"Geil rausgespielt, das Tor": Poldi kommentiert zwölf Volltreffer

Seit 50 Jahren wählen die Zuschauer der ARD-Sportschau alle vier Wochen aus verschiedenen Treffern ihren Favoriten. Zum Jubiläum des Tor des Monats kommentiert Rekordhalter Lukas Podolski (35) auf DFB.de seine zwölf ausgezeichneten Treffer.

31. Januar 2004 in Köln: 1. FC Köln - Borussia Mönchengladbach, Tor zum 1:0: Das Spiel und dieses Tor gehören zu den schönsten Momenten meiner Karriere. Das Derby hat damals die ganze Region elektrisiert, schon Tag zuvor lag eine Spannung in der Luft. Auf den Rängen war richtig was los. Das Stadion war neu, zum ersten Mal ausverkauft, es war das erste Spiel nach der Winterpause, die Atmosphäre war Wahnsinn. Dass mir dann in diesem Spiel ein solcher Treffer gelingt, ist natürlich fantastisch. Ich bekomme den Ball von Oliver Schröder, lege ihn mir einmal vor und ziehe dann ab. Jörg Stiel im Gladbacher Tor hat keine Chance, der Ball schlägt oben links im Eck ein. Es war das 1:0, das einzige Tor, der Siegtreffer. Besser geht's nicht.

1. Mai 2004 in Köln: 1. FC Köln - Bayern München, Tor zum 1:0: Ein besonderes Siel, ein besonderes Tor, gegen einen besonderen Verein und einen besonderen Torhüter. Wir waren damals schon abgestiegen, gegen die Bayern spielt das aber keine Rolle. Da will man sich zeigen, will auf sich aufmerksam machen, erst recht als junger Spieler. Das ist mir gelungen. Ich bekomme den Ball im Mittelfeld weit links, Matthias Schertz hatte sich gegen Owen Hargreaves durchgesetzt und mir den Ball mit dem Kopf in den Lauf gelegt. Dann geht’s schnell, der Ball titscht einmal auf, ich gucke kurz hoch und sehe, dass ich keine Anspielstation habe und dass Olli Kahn nicht gut steht - und ziehe ab. So etwas gegen Oliver Kahn zu machen, ist natürlich frech, es war Instinkt, ein Impuls. Der Ball senkt sich hinter ihm oben rechts ins Tor. Es gehört immer ein bisschen Glück dazu, und das hatte ich. Schlecht für Olli, gut für mich.

17. Oktober 2004 in Köln: 1. FC Köln - RW Oberhausen, Tor zum 1:1: Das Spiel lief nicht gut für uns, wir lagen ziemlich schnell 0:1 zurück. Beim 1:1 bin ich im Strafraum, bekomme den Ball von Alexander Voigt, das Zuspiel ist hoch, ich lassen den Ball von der Brust tropfen und ziehe aus spitzem Winkel ab. Es war ein schönes Tor in einem mäßigen Spiel. Zur Halbzeit lagen wir 1:2 hinten, die Fans waren unzufrieden und haben uns ausgepfiffen. Als Bundesligaabsteiger hatten wir richtig Druck, aber mich hat das motiviert. Es ist doch geil, wenn man dann aufdrehen und das Spiel noch umbiegen kann. Ich hab noch zwei weitere Tore gemacht, und wir gewinnen 3:2.

23. Januar 2005 in Cottbus: Energie Cottbus - 1. FC Köln, Tor zum 2:4: In Cottbus war einer super Stimmung, in diesem alten Stadion, der Gästeblock war vollbesetzt, unsere Fans haben richtig Alarm gemacht. An das Spiel denke ich gerne zurück, wir haben 5:3 gewonnen, mit drei Toren von mir. Das Tor des Monats gehört auch zu meinen Lieblingen. Ich bin frei vor Piplica, den ersten Versuch wehrt er ab. Aber ich setze nach, komme wieder an den Ball - und dann geht der Treffer erst richtig los. Piplica will mich umgrätschen, aber ich lasse ihn aussteigen, schlage noch zwei Haken - und der Ball ist drin. Ganz einfach war der Schuss nicht, zwar war Piplica schon ausgespielt, aber es standen noch zwei Cottbusser im Weg, und ich musste den Ball aus 18 Metern über sie ins Tor schießen.

