Freund: "Mir fehlt einfach das Ballgefühl"

Rund um das WM-Qualifikationsspiel gegen San Marino in Nürnberg demonstriert der DFB seine Verbundenheit zur Deutschen Sporthilfe (DSH) und gratuliert zu deren 50-jährigem Bestehen. Anlässlich des Jubiläums veröffentlicht DFB.de eine Reihe von Beiträgen über die DSH. Heute: Interview mit Skispringer Severin Freund. Der Goldmedaillen-Gewinner bei den Olympischen Spielen in Sotschi spricht über die Unterstützung durch die Sporthilfe, seine Reha nach dem Kreuzbandriss und sein Fußball-Talent.

DFB.de: Herr Freund, liegen Sie gerade auf der faulen Haut?

Severin Freund: Aufgrund meines Kreuzbandrisses stecke ich derzeit mitten in der Reha, langsam steige ich wieder ins Training ein. Jetzt habe ich mit dem zweiten Reha-Block begonnen, der in Richtung eines spezifischen Sprungtrainings geht. Natürlich muss man jede Verletzung individuell betrachten, doch bis jetzt bin ich ganz gut im Zeitplan.

DFB.de: Das klingt nicht nach auf der faulen Haut liegen.

Freund: Dadurch, dass wir mit Sommerschanzen so gut ausgestattet sind, liegen Skispringer eigentlich nie auf der faulen Haut. Nach dem Winter haben wir zwei bis drei Wochen frei, bevor es wieder mit dem Athletiktraining losgeht. Danach wird gesprungen und zwar das ganze Jahr durch. Im Winter kann man keine Technik-Arbeit leisten, weshalb wir im Sommer tatsächlich mehr Sprünge absolvieren als im Winter.

DFB.de: Der Sommer macht also tatsächlich den Wintermeister?

Freund: Der Satz lautet eigentlich: Wintersportler werden im Sommer gemacht. Und das ist richtig. Es gibt die ganz seltenen Fälle, in denen ein Springer im Winter in seine Form findet, aber meistens deutet sich diese im Sommer bereits an.

DFB.de: Wie intensiv wäre jetzt das Training, wenn Sie nicht in Reha wären?

Freund: Wir trainieren eigentlich täglich. Der reine Zeitaufwand ist aber unterschiedlich: Die Trainingseinheiten an der Schanze dauern relativ lang, da kann man auch mal vier, fünf Stunden beschäftigt sein. Die Krafteinheiten sind hingegen kürzer und dauern rund zwei Stunden.

DFB.de: Neben dem Zeitaufwand, wie groß ist der finanzielle Aufwand für das Skispringen?

Freund: Die Ski bekommen wir glücklicherweise von unserem Ausrüster – in meinem Fall von der Firma Fischer - gestellt, das ist aber natürlich erst ab einem gewissen Niveau der Fall. Unsere Anzüge und Schuhe werden in einem bestimmten Rahmen über ein Budget des Verbands abgerechnet und alles Weitere ist selbst zu zahlen und da kommt durchaus ein bisschen was zusammen. So ein Skianzug liegt mittlerweile bei 300 bis 400 Euro, da diese maßgefertigt werden. Und es gab Jahre, in denen ich 30 Anzüge in einer Saison gebraucht habe.

DFB.de: Wie kommt das?

Freund: Das Material der Anzüge ist elastisch und verschleißt schnell. Oberfläche und Luftdurchlässigkeit machen einen guten Anzug aus. Daher ist es auch falsch zu denken, man müsse einen Anzug erst einspringen, im Gegenteil: Ein neuer Anzug springt sich am besten. Im Winter ist es daher so, dass ich alle zwei oder drei Wochen einen neuen Anzug trage. Zumal raue oder glatte Stoffe auch zu verschiedenen klimatischen Bedingungen, beispielsweise trockene oder feuchte Luftverhältnisse, und den unterschiedlichen Schanzen passen. Meist macht dies tatsächlich die entscheidenden Zentimeter aus. Athletisch sind viele von uns auf einem ähnlichen Niveau, der Rest ist abhängig von der Technik, dem Kopf und eben dem Material.



