EM 1988 in Deutschland: Großes Spektakel

Am Freitag entscheidet die UEFA über die Ausrichter der EURO 2020, dann trifft sich das Exekutivkomitee in Genf. Auch der DFB hat sich um Spiele der "Pan-Europa-EM" beworben. Sollte er den Zuschlag für ein Paket - drei Gruppenspiele und eine Achtel- oder Viertelfinalbegegnung oder die Halbfinalspiele und das Finale - erhalten, würden in sechs Jahren zum zweiten Mal EM-Partien in Deutschland stattfinden. Für DFB.de erinnert der Historiker und Autor Udo Muras an die erste und bislang einzige Europameisterschaft hierzulande, die Endrunde 1988.

Nachdem Deutschland 1984 noch Frankreich den Vortritt gelassen hatte, durfte es nun die folgende EM ausrichten. Am 18. Februar 1985 votierte Organisationskomitee der UEFA für den Ausrichter Deutschland - mit 5:1 Stimmen. Nun musste nur noch das Exekutivkomitee am 15. März zustimmen, für gewöhnlich eine Formalität. Doch über der Entscheidung in Lissabon schwebte ein dunkler politischer Schatten, denn Bundesregierung und DFB wollten unbedingt Berlin, damals noch eine geteilte Stadt, einbinden. Im Olympiastadion sollten EM-Spiele stattfinden. Das war mit den drei osteuropäischen Vertretern in der UEFA-Kommission nicht zu machen, in den letzten Tagen des Kalten Kriegs vertraten sie vehement die politischen Interessen ihrer Länder und bewegten sich keinen Millimeter. So erklärte der DFB am Tag vor der Entscheidung seine Bereitschaft, auf Berlin zu verzichten - und bekam zu diesem Preis die EM 1988.

Bundeskanzler Helmut Kohl kritisierte zwar den "sportpolitischen Fehler", aber die Sache hatte auch ihr Gutes, das bis in die Gegenwart strahlt. Als Entschädigung erhielt Berlin ein Vier-Länder-Turnier an Ostern (unter anderem mit Weltmeister Argentinien) und das DFB-Pokalfinale, zunächst für die nächsten fünf Jahre – und daran hat sich bis heute nichts geändert. Das alljährliche Fest des deutschen Fußballs, das längst Kultstatus hat, hat seine Wurzeln also in der Vorgeschichte zur Europameisterschaft 1988.

Titelverteidiger Frankreich scheitert in der Qualifikation

Sie brachte dem DFB noch mehr Vorteile, denn natürlich mussten die Gastgebers nicht in die Qualifikation. So konnte Teamchef Franz Beckenbauer in aller Ruhe eine Mannschaft formen, die trotz der Vizeweltmeisterschaft in Mexiko 1986 dringend einer spielerischen Steigerung bedurfte. Die Zeit der Eders und Jakobs' war vorbei, vor eigenem Publikum sollte auch wieder etwas gezaubert werden. Zumal Deutschland zwangsläufig zu den Favoriten gehörte.

Titelverteidiger Frankreich fand den Weg nach Deutschland nicht, und eine andere Supermacht gab es nicht im Europa der späten Achtziger. Auch wenn sich manche so gebärdeten. Mit 19:1 Toren und 11:1 Punkten spazierten die Briten nach Deutschland, den einzigen Punkt ließen sie in der Türkei, wofür sie im Rückspiel (8:0) fürchterliche Rache nahmen. "England ist wieder da, die schlechten Tage sind vergessen", titelte der Daily Telegraph. 1984 hatten die Briten noch zugesehen - ebenso wie die Niederlande. Aber auch die von Rinus Michels trainierte Elftal durfte bei der Gala der großen Fußballnationen nicht fehlen. Italien, das als amtierender Weltmeister die EM 1984 verpasst hatte, wetzte die Scharte wieder aus und setzte sich mit seiner jungen Mannschaft gegen Schweden und Portugal durch.

Auch zwei Außenseiter, die für beste Stimmung auf den Rängen sorgen sollten, schafften die Qualifikation. Die Dänen bestätigten ihre Erfolge von 1984 und 1986 und erreichten zum dritten Mal in Serie ein großes Turnier. Aber etwas war anders: "Danish Dynamite" war nass geworden, der Hurra-Fußball gehörte der Vergangenheit an. Die leicht überalterte Auswahl von Coach Sepp Piontek erkannte die Vorzüge des abgeklärten, effizienten Spiels und schaffte mit einem Torverhältnis von 4:2 in sechs Spielen den Gruppensieg vor den Tschechen.

Irland zum ersten Mal bei einer EM dabei

Bliebe noch der Überraschungssieger der Gruppe 7, wo die Experten in der Favoritenfrage vorher zwischen Belgien, Bulgarien oder Schottland hin und her geschwankt hatten. Doch als im November 1987 abgerechnet wurde, hieß der EM-Teilnehmer erstmals überhaupt Irland. Die "Boys in Green" versäumten es nicht, sich bei den Schotten zu bedanken, die das für sie bedeutungslose Spiel in Bulgarien 1:0 gewannen. Irlands Trainer Jack Charlton, 1966 mit England Weltmeister, schickte zwei Kisten Champagner in das Land des Whiskys und schwor: "Nie wieder sage ich ein schlechtes Wort über die Schotten." Für einen Engländer eine echte Herausforderung.

