Jürgen Sparwasser wird 65: Ein Mann, ein Tor

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Zumindest an seinem Geburtstag muss Jürgen Sparwasser nicht über sein "Jahrhunderttor" sprechen. "Wir feiern im kleinen Kreis, da wird über wichtigere Dinge geredet", sagt der ehemalige DDR-Auswahlspieler, der heute 65 Jahre alt wird.

Doch sein legendärer 1:0-Siegtreffer für die DDR bei der WM 1974 gegen den damaligen "Klassenfeind" Bundesrepublik Deutschland wird ihn weiter verfolgen - wohl auch über seinen Tod hinaus. "Wenn auf meinem Grabstein eines Tages nur 'Hamburg 1974' stehen würde, wüsste wahrscheinlich trotzdem jeder, wer da liegt", betont Sparwasser.

In seiner Stimme schwingt viel Ironie, aber auch eine Spur Verbitterung mit. Sein historischer Treffer im einzigen deutsch-deutschen Fußball-Länderspiel ist für Sparwasser mehr Fluch als Segen. "Ich muss damit leben, dass mich alle nur mit dieser einen Aktion verbinden", sagt der ehemalige Stürmer: "Gefühlt habe ich sie schon 2000-mal beschrieben. Ich werde ja immer wieder dazu aufgefordert."

Bilder vom 22. Juni 1974 bleiben in Erinnerung

Der vergeblich hechtende Sepp Maier, der umsonst grätschende Berti Vogts, der ausgelassen jubelnde Sparwasser - diese Bilder vom 22. Juni 1974 aus dem Hamburger Volkspark-Stadion sind auch bei vielen deutschen Fußballfans unvergessen. "Nur das Wembleytor 1966 und Helmut Rahns Siegtreffer im WM-Finale 1954 haben für ähnlich viel Gesprächsstoff gesorgt", meint Sparwasser.

Er selbst erinnert sich aber lieber an seinen Treffer beim 2:1-Halbfinalsieg des 1. FC Magdeburg im Europapokal der Pokalsieger gegen Sporting Lissabon, "das wichtigste Tor meiner Karriere". In jenem Jahr 1974 gewann der FCM den Europapokal, als erster und einziger DDR-Klub. Doch die breite Öffentlichkeit wird Sparwasser immer mit dem legendären WM-Spiel vor 39 Jahren verbinden.

Sein Tor gegen den späteren Weltmeister hat Sparwasser zwar berühmt, aber nicht bedingungslos glücklich gemacht. Von der damaligen DDR-Führung wurde es politisch ausgeschlachtet, Gerüchte über eine angebliche Rekordprämie für Sparwasser wurden gestreut.

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Flucht in die Bundesrepublik

Als er nach dem Ende seiner aktiven Karriere kein Cheftrainer bei seinem Stammverein in Magdeburg werden wollte und von den Parteioberen unter Druck gesetzt wurde, reagierte Sparwasser. Der Diplomsportlehrer flüchtete bei einem Altherren-Spiel im Januar 1988 in die Bundesrepublik. Seine Frau war dort gerade bei Verwandten unterwegs. Anschließend arbeitete er als Trainer bei Eintracht Frankfurt und als Chefcoach beim damaligen Zweitligisten SV Darmstadt 98. Der große Erfolg blieb in seiner zweiten Karriere aber aus.

Nach seiner Zeit als Vorsitzender der Vereinigung der Vertragsfußballer (VdV) widmete sich Sparwasser vor allem dem Fußballnachwuchs. "Inzwischen bin ich bei Eintracht Frankfurt Projektleiter eines Talentetrainings, das macht mir Spaß", sagt Sparwasser. Sein Herz hängt aber nach wie vor am 1. FC Magdeburg. Der Traditionsklub dümpelt zurzeit in der Regionalliga herum und war in dieser Saison im Kampf um den Aufstieg chancenlos gegen den Tabellenersten RB Leipzig. "Da blutet mir das Herz. Ich weiß nicht, ob ich es noch erlebe, dass es der Klub in den Profifußball schafft. Ich glaube es eher nicht", sagt Sparwasser.

