Gosens: "Wir wollen den Bock umstoßen"

Saisonabschluss in der Veltins-Arena. Im letzten Spiel vor der Sommerpause hat die deutsche Nationalmannschaft am Dienstag (ab 20.45 Uhr, live auf RTL) in Gelsenkirchen Kolumbien zu Gast. Vor dem Abschluss des Länderspiel-Dreierpacks im Juni sprechen Robin Gosens und Direktor Rudi Völler auf DFB.de über das vergangene Spiel in Polen, die Entwicklung des Teams und den Zwiespalt zwischen Experimenten und Ergebnissen.

Robin Gosens über...

... die Niederlage in Polen: Wir waren bitter enttäuscht, dass wir uns für ein gutes Länderspiel nicht belohnt haben. Wir haben das Spiel analysiert und die entscheidenden Situationen herausgesucht. Es hat sich in der zweiten Halbzeit so angefühlt, dass wir viel Druck gemacht und uns Chancen herausgespielt haben. Aktuell ist das Glück nicht auf unserer Seite und dann steht man mit leeren Händen da. Wir wissen, dass wir das Land nur hinter uns bekommen, wenn man Spiele gewinnt, als sehr große Fußballnation haben wir diesen Anspruch.

… die Wichtigkeit des Kolumbien-Spiels: Ich sehe, wie wir jeden Tag miteinander kommunizieren und versuchen, uns besser zu machen. Ich kann sagen, dass wir sau hart arbeiten, um den Bock umzustoßen. Wir hassen es alle zu verlieren, aber wir sehen alle die Entwicklung. Für uns alle ist es essentiell, dass wir am Dienstag Kolumbien schlagen, um die Saison versöhnlich abzuschließen.

.... Trainer Hansi Flick als schützende "Löwenmutter": Wenn sich ein Trainer vor seine Mannschaft stellt, dann entlastet das die Spieler aber erhöht gleichzeitig auch bei uns das Verantwortungsgefühl, dass wir etwa zurückzahlen wollen. Der Trainer stellt sich vor uns, das macht er super, aber wir wollen wiederum Ergebnisse auf dem Platz liefern, um ihn zu entlasten.

… den Stellenwert von Ilkay Gündogan: Er kommt hier mit einer großen Selbstsicherheit nach einer tollen Saison hin. Das hilft uns viel, er ist ein Leader und ein sehr erfahrener Spieler. Das Gesamtpaket macht ihn zu einem Spieler, der jeder Mannschaft weiterhilft.

… sichtbare positive Mentalität: Ich mache vielleicht mein fehlendes Talent mit meiner Mentalität und Leidenschaft wett (lacht). Wenn ich so die Fans mitnehmen kann, nehme ich das gerne mit. Aber es gibt auch bei uns unterschiedliche Spielertypen. Ich kann versichern, dass die Leidenschaft hier bei allen absolut vorhanden ist.

… die Entwicklung des Teams: Wenn man das Spiel gegen die Ukraine mit dem gegen Polen vergleicht, glaube ich, dass die Dreierkette deutlich besser funktioniert hat und dass wir besser gestanden haben. Wir haben wenig zugelassen, hatte guten Abstände zwischen den Linien, eine gute Besetzung des Spielfeldes und haben insbesondere in der zweiten Halbzeit viele Chancen kreiert. Ich hatte nicht das Gefühl, dass es ein Testpiel war, sondern man hat gesehen, dass es für uns um mehr ging. Wenn man das taktisch vernünftig einordnet, sieht man eine Verbesserung zum ersten Spiel.

… die Notwendigkeit eines Zielstürmers: Ich weiß, wie wichtig es ist, so einen Stürmer zu haben - das hat seine Benefits. Mit Kai Havertz haben wir einen Stürmer vorne drin, der sich gut zwischen den Reihen bewegen kann, Deutschland hat also solche Spielertypen für vorne drin.