Die Teilnehmer standen also fest, nun galt es sie zusammen zu bringen. Am 12. Januar 1988 zog Christian Stielike, der Sohn von Ex-Nationalspieler Ulli Stielike, in Düsseldorf die in roten Plastikkugeln verpackten Lose. Deutschland als Kopf der Gruppe 1 freute sich bedingt über Angstgegner Italien, etwas mehr über Dänemark und die Spanier, an denen es Revanche zu üben galt für das Last-Minute-Aus von 1984.

EM sprengt alle Zuschauerrekorde



Am Freitag entscheidet die UEFA über die Ausrichter der EURO 2020, dann trifft sich das Exekutivkomitee in Genf. Auch der DFB hat sich um Spiele der "Pan-Europa-EM" beworben. Sollte er den Zuschlag für ein Paket - drei Gruppenspiele und eine Achtel- oder Viertelfinalbegegnung oder die Halbfinalspiele und das Finale - erhalten, würden in sechs Jahren zum zweiten Mal EM-Partien in Deutschland stattfinden. Für DFB.de erinnert der Historiker und Autor Udo Muras an die erste und bislang einzige Europameisterschaft hierzulande, die Endrunde 1988.

Nachdem Deutschland 1984 noch Frankreich den Vortritt gelassen hatte, durfte es nun die folgende EM ausrichten. Am 18. Februar 1985 votierte Organisationskomitee der UEFA für den Ausrichter Deutschland - mit 5:1 Stimmen. Nun musste nur noch das Exekutivkomitee am 15. März zustimmen, für gewöhnlich eine Formalität. Doch über der Entscheidung in Lissabon schwebte ein dunkler politischer Schatten, denn Bundesregierung und DFB wollten unbedingt Berlin, damals noch eine geteilte Stadt, einbinden. Im Olympiastadion sollten EM-Spiele stattfinden. Das war mit den drei osteuropäischen Vertretern in der UEFA-Kommission nicht zu machen, in den letzten Tagen des Kalten Kriegs vertraten sie vehement die politischen Interessen ihrer Länder und bewegten sich keinen Millimeter. So erklärte der DFB am Tag vor der Entscheidung seine Bereitschaft, auf Berlin zu verzichten - und bekam zu diesem Preis die EM 1988.

Bundeskanzler Helmut Kohl kritisierte zwar den "sportpolitischen Fehler", aber die Sache hatte auch ihr Gutes, das bis in die Gegenwart strahlt. Als Entschädigung erhielt Berlin ein Vier-Länder-Turnier an Ostern (unter anderem mit Weltmeister Argentinien) und das DFB-Pokalfinale, zunächst für die nächsten fünf Jahre – und daran hat sich bis heute nichts geändert. Das alljährliche Fest des deutschen Fußballs, das längst Kultstatus hat, hat seine Wurzeln also in der Vorgeschichte zur Europameisterschaft 1988.

Titelverteidiger Frankreich scheitert in der Qualifikation

Sie brachte dem DFB noch mehr Vorteile, denn natürlich mussten die Gastgebers nicht in die Qualifikation. So konnte Teamchef Franz Beckenbauer in aller Ruhe eine Mannschaft formen, die trotz der Vizeweltmeisterschaft in Mexiko 1986 dringend einer spielerischen Steigerung bedurfte. Die Zeit der Eders und Jakobs' war vorbei, vor eigenem Publikum sollte auch wieder etwas gezaubert werden. Zumal Deutschland zwangsläufig zu den Favoriten gehörte.

Titelverteidiger Frankreich fand den Weg nach Deutschland nicht, und eine andere Supermacht gab es nicht im Europa der späten Achtziger. Auch wenn sich manche so gebärdeten. Mit 19:1 Toren und 11:1 Punkten spazierten die Briten nach Deutschland, den einzigen Punkt ließen sie in der Türkei, wofür sie im Rückspiel (8:0) fürchterliche Rache nahmen. "England ist wieder da, die schlechten Tage sind vergessen", titelte der Daily Telegraph. 1984 hatten die Briten noch zugesehen - ebenso wie die Niederlande. Aber auch die von Rinus Michels trainierte Elftal durfte bei der Gala der großen Fußballnationen nicht fehlen. Italien, das als amtierender Weltmeister die EM 1984 verpasst hatte, wetzte die Scharte wieder aus und setzte sich mit seiner jungen Mannschaft gegen Schweden und Portugal durch.

