Grindel: "Haben alle Chancen gegen Italien"

Seit dem 15. April ist Reinhard Grindel Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Als DFB-Delegationschef ist der 54-Jährige ständiger Begleiter der Nationalmannschaft bei der EURO in Frankreich. Im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) spricht Grindel über das Thema Sicherheit bei der EM, die Aufstockung des Teilnehmerfeldes und das Viertelfinale gegen Italien am Samstag (ab 21 Uhr, live in der ARD und im Fan-Club-Radio) in Bordeaux.

Frage: Herr Grindel, wie lautet bisher Ihr sportliches Fazit dieser EM?

Reinhard Grindel: Wir haben ohne Gegentor den Weg ins Viertelfinale geschafft. Die Mannschaft hat sehr gut zusammengefunden, die Stimmung im Team ist hervorragend. Von daher durchweg positiv.

Frage: Also glauben Sie nach der guten Leistung beim 3:0 im Achtelfinale gegen die Slowakei auch an den EM-Titel?

Grindel: Bei allem Respekt vor unseren Freunden aus der Slowakei: Die Aufgaben, die jetzt anstehen, werden schwieriger werden. Ich habe immer großen Optimismus gehabt. Aber die Mannschaft hat sich kontinuierlich gesteigert und ist zu einer echten Mannschaft zusammengewachsen. Das macht mich zuversichtlich, dass wir gegen Italien alle Chancen haben.

Frage: Sie sind als DFB-Präsident ja noch ungeschlagen gegen Italien...

Grindel: Sie haben recht, aber daran habe ich hier noch gar nicht gedacht. (lacht) Ich hoffe natürlich, dass es auch nach dem Turnier noch so ist.

Frage: Spüren Sie im Team ein Aufkommen des sogenannten "Angstgegner"-Syndroms?

Grindel: Unsere Mannschaft hat vor niemandem Angst, sie freut sich auf die Aufgabe. Sie ist fokussiert auf einen sehr starken Gegner, den unser Trainer und sein Stab mit größter Akribie analysieren werden.

Frage: Gerade Joachim Löw hat mit Italien nach dem 1:2 im EM-Halbfinale 2012 noch eine Rechnung offen...

Grindel: Man hat in seinen öffentlichen Aussagen schon gespürt, dass die Niederlagen gegen die Italiener in seiner Amtszeit schmerzlich waren. Deshalb wäre es für mich auch mit Blick auf Jogi Löw umso schöner, wenn wir am Samstag den ersten Turnier-Sieg gegen die Italiener schaffen würden.

Frage: Also sind die Italiener am Samstag einfach mal reif?

Grindel: Wir haben hohen Respekt vor den Italienern. Der DFB pflegt eine langjährige Freundschaft zum Italienischen Fußball-Verband, die wir beim Länderspiel im März in München weiter vertieft haben. Deshalb hätte ich auch unseren italienischen Freunden alles Glück bei diesem Turnier gewünscht, aber jetzt treffen wir aufeinander und möchten ins Halbfinale.

Frage: Italien gilt traditionell vor allem als defensivstark. Doch nun geht Deutschland ins Viertelfinale, ohne ein Gegentor kassiert zu haben. Sehen Sie die Defensive um die Weltmeister Manuel Neuer, Jerome Boateng und Mats Hummels auch gegen Italien als Pfund?

Grindel: Es ist sicherlich sehr wichtig, dass wir in der Defensive weiter gut stehen, weil das der gesamten Mannschaft Sicherheit gibt. Auf die Abwehr und auf Manuel Neuer können wir uns hundertprozentig verlassen. Aber so, wie sich die Italiener verändert haben, hat sich auch unsere Mannschaft verändert. Wir haben die spielerische Qualität, um in der Offensive großen Druck zu machen und Tore zu erzielen. Und wir stehen hinten sicher. Damit kann man auch gegen die cleveren Italiener bestehen.

Frage: Die Aufstockung auf 24 Mannschaften hat für große Diskussionen gesorgt. Wie stehen Sie dazu?