…. eine mögliche Euphorie durch die kommende U 21-EM: Ich glaube, dass eine U 21-EM eine absolute Strahlkraft hat und bin mir sicher, dass die Jungs ein Riesenturnier spielen können und dass das dann auch auf uns abfärben kann.

Rudi Völler über...

… öffentliche Diskussionen über die Spielweise und Ergebnisse: Das ist normal und selbstverständlich, denn wir haben eine eigene Europameisterschaft vor der Türe. Der Kritik müssen wir uns stellen. Wir haben logischerweise noch die Hypothek des Ausscheidens bei der WM-Vorrunde.

… das Kolumbien-Spiel: Natürlich wollen wir gewinnen, was ausprobieren aber gleichzeitig die Menschen begeistern. Es ist kein Freundschaftsspiel und kein Qualifikationsspiel. Vielmehr ist es ein Spiel, in dem wir den Fans zeigen wollen, dass sie auf uns bauen können. Wir sind am Ende einer langen Saison, wir sind müde und die Beine sind schwer. Die paar Prozent, die in Polen bei der einen oder anderen Situation gefehlt haben, die müssen wir jetzt noch einmal herausholen.

… über den Spagat zwischen Ergebnissen und Experimenten: Wenn Hansi Flick jetzt nur noch seine Topformation für das nächste Jahr aufstellen würde, hätten wir beispielsweise einen Malick Thiaw gar nicht gesehen. Natürlich sind Ergebnisse enorm wichtig aber wir sind in einer Situation, in der wir was probieren müssen, gerade weil es zuletzt nicht so gut war. Natürlich ist es schön, wenn beides gleichzeitig gelingt, aber mir ist es wichtiger, dass wir eine gute EM spielen.

… den Trainertypen Hansi Flick: Nach der WM stand fest, dass Hansi Trainer bleibt. Er hatte mit dem FC Bayern quasi alles gewonnen, was es zu gewinnen gab und anschließend auch bei uns sehr gut angefangen. Nach dem WM-Aus hat er dann getan, was einen Top-Trainer auszeichnet. Er hat sich reflektiert und sich darüber Gedanken gemacht, wie wir eine absolute Top-EM spielen können und wie er aus dem verfügbaren Spielermaterial das Beste herausholen kann.

… eine mögliche Trainerdiskussion im Falle eine Niederlage: Natürlich wird Hansi Flick Trainer bleiben, eine Diskussion steht nicht zur Debatte. In der Bundesliga ist es die die Tabelle, die Angst machen kann, aber das haben wir bei der Nationalmannschaft zum Glück nicht. Wir sind uns alle einig, dass Hansi genau der richtige Trainer ist, um eine gute EM zu spielen und ich schließe aus, dass er von sich aus hinwirft. Aber wir müssen versuchen, die Zuschauer nach den letzten Turnieren wieder auf unsere Seite zu bekommen. Das gelingt über gute Ergebnisse aber auch gute Auftritte.

… seine Wahrnehmung von Hansi Flick: Es ist natürlich angenehmer, gelobt zu werden. Dass er jetzt etwas Gegenwind bekommt, ist natürlich nicht schön. Er ist Profi genug, dass er weiß, dass das nun mal zum Geschäft gehört, das ist das Schicksal eines Trainers. Da muss man auch mal was aushalten können, aber das kann der Hansi.

… enttäuschte Fans nach den Auftritten zuletzt: Wir müssen zeigen, dass wir bereit sind, alles für unsere Anhänger zu geben. Wir werden uns auf dem Platz mit großer Überzeugung zeigen müssen. Wenn wir zeigen, was in uns steckt und mit welcher Hingabe wir versuchen, Spiele umzubiegen, dann sind die Fans auch direkt wieder da. Wir müssen uns aber jetzt dem Gegenwind stellen und es abkönnen, dass es auch mal Pfiffe gibt. Man sieht, dass die Fans uns anfeuern wollen, aber natürlich sind wir zunächst in der Pflicht. Über Ergebnisse wollen wir Selbstvertrauen erlangen.