Auch zwei Außenseiter, die für beste Stimmung auf den Rängen sorgen sollten, schafften die Qualifikation. Die Dänen bestätigten ihre Erfolge von 1984 und 1986 und erreichten zum dritten Mal in Serie ein großes Turnier. Aber etwas war anders: "Danish Dynamite" war nass geworden, der Hurra-Fußball gehörte der Vergangenheit an. Die leicht überalterte Auswahl von Coach Sepp Piontek erkannte die Vorzüge des abgeklärten, effizienten Spiels und schaffte mit einem Torverhältnis von 4:2 in sechs Spielen den Gruppensieg vor den Tschechen.

Irland zum ersten Mal bei einer EM dabei

Bliebe noch der Überraschungssieger der Gruppe 7, wo die Experten in der Favoritenfrage vorher zwischen Belgien, Bulgarien oder Schottland hin und her geschwankt hatten. Doch als im November 1987 abgerechnet wurde, hieß der EM-Teilnehmer erstmals überhaupt Irland. Die "Boys in Green" versäumten es nicht, sich bei den Schotten zu bedanken, die das für sie bedeutungslose Spiel in Bulgarien 1:0 gewannen. Irlands Trainer Jack Charlton, 1966 mit England Weltmeister, schickte zwei Kisten Champagner in das Land des Whiskys und schwor: "Nie wieder sage ich ein schlechtes Wort über die Schotten." Für einen Engländer eine echte Herausforderung.

Die Teilnehmer standen also fest, nun galt es sie zusammen zu bringen. Am 12. Januar 1988 zog Christian Stielike, der Sohn von Ex-Nationalspieler Ulli Stielike, in Düsseldorf die in roten Plastikkugeln verpackten Lose. Deutschland als Kopf der Gruppe 1 freute sich bedingt über Angstgegner Italien, etwas mehr über Dänemark und die Spanier, an denen es Revanche zu üben galt für das Last-Minute-Aus von 1984.

EM sprengt alle Zuschauerrekorde

Europa freute sich auf diese EM, das wurde alsbald klar. Bis zum Turnierstart am 10. Juni waren die meisten Spiele bereits ausverkauft, letztlich lag die Auslastung in den Stadien bei 95,5 Prozent. Absolut (849.844 Zuschauer) als auch relativ (56.656 pro Spiel) sprengte die EM in Deutschland alle Zuschauerrekorde.

Die Organisatoren hatten sich alle Mühe gegeben und 43,3 Millionen Mark in die Sanierung der acht Stadien investiert. Auch hier gab es ein Gerangel um die Teilnahme, Bundesligastädte wie Bochum und Dortmund blieben auf der Strecke, Hamburg schaffte es erst im zweiten Anlauf und bekam nach entsprechenden Ausbesserungen ein Halbfinale, von dem noch die Rede sein wird. Gespielt wurde in Düsseldorf, Hannover, Stuttgart, Köln, Gelsenkirchen, Frankfurt, Hamburg und München.

"Die deutsche Elf steht zwar - aber auf wackeligen Beinen"

Die Spannung war groß, denn nur selten gab es mehr Titelkandidaten und im Umkehrschuss weniger klare Favoriten als vor dieser EM. Der Kicker schrieb vier Tage vor dem Start: "Eigentlich nur eine Mannschaft wird bei der Nennung von Favoriten nie aufgeführt: Irland." Und was sprach für Deutschland außer der Gastgeberrolle und dem Mythos einer Turniermannschaft? Nicht allzu viel. Der notwendige Umbruch nach der WM in Mexiko, als man zwar Zweiter geworden war, aber notgedrungen Fußball von gestern spielte, war angesichts von nur sechs Verbliebenen aus dem Mexiko-Kader vollzogen, gelungen war er nicht. Die Hoffnungen ruhten besonders auf Lothar Matthäus, der den kurz vor der EM verletzten Kapitän Klaus Allofs ablöste, auf dem spielenden Libero Matthias Herget und auf Italien-Legionär Rudi Völler.

Der klassische Spielmacher war nicht im Kader, den Beckenbauer nach alter Tradition Ende Mai 1988 in Malente zusammenzog. Weder der 22-jährige Olaf Thon von Absteiger Schalke 04 noch Kaiserslauterns Edeltechniker Wolfram Wuttke oder Bayerns Talent Hansi Dorfner hatten bis dahin bewiesen oder beweisen können, diese Mannschaft mit ihrer Kreativität zu bereichern. Tatsächlich war sie eine Woche vor Turnierstart in einem Loch und wurde auch nicht gerade von Euphorie im Umfeld getragen. Zum letzten Testspiel gegen die Jugoslawen (1:1), das die Reihe der Enttäuschungen des Frühjahrs 1988 fortsetzte, kamen nur 13.000 Zuschauer nach Bremen.

