EM-Triumph 1980: Mit viel Talent zum Titel

Dreimal schon hat die Nationalmannschaft den EM-Pokal gewonnen, öfter hat keine andere Nation triumphiert. Bei der EURO 2016 ist der vierte Titel nach 1972, 1980 und 1996 das Ziel - 20 Jahre nach dem letzten Erfolg. Vor dem Turnier in Frankreich blättert DFB.de in der Historie. Heute: die Europameisterschaft 1980 in Italien.

Vor der Endrunde in Italien waren die Erwartungen weniger euphorisch. Durch die Qualifikation war die Auswahl des neuen Bundestrainers Jupp Derwall zwar ungeschlagen, aber nicht ohne blaue Flecken (0:0 auf Malta und in der Türkei) gekommen. Der Umbruch nach der WM-Pleite 1978 forderte seinen Tribut. Nur sieben Spieler von Argentinien waren noch dabei und auf Schlüsselpositionen herrschte lange Unklarheit: nach Sepp Maiers Autounfall im Juli 1979 testete Derwall drei Torhüter und erst der Dritte, Toni Schumacher vom 1. FC Köln, machte das Rennen. Mit der Erfahrung von drei Länderspielen flog er als neue Nummer eins nach Italien. Auch der neue Beckenbauer wurde weiterhin gesucht, zumal Libero-Kandidat Ulli Stielike bei Real Madrid spielte und es keine Verpflichtung zur Freigabe gab.

So ließ Real-Trainer Boskov Stielike zuweilen nicht mal zu Qualifikationsspielen zu, schrieb Derwall aber: "Ich gebe allerdings die Zusage, dass Stielike zur EM-Endrunde in Italien freigestellt wird." Derwall konterte trocken: "Den Brief hebe ich mir auf!" Nach dem vorentscheidenden Qualifikationsspiel gegen die Türkei (2:0 in Gelsenkirchen) gab es wieder Pfiffe, der Kicker analysierte: "Weder bei Eckbällen, noch bei Freistößen oder Einwürfen war auch nur einmal eine überraschende Idee zu spüren." Das klang ganz anders als 1972, ebenso wie Derwalls Stoßseufzer: "Wir sind die Favoritenrolle für die EM losgeworden."

Jüngste Nationalmannschaft seit 1934

Aber im Frühjahr 1980 änderte sich einiges zum Guten. Aus der Not, die durch den Beinbruch von Schalkes Mittelstürmer Klaus Fischer noch größer zu werden schien, machte Derwall eine Jugend. Die international führende Bundesliga produzierte Talente am Fließband. Viele von Derwalls Fixsternen waren unerfahren: Vorstopper Karl-Heinz Förster (21), Mittelfeldrackerer Hans-Peter Briegel (24), die Spielmacher Bernd Schuster (20) und Hansi Müller (22) sowie die Stürmer Klaus Allofs (23) und Karl-Heinz Rummenigge (24) waren allesamt noch titelhungrig. Briegel: "Für uns war es einfach eine Riesenehre für Deutschland zu spielen." Geführt wurden sie von Kapitän Bernard Dietz (32). Seit der WM-Premiere 1934 fuhr keine jüngere Nationalmannschaft mehr zu einem Turnier (25,04 im Schnitt), selten soll die Kameradschaft besser gewesen sein als 1980.

Das war auch auf dem Platz zu sehen. Nach dem 3:1 über die Polen im Mai attestierte der Kicker: "Unsere Nationalelf ist für die EM gerüstet." Dort wurde die jüngste Turnier-Mannschaft prompt Europameister. Nach zähem Auftakt (1:0 gegen die Tschechen durch ein Kopfballtor von Rummenigge) fragte die "Welt" noch: "Wo blieb der versprochene Angriffsfußball?". Der kam alsbald mit neuer Aufstellung und nach dem Prestigesieg gegen die Holländer (3:2, drei Allofs-Tore) durften im bedeutungslosen dritten Spiel gegen die Griechen (0:0) die Reservisten ran. So konnten sich am 22. Juni 1980 fast alle im Kader als Europameister fühlen. Denn an jenem drückend heißen Sonntag besiegte die Nationalelf in Rom Belgien mit 2:1. Die entscheidenden Tore erzielte Fischer-Vertreter Horst Hrubesch, der in der Qualifikation gar nicht dabei gewesen war. Es waren seine ersten im deutschen Trikot. Auch für die Sieger von Rom gab es keinen Empfang, die Prämie für die 22 Spieler im Kader betrug 25.000 DM. Und ihre Frauen erhielten einen Gutschein zum Einkauf bei einer Juwelier-Kette über 2500 DM.

