Javier Mascherano: Anführer im Schatten

Am Sonntag trifft die deutsche Nationalmannschaft bei der WM in Brasilien im Finale in Rio de Janeiro auf Argentinien und greift im Maracanã nach dem vierten Titel.

Javier Mascherano geht im Trubel um den argentinischen Superstar Lionel Messi oft unter. DFB.de porträtiert den heimlichen Kapitän der Albiceleste.

90. Minute im Halbfinale zwischen Argentinien und der Niederlande: Taktische Disziplin prägt das chancenarme Spiel - es steht 0:0. Die Zuschauer sind mit den Gedanken bereits in der Verlängerung. Plötzlich stößt Arjen Robben durch die argentinische Abwehrkette, legt sich den Ball vor und setzt zum Schuss an. Das Tor zum Finale?

Die Fans der Albiceleste halten den Atem an. Wie aus dem Nichts taucht eine Grätsche vor dem Holländer auf. Javier Mascherano eilt seinen Mitspielern zu Hilfe und blockt Robbens Schuss im letzten Moment zur Ecke, seine Muskeln verkrampfen, die Entscheidung ist verschoben - das Halbfinale geht in die Verlängerung.

Anführer im Schatten von Messi

Auch die zusätzlichen 30 Minuten enden torlos, Deutschlands Finalgegner muss im Elfmeterschießen ermittelt werden. Als Argentiniens Trainer Alejandro Sabella seine Teamansprache beendet hat, ergreift die Nummer 14 das Wort, motiviert seine Mitspieler und stimmt besonders Torhüter Sergio Romero emotional auf seine Aufgabe ein.

Wer die Szenen im WM-Halbfinale beobachtet hat, muss annehmen, Javier Mascherano sei der Kapitän des zweimaligen Weltmeisters. Die Verantwortung des entscheidenden fünften Elfmeters? Eine Selbstverständlichkeit für den Mann aus San Lorenzo. Als ihm diese jedoch durch den Treffer von Maxi Rodriguez abgenommen wird, sinkt der 30-Jährige zu Boden. In sich gekehrt, feiert er den Finaleinzug alleine an der Mittellinie, im Stillen, fernab vom jubelnden Rest der Mannschaft.

In der Sekunde des Triumphs, des ersten argentinischen WM-Endspiels seit 24 Jahren, könnte kein Bild die Rolle des defensiven Mittelfeldspielers besser beschreiben als jene Szene am Mittelkreis. Javier Mascherano ist der stille Anführer im Schatten des Superstars. Lionel Messi schießt die Tore und sorgt für Spektakel, Mascherano hält ihm den Rücken frei. "Javier ist ein Tier und räumt vor der Abwehr alles ab. Er ist schnell, gut am Ball und stopft die Lücken", sagte Ex-Bundesligaspieler Rodolfo Cardoso einst in der FAZ über ihn.

Messi und Mascherano erinnern an Zidane und Makélélé

Messi und Mascherano - das Duo erinnert an ein königliches Duett, das mit Real Madrid um die Jahrtausendwende große Erfolge feierte. Zinédine Zidane konnte sich blind auf Claude Makélélé verlassen. Aufopferungsvoll und unspektakulär übernahm auch er damals die Defensivarbeit für seinen eleganten Landsmann. Vielleicht auch deshalb bezeichnet Mascherano Makélélé auf CampNouLive als Vorbild: "Mein Held war immer Claude Makélélé. Das ist schwer zu erklären, denn es ist eigentlich nicht so, dass ich so sein wollte wie er. Aber bei ihm hatte ich stets das Gefühl, dass er Fußball genau so interpretiert wie ich."

Auch im Halbfinale wandelt Mascherano wieder auf den Spuren seines Idols. Gegen die Niederlande zählt er erneut zu den Besten und arbeitet unermüdlich für sein Team: Er gewinnt 84,6 Prozent seiner Zweikämpfe und kommt in 120 Minuten ohne ein Foul aus. Damit bestätigt er seine starken Leistungen bei dieser WM. "El jefecito" ("Der kleine Chef") spielt im bisherigen Turnier die meisten Pässe (552), erobert mit die meisten Bälle und läuft bisher 67,2 Kilometer. Mit seiner Erfahrung aus 103 Länderspielen behält er zudem auch in schwierigen Phasen den Überblick und baut das argentinische Spiel sehr intelligent auf.

Auf eine Kampfansage im Hinblick auf das Finale am Sonntag wartet man bei dem 1,74 Meter großen Mittelfeldspieler dennoch vergeblich: "Wir werden das wichtigste Spiel unserer Karriere spielen. Der Weg bis hierhin war sehr schwer und voller Hindernisse. Wir befinden uns in einem Moment der Freude, Verantwortung und voller Erwartung."

Drittes Spiel gegen Deutschland in Mascheranos Karriere

Das Finale im Maracanã, es ist Mascheranos drittes WM-Spiel gegen das DFB-Team. An die vergangenen Duelle, in denen Argentinien jeweils im Viertelfinale verlor (2006: 5:3 n.E. und 2010: 4:0), erinnert er sich wohl nur noch ungern. Gerade deshalb fiebert er dem Duell gegen Deutschland besonders entgegen: "Wir müssen das Finale auskosten, so eine Möglichkeit bietet sich vielen nur einmal im Leben. Hoffentlich krönen wir unser Turnier im Finale."

Die deutsche Mannschaft erwartet im Vergleich zum Halbfinale gegen Brasilien jedenfalls eine deutlich kompaktere Defensive, angeführt vom heimlichen Kapitän Argentiniens, dem "kleinen Chef".

