Hector: "Überragendes Gefühl, in Köln zu spielen"

Drei Jahre Profi für den FC, drei Länderspiele für Deutschland. Jonas Hector ist neben Lukas Podolski der Lokalmatador, wenn 'Die Mannschaft' am Mittwoch in Köln gegen die USA spielt. Im Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke spricht Hector über 'seine' Stadt, seine Entwicklung als Mensch und seine Vorfreude auf die Spiele gegen die USA und Gibraltar.

DFB.de: Herr Hector, Sie kommen gerade aus der Teamsitzung. Manager Oliver Bierhoff hat den Spielern diverse Texte zum Lesen an die Hand gegeben. Um was ging es dabei?

Jonas Hector: Zum Beispiel um einen Artikel aus der Sports Illustrated über Quarterback Tom Brady. Er spielt mit 37 Jahren noch auf Top-Niveau. In dem Artikel ist sein Verhalten in der off-season beschrieben, wie er trainiert, wie er sich verhält, wie professionell er lebt. Dann haben wir noch die Biografie von SAP-Chef Bill McDermott bekommen, sein Leben und sein Werdegang sind bestimmt sehr interessant.

DFB.de: Wie zugänglich sind Sie für diesen fußballfernen Input? Werden Sie sich die Zeit nehmen, die Empfehlungen des Managers anzunehmen?

Hector: Auf jeden Fall. Gerade wenn es um Sport geht, finde ich Einblicke in andere Sparten immer interessant und hilfreich. Ich habe mir beispielsweise auch mit große Interesse den Film über Dirk Nowitzki angeschaut, 'der perfekte Wurf'. Darin geht es hauptsächlich um die Zeit außerhalb der Saison. Wie er agiert, wenn er in Deutschland ist und kein Spiel ansteht. Solche Einblicke sind wertvoll, es wäre nicht klug, sich vor so etwas zu verschließen.

DFB.de: Sie wurden zum dritten Mal für die Nationalmannschaft eingeladen. Schon Routine oder geht das Herz noch schneller, wenn der Bundestrainer anruft?

Hector: Natürlich ist das noch etwas Aufregendes. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man Nominierungen für die Nationalmannschaft jemals als Routine ansehen kann. Ich habe mich wahnsinnig gefreut, dass ich auch diesmal wieder berücksichtigt wurde. Für mich ist das eine Ehre und Auszeichnung, auf die ich sehr stolz bin.

DFB.de: Wie sehr beflügelt es im täglichen Leben, dass sie nun als deutscher Nationalspieler durch die Welt laufen? Hat Sie dies auch für die Aufgaben mit dem Verein gestärkt?

Hector: Ja, ganz klar. Bei den Länderspielen im März gegen Australien und Georgien habe ich jeweils über 90 Minuten auf dem Platz gestanden – das hat mir sehr gut getan. Ich hatte vorher im Verein eine kleine Delle, nach den Länderspielen kam ich schnell aus diesem Loch heraus. Ich bin fast sicher, dass es da einen Zusammenhang gibt. Jedes Länderspiel tut gut.

DFB.de: Was hat sich in Ihrem Leben sonst verändert seit Sie Nationalspieler sind?

Hector: Nicht viel. Meine Familie und meine Freunde nehmen mich so wahr, wie ich bin. Und ich bin ja kein anderer Mensch geworden, nur weil ich jetzt Nationalspieler bin.

DFB.de: Am Mittwoch spielt 'Die Mannschaft' gegen die USA. In Köln. Für Sie ist ein doppeltes Heimspiel. Wie sehr sind Sie nach fünf Jahren beim FC zum echten Kölner geworden?

Hector: Köln ist mir ans Herz gewachsen und meine zweite Heimat geworden. Sollte ich hier in unserem Stadion zum Einsatz kommen, wäre das für mich ein überragendes Gefühl. Es werden viele Freunde und Bekannte aus Köln im Stadion sein, natürlich ist es für mich speziell, sollte ich in diesem Rahmen tatsächlich für Deutschland spielen.

DFB.de: Sie kommen aus einem kleinen Ort – Auersmacher. Wie schwer war es, sich in der großen Stadt zurechtzufinden?

