Jonathan Tah: "Ich akzeptiere jede Rolle"

DFB.de: Erzählen Sie mal, wie lief das das genau mit Ihrer Nachnominierung?

Tah: Ich war gerade im Hotel in Florida angekommen, als das Telefon klingelte und Marcus Sorg mich informiert hat. Es waren dann einige organisatorische Dinge zu klären, auch mit dem Verein, und dann habe ich mich auch schon auf den Weg nach Frankeich gemacht. Ich hatte noch nicht einmal die Koffer ausgepackt.

DFB.de: Gutes Timing, Sie mussten nicht erneut packen.

Tah: Was das angeht schon, ja.

DFB.de: War es für Sie sofort klar, dass Sie der Einladung nachkommen? Die Nominierung für die EM bedeutet ja auch das Aus für die Olympischen Spiele in Rio.

Tah: Das war überhaupt keine Frage. Olympische Spiele sind großartig, für unsere U 21 wird Rio bestimmt phantastisch. Aber für Fußballer gibt es nichts Größeres als die Turniere mit den A-Mannschaften. Deswegen war es für mich selbstverständlich, dass ich sofort hierhergekommen bin.

DFB.de: Sie haben im März in Berlin im Spiel gegen England Ihr Debüt für die A-Mannschaft gegeben. Wie enttäuscht waren Sie, als der vorläufige EM-Kader nominiert wurde und Ihr Name dann nicht auf der Liste stand?

Tah: Ich bin ehrgeizig, natürlich hatte ich mir Hoffnungen gemacht. Und ich war enttäuscht, dass sich diese nicht erfüllt hatten. Ich wusste aber, dass es sehr schwer für mich würde. Man muss sich ja nur die Qualität und die Erfahrung anschauen, die in unserer Defensive vorhanden ist. Ich war enttäuscht, ja, aber ich hatte die Enttäuschung sehr gut und sehr schnell verarbeitet.



Der Anruf ereilte ihn in Florida. Und wäre dieser Anruf nicht erfolgt, läge Jonathan Tah (20) heute am Strand und ließe sich von der Sonne verwöhnen. Aber der Anruf kam. Marcus Sorg, der Assistenztrainer von Bundestrainer Joachim Löw, meldete sich und teilte dem Leverkusener Innenverteidiger mit, dass dieser für den Verletzten Antonio Rüdiger nachnominiert werde. Danach ging alles sehr schnell. Ab zum Flughafen, zurück nach Europa, auf nach Évian. Seit Donnerstag ist Tah bei der Mannschaft, er hat Urlaub gegen EM getauscht. Im Interview mit DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke spricht Tah über schlechtes Essen, gute Entscheidungen und seine Verbindungen mit Frankreich.

DFB.de: Herr Tah, Sie litten in der Endphase der Saison an einer Lebensmittelvergiftung. Wie schlimm war das?

Jonathan Tah: Es war schon krass. Es kam von Geflügelfleisch. Am Tag nach dem Verzehr ging es mir immer schlechter, wieder einen Tag später war es so schlimm, dass ich ins Krankenhaus musste. Es hat mich ganz schön umgehauen. Ich war für fünf Tage in stationärer Behandlung, habe drei Tage in Folge überhaupt nichts essen können und insgesamt fünf Kilo verloren. Zum Glück ist das mittlerweile vorbei, mir geht es wieder richtig gut.

DFB.de: Können Sie Geflügelfleisch schon wieder essen?

Tah: Ja, inzwischen ist das kein Problem mehr. Ich habe auch wieder ganz normal Appetit und ernähre mich nicht anders als vor der Vergiftung auch.

DFB.de: War diese Vergiftung gleichwohl auch ein Glücksfall?

Tah: Den Gedanken müssen Sie mir erklären.

DFB.de: Weil Sie sich deswegen nach der Saison wieder fit gemacht und weiter trainiert haben. Und das war ein Grund dafür, warum Jogi Löw Sie nach der Verletzung von Antonio Rüdiger in den EM-Kader nachnominiert hat.

Tah: Das hat mit der Vergiftung aber nicht viel zu tun. Ich hätte so oder so trainiert, das mache ich in der Sommerpause immer so, schon seit Jahren.

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DFB.de: Erzählen Sie mal, wie lief das das genau mit Ihrer Nachnominierung?