Grindel: Wir haben gesehen, was in den Nationen los ist, die zum Teil erstmals dabei sind. Welche Begeisterung der Fußball in diesen Ländern auslöst. Diese Erfahrung und Chance werden sich diese Verbände nicht nehmen lassen wollen. Und das wird auch die UEFA ihnen nicht nehmen. Insofern sind zwar manche Klagen über den Modus mit 24 Mannschaften berechtigt. Es wird sich aus sportpolitischen Gründen daran aber voraussichtlich nichts ändern.

Frage: Welches Fazit ziehen Sie in Sachen Sicherheit?

Grindel: Ich bin sehr froh, dass bei unseren Spielen im Stadion alles ruhig geblieben ist. Ich möchte noch einmal unterstreichen, dass ich in diesem Zusammenhang unsere Kartenvergabe über den Fan Club Nationalmannschaft für richtig halte. Und ich bin sehr froh, dass sich die Zusammenarbeit zwischen unserer deutschen Polizei-Delegation und den französischen Sicherheitskräften so gut entwickelt hat, dass wir bis auf die Auseinandersetzungen in Lille vor dem ersten Gruppenspiel auch außerhalb der Stadien weitgehend Ruhe gehabt haben. Ich wünsche mir, dass das so bleibt.

Frage: Also sind Sie guter Dinge, dass sich Vorfälle wie in Lille nicht wiederholen werden?

Grindel: Man kann niemals nie sagen. Ich weiß nicht, was in den Köpfen mancher Gewalttäter vor sich geht. Aber bis heute haben wir keine aktuellen Warnungen, dass sich Hooligan-Gruppen auf den Weg gemacht hätten.

Frage: Es gab am Dienstag in Istanbul wieder einen Anschlag von Selbstmordattentätern. Zeigt das dennoch die ständige Bedrohung?

Grindel: Das ist erschreckend und zeigt, dass wir nach wie vor eine europaweite Bedrohung durch den IS-Terrorismus haben. Wir vertrauen weiter darauf, dass die französischen Behörden alles dafür tun, um größtmögliche Sicherheit bei der EM zu gewährleisten.

[sid]

Seit dem 15. April ist Reinhard Grindel Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Als DFB-Delegationschef ist der 54-Jährige ständiger Begleiter der Nationalmannschaft bei der EURO in Frankreich. Im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) spricht Grindel über das Thema Sicherheit bei der EM, die Aufstockung des Teilnehmerfeldes und das Viertelfinale gegen Italien am Samstag (ab 21 Uhr, live in der ARD und im Fan-Club-Radio) in Bordeaux.

Frage: Herr Grindel, wie lautet bisher Ihr sportliches Fazit dieser EM?

Reinhard Grindel: Wir haben ohne Gegentor den Weg ins Viertelfinale geschafft. Die Mannschaft hat sehr gut zusammengefunden, die Stimmung im Team ist hervorragend. Von daher durchweg positiv.

Frage: Also glauben Sie nach der guten Leistung beim 3:0 im Achtelfinale gegen die Slowakei auch an den EM-Titel?

Grindel: Bei allem Respekt vor unseren Freunden aus der Slowakei: Die Aufgaben, die jetzt anstehen, werden schwieriger werden. Ich habe immer großen Optimismus gehabt. Aber die Mannschaft hat sich kontinuierlich gesteigert und ist zu einer echten Mannschaft zusammengewachsen. Das macht mich zuversichtlich, dass wir gegen Italien alle Chancen haben.

Frage: Sie sind als DFB-Präsident ja noch ungeschlagen gegen Italien...

Grindel: Sie haben recht, aber daran habe ich hier noch gar nicht gedacht. (lacht) Ich hoffe natürlich, dass es auch nach dem Turnier noch so ist.

Frage: Spüren Sie im Team ein Aufkommen des sogenannten "Angstgegner"-Syndroms?

Grindel: Unsere Mannschaft hat vor niemandem Angst, sie freut sich auf die Aufgabe. Sie ist fokussiert auf einen sehr starken Gegner, den unser Trainer und sein Stab mit größter Akribie analysieren werden.