Rund um das WM-Qualifikationsspiel gegen San Marino in Nürnberg demonstriert der DFB seine Verbundenheit zur Deutschen Sporthilfe (DSH) und gratuliert zu deren 50-jährigem Bestehen. Anlässlich des Jubiläums veröffentlicht DFB.de eine Reihe von Beiträgen über die DSH. Heute: Interview mit Skispringer Severin Freund. Der Goldmedaillen-Gewinner bei den Olympischen Spielen in Sotschi spricht über die Unterstützung durch die Sporthilfe, seine Reha nach dem Kreuzbandriss und sein Fußball-Talent.

DFB.de: Herr Freund, liegen Sie gerade auf der faulen Haut?

Severin Freund: Aufgrund meines Kreuzbandrisses stecke ich derzeit mitten in der Reha, langsam steige ich wieder ins Training ein. Jetzt habe ich mit dem zweiten Reha-Block begonnen, der in Richtung eines spezifischen Sprungtrainings geht. Natürlich muss man jede Verletzung individuell betrachten, doch bis jetzt bin ich ganz gut im Zeitplan.

DFB.de: Das klingt nicht nach auf der faulen Haut liegen.

Freund: Dadurch, dass wir mit Sommerschanzen so gut ausgestattet sind, liegen Skispringer eigentlich nie auf der faulen Haut. Nach dem Winter haben wir zwei bis drei Wochen frei, bevor es wieder mit dem Athletiktraining losgeht. Danach wird gesprungen und zwar das ganze Jahr durch. Im Winter kann man keine Technik-Arbeit leisten, weshalb wir im Sommer tatsächlich mehr Sprünge absolvieren als im Winter.

DFB.de: Der Sommer macht also tatsächlich den Wintermeister?

Freund: Der Satz lautet eigentlich: Wintersportler werden im Sommer gemacht. Und das ist richtig. Es gibt die ganz seltenen Fälle, in denen ein Springer im Winter in seine Form findet, aber meistens deutet sich diese im Sommer bereits an.

DFB.de: Wie intensiv wäre jetzt das Training, wenn Sie nicht in Reha wären?

Freund: Wir trainieren eigentlich täglich. Der reine Zeitaufwand ist aber unterschiedlich: Die Trainingseinheiten an der Schanze dauern relativ lang, da kann man auch mal vier, fünf Stunden beschäftigt sein. Die Krafteinheiten sind hingegen kürzer und dauern rund zwei Stunden.

DFB.de: Neben dem Zeitaufwand, wie groß ist der finanzielle Aufwand für das Skispringen?

Freund: Die Ski bekommen wir glücklicherweise von unserem Ausrüster – in meinem Fall von der Firma Fischer - gestellt, das ist aber natürlich erst ab einem gewissen Niveau der Fall. Unsere Anzüge und Schuhe werden in einem bestimmten Rahmen über ein Budget des Verbands abgerechnet und alles Weitere ist selbst zu zahlen und da kommt durchaus ein bisschen was zusammen. So ein Skianzug liegt mittlerweile bei 300 bis 400 Euro, da diese maßgefertigt werden. Und es gab Jahre, in denen ich 30 Anzüge in einer Saison gebraucht habe.

DFB.de: Wie kommt das?

Freund: Das Material der Anzüge ist elastisch und verschleißt schnell. Oberfläche und Luftdurchlässigkeit machen einen guten Anzug aus. Daher ist es auch falsch zu denken, man müsse einen Anzug erst einspringen, im Gegenteil: Ein neuer Anzug springt sich am besten. Im Winter ist es daher so, dass ich alle zwei oder drei Wochen einen neuen Anzug trage. Zumal raue oder glatte Stoffe auch zu verschiedenen klimatischen Bedingungen, beispielsweise trockene oder feuchte Luftverhältnisse, und den unterschiedlichen Schanzen passen. Meist macht dies tatsächlich die entscheidenden Zentimeter aus. Athletisch sind viele von uns auf einem ähnlichen Niveau, der Rest ist abhängig von der Technik, dem Kopf und eben dem Material.

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DFB.de: Wie werden die Unkosten gedeckt?