[sid]

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Zumindest an seinem Geburtstag muss Jürgen Sparwasser nicht über sein "Jahrhunderttor" sprechen. "Wir feiern im kleinen Kreis, da wird über wichtigere Dinge geredet", sagt der ehemalige DDR-Auswahlspieler, der heute 65 Jahre alt wird.

Doch sein legendärer 1:0-Siegtreffer für die DDR bei der WM 1974 gegen den damaligen "Klassenfeind" Bundesrepublik Deutschland wird ihn weiter verfolgen - wohl auch über seinen Tod hinaus. "Wenn auf meinem Grabstein eines Tages nur 'Hamburg 1974' stehen würde, wüsste wahrscheinlich trotzdem jeder, wer da liegt", betont Sparwasser.

In seiner Stimme schwingt viel Ironie, aber auch eine Spur Verbitterung mit. Sein historischer Treffer im einzigen deutsch-deutschen Fußball-Länderspiel ist für Sparwasser mehr Fluch als Segen. "Ich muss damit leben, dass mich alle nur mit dieser einen Aktion verbinden", sagt der ehemalige Stürmer: "Gefühlt habe ich sie schon 2000-mal beschrieben. Ich werde ja immer wieder dazu aufgefordert."

Bilder vom 22. Juni 1974 bleiben in Erinnerung

Der vergeblich hechtende Sepp Maier, der umsonst grätschende Berti Vogts, der ausgelassen jubelnde Sparwasser - diese Bilder vom 22. Juni 1974 aus dem Hamburger Volkspark-Stadion sind auch bei vielen deutschen Fußballfans unvergessen. "Nur das Wembleytor 1966 und Helmut Rahns Siegtreffer im WM-Finale 1954 haben für ähnlich viel Gesprächsstoff gesorgt", meint Sparwasser.

Er selbst erinnert sich aber lieber an seinen Treffer beim 2:1-Halbfinalsieg des 1. FC Magdeburg im Europapokal der Pokalsieger gegen Sporting Lissabon, "das wichtigste Tor meiner Karriere". In jenem Jahr 1974 gewann der FCM den Europapokal, als erster und einziger DDR-Klub. Doch die breite Öffentlichkeit wird Sparwasser immer mit dem legendären WM-Spiel vor 39 Jahren verbinden.

Sein Tor gegen den späteren Weltmeister hat Sparwasser zwar berühmt, aber nicht bedingungslos glücklich gemacht. Von der damaligen DDR-Führung wurde es politisch ausgeschlachtet, Gerüchte über eine angebliche Rekordprämie für Sparwasser wurden gestreut.

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Flucht in die Bundesrepublik

Als er nach dem Ende seiner aktiven Karriere kein Cheftrainer bei seinem Stammverein in Magdeburg werden wollte und von den Parteioberen unter Druck gesetzt wurde, reagierte Sparwasser. Der Diplomsportlehrer flüchtete bei einem Altherren-Spiel im Januar 1988 in die Bundesrepublik. Seine Frau war dort gerade bei Verwandten unterwegs. Anschließend arbeitete er als Trainer bei Eintracht Frankfurt und als Chefcoach beim damaligen Zweitligisten SV Darmstadt 98. Der große Erfolg blieb in seiner zweiten Karriere aber aus.

Nach seiner Zeit als Vorsitzender der Vereinigung der Vertragsfußballer (VdV) widmete sich Sparwasser vor allem dem Fußballnachwuchs. "Inzwischen bin ich bei Eintracht Frankfurt Projektleiter eines Talentetrainings, das macht mir Spaß", sagt Sparwasser. Sein Herz hängt aber nach wie vor am 1. FC Magdeburg. Der Traditionsklub dümpelt zurzeit in der Regionalliga herum und war in dieser Saison im Kampf um den Aufstieg chancenlos gegen den Tabellenersten RB Leipzig. "Da blutet mir das Herz. Ich weiß nicht, ob ich es noch erlebe, dass es der Klub in den Profifußball schafft. Ich glaube es eher nicht", sagt Sparwasser.