Heute undenkbar. Der Kicker schrieb: "In vier Tagen geht sie los, die große Party. Euro 88, die Fußball-EM bei uns in Deutschland. Doch anstatt sich und die ganze Nation mit einem flotten Cocktail, einem Spiel, so rauschend wie Champagner, auf das große Fußballfest im eigenen Land einzustimmen, verabreichte die deutsche Nationalelf beim letzten EM-Test eher Magenbitter." Etwas analytischer stellte das Fachblatt sodann fest: "Kaum 100 Stunden vor dem Start in Düsseldorf gegen Italien weiß der geplagte Teamchef philosophisch nur, dass er immer noch nichts weiß. Die deutsche Elf steht zwar - aber auf wackeligen Beinen."

Beckenbauer macht Schalkes Thon zum Spielmacher

Vorbei die Zeiten von Blockbildung, die so oft Erfolge garantiert hatten: In Bremen standen Spieler aus neun Klubs in der Startelf. Vom Meister Werder Bremen hatten es nur zwei Spieler in den Kader geschafft, doch mit Uli Borowka und Gunar Sauer plante der Teamchef nicht wirklich. Auch die Bayern-Fraktion war ungewohnt klein: Matthäus und Brehme, beide künftige Mailänder, waren gesetzt, Hansi Dorfner und Hansi Pflügler Bankdrücker. Große Sorgen bereiteten die Italien-Legionäre. Rudi Völlers erstes Jahr in Rom verlief bescheiden, sein letztes Länderspieltor lag neun Monate zurück. 472 Minuten ohne Treffer brachten die Kritiker gegen ihn auf, aber Beckenbauer hielt ihm die Treue: "Wenn der Rudi spielen will, spielt er."

Das Klima in Malente, wo die 22 Spieler traditionell ihr Quartier bezogen, war also getrübt-– auch weil gleich sechs auch in der Olympiaauswahl tätige Spieler später kamen. Sie hatten das Ticket nach Seoul gelöst und in der Öffentlichkeit viel Kredit. Das provozierte vereinzelte Kampfansagen der Etablierten. So verlautbarte der Stuttgarter Guido Buchwald, er sei "besser als Borowka" und "nicht hier um Urlaub zu machen, sonst könnte ich auch mit meiner Frau nach Mallorca fliegen." Er bekam dafür einen Rüffel von den Kollegen, aber nicht vom in jenen Tagen so unberechenbaren Teamchef, der das "gesunde Selbstbewusstsein" Buchwalds gar goutierte.

Als die EM am 10. Juni 1988 mit dem Spiel gegen Italien eröffnet wurde, stand er prompt in der Startelf. Neben den anderen Sorgenkindern Thomas Berthold und Rudi Völler, der in Jürgen Klinsmann einen loyalen Sturmpartner an seiner Seite wusste. Die spannende Spielmacherfrage (Littbarski, Wuttke oder Thon?) ging zugunsten des Schalkers aus, aber auch Littbarski durfte auflaufen. Die Abwehr führte der Uerdinger Matthias Herget, obwohl sich Gunnar Sauer noch in der Nacht vor dem Spiel in der Elf sah, weil Beckenbauer ihm zurief: "Stell dich darauf ein, dass du spielst."

Eröffnungsfeier mit 1500 Kindern

Dann kam es doch wieder anders. Keine Überraschung: Jürgen Kohler gab den Vorstopper. Die 55-minütige Eröffnungsfeier wurde ein Kinderspiel. 1500 Kinder prägten das Bild der Feierlichkeiten und sangen ein rührendes Lied: "Wir freu’n uns auf ein Fußballfest, das nicht nur schön beginnt, bei dem nicht nur das beste Team, sondern auch der Sport gewinnt. Auf grünem Rasen grünes Licht für Tore und Ideen, die Rote Karte für Gewalt, die woll’n wir hier nicht sehen."

So klangen die vordringlichsten Wünsche der Organisatoren aus Kindermund. Ob es daran lag, dass sie weitgehend in Erfüllung gingen? Die Ängste vor aggressiven Fans einerseits und defensiven Spielern andererseits erwiesen sich als überzogen, wenngleich nicht ganz unbegründet. 1200 Verhaftungen gab es während der zwei Turnierwochen, vorwiegend waren es deutsche und englische Hooligans, die die Gewalt suchten. Am Eröffnungstag gab es nur vier Festnahmen – und guten Sport.

"Wer hier verliert, kann sich gleich per Handschlag verabschieden"

Beckenbauer hatte noch geunkt: "Wer hier verliert, kann sich gleich per Handschlag verabschieden." Zur Pause des Klassikers stand es noch 0:0, dann unterlief dem an diesem Tage indisponierten und gnadenlos ausgepfiffenen Herget ein Leichtsinnsfehler, den Roberto Mancini zur Gästeführung nutzte. Beckenbauer grollte: "So ein Tor darf es einfach nicht geben." Das dachten sich die Italiener drei Minute später auch, als der englische Schiedsrichter Keith Hackett Torwart Walter Zenga beim Abschlag einen Schrittfehler attestierte - drei erlaubte die längst überholte Regel, Zenga machte vier. So gab es mitten im Strafraum indirekten Freistoß.

