Für die Geschichtsbücher: Deutsche 7:1-Gala lässt Rekorde purzeln

Unglaublich. Fantastisch. Berauschend. Galaktisch. Surreal. Unfassbar. Überirdisch. Nach der 7:1-Gala der deutschen Nationalmannschaft gegen Brasilien überbieten sich die Medien und sozialen Netzwerke bei der Suche nach Superlativen, die dieses Spiel dennoch nur unzureichend beschreiben können. Es war auf jeden Fall ein historischer Abend im Estadio Mineirao von Belo Horizonte. Und es war ein Abend der Rekorde.

32,57 Millionen Zuschauer sahen live im ZDF zu – das ist die höchste Einschaltquote, die es jemals im deutschen Fernsehen gab. Sagenhafte 87,8 Prozent betrug der Marktanteil. Den bisherigen Rekord hatte das WM-Halbfinale 2010 gegen Spanien (0:1) gehalten mit 31,1 Millionen Zuschauern und 83,2 Prozent Marktanteil. Die Top Ten der meistgesehenen Fernsehsendungen in Deutschland setzt sich ausschließlich aus Spielen der Nationalmannschaft zusammen.

DFB-Sternstunde bricht alle Rekorde in sozialen Netzwerken

Auch in den sozialen Netwerken setzte die sportliche Sternstunde des DFB-Teams neue Maßstäbe. 35,6 Millionen Tweets wurden zum Spiel abgesetzt, damit war das WM-Halbfinale zwischen Deutschland und Brasilien das meistdiskutierte Sportereignis aller Zeiten. Allein nach Sami Khediras Treffer zum 5:0 wurden mehr als 580.000 Tweets innerhalb einer Minute verfasst.

Die Beiträge auf dem Facebook-Kanal der Nationalmannschaft erreichten am Spieltag 10,4 Millionen User. Die Gesamtreichweite betrug 26,3 Millionen.

Höchster Halbfinalsieg der WM-Geschichte

Die schlimmste Niederlage der brasilianischen Fußball-Historie war gleichzeitig das höchste Ergebnis der WM-Geschichte in einem Halbfinale. Die bisherige Bestmarke hatte ebenfalls Deutschland gehalten, aufgestellt 1954 beim 6:1 gegen Österreich. Nur gegen Saudi-Arabien (8:0 in der Vorrunde der WM 2002) hat die DFB-Auswahl im Rahmen einer WM-Endrunde noch klarer gewonnen.

Damals lag das deutsche Team zur Halbzeit mit 4:0 vorne, der 5:0-Pausenstand gegen Brasilien ist damit die höchste Halbzeitführung der deutschen WM-Geschichte. Der deutlichste Sieg überhaupt in der deutschen Länderspielgeschichte war das 16:0 gegen Russland am 1. Juli 1912.

Das 7:1 vom Dienstagabend hat noch weitere Maßstäbe gesetzt. Keine Mannschaft hat in einem WM-Halbfinale mehr Tore erzielt, keiner Mannschaft sind bei einer Weltmeisterschaft schneller fünf Treffer gelungen. Der Elf um den zweifachen Torschützen Toni Kroos reichten 29 Minuten, um einen 5:0-Vorsprung herauszuspielen. Jugoslawien hatte 1974 beim 9:0 gegen Zaire 30 Minuten für fünf Tore benötigt.

Klarste Niederlage eines WM-Gastgebers aller Zeiten

Des einen Rausch ist des anderen Kater. Für Brasilien war das 1:7 gegen Deutschland die höchste Länderspiel-Niederlage seit 1920 (0:6 gegen Uruguay). Noch bitterer: Noch nie hat ein WM-Gastgeber klarer verloren. Schweden (2:5 gegen Brasilien im Endspiel 1958) und Mexiko (1:4 im Viertelfinale 1970 gegen Italien) hatten sich dieses zweifelhafte Privileg zuvor geteilt.

Brasiliens Stürmer Fred sprach nach dem Schlusspfiff von einer "Narbe fürs Leben". Trotzdem bleibt Brasilien Erster der ewigen WM-Tabelle. Die Bilanz: 20 Teilnahmen, 103 Spiele, 70 Siege, 17 Unentschieden, 16 Niederlagen – ergibt 227 Punkte, bei 221:100 Toren. Allerdings hat die DFB-Auswahl als Zweitplatzierter neben den meisten WM-Spielen (105) jetzt auch die meisten WM-Tore auf dem Konto (223). Die Gesamtbilanz liest sich so: 18 Teilnahmen, 105 Spiele, 65 Siege, 20 Unentschieden, 20 Niederlagen – umgerechnet sind das 215 Punkte bei 223:113 Toren.