Hector: Ich kannte vorher ja nur das Leben zuhause, die Umstellung war also groß. Für mich war vieles neu. Ich habe zum Beispiel zum ersten Mal einen eigenen Haushalt führen müssen. Der Verein und meine Mitspieler haben mir sehr geholfen, sie haben es mir leicht gemacht, mich im neuen Umfeld zurechtzufinden. Ich habe dann nach und nach die Stadt erkundet und immer mehr schätzen gelernt.

DFB.de: Was mögen Sie so an Köln?

DFB.de: Es ist vor allem die Atmosphäre. Ich gehe gerne in kleine Cafés und Restaurants, ich sitze gerne draußen auf der Straße, beobachte die Menschen und lasse das Treiben auf mich wirken. Das geht in Köln ganz wunderbar. Toll ist auch die Mentalität der Leute. Sie begegnen mir sehr herzlich und nett – natürlich umso mehr, wenn es im Verein gut läuft (lacht). Bisher habe ich fast ausschließlich positive Erfahrungen gemacht.

DFB.de: Wie frei können Sie sich in Köln bewegen? Werden Sie nicht überall belagert?

Hector: Belagert ist das falsche Wort. Ich bin jetzt seit drei Jahren Profi beim FC, und die Aufmerksamkeit ist mit jedem Jahr gewachsen. Durch meine Einsätze für die Nationalmannschaft hat das alles dann noch einmal eine neue Qualität bekommen. Wobei ich natürlich weit entfernt bin von Dimensionen wie bei Lukas Podolski. Bei mir ist es alles noch im Rahmen, darüber bin ich nicht böse.

DFB.de: Ab wann wäre Ihnen Aufmerksamkeit zu viel.

Hector: Es ist schwer, das zu beziffern. Ich bin Profi, da gehört es dazu, dass sich die Leute für einen interessieren. Dass sie Fotos und Autogramme haben wollen. Ich kann damit gut umgehen, aber ich kann nicht behaupten, dass dieser Aspekt zu meinen Favoriten im Dasein als Profifußballer gehört.

DFB.de: Sie werden oft als schüchtern und sehr zurückhaltend beschrieben. Sind Sie damit richtig charakterisiert?

Hector: Schon. Ich halte mich eigentlich lieber im Hintergrund, die erste Reihe ist nicht so meins. Ich benötige immer einige Zeit, bis ich mich eingewöhnt habe und wohlfühle. Bei mir muss immer erst das Vertrauen wachsen. Wenn das der Fall ist, dann öffne ich mich mehr und bringe mich mehr ein. Aber es stimmt schon: Ein Lautsprecher bin ich nicht.

DFB.de: Sehen Sie darin einen Makel?

Hector: Nicht grundsätzlich, ich bin damit schließlich bisher immer sehr gut gefahren. Aber es gibt auch die eine oder andere Situation, in der es nicht schaden könnte, wenn ich ein bisschen forscher auftreten würde. Ich halte aber nichts davon, sich zu verstellen. Ich kann nicht vorgeben, jemand zu sein, der ich nicht bin.

DFB.de: Morgen steht das Spiel gegen die USA an. Was erwarten Sie von diesem Vergleich?

Hector: Die USA haben eine starke Mannschaft, für uns wird es ein schwieriges Spiel. Die USA spielen in diesem Sommer den Gold Cup, in der Vorbereitung darauf sind sie weit. Bei uns sieht es ein wenig anders aus, viele Spieler kommen aus dem Urlaub. Wir haben also kein leichtes Spiel vor uns. Ich bin aber sicher, dass wir eine gute Partie zeigen werden. Wir haben ein Heimspiel, wir wollen den Fans etwas bieten. Und wenn wir mit der richtigen Einstellung in das Spiel gehen, dann sollte sich unsere Qualität durchsetzen.

DFB.de: Am Samstag folgt das EM-Qualifikationsspiel in Faro gegen Gibraltar. Sie haben gegen diesen Gegner debütiert. Welche Erinnerungen haben Sie an den 4:0-Erfolg gegen Nürnberg?

Hector: Gibraltar ist ein Gegner, der tief steht, der Gegentore verhindern und Fehler des Gegners bestrafen will. Aber keine Frage: Wir sind die Mannschaft mit der erheblich größeren Qualität, das ist ein Spiel, das wir gewinnen müssen.

