Hector im Fokus: Er spielt und spielt und spielt

Große Karrieren kündigen sich nicht selten mit Großtaten schon zu Zeiten an, an denen der Großtuende noch ziemlich klein gewesen ist. Mario Götze ist dafür ein gutes Beispiel. Götze gab sein Debüt für Deutschland in der U 15-Nationalmannschaft, mit der U17 wurde er 2009 Europameister, in den Jahren 2009 und 2010 erhielt er vom DFB die Fritz-Walter-Medaille in Gold als bester Spieler seines Jahrgangs. Seine Vita stützt diese These: früh glänzt, was später hell leuchtet. Aus der U21-Europameistermannschaft von 2009 wird dieser Ansatz von einem halben Dutzend Spielern bestätigt. Manuel Neuer, Jerome Boateng, Benedikt Höwedes, Mesut Özil, Mats Hummels und Sami Khedira deuteten schon in der Jugend an, was aus ihnen später werden könnte.

Jonas Hector ist die Antithese. In der Liste seiner Einsätze für die U15-Nationalmannschaft steht eine Null. In der Liste seiner Einsätze für die U16-Nationalmannschaft steht - eine Null. In der Liste seiner Einsätze für die U… genau! - für den Kölner ist nicht ein einziger Einsatz für eine Junioren-Nationalmannschaft notiert. Und sehr lange sprach sehr wenig dafür, dass sich daran ausgerechnet etwas ändern würde, wenn das U durch ein A ersetzt wird. Hector selber sagt zur Kurve seiner Laufbahn: "Je älter ich wurde, desto weniger sah es danach aus, dass ich Profi werden würde."

Als Kind lief Hector im Deutschland-Trikot von Lothar Matthäus durch die Straßen Auersmachers, weitere und handfeste Indizien für seinen Aufstieg bis in die Nationalmannschaft finden sich nicht. Die Titel seiner Jugend lesen sich vergleichsweise provinziell, als größter Erfolg mit dem SV Auersmacher ist für ihn der Gewinn der Hallen-Saarlandmeisterschaft festgehalten. Im Jahr 2009 hatte Hector erstmals Berührung mit der Nationalmannschaft, mit Freunden gewann er als SV Grün-Weiß Aurica den vom Fan Club Nationalmannschaft veranstalteten "Cup der Fans".

Im Jahr 2015 bei jedem Länderspiel 90 Minuten im Einsatz

Das war die Zeit, in der Hector erstmals und noch zögerlich eine Zehenspitze in den Bereich der professionellen Fußballs setzte und in der zweiten Mannschaft des FC Bayern ein Probetraining absolvierte. An der Säbener Straße wurde er gewogen und von Mehmet Scholl, damals Trainer der Reserve der Bayern, für zu leicht befunden. Hector erzählt: "Scholl hat mir geraten, es erst einmal in der Regionalliga zu versuchen, da der Schritt vom Oberligisten SV Auersmacher in die Dritte Liga zu groß sei."

Den Rat hat er befolgt – und nicht bereut. Seine Laufbahn im Zeitraffer: SV Auersmacher, 1. FC Köln, zweite Mannschaft, Kölns erste Mannschaft, 2. Bundesliga, Bundesliga. Der Aufstieg war steil und ist gleichwohl stetig. Nach elf Bundesligaspielen wurde Hector zum ersten Mal für die deutsche Elf nominiert, seine Premiere für die Mannschaft feierte er am 14. November 2014 gegen Gibraltar, als er in der 72. Minute für Erik Durm als linker Verteidiger eingewechselt wurde. Seither ist der 25-Jährige aus dem Team kaum noch wegzudenken. Seine Bilanz ist so beeindruckend wie die wenig anderer Spieler: Im Jahr 2015 hat kein Länderspiel stattgefunden, in dem Hector nicht von der ersten bis zur letzten Minute auf dem Rasen gestanden hat. Acht Spiele, 720 Minuten Hector.



Große Karrieren kündigen sich nicht selten mit Großtaten schon zu Zeiten an, an denen der Großtuende noch ziemlich klein gewesen ist. Mario Götze ist dafür ein gutes Beispiel. Götze gab sein Debüt für Deutschland in der U 15-Nationalmannschaft, mit der U17 wurde er 2009 Europameister, in den Jahren 2009 und 2010 erhielt er vom DFB die Fritz-Walter-Medaille in Gold als bester Spieler seines Jahrgangs. Seine Vita stützt diese These: früh glänzt, was später hell leuchtet. Aus der U21-Europameistermannschaft von 2009 wird dieser Ansatz von einem halben Dutzend Spielern bestätigt. Manuel Neuer, Jerome Boateng, Benedikt Höwedes, Mesut Özil, Mats Hummels und Sami Khedira deuteten schon in der Jugend an, was aus ihnen später werden könnte.

Jonas Hector ist die Antithese. In der Liste seiner Einsätze für die U15-Nationalmannschaft steht eine Null. In der Liste seiner Einsätze für die U16-Nationalmannschaft steht - eine Null. In der Liste seiner Einsätze für die U… genau! - für den Kölner ist nicht ein einziger Einsatz für eine Junioren-Nationalmannschaft notiert. Und sehr lange sprach sehr wenig dafür, dass sich daran ausgerechnet etwas ändern würde, wenn das U durch ein A ersetzt wird. Hector selber sagt zur Kurve seiner Laufbahn: "Je älter ich wurde, desto weniger sah es danach aus, dass ich Profi werden würde."