Tah: Ich war gerade im Hotel in Florida angekommen, als das Telefon klingelte und Marcus Sorg mich informiert hat. Es waren dann einige organisatorische Dinge zu klären, auch mit dem Verein, und dann habe ich mich auch schon auf den Weg nach Frankeich gemacht. Ich hatte noch nicht einmal die Koffer ausgepackt.

DFB.de: Gutes Timing, Sie mussten nicht erneut packen.

Tah: Was das angeht schon, ja.

DFB.de: War es für Sie sofort klar, dass Sie der Einladung nachkommen? Die Nominierung für die EM bedeutet ja auch das Aus für die Olympischen Spiele in Rio.

Tah: Das war überhaupt keine Frage. Olympische Spiele sind großartig, für unsere U 21 wird Rio bestimmt phantastisch. Aber für Fußballer gibt es nichts Größeres als die Turniere mit den A-Mannschaften. Deswegen war es für mich selbstverständlich, dass ich sofort hierhergekommen bin.

DFB.de: Sie haben im März in Berlin im Spiel gegen England Ihr Debüt für die A-Mannschaft gegeben. Wie enttäuscht waren Sie, als der vorläufige EM-Kader nominiert wurde und Ihr Name dann nicht auf der Liste stand?

Tah: Ich bin ehrgeizig, natürlich hatte ich mir Hoffnungen gemacht. Und ich war enttäuscht, dass sich diese nicht erfüllt hatten. Ich wusste aber, dass es sehr schwer für mich würde. Man muss sich ja nur die Qualität und die Erfahrung anschauen, die in unserer Defensive vorhanden ist. Ich war enttäuscht, ja, aber ich hatte die Enttäuschung sehr gut und sehr schnell verarbeitet.

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DFB.de: Sie profitieren von der Verletzung von Toni Rüdiger, der sich im ersten Training in Évian einen Kreuzbandriss zugezogen hat. Wie groß ist Ihre Empathie?

Tah: Es tut mir total leid für ihn. Natürlich ist es für mich schön, dass ich jetzt hier dabei sein kann. Ich bin mit großer Motivation und Begeisterung bei der Mannschaft. Aber ich würde das sofort eintauschen. Ich wünsche keinem Spieler eine Verletzung, schon gar nicht so eine. Ich hoffe sehr, dass er so schnell wie möglich zurückkehrt.

DFB.de: Die EM 2016 findet in Frankreich statt. Wie groß ist Ihr Bezug zum Land des Gastgebers?

Tah: Mein Vater stammt von der Elfenbeinküste, einige Verwandte leben in Frankreich. Für mich wird das Turnier dadurch noch spezieller.

DFB.de: Sprechen Sie französisch?

Tah: Ich muss mich immer wieder erst ein wenig hineinfinden, wenn ich länger nicht gesprochen habe. Aber das geht dann relativ schnell. Und verstehen tue ich ohnehin alles.

DFB.de: Sie waren mehrfach in der Heimat Ihres Vaters. Welche Eindrücke haben Sie dabei gewonnen?

Tah: Es ist eine andere Welt, komplett. Ein extremer Kontrast zu Deutschland. Mir hilft das immer auch dabei, auf dem Boden zu bleiben, es erdet.

DFB.de: Am Sonntag steht das erste EM-Spiel für den Weltmeister an, in Lille geht es gegen die Ukraine (ab 21 Uhr, live in der ARD, im Fan Club-Radio auf laut.fm/dfbfanclubradio und im DFB.de-Liveticker). Bei den Videositzungen gestern waren Sie bereits dabei. Was ist aus Sicht der Defensive gegen die Ukraine besonders zu beachten?

Tah: Details kann ich nicht verraten. Klar ist, dass die Ukraine eine gute Mannschaft hat. Sie haben individuelle Qualitäten, aber auch als Team ihre Stärken. Es ist schwer gegen Sie zu spielen, auch kämpferisch sind sie stark. Wir müssen dagegenhalten, wenn wir das tun, bin ich sehr optimistisch. Denn spielerisch haben wir mehr Möglichkeiten als die Ukraine.

DFB.de: Wir groß ist Ihre Hoffnung, dass es für Sie schon im Spiel gegen die Ukraine für einen Einsatz reicht?

Tah: Ich werde mich im Training anbieten und dem Trainer zeigen, dass ich eine Alternative bin. Ich verstehe aber auch jede andere Entscheidung. Ich bin hier, um der Mannschaft so viel wie möglich zu helfen. Ich akzeptiere jede Rolle und werde in jeder Situation das Bestmögliche tun, um das Team zu unterstützen.

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