[sl]

Drei Jahre Profi für den FC, drei Länderspiele für Deutschland. Jonas Hector ist neben Lukas Podolski der Lokalmatador, wenn 'Die Mannschaft' am Mittwoch in Köln gegen die USA spielt. Im Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke spricht Hector über 'seine' Stadt, seine Entwicklung als Mensch und seine Vorfreude auf die Spiele gegen die USA und Gibraltar.

DFB.de: Herr Hector, Sie kommen gerade aus der Teamsitzung. Manager Oliver Bierhoff hat den Spielern diverse Texte zum Lesen an die Hand gegeben. Um was ging es dabei?

Jonas Hector: Zum Beispiel um einen Artikel aus der Sports Illustrated über Quarterback Tom Brady. Er spielt mit 37 Jahren noch auf Top-Niveau. In dem Artikel ist sein Verhalten in der off-season beschrieben, wie er trainiert, wie er sich verhält, wie professionell er lebt. Dann haben wir noch die Biografie von SAP-Chef Bill McDermott bekommen, sein Leben und sein Werdegang sind bestimmt sehr interessant.

DFB.de: Wie zugänglich sind Sie für diesen fußballfernen Input? Werden Sie sich die Zeit nehmen, die Empfehlungen des Managers anzunehmen?

Hector: Auf jeden Fall. Gerade wenn es um Sport geht, finde ich Einblicke in andere Sparten immer interessant und hilfreich. Ich habe mir beispielsweise auch mit große Interesse den Film über Dirk Nowitzki angeschaut, 'der perfekte Wurf'. Darin geht es hauptsächlich um die Zeit außerhalb der Saison. Wie er agiert, wenn er in Deutschland ist und kein Spiel ansteht. Solche Einblicke sind wertvoll, es wäre nicht klug, sich vor so etwas zu verschließen.

DFB.de: Sie wurden zum dritten Mal für die Nationalmannschaft eingeladen. Schon Routine oder geht das Herz noch schneller, wenn der Bundestrainer anruft?

Hector: Natürlich ist das noch etwas Aufregendes. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man Nominierungen für die Nationalmannschaft jemals als Routine ansehen kann. Ich habe mich wahnsinnig gefreut, dass ich auch diesmal wieder berücksichtigt wurde. Für mich ist das eine Ehre und Auszeichnung, auf die ich sehr stolz bin.

DFB.de: Wie sehr beflügelt es im täglichen Leben, dass sie nun als deutscher Nationalspieler durch die Welt laufen? Hat Sie dies auch für die Aufgaben mit dem Verein gestärkt?

Hector: Ja, ganz klar. Bei den Länderspielen im März gegen Australien und Georgien habe ich jeweils über 90 Minuten auf dem Platz gestanden – das hat mir sehr gut getan. Ich hatte vorher im Verein eine kleine Delle, nach den Länderspielen kam ich schnell aus diesem Loch heraus. Ich bin fast sicher, dass es da einen Zusammenhang gibt. Jedes Länderspiel tut gut.

DFB.de: Was hat sich in Ihrem Leben sonst verändert seit Sie Nationalspieler sind?

Hector: Nicht viel. Meine Familie und meine Freunde nehmen mich so wahr, wie ich bin. Und ich bin ja kein anderer Mensch geworden, nur weil ich jetzt Nationalspieler bin.

DFB.de: Am Mittwoch spielt 'Die Mannschaft' gegen die USA. In Köln. Für Sie ist ein doppeltes Heimspiel. Wie sehr sind Sie nach fünf Jahren beim FC zum echten Kölner geworden?

Hector: Köln ist mir ans Herz gewachsen und meine zweite Heimat geworden. Sollte ich hier in unserem Stadion zum Einsatz kommen, wäre das für mich ein überragendes Gefühl. Es werden viele Freunde und Bekannte aus Köln im Stadion sein, natürlich ist es für mich speziell, sollte ich in diesem Rahmen tatsächlich für Deutschland spielen.

DFB.de: Sie kommen aus einem kleinen Ort – Auersmacher. Wie schwer war es, sich in der großen Stadt zurechtzufinden?