Frage: Gerade Joachim Löw hat mit Italien nach dem 1:2 im EM-Halbfinale 2012 noch eine Rechnung offen...

Grindel: Man hat in seinen öffentlichen Aussagen schon gespürt, dass die Niederlagen gegen die Italiener in seiner Amtszeit schmerzlich waren. Deshalb wäre es für mich auch mit Blick auf Jogi Löw umso schöner, wenn wir am Samstag den ersten Turnier-Sieg gegen die Italiener schaffen würden.

Frage: Also sind die Italiener am Samstag einfach mal reif?

Grindel: Wir haben hohen Respekt vor den Italienern. Der DFB pflegt eine langjährige Freundschaft zum Italienischen Fußball-Verband, die wir beim Länderspiel im März in München weiter vertieft haben. Deshalb hätte ich auch unseren italienischen Freunden alles Glück bei diesem Turnier gewünscht, aber jetzt treffen wir aufeinander und möchten ins Halbfinale.

###more###

Frage: Italien gilt traditionell vor allem als defensivstark. Doch nun geht Deutschland ins Viertelfinale, ohne ein Gegentor kassiert zu haben. Sehen Sie die Defensive um die Weltmeister Manuel Neuer, Jerome Boateng und Mats Hummels auch gegen Italien als Pfund?

Grindel: Es ist sicherlich sehr wichtig, dass wir in der Defensive weiter gut stehen, weil das der gesamten Mannschaft Sicherheit gibt. Auf die Abwehr und auf Manuel Neuer können wir uns hundertprozentig verlassen. Aber so, wie sich die Italiener verändert haben, hat sich auch unsere Mannschaft verändert. Wir haben die spielerische Qualität, um in der Offensive großen Druck zu machen und Tore zu erzielen. Und wir stehen hinten sicher. Damit kann man auch gegen die cleveren Italiener bestehen.

Frage: Die Aufstockung auf 24 Mannschaften hat für große Diskussionen gesorgt. Wie stehen Sie dazu?

Grindel: Wir haben gesehen, was in den Nationen los ist, die zum Teil erstmals dabei sind. Welche Begeisterung der Fußball in diesen Ländern auslöst. Diese Erfahrung und Chance werden sich diese Verbände nicht nehmen lassen wollen. Und das wird auch die UEFA ihnen nicht nehmen. Insofern sind zwar manche Klagen über den Modus mit 24 Mannschaften berechtigt. Es wird sich aus sportpolitischen Gründen daran aber voraussichtlich nichts ändern.

Frage: Welches Fazit ziehen Sie in Sachen Sicherheit?

Grindel: Ich bin sehr froh, dass bei unseren Spielen im Stadion alles ruhig geblieben ist. Ich möchte noch einmal unterstreichen, dass ich in diesem Zusammenhang unsere Kartenvergabe über den Fan Club Nationalmannschaft für richtig halte. Und ich bin sehr froh, dass sich die Zusammenarbeit zwischen unserer deutschen Polizei-Delegation und den französischen Sicherheitskräften so gut entwickelt hat, dass wir bis auf die Auseinandersetzungen in Lille vor dem ersten Gruppenspiel auch außerhalb der Stadien weitgehend Ruhe gehabt haben. Ich wünsche mir, dass das so bleibt.

Frage: Also sind Sie guter Dinge, dass sich Vorfälle wie in Lille nicht wiederholen werden?

Grindel: Man kann niemals nie sagen. Ich weiß nicht, was in den Köpfen mancher Gewalttäter vor sich geht. Aber bis heute haben wir keine aktuellen Warnungen, dass sich Hooligan-Gruppen auf den Weg gemacht hätten.

Frage: Es gab am Dienstag in Istanbul wieder einen Anschlag von Selbstmordattentätern. Zeigt das dennoch die ständige Bedrohung?

Grindel: Das ist erschreckend und zeigt, dass wir nach wie vor eine europaweite Bedrohung durch den IS-Terrorismus haben. Wir vertrauen weiter darauf, dass die französischen Behörden alles dafür tun, um größtmögliche Sicherheit bei der EM zu gewährleisten.

###more###