7. März 2005, Köln, 1. FC Köln - 1. FC Saarbrücken, Tor zum 3:0: Auch ein Tor, auf das ich stolz bin. Abschluss und Entstehung waren wirklich sehenswert. Wir hatten einen Ballgewinn im Mittelfeld und haben blitzschnell umgeschaltet. Ein, zwei direkte Pässe - und ich war frei. Ich hatte ziemlich viel Zeit zum Nachdenken, manchmal ist das vor einem Abschluss gefährlich, in dem Fall nicht. Ich bin in den Strafraum gezogen, hab mich noch einmal orientiert und dann den Lupfer ausgepackt. Aus vollem Lauf, das war nicht einfach, zumal ich den Ball nicht gechippt, sondern mit dem Fuß geführt und richtig gehoben habe. Es war Intuition, eine Eingabe. Hat zum Glück funktioniert, das war ein geiles Gefühl. Diese Art Lupfer macht fast keiner mehr, ein vergleichbares Tor habe ich schon lange nicht gesehen.

29. Juni 2005 in Leipzig: Deutschland - Mexiko, Tor zum 1:0: Geil rausgespielt, das Tor. Basti Schweinsteiger bekommt den Ball aus dem Mittelfeld und leitet mir das Ding mit der Hacke weiter. Ich nehme den Ball an, Bernd Schneider zieht auf links einen Sprint in die Gasse an. Aber ich entscheide mich, selbst zu schießen, er hätte ihn ja eh nicht reingemacht. Nur Spaß. Es war aber gut, dass er den Weg gemacht hat. Der Verteidiger ist deshalb ein bisschen unschlüssig, und ich habe mehr Raum. Den habe ich genutzt, ich wurde nicht angegriffen und habe den Ball fast aus dem Stand oben ins Eck gehauen. Ein typischer Poldi, kann man sagen. Das Tor hat gut gepasst zur neuen Euphorie, die rund um die Nationalmannschaft gerade angefangen hat. Mit dem Confed-Cup ging der Hype so langsam los, auch der Hype um Basti und mich.

7. September 2005 in Bremen: Deutschland - Südafrika, Tor zum 1:0: Wieder ein Lupfer. Ein bisschen ähnlich wie gegen Saarbrücken, nur hatte ich nicht ganz so viel Zeit. Es gab einen Freistoß für uns, der wurde schnell ausgeführt, die Südafrikaner waren noch nicht ganz orientiert. Ich meine, Miro Klose war es, der mich dann mit einem tollen Pass freigespielt hat. Der Torwart kommt raus, verkürzt den Winkel, spekuliert mit einem Schuss ins kurze Eck. Ich hab dann einen Schuss angetäuscht und den Ball über ihn ins Tor fliegen lassen. Der Abschluss war ein gechippter Schuss, ich schlage mit dem Spann unter den Ball. Es war ein wildes Spiel im Weserstadion und für mich ein besonderer Abend. Mir sind noch zwei weitere Treffer gelungen, es war mein erster Dreierpack im DFB-Trikot.

15. April 2006 in Köln: 1. FC Köln - FC Schalke 04, Tor zum 1:0: Es war eine Situation, die nicht so häufig vorkommt: ein indirekter Freistoß im Strafraum, sehr dicht am Tor und aus sehr spitzem Winkel. Freistöße und Eckbälle - so was trainiert man ja und hat verschiedene Varianten einstudiert, aber eine solche Situation trainiert man nicht. Man muss spontan handeln, und das haben wir gemacht. Ich habe zu Albert Streit gesagt: "Komm leg' mir den Ball auf, wir probieren das mal." Niemand im Stadion und niemand auf dem Platz hat damit gerechnet, dass der Ball reingeht. Es war nicht unmöglich, aber die Lücke war doch sehr klein. Mit meinem linken Fuß habe ich draufgeknallt - und der Ball ist zwischen den Köpfen reingeknallt. Mir ist schon klar, dass sich jemand ordentlich hätte wehtun können, wenn er den Ball an ungünstiger Stelle abbekommt, aber das ist in dem Moment nicht mein Fokus. Die Schalke Spieler haben sich weggeduckt, das war gut für sie und gut für uns.