Rekordmann Miroslav Klose: 16 Tore, vier Halbfinals

Zum achten Mal steht Deutschland nun im WM-Finale. Auch das ist – natürlich – Rekord. Ebenfalls einmalig: Deutschland hat nach 2002, 2006, und 2010 zum vierten Mal in Folge im WM-Halbfinale gestanden. Miroslav Klose ist darüber hinaus der erste Fußballspieler der Welt, der viermal das WM-Halbfinale erreicht hat. Alleiniger Rekordtorschütze ist er außerdem seit seinem Treffer zum 2:0 gegen die Brasilianer. Es war sein 16. Tor bei einer Weltmeisterschaft, damit hat er Brasiliens Ronaldo (15) hinter sich gelassen.

Auch André Schürrle hat am Dienstagabend eine Bestmarke aufgestellt. Mit drei Treffern, alle erzielt nach Einwechslungen, ist er zum erfolgreichsten deutschen Joker der WM-Geschichte aufgestiegen und gleichzeitig der gefährlichste Einwechselspieler des laufenden Turniers. Bester Vorlagengeber in Brasilien ist mit Toni Kroos (4) ebenfalls ein Deutscher.

Wird erneut ein Deutscher Torschützenkönig?

Weitere Rekorde könnten am Sonntag im Finale purzeln. Thomas Müller liegt aussichtsreich im Rennen um den Goldenen Schuh des Torschützenkönigs. Aktuell belegt er mit fünf Treffern den zweiten Platz hinter James Rodriguez (sechs), der mit Kolumbien bereits ausgeschieden ist. Müller wäre der erste Spieler, der sich zum zweiten Mal zum WM-Torschützenkönig krönen würde. Der beste Torjäger der WM-Endrunde käme dann zum dritten Mal in Folge aus Deutschland (Klose 2006, Müller 2010) – auch das gab es noch nie.

Nur Rekordweltmeister kann die deutsche Mannschaft am Sonntag nicht werden. Der vierte Titel nach 1954, 1974 und 1990 würde das DFB-Team mit Italien gleichziehen lassen. Nummer eins bleibt Brasilien als fünfmaliger Weltmeister (1958, 1962, 1970, 1994, 2002) – zumindest ein kleiner Trost für den WM-Gastgeber 2014 nach dem historischen Abend von Belo Horizonte.

[jb/um]

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Unglaublich. Fantastisch. Berauschend. Galaktisch. Surreal. Unfassbar. Überirdisch. Nach der 7:1-Gala der deutschen Nationalmannschaft gegen Brasilien überbieten sich die Medien und sozialen Netzwerke bei der Suche nach Superlativen, die dieses Spiel dennoch nur unzureichend beschreiben können. Es war auf jeden Fall ein historischer Abend im Estadio Mineirao von Belo Horizonte. Und es war ein Abend der Rekorde.

32,57 Millionen Zuschauer sahen live im ZDF zu – das ist die höchste Einschaltquote, die es jemals im deutschen Fernsehen gab. Sagenhafte 87,8 Prozent betrug der Marktanteil. Den bisherigen Rekord hatte das WM-Halbfinale 2010 gegen Spanien (0:1) gehalten mit 31,1 Millionen Zuschauern und 83,2 Prozent Marktanteil. Die Top Ten der meistgesehenen Fernsehsendungen in Deutschland setzt sich ausschließlich aus Spielen der Nationalmannschaft zusammen.

DFB-Sternstunde bricht alle Rekorde in sozialen Netzwerken

Auch in den sozialen Netwerken setzte die sportliche Sternstunde des DFB-Teams neue Maßstäbe. 35,6 Millionen Tweets wurden zum Spiel abgesetzt, damit war das WM-Halbfinale zwischen Deutschland und Brasilien das meistdiskutierte Sportereignis aller Zeiten. Allein nach Sami Khediras Treffer zum 5:0 wurden mehr als 580.000 Tweets innerhalb einer Minute verfasst.

Die Beiträge auf dem Facebook-Kanal der Nationalmannschaft erreichten am Spieltag 10,4 Millionen User. Die Gesamtreichweite betrug 26,3 Millionen.

Höchster Halbfinalsieg der WM-Geschichte

Die schlimmste Niederlage der brasilianischen Fußball-Historie war gleichzeitig das höchste Ergebnis der WM-Geschichte in einem Halbfinale. Die bisherige Bestmarke hatte ebenfalls Deutschland gehalten, aufgestellt 1954 beim 6:1 gegen Österreich. Nur gegen Saudi-Arabien (8:0 in der Vorrunde der WM 2002) hat die DFB-Auswahl im Rahmen einer WM-Endrunde noch klarer gewonnen.

