Joachim Löw: "Ich nehme bei Turnieren keinen Druck wahr"

2015 ist kein Turnierjahr, aber eines der Weichenstellungen. Begonnen hat es äußerst positiv. Erst verlängerte die Sportliche Leitung ihre Verträge, dann gelang der Pflichtspielauftakt in der EM-Qualifikation beim 2:0 in Georgien. Joachim Löw ist mehr denn je überzeugt von der Teilnahme an der EURO 2016 in Frankreich, trotz der Probleme zu Beginn der Qualifikation. Im DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteur Steffen Lüdeke erklärt der Bundestrainer, was ihn antreibt, wie er die WM verarbeitet hat und was für ihn in diesem Jahr besonders wichtig ist.

DFB.de: Herr Löw, nach dem 2:0 von Tiflis - ist der Weltmeister zurück in der Spur?

Joachim Löw: Ich habe schon vor dem Spiel gesagt, dass wir unsere Situation genau kennen. Wir mussten das Spiel gewinnen, wir wollten die drei Punkte, wir haben die drei Punkte. Das ist das Wichtigste. Unser Spiel hat mir in der ersten Halbzeit gefallen. Aber in der zweiten Halbzeit waren wir nicht mehr zwingend genug, haben das Ergebnis verwaltet. An der Effizienz können wir noch arbeiten.

DFB.de: Ihre vermeintlich stärksten Konkurrenten auf den Gruppensieg Irland und Polen haben sich in Dublin 1:1 getrennt. Ihr Wunschergebnis?

Löw: Wir schauen nicht auf die anderen Ergebnisse, wir sind selbstbewusst genug und haben vor allem die Qualität, um die Gruppe als Erster abzuschließen. Im Juni werden wir gegen Gibraltar gewinnen, und dann freuen wir uns im September und Oktober auf die entscheidenden Spiele. Wir haben keinen Grund, unruhig zu sein, im Gegenteil. Ich bin da sehr optimistisch, die Mannschaft weiß, worauf es ankommt.

DFB.de: Sie haben Ihren Vertrag bis 2018 verlängert. An einem Freitag, den 13. - ein schlechtes Omen sehen Sie darin nicht?

Löw: Nein, mit so was beschäftige ich mich überhaupt nicht. Unabhängig vom Datum, werte ich die Vertragsverlängerung einerseits als großen Vertrauensbeweis der DFB-Führung in unsere Arbeit, andererseits aber auch als Ansporn, gerade in der Stunde des Erfolgs nicht nachzulassen. Für mich entscheidend war auch, dass wir in unserer Konstellation weiter zusammenbleiben, also mit Oliver Bierhoff, Thomas Schneider und Andreas Köpke.

DFB.de:Sie haben den Entschluss zur Ausdehnung Ihres Arbeitsverhältnisses damit begründet, dass Sie langsam gemerkt hätten, dass Ihnen der Job als Bundestrainer Spaß machen würde...

Löw: Das habe ich ja mit einem Augenzwinkern gesagt, weil das doch ohnehin klar ist. Für mich als Trainer kann es doch nichts Schöneres geben, als mit den besten Fußballern des Landes für sein Land zu arbeiten. Die Voraussetzungen beim DFB sind optimal, wir erfahren große Unterstützung, die Zusammenarbeit und die Rückendeckung durch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und Generalsekretär Helmut Sandrock könnte nicht besser sein. Dazu haben wir jetzt mit Hansi Flick einen neuen Sportdirektor, zu dem mein Vertrauen riesig ist.



2015 ist kein Turnierjahr, aber eines der Weichenstellungen. Begonnen hat es äußerst positiv. Erst verlängerte die Sportliche Leitung ihre Verträge, dann gelang der Pflichtspielauftakt in der EM-Qualifikation beim 2:0 in Georgien. Joachim Löw ist mehr denn je überzeugt von der Teilnahme an der EURO 2016 in Frankreich, trotz der Probleme zu Beginn der Qualifikation. Im DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteur Steffen Lüdeke erklärt der Bundestrainer, was ihn antreibt, wie er die WM verarbeitet hat und was für ihn in diesem Jahr besonders wichtig ist.

DFB.de: Herr Löw, nach dem 2:0 von Tiflis - ist der Weltmeister zurück in der Spur?

Joachim Löw: Ich habe schon vor dem Spiel gesagt, dass wir unsere Situation genau kennen. Wir mussten das Spiel gewinnen, wir wollten die drei Punkte, wir haben die drei Punkte. Das ist das Wichtigste. Unser Spiel hat mir in der ersten Halbzeit gefallen. Aber in der zweiten Halbzeit waren wir nicht mehr zwingend genug, haben das Ergebnis verwaltet. An der Effizienz können wir noch arbeiten.

