Johnson: "Führungsspieler im US-Team"

Fabian Johnson hat mit Borussia Mönchengladbach eine fantastische Bundesligasaison gespielt. Der US-Nationalspieler qualifizierte sich mit der Fohlenelf direkt für die Champions League und darf dort in der kommenden Spielzeit gegen die ganz großen Teams in Europa antreten. Zuvor stehen für den 27 Jahre alten Allrounder allerdings noch zwei Länderspiele in den Niederlanden am Freitag und in Köln gegen Weltmeister Deutschland am 10. Juni (ab 20.45 Uhr, live in der ARD) auf dem Programm.

Darauf folgt der Gold Cup (7. bis 26. Juli), bei dem die USA unter Trainer Jürgen Klinsmann als Titelverteidiger im eigenen Land antritt. Im DFB.de-Interview spricht Fabian Johnson mit Redakteur Thomas Hackbarth über die Erfolge mit der Borussia, die anstehenden Aufgaben mit der USA, seine deutsch-amerikanische Identität und seine Entwicklung seit der WM 2014 in Brasilien.

DFB.de: Mit Borussia Mönchengladbach haben Sie sich direkt für die Champions League qualifiziert. Herzlichen Glückwunsch dazu!

Fabian Johnson: Danke schön.

DFB.de: Reisen Sie jetzt direkt in die USA oder können Sie erst mal ein paar Tage Urlaub nehmen?

Johnson: Es sind wirklich nur sehr wenige freie Tage. Erst stehen die beiden Länderspiele an gegen die Niederlande in Amsterdam und gegen Deutschland in Köln. Und dann folgt der Gold Cup.

DFB.de: Wie sehr schlaucht die Anreise zu einem USA-Länderspiel, gerade wenn an der Westküste gespielt wird?

Fabian Johnson: Das sind schon Strapazen, aber jetzt im WM-Jahr waren es weniger Spiele. Es geht schon.

DFB.de: USA, Mexiko und Costa Rica gelten als Titelaspiranten für den Gold Cup. Oder sehen Sie noch ein anderes Team?

Johnson: Wenn wir unsere Leistung abrufen, werden wir das Turnier gewinnen, da bin ich mir ganz sicher.

DFB.de: Was sagt denn Ihr Gladbacher Trainer Lucien Favre zu Ihrer Turnierteilnahme?

Johnson: Er würde es natürlich gerne sehen, dass ich in Deutschland bleibe, aber wenn Jürgen Klinsmann mich beim Turnier dabeihaben möchte, muss ich hin. Die USA sind Gastgeber und Titelverteidiger. Natürlich bin ich gerne dabei.

DFB.de: Sie haben die Rückrunde fast komplett durchgespielt. Eine Pause im Sommer wäre auch okay, oder?

Johnson: Klar ist es wichtig, den Kopf freizubekommen, auch mal ein paar Tage nicht an Fußball zu denken. Aber wie gesagt, die Entscheidung über meine Teilnahme am Gold Cup steht noch aus.

DFB.de: Gladbachs beste Rückrunde aller Zeiten, nur zehn Gegentore, schließlich die Qualifikation für die Champions League. Wieviel Spaß hat Ihnen diese Rückrunde gemacht?

Johnson: Einen riesigen Spaß. Wir hatten einen Lauf, und den haben wir genutzt. Unsere Qualifikation für die Champions League ist verdient, sie ist sicher kein Zufall. Jeder Spieler und jeder aus dem Verein hat seinen Teil dazu beigetragen, dieses große Ziel zu erreichen.

DFB.de: Sie haben in der Liga sechs Torvorlagen gegeben. Ist der nächste Schritt für Ihre Entwicklung, mehr selbst abzuschließen?

Johnson: Auf jeden Fall. Aber wer bei uns die Tore macht, ist eigentlich egal, solange wir gewinnen. Im Vordergrund steht bei uns immer die Mannschaft und nicht das Ego eines Einzelnen.

DFB.de: Geht der Champions-League-Spieler Fabian Johnson jetzt auch mit anderen Ansprüchen zur US-Nationalmannschaft?

Johnson: Ich hatte ohnehin ein gutes Standing in der Nationalmannschaft. Außerdem sind die Länderspiele und der Gold Cup einfach ein anderer Wettbewerb. Ich denke schon, dass ich einer der Führungsspieler im Team bin. Es gab ja einen kleinen Umbruch, die Mischung bei uns passt ganz gut.

DFB.de: Mit welcher Zielsetzung geht die USA in die Länderspiele in Amsterdam und gegen den Weltmeister in Köln?