31. Juli 2008 in Saitama: Urawa Red Diamonds - Bayern München, Tor zum 1:4: Ein Testspiel in der Saisonvorbereitung im Rahmen unserer Asienreise. In dem Spiel habe ich zwei Tore gemacht. Beim ersten legt mir Miro Klose den Ball auf, und ich jage ihn aus zehn Meter oben rechts rein. Beim Tor des Monats war die Vorlage ähnlich sehenswert wie der Abschuss. Im Strafraum ist Gewusel, Zé Roberto hat den Ball und lupft ihn über ein paar Gegenspieler hinweg zu mir. Ich nehme den Ball direkt aus der Luft, und wenig später zappelt er im Netz. Ich habe wichtigere Tore geschossen, aber es war auf jeden Fall ein schönes Tor.

26. Februar 2011 in Köln: 1. FC Köln - SC Freiburg, Tor zum 1:0: Das Tor ist aus einem Befreiungsschlag entstanden. Der Ball kommt an den Mittelkreis, dort steht Novakovic und spielt mir den Ball mit einer krassen Aktion in den Lauf. Es war eine Art eingesprungener Hackenpass. Ich nehme den Ball mit, ein Gegenspieler begleitet mich nur, der Ball springt einmal auf. Ich schaue zum Tor und sehe, dass Oliver Baumann nicht gut steht, und hebe den Ball mit der Innenseite über ihn rein. Es war das 1:0 in der 89. Minute, der Siegtreffer. Das Stadion ist explodiert. Vieles war an diesem Tag wie gemalt. Ich war Kapitän, ich glaube zum ersten Mal, und dann geling mir fast mit dem Schlusspfiff so ein Treffer - unfassbar.

27. Juli 2016 in Mainz: Champions for Charity, Tor zum 9:5: Insgesamt eine schöne Geschichte, für mich gehört das ganze Spiel, das ganze Event, zu den schönsten Charity-Spielen, an denen ich teilgenommen habe. Auch weil wir es zu Ehren von Michael Schumacher durchgeführt haben. Das Tor war schon deswegen cool und besonders, weil die Flanke von Dirk Nowitzki kam. Es sah zwar ein bisschen ungelenk aus, kein Wunder bei seinen gefühlten 2,80 Metern Körpergröße, aber der Ball kam fast optimal zu mir. Und dass ich ihn dann per Seitfallzieher so perfekt treffe, war natürlich cool. Dirk hat für die Vorlage auch eine Medaille bekommen, hat er sich verdient. Wir haben danach für die ARD einen Beitrag gedreht, in dem auch ich die Sportart wechsle und ein paar Freiwürfe werfe. In dem Film sagt Nowitzki, dass er mir bei fünf Versuchen null Treffer zutraut. Frechheit! Und was habe ich gemacht? Alle fünf Würfe waren drin.

22. März 2017 in Dortmund: Deutschland - England, Tor zum 1:0: Mein Abschiedsspiel, mein Abschiedstor, mein erstes und einziges Tor des Jahres. Man hätte es nicht besser planen können, der Kreis hat sich geschlossen. Wir haben gegen England gespielt, gegen einen geilen Gegner, es waren 70.000 Fans im Stadion in Dortmund, 25.000 aus Köln, ich hatte die Binde um den Arm. Das Tor war dann auch sensationell. Toni Kroos gibt den Ball zu André Schürrle, der legt kurz ab zu mir und ich halte aus 30 Metern drauf. Ein Schuss wie ein Strich, unhaltbar oben rechts ins Eck aus meiner Sicht, einfach nur krass. Das Stadion hat gebebt, fantastisch, Gänsehaut. Wenn dieser Schuss nicht Tor des Monats und Tor des Jahres geworden wäre, dann weiß ich auch nicht. Einen besseren Abschied von der Nationalmannschaft hätte ich mir nicht wünschen können. Es war das perfekte Ende von 13 geilen Jahren beim DFB.