DFB.de: Ihre vermeintlich stärksten Konkurrenten auf den Gruppensieg Irland und Polen haben sich in Dublin 1:1 getrennt. Ihr Wunschergebnis?

Löw: Wir schauen nicht auf die anderen Ergebnisse, wir sind selbstbewusst genug und haben vor allem die Qualität, um die Gruppe als Erster abzuschließen. Im Juni werden wir gegen Gibraltar gewinnen, und dann freuen wir uns im September und Oktober auf die entscheidenden Spiele. Wir haben keinen Grund, unruhig zu sein, im Gegenteil. Ich bin da sehr optimistisch, die Mannschaft weiß, worauf es ankommt.

DFB.de: Sie haben Ihren Vertrag bis 2018 verlängert. An einem Freitag, den 13. - ein schlechtes Omen sehen Sie darin nicht?

Löw: Nein, mit so was beschäftige ich mich überhaupt nicht. Unabhängig vom Datum, werte ich die Vertragsverlängerung einerseits als großen Vertrauensbeweis der DFB-Führung in unsere Arbeit, andererseits aber auch als Ansporn, gerade in der Stunde des Erfolgs nicht nachzulassen. Für mich entscheidend war auch, dass wir in unserer Konstellation weiter zusammenbleiben, also mit Oliver Bierhoff, Thomas Schneider und Andreas Köpke.

DFB.de:Sie haben den Entschluss zur Ausdehnung Ihres Arbeitsverhältnisses damit begründet, dass Sie langsam gemerkt hätten, dass Ihnen der Job als Bundestrainer Spaß machen würde...

Löw: Das habe ich ja mit einem Augenzwinkern gesagt, weil das doch ohnehin klar ist. Für mich als Trainer kann es doch nichts Schöneres geben, als mit den besten Fußballern des Landes für sein Land zu arbeiten. Die Voraussetzungen beim DFB sind optimal, wir erfahren große Unterstützung, die Zusammenarbeit und die Rückendeckung durch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und Generalsekretär Helmut Sandrock könnte nicht besser sein. Dazu haben wir jetzt mit Hansi Flick einen neuen Sportdirektor, zu dem mein Vertrauen riesig ist.

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DFB.de: Welche Teile Ihrer Arbeit machen Ihnen am meisten Spaß?

Löw: Ich arbeite gerne mit der Mannschaft, mit jedem einzelnen Spieler. Ich stehe mit ihnen auf dem Platz, entwickle unsere Spielidee. Herausragend für mich sind die Turniere. Ich werde oft gefragt, wie ich mit dem Druck umgehe. Beim Turnier selbst nehme ich das gar nicht als Druck wahr, schon gar nicht als negativen. Dann vertraue ich voll und ganz darauf, dass wir in der Vorbereitung an alles gedacht und für jede Situation einen Plan haben. Hinzu kommt, dass ich die volle Unterstützung jedes einzelnen Mitglieds unseres Teams hinter dem Team spüre, da sind in jedem Bereich Experten am Werk, die alles für die Spieler tun und uns Trainern den Rücken komplett frei halten. Ich kann mich auf jeden Einzelnen verlassen, kann mich also voll und ganz auf meine wesentlichen Aufgaben konzentrieren. Uns alle verbinden große Ziele, das spornt mich an.

DFB.de: Welche Ziele sind das?

Löw: Wir sind Weltmeister und Weltranglistenerster. Jetzt gilt es, diese Erfolge zu bestätigen und nicht nachzulassen. Den Moment, als wir den Pokal in Empfang genommen haben, wollen wir noch mal erleben. Das ist die Motivation. Und wir wollen die Mannschaft weiterentwickeln. Sie ist noch jung, ich sehe noch großes Potenzial, das gilt auch für jeden einzelnen Spieler. Ich habe immer betont, dass ich unabhängig von großen Titeln eine große Befriedigung auch darin sehe, die Mannschaft und die einzelnen Spieler besser zu machen.

DFB.de: Das Jahr 2014 wurde bis zum Schluss von der WM überstrahlt. Auf Preisverleihung folgte Ehrung, folgte Gala, folgte Auszeichnung - zuletzt mit dem Laureus-Award als Team des Jahres 2014. Sie wurden ständig mit Brasilien konfrontiert. Haben Sie inzwischen die Zeit gefunden, den Titel sacken zu lassen?

Löw: Klares Ja. Natürlich ist es ein schönes Gefühl, Weltmeister zu sein, das trägt man sein Leben lang mit und in sich. Aber es ist die Vergangenheit - wir müssen uns mit der Gegenwart und der Zukunft beschäftigen.

DFB.de: Sie haben in den ersten Monaten des Jahres 2015 viel Zeit in Stadien verbracht.