Littbarski tickte an, Brehme schoss flach und fand ein Loch in der Mauer - der Ausgleich (56.). Bei diesem 1:1 blieb es, 68.000 im Rheinstadion und 300 Millionen vor den Bildschirmen in 73 Ländern sahen ausnahmsweise ein gutes Eröffnungsspiel - mit etwas Schatten. Bezeichnend Beckenbauers Fazit: "Wir haben 25 Minuten lang das Spiel bestimmt, ein richtiges Powerplay aufgezogen. Dann haben wir den Faden verloren, haben ihn wieder gefunden und wieder verloren. So ging es das ganze Spiel."

2:0 gegen Dänemark auf Schalke - dank Lokalmatador Thon

In Hannover ging es im zweiten Gruppenspiel noch turbulenter zu. Wie in den beiden Turnieren zuvor unterlag Dänemark trotz rund 40.000 Landsleuten auf den Rängen Spanien - diesmal mit 2:3. Wie in Mexiko 1986 fraß der Geier, "El Butre", wie sie Emanuel Butragueno nannten, die Dänen. Sein Tor zum 2:1 fiel aus klarer Abseitsposition und demoralisierte das Team von Sepp Piontek, der auf der Pressekonferenz sagte: "Bisher habe ich nie an einen Angstgegner geglaubt. Aber jetzt sage ich: Lasst mich in Zukunft mit den Spaniern zufrieden."

Lieber dachte er an seine Landsleute, denn gegen die Deutschen hatten die Dänen in Mexiko noch 2:0 gewonnen. Diesmal kam es umgekehrt. Jürgen Klinsmann (10.) und Lokalmatador Olaf Thon (87.) schossen in Gelsenkirchen die Tore, die schon das EM-Aus für die Dänen bedeuteten. Als das Stadion schon leer war, gab Thon immer noch Interviews. "Für mich war dieses Tor das Größte, denn einen schöneren Abschied vom Parkstadion kann ich mir nicht wünschen", sagte der künftige Bayern-Spieler.

Es gab noch mehr Gewinner in der neuformierten Elf, aus der nur Berthold geflogen war. Der Leverkusener Wolfgang Rolff rückte nach und nutzte seine Chance, Matthias Herget ließ diesmal erst gar keine Pfiffe aufkommen, und als Klinsmann sein Tor schoss, klatschte sogar Kaiser Franz Beifall. Aber es gab auch einen Verlierer: Für Guido Buchwald war die EM nach einem Muskelfaserriss zu Ende, Konkurrent Uli Borowka kam nach 33 Minuten in die Elf. Und Rudi Völler? Sammelte weitere 74 torlose und enttäuschende Minuten, sein Vertreter Frank Mill traf gleich den Pfosten. Diese Debatte verstummte auch nach einem guten Spiel nicht.

Italien avanciert zum Titelfavoriten

Wenn es irgendwo keine Debatte gab im deutschen Team, dann im Tor. Denn Eike Immel machte keine Fehler, was gegen die Dänen aber schlicht ein Ding der Unmöglichkeit gewesen war. Mangels Beschäftigung gab ihm der Kölner Express eine 0 als Note - für "nicht teilgenommen". Es sagt alles über die Dänen, die es nicht an Selbstkritik fehlen ließen: "Die guten Jahre sind vorbei, und wir haben vor allen Dingen nicht mehr die Kraft wie etwa die deutsche Mannschaft", sagte Sören Lerby.

Franz Beckenbauer sagte gar nichts und flog eiligst per Hubschrauber zum Spiel der Spanier gegen Italien nach Frankfurt. 30.000 Azzuri trieben ihre junge Mannschaft zum Sieg, den Gianluca Vialli in der 74. Minute herausschoss. Er war verdient und ließ auch den Kaiser schwelgen: "Ich bete den italienischen Fußball an." Für Italien-Legionär Hans-Peter Briegel avancierte die Auswahl von Trainer Azeglio Vicini "nach dieser Leistung zum Turnierfavorit." Vicini bremste nur sanft: "Wir sind auf dem richtigen Weg."

Abschied der Wikingerhorden

Die bereits ausgeschiedenen Dänen würden ihn kaum verstellen - und so war es auch. In Köln wehrten sie sich zwar nach Kräften, aber dann wechselte Vicini den Sieg ein. 27 Sekunden brauchte Weltmeister Alessandro Altobelli für sein 1:0, Luigi De Agostini war etwas langsamer (143 Sekunden). Das 2:0 brachte Italien ins Halbfinale, Platz zwei war für Vicini kein Problem: "Jetzt müssen wir nach Stuttgart statt nach Hamburg. Das ist nicht schlecht, Stuttgart liegt näher an Italien." Trainer-Logik.

Kollege Sepp Piontek ließ sich derweil über den Kalender aus: "Normalerweise ist Weihnachten im Dezember, bei uns war es schon im Juni. Wir haben in jedem Spiel unsere Geschenke gemacht und verabschieden uns jetzt." Um die Mannschaft war es weniger schade als um die durchweg fröhlichen Fanhorden, die mit ihren Wikingerhelmen das Bild dieser EM mitprägten.