[sl]

Seit 50 Jahren wählen die Zuschauer der ARD-Sportschau alle vier Wochen aus verschiedenen Treffern ihren Favoriten. Zum Jubiläum des Tor des Monats kommentiert Rekordhalter Lukas Podolski (35) auf DFB.de seine zwölf ausgezeichneten Treffer.

31. Januar 2004 in Köln: 1. FC Köln - Borussia Mönchengladbach, Tor zum 1:0: Das Spiel und dieses Tor gehören zu den schönsten Momenten meiner Karriere. Das Derby hat damals die ganze Region elektrisiert, schon Tag zuvor lag eine Spannung in der Luft. Auf den Rängen war richtig was los. Das Stadion war neu, zum ersten Mal ausverkauft, es war das erste Spiel nach der Winterpause, die Atmosphäre war Wahnsinn. Dass mir dann in diesem Spiel ein solcher Treffer gelingt, ist natürlich fantastisch. Ich bekomme den Ball von Oliver Schröder, lege ihn mir einmal vor und ziehe dann ab. Jörg Stiel im Gladbacher Tor hat keine Chance, der Ball schlägt oben links im Eck ein. Es war das 1:0, das einzige Tor, der Siegtreffer. Besser geht's nicht.

1. Mai 2004 in Köln: 1. FC Köln - Bayern München, Tor zum 1:0: Ein besonderes Siel, ein besonderes Tor, gegen einen besonderen Verein und einen besonderen Torhüter. Wir waren damals schon abgestiegen, gegen die Bayern spielt das aber keine Rolle. Da will man sich zeigen, will auf sich aufmerksam machen, erst recht als junger Spieler. Das ist mir gelungen. Ich bekomme den Ball im Mittelfeld weit links, Matthias Schertz hatte sich gegen Owen Hargreaves durchgesetzt und mir den Ball mit dem Kopf in den Lauf gelegt. Dann geht’s schnell, der Ball titscht einmal auf, ich gucke kurz hoch und sehe, dass ich keine Anspielstation habe und dass Olli Kahn nicht gut steht - und ziehe ab. So etwas gegen Oliver Kahn zu machen, ist natürlich frech, es war Instinkt, ein Impuls. Der Ball senkt sich hinter ihm oben rechts ins Tor. Es gehört immer ein bisschen Glück dazu, und das hatte ich. Schlecht für Olli, gut für mich.

17. Oktober 2004 in Köln: 1. FC Köln - RW Oberhausen, Tor zum 1:1: Das Spiel lief nicht gut für uns, wir lagen ziemlich schnell 0:1 zurück. Beim 1:1 bin ich im Strafraum, bekomme den Ball von Alexander Voigt, das Zuspiel ist hoch, ich lassen den Ball von der Brust tropfen und ziehe aus spitzem Winkel ab. Es war ein schönes Tor in einem mäßigen Spiel. Zur Halbzeit lagen wir 1:2 hinten, die Fans waren unzufrieden und haben uns ausgepfiffen. Als Bundesligaabsteiger hatten wir richtig Druck, aber mich hat das motiviert. Es ist doch geil, wenn man dann aufdrehen und das Spiel noch umbiegen kann. Ich hab noch zwei weitere Tore gemacht, und wir gewinnen 3:2.

23. Januar 2005 in Cottbus: Energie Cottbus - 1. FC Köln, Tor zum 2:4: In Cottbus war einer super Stimmung, in diesem alten Stadion, der Gästeblock war vollbesetzt, unsere Fans haben richtig Alarm gemacht. An das Spiel denke ich gerne zurück, wir haben 5:3 gewonnen, mit drei Toren von mir. Das Tor des Monats gehört auch zu meinen Lieblingen. Ich bin frei vor Piplica, den ersten Versuch wehrt er ab. Aber ich setze nach, komme wieder an den Ball - und dann geht der Treffer erst richtig los. Piplica will mich umgrätschen, aber ich lasse ihn aussteigen, schlage noch zwei Haken - und der Ball ist drin. Ganz einfach war der Schuss nicht, zwar war Piplica schon ausgespielt, aber es standen noch zwei Cottbusser im Weg, und ich musste den Ball aus 18 Metern über sie ins Tor schießen.