Freund: Wenn man vorne mit dabei ist, kann man durchaus von diesem Sport leben. Aber der Weg dorthin ist kostspielig und man muss wirklich zu den absolut besten Springern der Welt zählen. Gerade bis man Richtung Weltspitze kommt, ist die Sporthilfe daher extrem wichtig. Insbesondere dann, wenn sich eine Sportart so weiterentwickelt, dass sie immer aufwändiger und teurer wird, ist eine solche Unterstützung sehr wertvoll.

DFB.de: Wann hat die Sporthilfe begonnen, Sie zu unterstützen?

Freund: Ich muss so um die 14 Jahre alt gewesen sein, als ich, damals noch im C-Kader, in die Förderung gekommen bin. Für mich war zu diesem Zeitpunkt die Internatsförderung entscheidend. Hier hat die Sporthilfe die Hälfte der Kosten für mein privates Sportinternat übernommen. Dies war von enormer Bedeutung für mich und meine schulische Ausbildung, da ich dort die Möglichkeit bekam, neben dem Sport auch mein Abitur zu machen.

DFB.de: War denn Skispringen schon immer Ihr Sport?

Freund: Ich war schon immer im Wintersport angesiedelt. Als Kind habe ich eine relativ breite Ausbildung genossen, war unter anderem Langläufer. Ich habe auch kurz Volleyball im Verein gespielt. Beim Fußball war ich genau einmal beim Training und habe mich danach schnell auf die passive Seite dieses Sports bewegt (lacht). Mir fehlt einfach das Ballgefühl.

DFB.de: Aber das Interesse am Fußball ist erhalten geblieben?

Freund: Wir spielen oft Fußball zum Aufwärmen. Allerdings barfuß, auf kleinem Feld, mit Zusatzregeln, wie nur zwei Berührungen.

DFB.de: Und wie begleiten Sie den Fußball passiv?

Freund: Mit ungefähr acht Jahren war ich zum ersten Mal im Olympiastadion bei einem Spiel der Bayern, das dürfte ein 1:2 gegen Stuttgart gewesen sein. Es war also nicht der glorreichste Einstieg und doch bin ich FC Bayern Fan geworden und bis heute geblieben. Man bleibt schließlich immer mit dem Verein verbunden, mit dem man als Kind aufgewachsen ist.

DFB.de: Wie halten Sie es denn mit der Nationalmannschaft?

Freund: Bei meinem ersten Länderspiel war ich 2002 gemeinsam mit dem C-Kader. Wir haben in Freiburg das 7:0 gegen Kuwait gesehen, das war sehr cool. Wenn wir mit dem Team unterwegs sind, schauen wir immer gemeinsam die Länderspiele, manchmal wird dann sogar eine Leinwand organsiert. Wenn es passt, gehe ich auch sehr gerne zum Public Viewing. 2006 habe ich beispielsweise das WM-Halbfinale gegen Italien beim Public Viewing in Salzburg geguckt. Mein prägendstes Erlebnis war das Public Viewing im Olympiastadion beim WM-Finale 2014. Das war grandios! Da hatte man das Gefühl, im Stadion live dabei zu sein.

DFB.de: Aber Sie sind stimmungsvolle Kulissen doch gewohnt?

Freund: Das stimmt, jedoch haben wir Skispringer den Nachteil, dass wir die Stimmung leider gar nicht so mitbekommen. Wir sind ja noch mitten in der Anfahrt, dann im Fliegen und wenn wir stehen ist der Jubel oft schon vorbei. Wenn man stehen bleibt und der Jubel noch nicht verebbt ist, dann weiß man allerdings auch, dass man was Gutes zustande gebracht hat.

DFB.de: Die Nationalmannschaft hat dieses Jahr den Confed Cup und nächstes Jahr die Weltmeisterschaft. Welchen Höhepunkten blicken Sie entgegen?

Freund: Die Sommerwettkämpfe werden an mir vorbeigehen und für den Herbst halte ich mir ein paar Teilnahmen noch offen. Im Winter stehen dann natürlich die Olympischen Spiele an. Und vom 18. bis 21. Januar haben wir die Skiflug-WM in Oberstdorf, im eigenen Land, auf der für mich schönsten Skiflugschanze der Welt.

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