Löw: Wir haben einiges gesehen, das stimmt. Aber nicht nur in Deutschland. Es genügt nicht, nur in der Bundesliga, der Europa League und der Champions League unterwegs zu sein. Mir ist es wichtig, dass wir immer auch den Blick über den Tellerrand richten, dass wir uns mit der Frage beschäftigen, wohin der Fußball geht. Was sind neue Trends, wie wird auch außerhalb unseres natürlichen und gewohnten Blickfelds der Fußball interpretiert?

DFB.de:Wo zum Beispiel?

Löw: In Südamerika, in Asien oder auch in Afrika. Da müssen wir offen sein, müssen uns inspirieren lassen, müssen überlegen, was zu uns passen könnte. Das übergeordnete Ziel ist es, flexibel und variabel zu bleiben, Optionen zu haben. Wir wollen einerseits einer klaren Spielidee folgen, andererseits aber unberechenbar sein.

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DFB.de: Auch in den U-Mannschaften des DFB stehen zahlreiche Talente. Im Kader der U 21 von Horst Hrubesch waren zuletzt sogar vier Spieler im Einsatz, die auch schon dem Kreis des A-Teams angehörten.

Löw: Wir sind uns alle einig, dass die A-Nationalmannschaft generell immer Priorität haben muss. Hier wollen wir die besten Spieler versammeln. Es gibt aber verschiedene Wege zu uns. Mario Götze oder auch Julian Draxler sind bei uns angekommen, ohne in jeder einzelnen U-Mannschaft gespielt zu haben - sie haben sozusagen auch mal eine Klasse übersprungen. Dass sie dann bei uns bleiben, ist klar. Gleichzeitig aber schätzen wir die Möglichkeit, beispielsweise eine U 21-EM spielen zu können, auch als ganz wichtige Erfahrung und weiteren Entwicklungsschritt ein, über den sich ebenfalls die Tür zur A-Mannschaft öffnen kann. Das haben die U 21-Europameister von 2009 ja bewiesen, die Lebensläufe einer ganzen Handvoll Weltmeister sind doch die besten Belege dafür.

DFB.de: Bei den Spielen gegen Australien und Georgien konnten Sie einige Spieler im Kader begrüßen, die Ihnen im zweiten Halbjahr 2014 oder sogar länger gefehlt haben. Wie gut ist die Rückkehr von Spielern wie Holger Badstuber und Ilkay Gündogan für die Entwicklung der Mannschaft?

Löw: Illy und Holger haben lange Zeiten des Leidens hinter sich, die nun zum Glück vorüber sind. Mich hat es bewegt, die beiden wieder am Ball zu sehen, und ich bin beeindruckt davon, wie schnell sie wieder hohes Niveau erreicht haben. Es ist bewundernswert, wie sie mit ihrer Situation umgegangen sind. Sie haben über Monate hart gearbeitet und trotz einiger Rückschläge nie den Optimismus verloren. Im Spiel gegen Australien hat man bereits wieder gesehen, dass sie unserem Spiel guttun. Ich bin mir sicher: In Zukunft werden sie bei uns wieder wichtige Rollen spielen.

DFB.de: Bastian Schweinsteiger hat gegen Georgien zum ersten Mal nach der Weltmeisterschaft für Deutschland gespielt. Wie gut ist es, dass der Kapitän wieder an Bord ist?

Löw: Bastian ist ein Leader. Für mich ist er ein Phänomen. Über seinen sportlichen Wert müssen wir nicht reden. Bastian ist unser Kapitän, er hat große Führungsqualitäten. Auch im Spiel gegen Georgien war er derjenige, der unser Spiel geordnet und in den richtigen Augenblicken die richtigen Entscheidungen getroffen hat. Wir brauchen ihn, auf dem Platz genauso wie außerhalb. Ihn wieder dabei zu haben, ist für uns ein großer Gewinn.

DFB.de: 2015 ist ein sogenanntes Zwischenjahr, ein Turnier findet nicht statt. Wann wären Sie zufrieden, wenn Sie Ende Dezember zurückblicken?

Löw: Wir wollen eine Aufbruchstimmung Richtung Frankreich erzeugen, wollen neue Reize setzen. Zunächst aber müssen wir uns für die EM qualifizieren, alles andere ist zweitrangig. Und die Konstellation in der Tabelle ist interessant. Mit Polen, Schottland, Irland und uns liegen vier Teams eng beieinander. Wir wollen die Gruppe gewinnen, und wir haben alle Optionen dafür. Uns erwartet ein heißer Herbst, mit Spielen gegen genau diese drei Mannschaften. Auf diese Partien freue ich mich sehr. Wir werden gut vorbereitet sein, werden unsere Chancen nutzen. Und dann werden wir im Herbst Richtung Frankreich blicken können.