Johnson: Das sind große Herausforderungen. Wir spielen gegen zwei Riesenmannschaften, die mit einigen der Topspieler weltweit antreten werden. Die beiden Termine dienen uns als Vorbereitung für den Gold Cup. Jeder wird zeigen wollen, was er auf den Kasten hat. Nach dem Spiel in Köln wird Jürgen Klinsmann das Turnieraufgebot berufen. Die WM hat jedenfalls dazu beigetragen, dass sich der Fußball in den USA noch mal weiterentwickelt hat. Die Einschaltquoten bei den WM-Spielen waren echt okay, aber es bleibt natürlich verdammt schwer für den Fußball, gegen die traditionsreichen Sportarten Baseball, Basketball und American Football seinen Markt zu vergrößern.

DFB.de: Ist das Spiel gegen Deutschland für Sie persönlich noch etwas Besonderes?

Johnson: Klar, es geht gegen den Weltmeister. Aber es ist auch nicht das erste Mal, dass ich gegen Deutschland und die alten Kumpels spiele.

DFB.de: Standen Sie als kleiner Junge mal vor der Zugspitzstraße 6?

Johnson: Nö, eigentlich nicht.

DFB.de: Aber Sie wissen, wer dort aufwuchs?

Johnson: Franz Beckenbauer?

DFB.de: Genau, wie Sie auch ein Giesinger.

Johnson: Ein großes Thema war das in meiner Jugend nicht mehr, obwohl man als junger Fußballer natürlich wusste, dass Franz Beckenbauer aus unserem Stadtteil stammt. Ich habe es jetzt eher erraten, die Adresse kannte ich jedenfalls nicht.

DFB.de: Sie sind amerikanischer Nationalspieler, aber in München aufgewachsen. Erzählen Sie doch mal ein wenig über Ihre deutsch-amerikanische Identität.

Johnson: Mein Vater war Soldat der US-Armee, er lernte meine Mutter kennen, als er in Mannheim stationiert war. Ich bin zweisprachig, aber in jedem Fall eher deutsch und bayerisch aufgewachsen. Ich fühle mich nach wie vor in München sehr wohl, dort leben meine Familie und meine Freunde.

DFB.de: Warum sind Sie damals Klinsmanns Ruf gefolgt?

Johnson: Er rief mich einfach an und machte mir den Vorschlag. Dann bin ich rübergeflogen, lernte die Mannschaft kennen, auch den Betreuerstab. Das passte alles. Und für mich war es eine neue Herausforderung. Jetzt habe ich eine WM gespielt, das waren super Erlebnisse - das hat auch meiner Entwicklung als Spieler richtig gutgetan.

DFB.de: Den Vertrag bei Borussia haben Sie noch vor der WM unterschrieben und auf der ersten Pressekonferenz in Gladbach gesagt: "Ich will einen weiteren Schritt machen." Das hat geklappt, oder?

Johnson: Ich denke, ja. In der Hinrunde sah es noch nicht so aus. Bedingt durch die WM fehlte mir ein Teil der Vorbereitung, und das beim Wechsel in ein neues Team. Aber ich habe den Kopf nie in den Sand gesteckt. Nach der Winterpause nutzte ich meine Chance. Und dann habe ich den nächsten Schritt gemacht.

DFB.de: Ist Linksaußen inzwischen Ihre Lieblingsposition?

Johnson: Ist doch ganz klar, wenn man häufig auf einer Position spielt, die Abläufe, die Automatismen kennt, wenn man genau weiß, was man zu tun hat, dann fühlt man sich sehr wohl.

DFB.de: Weiß man gerade bei Favre sehr genau, was man zu tun hat?

Johnson: Er ist sehr detailliert, er hat auch absolut konkrete Vorstellungen, wo die Spieler stehen müssen, offensiv und defensiv. Das macht er ja auch sehr gut, wie man gegenwärtig sieht.

DFB.de: Mit Christoph Kramer (zurück zu Bayer Leverkusen; Anm. d. Red.) und Max Kruse (zum DFB-Pokalsieger VfL Wolfsburg; Anm. d. Red.) verlassen zwei deutsche Nationalspieler Gladbach. Machen Sie sich Sorgen?

Johnson: Es ist ja nicht das erste Mal, dass gute Spieler Gladbach verlassen, wenn ich an Reus, Dante und vorher schon Marin denke. Immer wurde gefragt, wie man diese Spieler ersetzen soll, und jedes Mal hat es geklappt. Wir werden das auch dieses Mal schaffen.

DFB.de: Und gegen welchen Klub möchten Sie unbedingt in der Champions League spielen?

Johnson: Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Aber wir wollen gegen die großen Mannschaften spielen, das macht die Champions League aus. Wir freuen uns darauf.