Hector: Ich kannte vorher ja nur das Leben zuhause, die Umstellung war also groß. Für mich war vieles neu. Ich habe zum Beispiel zum ersten Mal einen eigenen Haushalt führen müssen. Der Verein und meine Mitspieler haben mir sehr geholfen, sie haben es mir leicht gemacht, mich im neuen Umfeld zurechtzufinden. Ich habe dann nach und nach die Stadt erkundet und immer mehr schätzen gelernt.

DFB.de: Was mögen Sie so an Köln?

DFB.de: Es ist vor allem die Atmosphäre. Ich gehe gerne in kleine Cafés und Restaurants, ich sitze gerne draußen auf der Straße, beobachte die Menschen und lasse das Treiben auf mich wirken. Das geht in Köln ganz wunderbar. Toll ist auch die Mentalität der Leute. Sie begegnen mir sehr herzlich und nett – natürlich umso mehr, wenn es im Verein gut läuft (lacht). Bisher habe ich fast ausschließlich positive Erfahrungen gemacht.

###more###

DFB.de: Wie frei können Sie sich in Köln bewegen? Werden Sie nicht überall belagert?

Hector: Belagert ist das falsche Wort. Ich bin jetzt seit drei Jahren Profi beim FC, und die Aufmerksamkeit ist mit jedem Jahr gewachsen. Durch meine Einsätze für die Nationalmannschaft hat das alles dann noch einmal eine neue Qualität bekommen. Wobei ich natürlich weit entfernt bin von Dimensionen wie bei Lukas Podolski. Bei mir ist es alles noch im Rahmen, darüber bin ich nicht böse.

DFB.de: Ab wann wäre Ihnen Aufmerksamkeit zu viel.

Hector: Es ist schwer, das zu beziffern. Ich bin Profi, da gehört es dazu, dass sich die Leute für einen interessieren. Dass sie Fotos und Autogramme haben wollen. Ich kann damit gut umgehen, aber ich kann nicht behaupten, dass dieser Aspekt zu meinen Favoriten im Dasein als Profifußballer gehört.

DFB.de: Sie werden oft als schüchtern und sehr zurückhaltend beschrieben. Sind Sie damit richtig charakterisiert?

Hector: Schon. Ich halte mich eigentlich lieber im Hintergrund, die erste Reihe ist nicht so meins. Ich benötige immer einige Zeit, bis ich mich eingewöhnt habe und wohlfühle. Bei mir muss immer erst das Vertrauen wachsen. Wenn das der Fall ist, dann öffne ich mich mehr und bringe mich mehr ein. Aber es stimmt schon: Ein Lautsprecher bin ich nicht.

DFB.de: Sehen Sie darin einen Makel?

Hector: Nicht grundsätzlich, ich bin damit schließlich bisher immer sehr gut gefahren. Aber es gibt auch die eine oder andere Situation, in der es nicht schaden könnte, wenn ich ein bisschen forscher auftreten würde. Ich halte aber nichts davon, sich zu verstellen. Ich kann nicht vorgeben, jemand zu sein, der ich nicht bin.

DFB.de: Morgen steht das Spiel gegen die USA an. Was erwarten Sie von diesem Vergleich?

Hector: Die USA haben eine starke Mannschaft, für uns wird es ein schwieriges Spiel. Die USA spielen in diesem Sommer den Gold Cup, in der Vorbereitung darauf sind sie weit. Bei uns sieht es ein wenig anders aus, viele Spieler kommen aus dem Urlaub. Wir haben also kein leichtes Spiel vor uns. Ich bin aber sicher, dass wir eine gute Partie zeigen werden. Wir haben ein Heimspiel, wir wollen den Fans etwas bieten. Und wenn wir mit der richtigen Einstellung in das Spiel gehen, dann sollte sich unsere Qualität durchsetzen.

DFB.de: Am Samstag folgt das EM-Qualifikationsspiel in Faro gegen Gibraltar. Sie haben gegen diesen Gegner debütiert. Welche Erinnerungen haben Sie an den 4:0-Erfolg gegen Nürnberg?

Hector: Gibraltar ist ein Gegner, der tief steht, der Gegentore verhindern und Fehler des Gegners bestrafen will. Aber keine Frage: Wir sind die Mannschaft mit der erheblich größeren Qualität, das ist ein Spiel, das wir gewinnen müssen.