Als Kind lief Hector im Deutschland-Trikot von Lothar Matthäus durch die Straßen Auersmachers, weitere und handfeste Indizien für seinen Aufstieg bis in die Nationalmannschaft finden sich nicht. Die Titel seiner Jugend lesen sich vergleichsweise provinziell, als größter Erfolg mit dem SV Auersmacher ist für ihn der Gewinn der Hallen-Saarlandmeisterschaft festgehalten. Im Jahr 2009 hatte Hector erstmals Berührung mit der Nationalmannschaft, mit Freunden gewann er als SV Grün-Weiß Aurica den vom Fan Club Nationalmannschaft veranstalteten "Cup der Fans".

Im Jahr 2015 bei jedem Länderspiel 90 Minuten im Einsatz

Das war die Zeit, in der Hector erstmals und noch zögerlich eine Zehenspitze in den Bereich der professionellen Fußballs setzte und in der zweiten Mannschaft des FC Bayern ein Probetraining absolvierte. An der Säbener Straße wurde er gewogen und von Mehmet Scholl, damals Trainer der Reserve der Bayern, für zu leicht befunden. Hector erzählt: "Scholl hat mir geraten, es erst einmal in der Regionalliga zu versuchen, da der Schritt vom Oberligisten SV Auersmacher in die Dritte Liga zu groß sei."

Den Rat hat er befolgt – und nicht bereut. Seine Laufbahn im Zeitraffer: SV Auersmacher, 1. FC Köln, zweite Mannschaft, Kölns erste Mannschaft, 2. Bundesliga, Bundesliga. Der Aufstieg war steil und ist gleichwohl stetig. Nach elf Bundesligaspielen wurde Hector zum ersten Mal für die deutsche Elf nominiert, seine Premiere für die Mannschaft feierte er am 14. November 2014 gegen Gibraltar, als er in der 72. Minute für Erik Durm als linker Verteidiger eingewechselt wurde. Seither ist der 25-Jährige aus dem Team kaum noch wegzudenken. Seine Bilanz ist so beeindruckend wie die wenig anderer Spieler: Im Jahr 2015 hat kein Länderspiel stattgefunden, in dem Hector nicht von der ersten bis zur letzten Minute auf dem Rasen gestanden hat. Acht Spiele, 720 Minuten Hector.

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Im deutschen Spiel hat Hector eine Baustelle geschlossen, die seit Jahren latent bestand. Den linken Verteidiger gibt er auf eine Art, die seinen Namen als phonetisches Täuschungsmanöver erscheinen lässt. Wenn in seinen Aktionen ein Merkmal komplett fehlt, dann ist dies: Hektik. Andere spielen eleganter und geschmeidiger als er, andere sind technisch noch mehr versiert. Und doch zeichnet Hector eine bemerkenswerte Ruhe aus. Er trifft fast immer die richtigen Entscheidungen, sein Spiel ist durchdacht, er wägt Risiken ab und ist gleichwohl nicht lediglich auf Sicherheit bedacht.

Nach seinen Einsätzen für den Weltmeister hagelte es Hymnen. Etwa nach seinem Startelfeinsatz im März in Kaiserslautern im Spiel gegen Australien. Damals sagte der Bundestrainer über Hector: „Er ist im taktischen Bereich gut geschult. Seine Möglichkeit, die Situation zu erkennen und den Raum zu nutzen mit seinem linken Fuß, das macht er gut. Er hat sich uns gut gezeigt und entwickelt sich noch. Für uns kann er eine Bereicherung sein." Und er wurde eine Bereicherung. Besonders gut war Hector, wenn es besonders wichtig war. Nach dem 3:1-Erfolg im September im Spiel in Frankfurt gegen Polen wurde der Kölner von den Fans zum Spieler des Spiels gewählt. Vor Mario Götze, vor Manuel Neuer.

Hector spielt und spielt und spielt - am Sonntag gegen Hannover

Nur zuletzt gab es sanften Gegenwind. "Ein bisschen Problem ist es, dass wir im Moment stark durch die Mitte spielen. Wir haben Außenverteidiger, die hoch stehen, in ihren Vereinen aber defensiv geschult sind", sagte Bundestrainer Joachim Löw nach dem Spiel gegen Georgien. "Jonas Hector macht das gut, spielt in Köln aber eher in einer defensiven Grundordnung und ist so ein bisschen auf Konter ausgerichtet." Zu wenig Aktionen im letzten Drittel also, zu wenig Aktionen zum Tor und für das Tor. Kritik, die Hector gehört hat, Kritik, die er annehmen wird. Und Kritik, die aus seiner Sicht auch positiv verstanden werden kann. Im Kreis der Nationalmannschaft ist er inzwischen so sehr etabliert, dass für ihn der Welpenschutz nicht mehr greift. Hector ist angekommen im Team des Weltmeisters – in jeder Hinsicht.

Noch mehr gilt dies natürlich für seinen Klub. Hector spielt und spielt und spielt. Nur ein Bundesligaspiel verpasste er im Jahr 2015 - am letzten Spieltag der vergangenen Saison wegen eines Infekts. Und sollte nicht der Dom bis zum Wochenende auf Wanderschaft gehen und Köln verlassen, dann ist fest davon auszugehen, dass Hector auch im Heimspiel gegen Hannover 96 (Sonntag, 15.30 Uhr live auf Sky) für den FC im Einsatz sein wird. Das Spiel gegen die Niedersachsen hat für Hector mehrere besondere Noten. Den Cup der Fans hat er damals in Hannover gewonnen. Außerdem steht er vor einem Jubiläum. Seine Einsätze für die Herrenmannschaft des SV Auersmacher sowie für die erste und zweite Mannschaft des 1. FC Köln addieren sich auf 199. Am Sonntag könnte Hector also 200 werden. Nicht schlecht für einen 25-Jährigen, der erst spät eine Laufbahn als Profi verfolgt hat.