7. März 2005, Köln, 1. FC Köln - 1. FC Saarbrücken, Tor zum 3:0: Auch ein Tor, auf das ich stolz bin. Abschluss und Entstehung waren wirklich sehenswert. Wir hatten einen Ballgewinn im Mittelfeld und haben blitzschnell umgeschaltet. Ein, zwei direkte Pässe - und ich war frei. Ich hatte ziemlich viel Zeit zum Nachdenken, manchmal ist das vor einem Abschluss gefährlich, in dem Fall nicht. Ich bin in den Strafraum gezogen, hab mich noch einmal orientiert und dann den Lupfer ausgepackt. Aus vollem Lauf, das war nicht einfach, zumal ich den Ball nicht gechippt, sondern mit dem Fuß geführt und richtig gehoben habe. Es war Intuition, eine Eingabe. Hat zum Glück funktioniert, das war ein geiles Gefühl. Diese Art Lupfer macht fast keiner mehr, ein vergleichbares Tor habe ich schon lange nicht gesehen.

29. Juni 2005 in Leipzig: Deutschland - Mexiko, Tor zum 1:0: Geil rausgespielt, das Tor. Basti Schweinsteiger bekommt den Ball aus dem Mittelfeld und leitet mir das Ding mit der Hacke weiter. Ich nehme den Ball an, Bernd Schneider zieht auf links einen Sprint in die Gasse an. Aber ich entscheide mich, selbst zu schießen, er hätte ihn ja eh nicht reingemacht. Nur Spaß. Es war aber gut, dass er den Weg gemacht hat. Der Verteidiger ist deshalb ein bisschen unschlüssig, und ich habe mehr Raum. Den habe ich genutzt, ich wurde nicht angegriffen und habe den Ball fast aus dem Stand oben ins Eck gehauen. Ein typischer Poldi, kann man sagen. Das Tor hat gut gepasst zur neuen Euphorie, die rund um die Nationalmannschaft gerade angefangen hat. Mit dem Confed-Cup ging der Hype so langsam los, auch der Hype um Basti und mich.

7. September 2005 in Bremen: Deutschland - Südafrika, Tor zum 1:0: Wieder ein Lupfer. Ein bisschen ähnlich wie gegen Saarbrücken, nur hatte ich nicht ganz so viel Zeit. Es gab einen Freistoß für uns, der wurde schnell ausgeführt, die Südafrikaner waren noch nicht ganz orientiert. Ich meine, Miro Klose war es, der mich dann mit einem tollen Pass freigespielt hat. Der Torwart kommt raus, verkürzt den Winkel, spekuliert mit einem Schuss ins kurze Eck. Ich hab dann einen Schuss angetäuscht und den Ball über ihn ins Tor fliegen lassen. Der Abschluss war ein gechippter Schuss, ich schlage mit dem Spann unter den Ball. Es war ein wildes Spiel im Weserstadion und für mich ein besonderer Abend. Mir sind noch zwei weitere Treffer gelungen, es war mein erster Dreierpack im DFB-Trikot.

15. April 2006 in Köln: 1. FC Köln - FC Schalke 04, Tor zum 1:0: Es war eine Situation, die nicht so häufig vorkommt: ein indirekter Freistoß im Strafraum, sehr dicht am Tor und aus sehr spitzem Winkel. Freistöße und Eckbälle - so was trainiert man ja und hat verschiedene Varianten einstudiert, aber eine solche Situation trainiert man nicht. Man muss spontan handeln, und das haben wir gemacht. Ich habe zu Albert Streit gesagt: "Komm leg' mir den Ball auf, wir probieren das mal." Niemand im Stadion und niemand auf dem Platz hat damit gerechnet, dass der Ball reingeht. Es war nicht unmöglich, aber die Lücke war doch sehr klein. Mit meinem linken Fuß habe ich draufgeknallt - und der Ball ist zwischen den Köpfen reingeknallt. Mir ist schon klar, dass sich jemand ordentlich hätte wehtun können, wenn er den Ball an ungünstiger Stelle abbekommt, aber das ist in dem Moment nicht mein Fokus. Die Schalke Spieler haben sich weggeduckt, das war gut für sie und gut für uns.

