgendeiner Form Freifahrtscheine erhalten. "Es gibt bei mir auch keine Ausnahme. Ich muss genauso wie alle andere Studenten meine Scheine erwerben. Da lassen die Prüfungsordnungen überhaupt keinen Spielraum", so die 23-Jährige.

Von daher gibt es auch Momente, in denen die Fußballerinnen Prioritäten setzen müssen. Sowohl in die eine, als auch in die andere Richtung. Birgit Prinz kennt das. Sie musste auch mitten in der Olympia-Vorbereitung eine Klausur schreiben. Für die Psychoanalyse-Prüfung durfte sie einen Tag beim Lehrgang in Köln aussetzen. Dennoch konnte sie der Sache etwas Positives abgewinnen. "Ich habe mir vorgenommen, den Schein zu machen, und dann hoffe ich, nie mehr wieder etwas mit diesem Thema zu tun zu haben", sagt die Rekordnationalspielerin. Eine erlösende Wirkung, die sich vielleicht auch befreiend auf die Form bei den Olympischen Spielen auswirkt?

Fußball oder Studium?

Aber manchmal muss auch das Studium zu Gunsten des Fußballs zurückstehen. "Blockseminare am Wochenende – das ist schwierig", erklärt Saskia Bartusiak mit Blick auf den Bundesliga-Spielplan. Auch die großen Turniere wie die Olympischen Spiele, Welt- und Europameisterschaft fordern ihren Tribut im wissenschaftlichen Sektor. "In meinem ersten Semester an der Uni war ich so gut wie nie da, weil ich damals die U 19-Weltmeisterschaft in Thailand gespielt habe", erzählt Annike Krahn. In solchen Angelegenheiten bezieht sie eine klare Position. "Fußball steht bei mir an erster Stelle", sagt sie bei aller Ernsthaftigkeit, mit der sie ihr Studium verfolgt. Denn was sie in dem einen Halbjahr dadurch versäumt, versucht sie schnellstmöglich aufzuholen. "Meistens belege ich deswegen im Wintersemester mehr Seminare als im Sommersemester", so die gebürtige Bochumerin. Nach der Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr führt das sogar dazu, dass "mein Stundenplan so voll war wie nie."

[bild2]

Aber auch das zeichnet die Kommilitonin Weltmeisterin aus. Der Ehrgeiz und die Zielstrebigkeit, die für sie auf dem Fußball-Platz charakteristisch sind, zeigen sie ebenso in den Unis. Zum einen aus grundsätzlichen Überlegungen heraus. "Ich kann mir zwar vorstellen, eine Weile nur Fußball zu spielen. Ich glaube jedoch, dass mir das auf die Dauer zu einseitig wäre, wenn sich alles nur darum dreht. Da brauche ich noch irgendetwas anderes, einen Gegenpol", sagt Annike Krahn.

Ein Ansatz, der mit konkreten Berufsvorstellungen verbunden ist. Die Duisburgerin bemüht sich zum Beispiel derzeit um ein Praktikum, das sie im Rahmen ihres Studiums absolvieren muss, beim VfL Bochum. "Ich würde gerne mal auf der Geschäftsstelle eines Bundesligisten in die Marketing-Abteilung hineinschnuppern", erklärt sie. Was aber nur eine von mehreren Möglichkeiten ist. Navina Omilade zeigt das Spektrum auf, das sich ihr in der Arbeitswelt öffnet. "Ich will später dann im Bereich Fußball oder Sport allgemein bleiben. Das kann im Bereich Management und Marketing sein, bei einem Verein oder vielleicht einem Sportartikelhersteller könnte ich mir das vorstellen. Aber ich könnte mir auch vorstellen bei der WM 2011 in der Organisation mitzuarbeiten, schließlich kann es ja passieren, dass Wolfsburg ein Spielort wird", sagt die Mittelfeldspielerin des VfL.

Genauso gut möglich wäre es jedoch, wenn die Studentinnen von heute in drei Jahren noch in der Nationalmannschaft aktiv sind und als Spielerinnen zum Gelingen der Weltmeisterschaft in Deutschland beitragen. Den Numerus Clausus im Fach Fußball erfüllen sie auf jeden Fall. Das haben sie schließlich schon mehrfach bewiesen.