Damals lag das deutsche Team zur Halbzeit mit 4:0 vorne, der 5:0-Pausenstand gegen Brasilien ist damit die höchste Halbzeitführung der deutschen WM-Geschichte. Der deutlichste Sieg überhaupt in der deutschen Länderspielgeschichte war das 16:0 gegen Russland am 1. Juli 1912.

Das 7:1 vom Dienstagabend hat noch weitere Maßstäbe gesetzt. Keine Mannschaft hat in einem WM-Halbfinale mehr Tore erzielt, keiner Mannschaft sind bei einer Weltmeisterschaft schneller fünf Treffer gelungen. Der Elf um den zweifachen Torschützen Toni Kroos reichten 29 Minuten, um einen 5:0-Vorsprung herauszuspielen. Jugoslawien hatte 1974 beim 9:0 gegen Zaire 30 Minuten für fünf Tore benötigt.

Klarste Niederlage eines WM-Gastgebers aller Zeiten

Des einen Rausch ist des anderen Kater. Für Brasilien war das 1:7 gegen Deutschland die höchste Länderspiel-Niederlage seit 1920 (0:6 gegen Uruguay). Noch bitterer: Noch nie hat ein WM-Gastgeber klarer verloren. Schweden (2:5 gegen Brasilien im Endspiel 1958) und Mexiko (1:4 im Viertelfinale 1970 gegen Italien) hatten sich dieses zweifelhafte Privileg zuvor geteilt.

Brasiliens Stürmer Fred sprach nach dem Schlusspfiff von einer "Narbe fürs Leben". Trotzdem bleibt Brasilien Erster der ewigen WM-Tabelle. Die Bilanz: 20 Teilnahmen, 103 Spiele, 70 Siege, 17 Unentschieden, 16 Niederlagen – ergibt 227 Punkte, bei 221:100 Toren. Allerdings hat die DFB-Auswahl als Zweitplatzierter neben den meisten WM-Spielen (105) jetzt auch die meisten WM-Tore auf dem Konto (223). Die Gesamtbilanz liest sich so: 18 Teilnahmen, 105 Spiele, 65 Siege, 20 Unentschieden, 20 Niederlagen – umgerechnet sind das 215 Punkte bei 223:113 Toren.

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Rekordmann Miroslav Klose: 16 Tore, vier Halbfinals

Zum achten Mal steht Deutschland nun im WM-Finale. Auch das ist – natürlich – Rekord. Ebenfalls einmalig: Deutschland hat nach 2002, 2006, und 2010 zum vierten Mal in Folge im WM-Halbfinale gestanden. Miroslav Klose ist darüber hinaus der erste Fußballspieler der Welt, der viermal das WM-Halbfinale erreicht hat. Alleiniger Rekordtorschütze ist er außerdem seit seinem Treffer zum 2:0 gegen die Brasilianer. Es war sein 16. Tor bei einer Weltmeisterschaft, damit hat er Brasiliens Ronaldo (15) hinter sich gelassen.

Auch André Schürrle hat am Dienstagabend eine Bestmarke aufgestellt. Mit drei Treffern, alle erzielt nach Einwechslungen, ist er zum erfolgreichsten deutschen Joker der WM-Geschichte aufgestiegen und gleichzeitig der gefährlichste Einwechselspieler des laufenden Turniers. Bester Vorlagengeber in Brasilien ist mit Toni Kroos (4) ebenfalls ein Deutscher.

Wird erneut ein Deutscher Torschützenkönig?

Weitere Rekorde könnten am Sonntag im Finale purzeln. Thomas Müller liegt aussichtsreich im Rennen um den Goldenen Schuh des Torschützenkönigs. Aktuell belegt er mit fünf Treffern den zweiten Platz hinter James Rodriguez (sechs), der mit Kolumbien bereits ausgeschieden ist. Müller wäre der erste Spieler, der sich zum zweiten Mal zum WM-Torschützenkönig krönen würde. Der beste Torjäger der WM-Endrunde käme dann zum dritten Mal in Folge aus Deutschland (Klose 2006, Müller 2010) – auch das gab es noch nie.

Nur Rekordweltmeister kann die deutsche Mannschaft am Sonntag nicht werden. Der vierte Titel nach 1954, 1974 und 1990 würde das DFB-Team mit Italien gleichziehen lassen. Nummer eins bleibt Brasilien als fünfmaliger Weltmeister (1958, 1962, 1970, 1994, 2002) – zumindest ein kleiner Trost für den WM-Gastgeber 2014 nach dem historischen Abend von Belo Horizonte.