Fußball in den Favelas: Der Traum vom Weg aus der Armut

Am Freitag (ab 17 Uhr MEZ, live in der ARD) werden die Gruppen für die WM 2014 in Brasilien ausgelost. 32 Teams zwischen Hoffen und Bangen - eines ganz besonders: das des Gastgebers. In einer sechsteiligen Serie bis zur Auslosung stellt DFB.de das Land des Rekordweltmeisters vor, das Spiel, die Fans, die Menschen. Diesmal berichtet Korrespondent Tobias Käufer über den Fußball in den Favelas, Brasiliens Armenvierteln.

Es ist der Traum eines jeden Favela-Kindes: raus aus dem Armenviertel und dann in die große Fußballwelt. Diese Lebensgeschichte fasziniert die Brasilianer, bald wird ein Film in die Kinos kommen, bei dem ehemalige Fußballgrößen über ihre Herkunft berichten und Erinnerungen an ihre Kindheit preisgeben. Neymar, Ronaldo und Emerson Sheik sind einige der Hauptprotagonisten des Streifens Pelada - Futebol na Favela.

"Als ich jung war, hatte ich die Gelegenheit, auf einem Platz zu spielen, der nur Rasen an den Seitenflächen hatte", erinnert sich Neymar. "Die ganze Welt ist so aufgewachsen." Egal ob Sand- oder Betonplätze, oft nur mit nackten Füßen - der Begeisterung tat und tut dies keinen Abbruch. Im Gegenteil: Die schwierigen Begleitumstände machen aus den jungen Kickern kleine Ballkünstler.

Neymar erzählt von seinem Traum

Alex Miranda, Dokumentarfilmer und Urheber des Films, glaubt, dass eben in diesen Randbezirken der Städte die Ursache für den Erfolg des Fußballs im Gastgeberland der Weltmeisterschaft 2014 begründet ist: "Das ist die DNA des brasilianischen Fußballs - sie stammt aus diesen nackten Plätzen, ohne Rasen. Hier erhalten die Spieler eine ganz besondere Ausbildung, die ihr weiteres fußballerisches Leben prägt." Die Welt der Favelas, sagt Miranda, habe gar nichts mit dem Glanz des internationalen Fußballs, den riesigen, millionenschweren Arenen zu tun. "Es ist die wahrscheinlich ehrlichste und einfachste Form des Spiels."

Nicht alle Nationalspieler haben diese Tellerwäsche-Karriere hinter sich, die so gerne in den ausländischen Medien erzählt wird. Ex-Weltfußballer Kaka stammt aus einer wohlhabenden Mittelstandsfamilie. Brasiliens Nationalmannschaft ist so vielschichtig wie seine Bevölkerung und wie sein Lieblingssport Nummer eins. Geliebt werden aber die, die es schaffen, aus ganz armen Verhältnissen bis ganz nach oben zu kommen. Auch und gerade weil die Kids in den Favelas hoffen, es ihnen irgendwann gleichzutun.

"Ich wollte unbedingt Fußballprofi werden", sagt Neymar in dem Streifen über seine Kindheit. "Ich wollte für Santos oder Sao Paulo spielen, für Real Madrid oder den FC Barcelona. Das war immer mein Traum." Diese Träume träumen nun andere Jungen in den Favelas von Rio de Janeiro, Sao Paulo oder Belo Horizonte.

Favelas - auch kulturelle und sportliche Zentren der Metropolen

Brasiliens Favelas sind nicht nur Brutstätten der Gewalt, wie es der Rest der Welt gerne zu glauben vermag. Sie sind auch kulturelle und sportliche Zentren einer Bevölkerungsschicht, die täglich ums Überleben kämpft, aber trotzdem oder vielleicht gerade deshalb all ihre Energie in den Fußball oder den Samba steckt. Gespielt wird entweder in den Gassen oder auf kleinen, viereckigen Fußballplätzen.

Graffitis auf den Häuserwänden markieren ebenso deutlich, für wen das Herz der Bewohner schlägt, wie die Tätowierungen auf ihrer Haut dies tun. Rios populärster Klub Flamengo kann sich zum Beispiel auf eine große Anhängerschaft in den Armenvierteln verlassen, die sich wie Flickenteppiche über die Hügel der Karnevalsmetropole erstrecken. Auch wenn die Stadien nicht immer ausverkauft sind, die Fans verfolgen die Flamengo-Spiele hier vielleicht noch intensiver als in der Kurve.

"Copa das Favelas" - Fundort für Scouts

Der Fußball in den Favelas verfügt auch über eine eigene Struktur und Organisation. Turniere wie die "Copa das Favelas" oder Fußballschulen versuchen, die Fußballbegeisterung in Formen und Bahnen zu lenken und Scouts Gelegenheit zu geben, neue Talente zu entdecken.

Fußball ist in den Favelas allgegenwärtig. Werden die Spiele der brasilianischen Liga oder der Nationalmannschaft übertragen, verwandeln sich die Nachbarschaften in kleine Fanlager. In den Kneipen sitzen die Menschen zusammen, schauen gebannt auf die Bildschirme. Das alles wird kulminieren bei der WM 2014 - dann fiebern auch in den Favelas alle dem sechsten Titel der Selecao entgegen.