2:0 gegen Spanien: Endlich trifft Völler

In München zog an diesem 17. Juni passend zum Nationalfeiertag auch die deutscheNationalmannschaft ins Halbfinale ein. Zugespitzt kann man sagen: Rudi Völler schlug Spanien 2:0, denn endlich platzte der Knoten beim so lange torlosen Mittelstürmer. Nach 666 Minuten traf er wieder, und das gleich doppelt - auf Vorlage von Jürgen Klinsmann (30.). Das 2:0 legte ihm der überragende Kapitän Matthäus per Hacke auf (51.).

Das Schöne am deutschen Sieg waren die Tore - denn sie waren glänzend herausgespielt. Und so weigerte sich Völler auch, sich Matchwinner nennen zu lassen: "Nein, nein, ich sehe mich hier nicht als absoluten Matchwinner - das möchte ich betonen." Vielmehr dankte er Klinsmann, "er hat um mein Innenleben gewusst und mir immer gut zugeredet", und dem Münchner Publikum, das ihn mit Rudi-Sprechchören verabschiedete, "obwohl ich hier nicht nur Freunde gehabt habe."

Allenthalben herrschte Hochstimmung nach dem Sieg auf dem Platz und in der Gruppe. DFB-Präsident Hermann Neuberger fand: "Das war eine weitere ganz enorme Steigerung unserer Mannschaft. Jetzt ist es egal, auf wen wir im Halbfinale treffen."

Irland-Coach Charlton: "Unser Ziel ist das Endspiel"

Der Gegner schälte sich in Gruppe 2 erst in den letzten Minuten heraus. Sie begann gleich mit einer Sensation. Ray Houghton köpfte die irische Mannschaft in Stuttgart gegen England zum Sieg und setzte sich ein Denkmal. Und das, obwohl er eigentlich Engländer ist, aber irische Vorfahren hat. Trainer Jack Charlton, gleichsam Engländer, versprach seinem Heimatland, nun "auch die Russen zu schlagen. Damit tun wir den Engländern einen Gefallen, und zweitens sind wir dann im Halbfinale." Natürlich hielt das die gefürchteten englischen Hooligans nicht davon ab, sich zu prügeln. Die Iren dagegen feierten in Stuttgart bis tief in die Nacht mit Guinness und fingen an, ihrem Trainer zu glauben. Der hatte bei der Landung gesagt: "Unser Ziel ist das Endspiel. Deshalb sind wir hier."

Das verfolgten auch die Niederländer, und doch verloren sie es nach den ersten 90 EM-Minuten etwas aus den Augen. Obwohl von 40.000 Landsleuten in Köln angefeuert, unterlagen sie den Russen 0:1. Rinat Dassajew hielt überragend, Rinus Michels sah noch einen Grund für die Niederlage: "Meine Stürmer brachten in der ersten Halbzeit nur 50 Prozent ihrer normalen Leistung. Vielleicht war der Druck doch zu groß."

Unmittelbar nach dem Gegentor durch Vasilij Raz brachte er erst den noch nicht ganz fitten Marco van Basten, der an diesem Tag leer ausging. Noch. Für das Expertenlob konnten sich die Niederländer nichts kaufen (Beckenbauer: "Sie haben begonnen wie ein Weltmeister"), Michels stellte fest: "Wir haben jetzt einen Kater."

Holland: Drei Tore von van Basten gegen England

Und so hatte das aus Sicherheitsgründen bereits bedenkliche Spiel zwischen den Niederlanden und den Engländern noch mehr Brisanz. Der Verlierer von Düsseldorf war zwangsläufig ausgeschieden. In weiser Voraussicht vernagelten die Wirte und Geschäftsleute in der Altstadt am 15. Juni ihre Fensterscheiben. Dieses Stilmittel war dem englischen Torwart Peter Shilton nicht gestattet, und so kam Marco van Basten zu seinem großen Auftritt: Dreimal stand sein Name an der Anzeigetafel, der Stürmer des AC Mailand war der Mann des Tages beim 3:1 von Oranje. "Ich gebe gerne zu, dass ich in Sachen van Basten falsch lag", sagte Michels.

Lange Zeit war die Partie offen, Brian Robson, Namensvetter des Trainers Bobby Robson, glich in der 54. Minute aus, und danach war sein Trainer "sicher, dass wir das Spiel noch gewinnen." Doch während Gary Lineker nur den Pfosten traf, hatten die Niederländer ihren Marco van Basten, der binnen vier Minuten (72., 76.) die Partie entschied. Berti Vogts, Beobachter des DFB, lobte: "Das war das bisher beste Spiel der EURO. Hollands Erfolg war ein Sieg für den Fußball."