[th]

Fabian Johnson hat mit Borussia Mönchengladbach eine fantastische Bundesligasaison gespielt. Der US-Nationalspieler qualifizierte sich mit der Fohlenelf direkt für die Champions League und darf dort in der kommenden Spielzeit gegen die ganz großen Teams in Europa antreten. Zuvor stehen für den 27 Jahre alten Allrounder allerdings noch zwei Länderspiele in den Niederlanden am Freitag und in Köln gegen Weltmeister Deutschland am 10. Juni (ab 20.45 Uhr, live in der ARD) auf dem Programm.

Darauf folgt der Gold Cup (7. bis 26. Juli), bei dem die USA unter Trainer Jürgen Klinsmann als Titelverteidiger im eigenen Land antritt. Im DFB.de-Interview spricht Fabian Johnson mit Redakteur Thomas Hackbarth über die Erfolge mit der Borussia, die anstehenden Aufgaben mit der USA, seine deutsch-amerikanische Identität und seine Entwicklung seit der WM 2014 in Brasilien.

DFB.de: Mit Borussia Mönchengladbach haben Sie sich direkt für die Champions League qualifiziert. Herzlichen Glückwunsch dazu!

Fabian Johnson: Danke schön.

DFB.de: Reisen Sie jetzt direkt in die USA oder können Sie erst mal ein paar Tage Urlaub nehmen?

Johnson: Es sind wirklich nur sehr wenige freie Tage. Erst stehen die beiden Länderspiele an gegen die Niederlande in Amsterdam und gegen Deutschland in Köln. Und dann folgt der Gold Cup.

DFB.de: Wie sehr schlaucht die Anreise zu einem USA-Länderspiel, gerade wenn an der Westküste gespielt wird?

Fabian Johnson: Das sind schon Strapazen, aber jetzt im WM-Jahr waren es weniger Spiele. Es geht schon.

DFB.de: USA, Mexiko und Costa Rica gelten als Titelaspiranten für den Gold Cup. Oder sehen Sie noch ein anderes Team?

Johnson: Wenn wir unsere Leistung abrufen, werden wir das Turnier gewinnen, da bin ich mir ganz sicher.

DFB.de: Was sagt denn Ihr Gladbacher Trainer Lucien Favre zu Ihrer Turnierteilnahme?

Johnson: Er würde es natürlich gerne sehen, dass ich in Deutschland bleibe, aber wenn Jürgen Klinsmann mich beim Turnier dabeihaben möchte, muss ich hin. Die USA sind Gastgeber und Titelverteidiger. Natürlich bin ich gerne dabei.

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DFB.de: Sie haben die Rückrunde fast komplett durchgespielt. Eine Pause im Sommer wäre auch okay, oder?

Johnson: Klar ist es wichtig, den Kopf freizubekommen, auch mal ein paar Tage nicht an Fußball zu denken. Aber wie gesagt, die Entscheidung über meine Teilnahme am Gold Cup steht noch aus.

DFB.de: Gladbachs beste Rückrunde aller Zeiten, nur zehn Gegentore, schließlich die Qualifikation für die Champions League. Wieviel Spaß hat Ihnen diese Rückrunde gemacht?

Johnson: Einen riesigen Spaß. Wir hatten einen Lauf, und den haben wir genutzt. Unsere Qualifikation für die Champions League ist verdient, sie ist sicher kein Zufall. Jeder Spieler und jeder aus dem Verein hat seinen Teil dazu beigetragen, dieses große Ziel zu erreichen.

DFB.de: Sie haben in der Liga sechs Torvorlagen gegeben. Ist der nächste Schritt für Ihre Entwicklung, mehr selbst abzuschließen?

Johnson: Auf jeden Fall. Aber wer bei uns die Tore macht, ist eigentlich egal, solange wir gewinnen. Im Vordergrund steht bei uns immer die Mannschaft und nicht das Ego eines Einzelnen.

DFB.de: Geht der Champions-League-Spieler Fabian Johnson jetzt auch mit anderen Ansprüchen zur US-Nationalmannschaft?

Johnson: Ich hatte ohnehin ein gutes Standing in der Nationalmannschaft. Außerdem sind die Länderspiele und der Gold Cup einfach ein anderer Wettbewerb. Ich denke schon, dass ich einer der Führungsspieler im Team bin. Es gab ja einen kleinen Umbruch, die Mischung bei uns passt ganz gut.

DFB.de: Mit welcher Zielsetzung geht die USA in die Länderspiele in Amsterdam und gegen den Weltmeister in Köln?