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Dreimal schon hat die Nationalmannschaft den EM-Pokal gewonnen, öfter hat keine andere Nation triumphiert. Bei der EURO 2016 ist der vierte Titel nach 1972, 1980 und 1996 das Ziel - 20 Jahre nach dem letzten Erfolg. Vor dem Turnier in Frankreich blättert DFB.de in der Historie. Heute: die Europameisterschaft 1980 in Italien.

Vor der Endrunde in Italien waren die Erwartungen weniger euphorisch. Durch die Qualifikation war die Auswahl des neuen Bundestrainers Jupp Derwall zwar ungeschlagen, aber nicht ohne blaue Flecken (0:0 auf Malta und in der Türkei) gekommen. Der Umbruch nach der WM-Pleite 1978 forderte seinen Tribut. Nur sieben Spieler von Argentinien waren noch dabei und auf Schlüsselpositionen herrschte lange Unklarheit: nach Sepp Maiers Autounfall im Juli 1979 testete Derwall drei Torhüter und erst der Dritte, Toni Schumacher vom 1. FC Köln, machte das Rennen. Mit der Erfahrung von drei Länderspielen flog er als neue Nummer eins nach Italien. Auch der neue Beckenbauer wurde weiterhin gesucht, zumal Libero-Kandidat Ulli Stielike bei Real Madrid spielte und es keine Verpflichtung zur Freigabe gab.

So ließ Real-Trainer Boskov Stielike zuweilen nicht mal zu Qualifikationsspielen zu, schrieb Derwall aber: "Ich gebe allerdings die Zusage, dass Stielike zur EM-Endrunde in Italien freigestellt wird." Derwall konterte trocken: "Den Brief hebe ich mir auf!" Nach dem vorentscheidenden Qualifikationsspiel gegen die Türkei (2:0 in Gelsenkirchen) gab es wieder Pfiffe, der Kicker analysierte: "Weder bei Eckbällen, noch bei Freistößen oder Einwürfen war auch nur einmal eine überraschende Idee zu spüren." Das klang ganz anders als 1972, ebenso wie Derwalls Stoßseufzer: "Wir sind die Favoritenrolle für die EM losgeworden."

Jüngste Nationalmannschaft seit 1934

Aber im Frühjahr 1980 änderte sich einiges zum Guten. Aus der Not, die durch den Beinbruch von Schalkes Mittelstürmer Klaus Fischer noch größer zu werden schien, machte Derwall eine Jugend. Die international führende Bundesliga produzierte Talente am Fließband. Viele von Derwalls Fixsternen waren unerfahren: Vorstopper Karl-Heinz Förster (21), Mittelfeldrackerer Hans-Peter Briegel (24), die Spielmacher Bernd Schuster (20) und Hansi Müller (22) sowie die Stürmer Klaus Allofs (23) und Karl-Heinz Rummenigge (24) waren allesamt noch titelhungrig. Briegel: "Für uns war es einfach eine Riesenehre für Deutschland zu spielen." Geführt wurden sie von Kapitän Bernard Dietz (32). Seit der WM-Premiere 1934 fuhr keine jüngere Nationalmannschaft mehr zu einem Turnier (25,04 im Schnitt), selten soll die Kameradschaft besser gewesen sein als 1980.

Das war auch auf dem Platz zu sehen. Nach dem 3:1 über die Polen im Mai attestierte der Kicker: "Unsere Nationalelf ist für die EM gerüstet." Dort wurde die jüngste Turnier-Mannschaft prompt Europameister. Nach zähem Auftakt (1:0 gegen die Tschechen durch ein Kopfballtor von Rummenigge) fragte die "Welt" noch: "Wo blieb der versprochene Angriffsfußball?". Der kam alsbald mit neuer Aufstellung und nach dem Prestigesieg gegen die Holländer (3:2, drei Allofs-Tore) durften im bedeutungslosen dritten Spiel gegen die Griechen (0:0) die Reservisten ran. So konnten sich am 22. Juni 1980 fast alle im Kader als Europameister fühlen. Denn an jenem drückend heißen Sonntag besiegte die Nationalelf in Rom Belgien mit 2:1. Die entscheidenden Tore erzielte Fischer-Vertreter Horst Hrubesch, der in der Qualifikation gar nicht dabei gewesen war. Es waren seine ersten im deutschen Trikot. Auch für die Sieger von Rom gab es keinen Empfang, die Prämie für die 22 Spieler im Kader betrug 25.000 DM. Und ihre Frauen erhielten einen Gutschein zum Einkauf bei einer Juwelier-Kette über 2500 DM.

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