Einer aber musste noch folgen, denn Iren und Russen trennten sich in Hannover 1:1 und nahmen die ersten beiden Plätze ein. Wieder sorgten die Boys in Green für Furore, das Tor von Ronnie Whelan resultierte aus einem 30-Meter-Einwurf von Mick McCarthy. Andere flanken, die Iren werfen. Sie glänzten nicht bei dieser EM, aber begeisterten trotzdem. Oleg Protassow rettete den Russen immerhin noch einen wichtigen Punkt.

In Dublin feiern 250.000 Iren die England-Bezwinger

Am letzten Spieltag trafen sie in Frankfurt auf die ausgeschiedenen Engländer und hatten leichtes Spiel. Gleich der erste Schuss von Aleinikow (3.) war drin (3.), den Ausgleich von Tony Adams (16.) konterten Michailitschenko (28.) und Viktor Pasulko (73.). Trainer Valerij Lobanowski, der auch Dynamo Kiew coachte, drohte: "Bisher haben wir erst 60 Prozent unseres Leistungsvermögens gezeigt." Dann ließ er sich nach Mainz fahren, weil er dem ZDF-Sportstudio gerne ein Interview geben und der Welt sein Fußballverständnis erklären wollte. Etwa so: "Über Sieg und Niederlage entscheidet nicht die guten Laune des Trainers." Die Fernsehleute nahmen den ungeladenen Gast freundlich auf, wie es sich für gute EM-Gastgeber gehört.

In Gelsenkirchen zitterte der kommende Europameister bis sieben Minuten vor Abpfiff um das Halbfinale. Dann fälschte Joker Wim Kieft einen verunglückten Ronald-Koeman-Schuss mit dem Kopf ab - 1:0 für die Niederlande. Trauer bei den wackeren Iren, zumal Muhren bei dem Tor durchaus aktiv im Abseits stand. Torwart Paddy Bonner trug es mit Fassung: "Wir fahren erhobenen Hauptes nach Hause." In Dublin feierten 250.000 die Helden, die England geschlagen hatten, was wichtiger als alles andere zu sein schien.

Deutschland scheitert im Halbfinale gegen Niederländer

Im Halbfinale standen nun die Niederländer - der Gegner hieß Deutschland. Beckenbauer bedauerte: "Wir hätten es mit den Iren leichter gehabt." Ob er ahnte, was da kommen würde? Am 21. Juni endete im Hamburger Volksparkstadion der Traum vom EM-Triumph im eigenen Land. In dem sich die Deutschen wohl selten so fremd gefühlt haben wie an diesem Tag. Das Volksparkstadion war atmosphärisch fest in holländischer Hand. Auch wenn unter den 61.000 nur 15.000 Niederländer waren, machten sie die Stimmung. "Schön wär`s gewesen, wenn wir heute in Deutschland gespielt hätten", sagte Frank Mill, der überraschend in die Elf gerutscht war, sarkastisch.

Auf den Aufstellungen stand überall Pierre Littbarski, doch dem verordnete der listige Beckenbauer Magenschmerzen, die er nicht hatte. Es galt, die Nachbarn zu überraschen. Beinahe wäre es gut gegangen, aber nur beinahe. Zur Pause stand es noch 0:0, es gab wenige Chancen. Dann legte Frank Rijkaard den Gegenspieler Jürgen Klinsmann im Strafraum, und Lothar Matthäus verwandelte den fälligen Elfmeter (55.). Klinsmann vergab die große Chance zum 2:0, und nun drehte die Elftal auf. Von Ruud Gullit angetrieben, erarbeitete sie sich Chance um Chance. Aber ehe ein Tor fiel, musste der rumänische Schiedsrichter mithelfen. Der sah ein Foul von Kohler an van Basten, "das keines war, ich schwöre es" (Kohler). Es gab trotzdem Elfmeter, und Ronald Koeman überlistete Eike Immel (74.).

Kohler verliert Zweikampf mit van Basten

Und plötzlich stand Littbarski auf dem Platz, auf wundersame Weise genesen, löste er Mill ab. Die Verlängerung bahnte sich an, als Jan Wouters flach in den Strafraum spielte. Etwas zu ungenau auf van Basten, der den Ball nicht mehr annehmen konnte Dafür beförderte er ihn eben mit langem Bein ins Tor, Kohler kam eine Zehntelsekunde zu spät. 1:2 in der 88. Minute - es war die Entscheidung.

Es kam auf dem Feld zu einigen unschönen Szenen, Häme überwog bei den Siegern. Koeman etwa wischte sich symbolisch den Hintern mit Thons Trikot ab. Es war mehr als nur ein Spiel, wie Rinus Michels zugab: "Vor allem ältere Menschen waren zum Weinen gerührt, das hatte noch etwas mit dem Krieg zu tun." Wer den bei Oranje nicht mehr erlebt hatte, verspürte dennoch Genugtuung für die Niederlage im WM-Finale 1974. Hollands Seele tanzte vor Freude, fast neun Millionen Menschen sollen in dieser Nacht auf den Straßen gefeiert haben. Dabei sollte das Beste noch kommen.