Johnson: Das sind große Herausforderungen. Wir spielen gegen zwei Riesenmannschaften, die mit einigen der Topspieler weltweit antreten werden. Die beiden Termine dienen uns als Vorbereitung für den Gold Cup. Jeder wird zeigen wollen, was er auf den Kasten hat. Nach dem Spiel in Köln wird Jürgen Klinsmann das Turnieraufgebot berufen. Die WM hat jedenfalls dazu beigetragen, dass sich der Fußball in den USA noch mal weiterentwickelt hat. Die Einschaltquoten bei den WM-Spielen waren echt okay, aber es bleibt natürlich verdammt schwer für den Fußball, gegen die traditionsreichen Sportarten Baseball, Basketball und American Football seinen Markt zu vergrößern.

DFB.de: Ist das Spiel gegen Deutschland für Sie persönlich noch etwas Besonderes?

Johnson: Klar, es geht gegen den Weltmeister. Aber es ist auch nicht das erste Mal, dass ich gegen Deutschland und die alten Kumpels spiele.

DFB.de: Standen Sie als kleiner Junge mal vor der Zugspitzstraße 6?

Johnson: Nö, eigentlich nicht.

DFB.de: Aber Sie wissen, wer dort aufwuchs?

Johnson: Franz Beckenbauer?

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DFB.de: Genau, wie Sie auch ein Giesinger.

Johnson: Ein großes Thema war das in meiner Jugend nicht mehr, obwohl man als junger Fußballer natürlich wusste, dass Franz Beckenbauer aus unserem Stadtteil stammt. Ich habe es jetzt eher erraten, die Adresse kannte ich jedenfalls nicht.

DFB.de: Sie sind amerikanischer Nationalspieler, aber in München aufgewachsen. Erzählen Sie doch mal ein wenig über Ihre deutsch-amerikanische Identität.

Johnson: Mein Vater war Soldat der US-Armee, er lernte meine Mutter kennen, als er in Mannheim stationiert war. Ich bin zweisprachig, aber in jedem Fall eher deutsch und bayerisch aufgewachsen. Ich fühle mich nach wie vor in München sehr wohl, dort leben meine Familie und meine Freunde.

DFB.de: Warum sind Sie damals Klinsmanns Ruf gefolgt?

Johnson: Er rief mich einfach an und machte mir den Vorschlag. Dann bin ich rübergeflogen, lernte die Mannschaft kennen, auch den Betreuerstab. Das passte alles. Und für mich war es eine neue Herausforderung. Jetzt habe ich eine WM gespielt, das waren super Erlebnisse - das hat auch meiner Entwicklung als Spieler richtig gutgetan.

DFB.de: Den Vertrag bei Borussia haben Sie noch vor der WM unterschrieben und auf der ersten Pressekonferenz in Gladbach gesagt: "Ich will einen weiteren Schritt machen." Das hat geklappt, oder?

Johnson: Ich denke, ja. In der Hinrunde sah es noch nicht so aus. Bedingt durch die WM fehlte mir ein Teil der Vorbereitung, und das beim Wechsel in ein neues Team. Aber ich habe den Kopf nie in den Sand gesteckt. Nach der Winterpause nutzte ich meine Chance. Und dann habe ich den nächsten Schritt gemacht.

DFB.de: Ist Linksaußen inzwischen Ihre Lieblingsposition?

Johnson: Ist doch ganz klar, wenn man häufig auf einer Position spielt, die Abläufe, die Automatismen kennt, wenn man genau weiß, was man zu tun hat, dann fühlt man sich sehr wohl.

DFB.de: Weiß man gerade bei Favre sehr genau, was man zu tun hat?

Johnson: Er ist sehr detailliert, er hat auch absolut konkrete Vorstellungen, wo die Spieler stehen müssen, offensiv und defensiv. Das macht er ja auch sehr gut, wie man gegenwärtig sieht.

DFB.de: Mit Christoph Kramer (zurück zu Bayer Leverkusen; Anm. d. Red.) und Max Kruse (zum DFB-Pokalsieger VfL Wolfsburg; Anm. d. Red.) verlassen zwei deutsche Nationalspieler Gladbach. Machen Sie sich Sorgen?

Johnson: Es ist ja nicht das erste Mal, dass gute Spieler Gladbach verlassen, wenn ich an Reus, Dante und vorher schon Marin denke. Immer wurde gefragt, wie man diese Spieler ersetzen soll, und jedes Mal hat es geklappt. Wir werden das auch dieses Mal schaffen.

DFB.de: Und gegen welchen Klub möchten Sie unbedingt in der Champions League spielen?

Johnson: Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Aber wir wollen gegen die großen Mannschaften spielen, das macht die Champions League aus. Wir freuen uns darauf.