[tk]

Am Freitag (ab 17 Uhr MEZ, live in der ARD) werden die Gruppen für die WM 2014 in Brasilien ausgelost. 32 Teams zwischen Hoffen und Bangen - eines ganz besonders: das des Gastgebers. In einer sechsteiligen Serie bis zur Auslosung stellt DFB.de das Land des Rekordweltmeisters vor, das Spiel, die Fans, die Menschen. Diesmal berichtet Korrespondent Tobias Käufer über den Fußball in den Favelas, Brasiliens Armenvierteln.

Es ist der Traum eines jeden Favela-Kindes: raus aus dem Armenviertel und dann in die große Fußballwelt. Diese Lebensgeschichte fasziniert die Brasilianer, bald wird ein Film in die Kinos kommen, bei dem ehemalige Fußballgrößen über ihre Herkunft berichten und Erinnerungen an ihre Kindheit preisgeben. Neymar, Ronaldo und Emerson Sheik sind einige der Hauptprotagonisten des Streifens Pelada - Futebol na Favela.

"Als ich jung war, hatte ich die Gelegenheit, auf einem Platz zu spielen, der nur Rasen an den Seitenflächen hatte", erinnert sich Neymar. "Die ganze Welt ist so aufgewachsen." Egal ob Sand- oder Betonplätze, oft nur mit nackten Füßen - der Begeisterung tat und tut dies keinen Abbruch. Im Gegenteil: Die schwierigen Begleitumstände machen aus den jungen Kickern kleine Ballkünstler.

Neymar erzählt von seinem Traum

Alex Miranda, Dokumentarfilmer und Urheber des Films, glaubt, dass eben in diesen Randbezirken der Städte die Ursache für den Erfolg des Fußballs im Gastgeberland der Weltmeisterschaft 2014 begründet ist: "Das ist die DNA des brasilianischen Fußballs - sie stammt aus diesen nackten Plätzen, ohne Rasen. Hier erhalten die Spieler eine ganz besondere Ausbildung, die ihr weiteres fußballerisches Leben prägt." Die Welt der Favelas, sagt Miranda, habe gar nichts mit dem Glanz des internationalen Fußballs, den riesigen, millionenschweren Arenen zu tun. "Es ist die wahrscheinlich ehrlichste und einfachste Form des Spiels."

Nicht alle Nationalspieler haben diese Tellerwäsche-Karriere hinter sich, die so gerne in den ausländischen Medien erzählt wird. Ex-Weltfußballer Kaka stammt aus einer wohlhabenden Mittelstandsfamilie. Brasiliens Nationalmannschaft ist so vielschichtig wie seine Bevölkerung und wie sein Lieblingssport Nummer eins. Geliebt werden aber die, die es schaffen, aus ganz armen Verhältnissen bis ganz nach oben zu kommen. Auch und gerade weil die Kids in den Favelas hoffen, es ihnen irgendwann gleichzutun.

"Ich wollte unbedingt Fußballprofi werden", sagt Neymar in dem Streifen über seine Kindheit. "Ich wollte für Santos oder Sao Paulo spielen, für Real Madrid oder den FC Barcelona. Das war immer mein Traum." Diese Träume träumen nun andere Jungen in den Favelas von Rio de Janeiro, Sao Paulo oder Belo Horizonte.

Favelas - auch kulturelle und sportliche Zentren der Metropolen

Brasiliens Favelas sind nicht nur Brutstätten der Gewalt, wie es der Rest der Welt gerne zu glauben vermag. Sie sind auch kulturelle und sportliche Zentren einer Bevölkerungsschicht, die täglich ums Überleben kämpft, aber trotzdem oder vielleicht gerade deshalb all ihre Energie in den Fußball oder den Samba steckt. Gespielt wird entweder in den Gassen oder auf kleinen, viereckigen Fußballplätzen.

Graffitis auf den Häuserwänden markieren ebenso deutlich, für wen das Herz der Bewohner schlägt, wie die Tätowierungen auf ihrer Haut dies tun. Rios populärster Klub Flamengo kann sich zum Beispiel auf eine große Anhängerschaft in den Armenvierteln verlassen, die sich wie Flickenteppiche über die Hügel der Karnevalsmetropole erstrecken. Auch wenn die Stadien nicht immer ausverkauft sind, die Fans verfolgen die Flamengo-Spiele hier vielleicht noch intensiver als in der Kurve.

"Copa das Favelas" - Fundort für Scouts

Der Fußball in den Favelas verfügt auch über eine eigene Struktur und Organisation. Turniere wie die "Copa das Favelas" oder Fußballschulen versuchen, die Fußballbegeisterung in Formen und Bahnen zu lenken und Scouts Gelegenheit zu geben, neue Talente zu entdecken.

Fußball ist in den Favelas allgegenwärtig. Werden die Spiele der brasilianischen Liga oder der Nationalmannschaft übertragen, verwandeln sich die Nachbarschaften in kleine Fanlager. In den Kneipen sitzen die Menschen zusammen, schauen gebannt auf die Bildschirme. Das alles wird kulminieren bei der WM 2014 - dann fiebern auch in den Favelas alle dem sechsten Titel der Selecao entgegen.