In Deutschland begann das Jammern, Beckenbauer musste über sich lesen, er sei "der Totengräber des deutschen Fußballs". So schrieb es sein "Freund" Paul Breitner in einer Kolumne. Dieser Ansicht war sonst niemand. Der Kaiser blieb an der Macht, die Verlierer leckten kurz ihre Wunden und gratulierten fair. Präsident Neuberger: "Die bessere Mannschaft hat gewonnen."

Würdiges Finale im Münchner Olympiastadion

Sie traf auf den Sieger des zweiten Halbfinales, das am kommenden Tag in Stuttgart stieg. Die Russen trotzten der Kulisse - 40.000 der 70.000 Zuschauer waren Italiener - und gewannen überraschend mit 2:0. Wieder gab es kein Mittel gegen ihr Forechecking, und wieder hatten sie die Geduld, auf eigene Tore zu warten. Litowtshenko (60.) und Protassow (63.) trafen Italien ins Herz. Bayern-Manager Uli Hoeneß lobte auf der Tribüne: "Großartig, wie die Russen gespielt haben. Mit ihrem aggressiven Forechecking im Mittelfeld sind die Italiener nie zurechtgekommen." Spion Michels stellte über den Finalgegner fest: "Die Sowjets haben die Italiener ja förmlich eingemauert."

Das Spiel um Platz drei gab es nicht mehr, also musste die Squadra Azzuri heimreisen. Nur geschlagen, nicht geknickt. Trainer Vicini sagte: "Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen, sie hat alles gegeben." Das Finale also hieß wie das erste Vorrundenspiel der Gruppe 2 - Niederlande gegen UdSSR. Die Stuttgarter Nachrichten freuten sich: "Das Duell der Denker, der großen Strategen Lobanowski und Michels, verspricht ein Fest."

Und sie hielten das Versprechen. Am 25. Juni sahen 62.770 Zuschauer im Münchner Olympiastadion ein würdiges Finale einer EM mit fast ausnehmend guten Spielen. Auf dem Schwarzmarkt wurden am Spieltag bis zu 450 Mark für Tickets gefordert und gezahlt. 35.000 Niederländer wollten dabei sein, wie an der Stätte der größten, weil so unnötigen Niederlage im WM-Finale 1974 nun der größte Triumph entstehen würde.

Van Bastens 2:0 - eins der unglaublichsten Tore der Historie

Und diesmal machte sich der "Heimvorteil" bezahlt. Das bis dahin ausgeglichene Spiel kippte nach 33 Minuten zugunsten der Elftal, als der überragende Ruud Gullit das 1:0 köpfte. Die Vorlage gab Marco van Basten, dessen größter Auftritt aber noch kommen sollte.

Man schrieb die 54. Minute, als eines der unglaublichsten Tore der Fußballhistorie fiel: Arnold Muhren flankte von links eigentlich schon ein bisschen zu weit raus, van Basten bekam den Ball kurz vor der Auslinie und drosch volley aus unmöglichem Winkel. Es gab nur eine einzige Flugbahn, die der Ball nehmen konnte, um Dassajew zu überwinden. Der Russe stand eigentlich richtig, doch er war zu überrascht. Ehe er die Fäuste oben hatte, schlug der Ball im Winkel ein - 2:0. Beckenbauer adelte den Schützen: "Ein Wundertor, das schwierigste Tor, das ich je gesehen habe."

Die Russen wehrten sich nach dem ersten Schock, trafen den Pfosten und erhielten noch einen Elfmeter. Doch der spätere Möchengladbacher Igor Belanow, überragend zwar im Turnier, aber nicht an diesem Tag, verschoss ihn recht kläglich. "Sonst schieße ich die Penaltys immer hoch ins Eck", sagte er kleinlaut. "Diesmal hatte ich Angst, der Ball könnte übers Tor fliegen, deshalb schoss ich ganz flach." Torwart Hans van Breukelen war es recht, seine Parade krönte die Galaleistung der Niederlande.

Zuschauerrekord, faire Spiele und 35 Millionen Mark Gewinn

Die FAZ schrieb: "Diese jungen Meister aus Holland präsentierten mit ihrem Hochgeschwindigkeitsfußball auf höchstem spieltechnischen Niveau schon so etwas wie den Fußball der neunziger Jahre." Die Frankfurter Abendpost dachte schon weiter: "Oh Schreck! Vermasseln uns diese starken Holländer auch die WM?" Das Los hatte die Rivalen ja in eine Qualifikationsgruppe für die WM in Italien geführt, aber bekanntlich ging das Unterfangen äußerst gut aus für die Deutschen. 1988 aber war Oranje die Modefarbe Europas. Der Züricher Sport bilanzierte die 15 EM-Tage treffend: "Holland und der Fußball - die großen Sieger einer Super-EM."

Zum Zuschauerrekord kamen gute und vor allem faire Spiele ohne einen einzigen Platzverweis, und die UEFA freute sich über einen Gewinn von rund 35 Millionen Mark. So konnte es weiter gehen mit der Europameisterschaft.