[tn]

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Am Sonntag trifft die deutsche Nationalmannschaft bei der WM in Brasilien im Finale in Rio de Janeiro auf Argentinien und greift im Maracanã nach dem vierten Titel.

Javier Mascherano geht im Trubel um den argentinischen Superstar Lionel Messi oft unter. DFB.de porträtiert den heimlichen Kapitän der Albiceleste.

90. Minute im Halbfinale zwischen Argentinien und der Niederlande: Taktische Disziplin prägt das chancenarme Spiel - es steht 0:0. Die Zuschauer sind mit den Gedanken bereits in der Verlängerung. Plötzlich stößt Arjen Robben durch die argentinische Abwehrkette, legt sich den Ball vor und setzt zum Schuss an. Das Tor zum Finale?

Die Fans der Albiceleste halten den Atem an. Wie aus dem Nichts taucht eine Grätsche vor dem Holländer auf. Javier Mascherano eilt seinen Mitspielern zu Hilfe und blockt Robbens Schuss im letzten Moment zur Ecke, seine Muskeln verkrampfen, die Entscheidung ist verschoben - das Halbfinale geht in die Verlängerung.

Anführer im Schatten von Messi

Auch die zusätzlichen 30 Minuten enden torlos, Deutschlands Finalgegner muss im Elfmeterschießen ermittelt werden. Als Argentiniens Trainer Alejandro Sabella seine Teamansprache beendet hat, ergreift die Nummer 14 das Wort, motiviert seine Mitspieler und stimmt besonders Torhüter Sergio Romero emotional auf seine Aufgabe ein.

Wer die Szenen im WM-Halbfinale beobachtet hat, muss annehmen, Javier Mascherano sei der Kapitän des zweimaligen Weltmeisters. Die Verantwortung des entscheidenden fünften Elfmeters? Eine Selbstverständlichkeit für den Mann aus San Lorenzo. Als ihm diese jedoch durch den Treffer von Maxi Rodriguez abgenommen wird, sinkt der 30-Jährige zu Boden. In sich gekehrt, feiert er den Finaleinzug alleine an der Mittellinie, im Stillen, fernab vom jubelnden Rest der Mannschaft.

In der Sekunde des Triumphs, des ersten argentinischen WM-Endspiels seit 24 Jahren, könnte kein Bild die Rolle des defensiven Mittelfeldspielers besser beschreiben als jene Szene am Mittelkreis. Javier Mascherano ist der stille Anführer im Schatten des Superstars. Lionel Messi schießt die Tore und sorgt für Spektakel, Mascherano hält ihm den Rücken frei. "Javier ist ein Tier und räumt vor der Abwehr alles ab. Er ist schnell, gut am Ball und stopft die Lücken", sagte Ex-Bundesligaspieler Rodolfo Cardoso einst in der FAZ über ihn.

Messi und Mascherano erinnern an Zidane und Makélélé

Messi und Mascherano - das Duo erinnert an ein königliches Duett, das mit Real Madrid um die Jahrtausendwende große Erfolge feierte. Zinédine Zidane konnte sich blind auf Claude Makélélé verlassen. Aufopferungsvoll und unspektakulär übernahm auch er damals die Defensivarbeit für seinen eleganten Landsmann. Vielleicht auch deshalb bezeichnet Mascherano Makélélé auf CampNouLive als Vorbild: "Mein Held war immer Claude Makélélé. Das ist schwer zu erklären, denn es ist eigentlich nicht so, dass ich so sein wollte wie er. Aber bei ihm hatte ich stets das Gefühl, dass er Fußball genau so interpretiert wie ich."

Auch im Halbfinale wandelt Mascherano wieder auf den Spuren seines Idols. Gegen die Niederlande zählt er erneut zu den Besten und arbeitet unermüdlich für sein Team: Er gewinnt 84,6 Prozent seiner Zweikämpfe und kommt in 120 Minuten ohne ein Foul aus. Damit bestätigt er seine starken Leistungen bei dieser WM. "El jefecito" ("Der kleine Chef") spielt im bisherigen Turnier die meisten Pässe (552), erobert mit die meisten Bälle und läuft bisher 67,2 Kilometer. Mit seiner Erfahrung aus 103 Länderspielen behält er zudem auch in schwierigen Phasen den Überblick und baut das argentinische Spiel sehr intelligent auf.

Auf eine Kampfansage im Hinblick auf das Finale am Sonntag wartet man bei dem 1,74 Meter großen Mittelfeldspieler dennoch vergeblich: "Wir werden das wichtigste Spiel unserer Karriere spielen. Der Weg bis hierhin war sehr schwer und voller Hindernisse. Wir befinden uns in einem Moment der Freude, Verantwortung und voller Erwartung."

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Drittes Spiel gegen Deutschland in Mascheranos Karriere

Das Finale im Maracanã, es ist Mascheranos drittes WM-Spiel gegen das DFB-Team. An die vergangenen Duelle, in denen Argentinien jeweils im Viertelfinale verlor (2006: 5:3 n.E. und 2010: 4:0), erinnert er sich wohl nur noch ungern. Gerade deshalb fiebert er dem Duell gegen Deutschland besonders entgegen: "Wir müssen das Finale auskosten, so eine Möglichkeit bietet sich vielen nur einmal im Leben. Hoffentlich krönen wir unser Turnier im Finale."

Die deutsche Mannschaft erwartet im Vergleich zum Halbfinale gegen Brasilien jedenfalls eine deutlich kompaktere Defensive, angeführt vom heimlichen Kapitän Argentiniens, dem "kleinen Chef".