[dfb]

Saisonabschluss in der Veltins-Arena. Im letzten Spiel vor der Sommerpause hat die deutsche Nationalmannschaft am Dienstag (ab 20.45 Uhr, live auf RTL) in Gelsenkirchen Kolumbien zu Gast. Vor dem Abschluss des Länderspiel-Dreierpacks im Juni sprechen Robin Gosens und Direktor Rudi Völler auf DFB.de über das vergangene Spiel in Polen, die Entwicklung des Teams und den Zwiespalt zwischen Experimenten und Ergebnissen.

Robin Gosens über...

... die Niederlage in Polen: Wir waren bitter enttäuscht, dass wir uns für ein gutes Länderspiel nicht belohnt haben. Wir haben das Spiel analysiert und die entscheidenden Situationen herausgesucht. Es hat sich in der zweiten Halbzeit so angefühlt, dass wir viel Druck gemacht und uns Chancen herausgespielt haben. Aktuell ist das Glück nicht auf unserer Seite und dann steht man mit leeren Händen da. Wir wissen, dass wir das Land nur hinter uns bekommen, wenn man Spiele gewinnt, als sehr große Fußballnation haben wir diesen Anspruch.

… die Wichtigkeit des Kolumbien-Spiels: Ich sehe, wie wir jeden Tag miteinander kommunizieren und versuchen, uns besser zu machen. Ich kann sagen, dass wir sau hart arbeiten, um den Bock umzustoßen. Wir hassen es alle zu verlieren, aber wir sehen alle die Entwicklung. Für uns alle ist es essentiell, dass wir am Dienstag Kolumbien schlagen, um die Saison versöhnlich abzuschließen.

.... Trainer Hansi Flick als schützende "Löwenmutter": Wenn sich ein Trainer vor seine Mannschaft stellt, dann entlastet das die Spieler aber erhöht gleichzeitig auch bei uns das Verantwortungsgefühl, dass wir etwa zurückzahlen wollen. Der Trainer stellt sich vor uns, das macht er super, aber wir wollen wiederum Ergebnisse auf dem Platz liefern, um ihn zu entlasten.

… den Stellenwert von Ilkay Gündogan: Er kommt hier mit einer großen Selbstsicherheit nach einer tollen Saison hin. Das hilft uns viel, er ist ein Leader und ein sehr erfahrener Spieler. Das Gesamtpaket macht ihn zu einem Spieler, der jeder Mannschaft weiterhilft.

… sichtbare positive Mentalität: Ich mache vielleicht mein fehlendes Talent mit meiner Mentalität und Leidenschaft wett (lacht). Wenn ich so die Fans mitnehmen kann, nehme ich das gerne mit. Aber es gibt auch bei uns unterschiedliche Spielertypen. Ich kann versichern, dass die Leidenschaft hier bei allen absolut vorhanden ist.

… die Entwicklung des Teams: Wenn man das Spiel gegen die Ukraine mit dem gegen Polen vergleicht, glaube ich, dass die Dreierkette deutlich besser funktioniert hat und dass wir besser gestanden haben. Wir haben wenig zugelassen, hatte guten Abstände zwischen den Linien, eine gute Besetzung des Spielfeldes und haben insbesondere in der zweiten Halbzeit viele Chancen kreiert. Ich hatte nicht das Gefühl, dass es ein Testpiel war, sondern man hat gesehen, dass es für uns um mehr ging. Wenn man das taktisch vernünftig einordnet, sieht man eine Verbesserung zum ersten Spiel.

… die Notwendigkeit eines Zielstürmers: Ich weiß, wie wichtig es ist, so einen Stürmer zu haben - das hat seine Benefits. Mit Kai Havertz haben wir einen Stürmer vorne drin, der sich gut zwischen den Reihen bewegen kann, Deutschland hat also solche Spielertypen für vorne drin.