31. Juli 2008 in Saitama: Urawa Red Diamonds - Bayern München, Tor zum 1:4: Ein Testspiel in der Saisonvorbereitung im Rahmen unserer Asienreise. In dem Spiel habe ich zwei Tore gemacht. Beim ersten legt mir Miro Klose den Ball auf, und ich jage ihn aus zehn Meter oben rechts rein. Beim Tor des Monats war die Vorlage ähnlich sehenswert wie der Abschuss. Im Strafraum ist Gewusel, Zé Roberto hat den Ball und lupft ihn über ein paar Gegenspieler hinweg zu mir. Ich nehme den Ball direkt aus der Luft, und wenig später zappelt er im Netz. Ich habe wichtigere Tore geschossen, aber es war auf jeden Fall ein schönes Tor.

26. Februar 2011 in Köln: 1. FC Köln - SC Freiburg, Tor zum 1:0: Das Tor ist aus einem Befreiungsschlag entstanden. Der Ball kommt an den Mittelkreis, dort steht Novakovic und spielt mir den Ball mit einer krassen Aktion in den Lauf. Es war eine Art eingesprungener Hackenpass. Ich nehme den Ball mit, ein Gegenspieler begleitet mich nur, der Ball springt einmal auf. Ich schaue zum Tor und sehe, dass Oliver Baumann nicht gut steht, und hebe den Ball mit der Innenseite über ihn rein. Es war das 1:0 in der 89. Minute, der Siegtreffer. Das Stadion ist explodiert. Vieles war an diesem Tag wie gemalt. Ich war Kapitän, ich glaube zum ersten Mal, und dann geling mir fast mit dem Schlusspfiff so ein Treffer - unfassbar.

27. Juli 2016 in Mainz: Champions for Charity, Tor zum 9:5: Insgesamt eine schöne Geschichte, für mich gehört das ganze Spiel, das ganze Event, zu den schönsten Charity-Spielen, an denen ich teilgenommen habe. Auch weil wir es zu Ehren von Michael Schumacher durchgeführt haben. Das Tor war schon deswegen cool und besonders, weil die Flanke von Dirk Nowitzki kam. Es sah zwar ein bisschen ungelenk aus, kein Wunder bei seinen gefühlten 2,80 Metern Körpergröße, aber der Ball kam fast optimal zu mir. Und dass ich ihn dann per Seitfallzieher so perfekt treffe, war natürlich cool. Dirk hat für die Vorlage auch eine Medaille bekommen, hat er sich verdient. Wir haben danach für die ARD einen Beitrag gedreht, in dem auch ich die Sportart wechsle und ein paar Freiwürfe werfe. In dem Film sagt Nowitzki, dass er mir bei fünf Versuchen null Treffer zutraut. Frechheit! Und was habe ich gemacht? Alle fünf Würfe waren drin.

22. März 2017 in Dortmund: Deutschland - England, Tor zum 1:0: Mein Abschiedsspiel, mein Abschiedstor, mein erstes und einziges Tor des Jahres. Man hätte es nicht besser planen können, der Kreis hat sich geschlossen. Wir haben gegen England gespielt, gegen einen geilen Gegner, es waren 70.000 Fans im Stadion in Dortmund, 25.000 aus Köln, ich hatte die Binde um den Arm. Das Tor war dann auch sensationell. Toni Kroos gibt den Ball zu André Schürrle, der legt kurz ab zu mir und ich halte aus 30 Metern drauf. Ein Schuss wie ein Strich, unhaltbar oben rechts ins Eck aus meiner Sicht, einfach nur krass. Das Stadion hat gebebt, fantastisch, Gänsehaut. Wenn dieser Schuss nicht Tor des Monats und Tor des Jahres geworden wäre, dann weiß ich auch nicht. Einen besseren Abschied von der Nationalmannschaft hätte ich mir nicht wünschen können. Es war das perfekte Ende von 13 geilen Jahren beim DFB.

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