…. eine mögliche Euphorie durch die kommende U 21-EM: Ich glaube, dass eine U 21-EM eine absolute Strahlkraft hat und bin mir sicher, dass die Jungs ein Riesenturnier spielen können und dass das dann auch auf uns abfärben kann.

Rudi Völler über...

… öffentliche Diskussionen über die Spielweise und Ergebnisse: Das ist normal und selbstverständlich, denn wir haben eine eigene Europameisterschaft vor der Türe. Der Kritik müssen wir uns stellen. Wir haben logischerweise noch die Hypothek des Ausscheidens bei der WM-Vorrunde.

… das Kolumbien-Spiel: Natürlich wollen wir gewinnen, was ausprobieren aber gleichzeitig die Menschen begeistern. Es ist kein Freundschaftsspiel und kein Qualifikationsspiel. Vielmehr ist es ein Spiel, in dem wir den Fans zeigen wollen, dass sie auf uns bauen können. Wir sind am Ende einer langen Saison, wir sind müde und die Beine sind schwer. Die paar Prozent, die in Polen bei der einen oder anderen Situation gefehlt haben, die müssen wir jetzt noch einmal herausholen.

… über den Spagat zwischen Ergebnissen und Experimenten: Wenn Hansi Flick jetzt nur noch seine Topformation für das nächste Jahr aufstellen würde, hätten wir beispielsweise einen Malick Thiaw gar nicht gesehen. Natürlich sind Ergebnisse enorm wichtig aber wir sind in einer Situation, in der wir was probieren müssen, gerade weil es zuletzt nicht so gut war. Natürlich ist es schön, wenn beides gleichzeitig gelingt, aber mir ist es wichtiger, dass wir eine gute EM spielen.

… den Trainertypen Hansi Flick: Nach der WM stand fest, dass Hansi Trainer bleibt. Er hatte mit dem FC Bayern quasi alles gewonnen, was es zu gewinnen gab und anschließend auch bei uns sehr gut angefangen. Nach dem WM-Aus hat er dann getan, was einen Top-Trainer auszeichnet. Er hat sich reflektiert und sich darüber Gedanken gemacht, wie wir eine absolute Top-EM spielen können und wie er aus dem verfügbaren Spielermaterial das Beste herausholen kann.

… eine mögliche Trainerdiskussion im Falle eine Niederlage: Natürlich wird Hansi Flick Trainer bleiben, eine Diskussion steht nicht zur Debatte. In der Bundesliga ist es die die Tabelle, die Angst machen kann, aber das haben wir bei der Nationalmannschaft zum Glück nicht. Wir sind uns alle einig, dass Hansi genau der richtige Trainer ist, um eine gute EM zu spielen und ich schließe aus, dass er von sich aus hinwirft. Aber wir müssen versuchen, die Zuschauer nach den letzten Turnieren wieder auf unsere Seite zu bekommen. Das gelingt über gute Ergebnisse aber auch gute Auftritte.

… seine Wahrnehmung von Hansi Flick: Es ist natürlich angenehmer, gelobt zu werden. Dass er jetzt etwas Gegenwind bekommt, ist natürlich nicht schön. Er ist Profi genug, dass er weiß, dass das nun mal zum Geschäft gehört, das ist das Schicksal eines Trainers. Da muss man auch mal was aushalten können, aber das kann der Hansi.

… enttäuschte Fans nach den Auftritten zuletzt: Wir müssen zeigen, dass wir bereit sind, alles für unsere Anhänger zu geben. Wir werden uns auf dem Platz mit großer Überzeugung zeigen müssen. Wenn wir zeigen, was in uns steckt und mit welcher Hingabe wir versuchen, Spiele umzubiegen, dann sind die Fans auch direkt wieder da. Wir müssen uns aber jetzt dem Gegenwind stellen und es abkönnen, dass es auch mal Pfiffe gibt. Man sieht, dass die Fans uns anfeuern wollen, aber natürlich sind wir zunächst in der Pflicht. Über Ergebnisse wollen wir Selbstvertrauen erlangen.

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