Draxler im Fokus: Rückkehr ins Wohnzimmer

Regelmäßig stellt DFB.de einen Spieler des A-Teams vor, für den am Wochenende Außergewöhnliches ansteht. Heute: Julian Draxler, der nach seinem Wechsel vom FC Schalke 04 zum VfL Wolfsburg erstmals bei seinem Ex-Klub antritt.

Der Boulevard hatte sich die Geschichte so schön zurechtgelegt. Da könnte jemand der brisanten Rückkehr in die alte Heimat ganz elegant aus dem Wege gehen, indem er sich die fünfte Gelbe Karte abholt. Wegen Meckerns etwa, oder durch ein beiläufiges Foulspiel. Ein Weltmeister kneift, das wäre doch eine Schlagzeile gewesen. Das Problem dabei: Julian Draxler kneift nicht. Er steht noch immer bei vier Gelben Karten. Und wird deswegen am Samstag beim Auswärtsspiel seines VfL Wolfsburg beim FC Schalke 04 (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) antreten, sollte ihn nicht doch noch ein Grippe-Virus aufhalten, den sich Draxler kurz vor der Partie zuzog.

Im Hinspiel am dritten Spieltag hatte Draxler noch Königsblau getragen - zum letzten Mal nach 14 Jahren. Nun kommt er erstmals als Gegner nach Schalke. In die Arena, in der er zum Bundesligaprofi reifte, zum Nationalspieler, zum Weltmeister, zum Rekordspieler. Und die er im Spätsommer vergangenen Jahres verließ, um sich einer neuen Herausforderung zu stellen. Um sich andernorts durchzukämpfen. So wie er es am Samstag vorhat. "Augen zu und durch", sagt Draxler vor dem Wiedersehen mit den Schalker Fans, die ihm einst ihre ganze Zuneigung schenkten und ihn nun mit Liebesentzug strafen könnten.

Neuer rät zum "dicken Fell"

"Es wäre schon gut, wenn er ein dickes Fell hat", sagt Manuel Neuer. Der Nationaltorhüter ist, wenn man so will, ein Leidensgenosse. Auch ihn zog es einst nach Jahren auf Schalke in die Ferne, sein Empfang damals beim Wiedersehen mit der alten Liebe war hart, aber wenig herzlich. "Ich bin trotzdem froh, dass ich in mein altes Wohnzimmer zurückkehre", sagt Draxler. "Der FC Schalke ist und bleibt mein Heimatverein." Vor drei Monaten etwa hatte er seinen früheren Kollegen vor dem Spiel gegen Borussia Dortmund Glück gewünscht. Rechtzeitig vor dem Derby gegen den Erzrivalen kam der Schalker Junge wieder durch.

Mit acht Jahren hatte sich Draxler Schalke angeschlossen. 2011 debütierte er im Alter von 17 Jahren und 117 Tagen in der Bundesliga – als bislang jüngster Schalker überhaupt. Es folgten weitere Rekorde: Draxler ist der jüngste Torschütze in einem Endspiel um den DFB-Pokal, er ist der jüngste DFB-Pokalsieger, der jüngste deutsche Torschütze in der Champions League und der jüngste Spieler mit 100 Einsätzen in der höchsten deutschen Spielklasse. Im Mai vergangenen Jahres beim Länderspiel gegen Polen führte Draxler als jüngster Kapitän überhaupt eine deutsche Nationalmannschaft aufs Feld. Zwei Monate später wurde er in Brasilien Weltmeister. 16-mal ist Draxler bislang für Deutschland aufgelaufen, zuletzt im November beim von den Terroranschlägen von Paris überschatteten Freundschaftsspiel gegen Frankreich.

Draxler: "Möchte nicht mehr als junger Spieler gesehen werden"

Julian Draxler ist niemand, der sich auf seinen Lorbeeren ausruht. Geschichte hat der 22-Jährige bereits geschrieben, aber seine Geschichte ist noch lange nicht zu Ende erzählt. Mit dem Wechsel nach Wolfsburg hat er ein neues Kapitel aufgeschlagen. Ein mutiger Schritt. Denn fern der Heimat genießt er keine Nachsicht. Hier ist er nicht der "Jule" aus der eigenen Jugend, der in den Klub hineingewachsen ist. "Julian hat mit seinem Wechsel zu uns den nächsten Schritt seiner Karriere gemacht", sagt der Wolfsburger Manager Klaus Allofs in den Wolfsburger Nachrichten. Im Wolfsrudel muss sich Draxler durchbeißen. Und der Techniker nimmt den Kampf an. "Ich möchte nicht mehr als junger Spieler gesehen werden, sondern so bewertet werden wie ein gestandener Bundesliga-Profi", sagte Draxler der Sport Bild. "Aber dazu gehört, dass man jede Woche seine Leistung zeigt. Daran muss ich noch arbeiten."

Der selbstkritische Draxler steht am Samstag nicht nur wegen seiner bewegten Vergangenheit auf Schalke im Blickpunkt. Auf ihn wird es auch ankommen, will Wolfsburg endlich mal wieder in Gelsenkirchen siegen. Auf seine Kreativität, seinen Einfallsreichtum, seine Schnelligkeit und seinen Spielwitz. Schließlich gingen die jüngsten fünf Auftritte der Niedersachsen in der Arena auf Schalke verloren. Im September 2009 siegte der VfL, damals als Deutscher Meister in die Saison gestartet, letztmals in Gelsenkirchen. Am vergangenen Sonntag fiel Draxler gegen den 1. FC Köln sogar als Torschütze auf, sein dritter Saisontreffer. Der erste war ihm noch im Trikot des FC Schalke geglückt. In der Arena auf Schalke, die so lange sein Zuhause war, bis ihn das Fernweh packte.

[al]

Regelmäßig stellt DFB.de einen Spieler des A-Teams vor, für den am Wochenende Außergewöhnliches ansteht. Heute: Julian Draxler, der nach seinem Wechsel vom FC Schalke 04 zum VfL Wolfsburg erstmals bei seinem Ex-Klub antritt.

Der Boulevard hatte sich die Geschichte so schön zurechtgelegt. Da könnte jemand der brisanten Rückkehr in die alte Heimat ganz elegant aus dem Wege gehen, indem er sich die fünfte Gelbe Karte abholt. Wegen Meckerns etwa, oder durch ein beiläufiges Foulspiel. Ein Weltmeister kneift, das wäre doch eine Schlagzeile gewesen. Das Problem dabei: Julian Draxler kneift nicht. Er steht noch immer bei vier Gelben Karten. Und wird deswegen am Samstag beim Auswärtsspiel seines VfL Wolfsburg beim FC Schalke 04 (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) antreten, sollte ihn nicht doch noch ein Grippe-Virus aufhalten, den sich Draxler kurz vor der Partie zuzog.

Im Hinspiel am dritten Spieltag hatte Draxler noch Königsblau getragen - zum letzten Mal nach 14 Jahren. Nun kommt er erstmals als Gegner nach Schalke. In die Arena, in der er zum Bundesligaprofi reifte, zum Nationalspieler, zum Weltmeister, zum Rekordspieler. Und die er im Spätsommer vergangenen Jahres verließ, um sich einer neuen Herausforderung zu stellen. Um sich andernorts durchzukämpfen. So wie er es am Samstag vorhat. "Augen zu und durch", sagt Draxler vor dem Wiedersehen mit den Schalker Fans, die ihm einst ihre ganze Zuneigung schenkten und ihn nun mit Liebesentzug strafen könnten.

Neuer rät zum "dicken Fell"

"Es wäre schon gut, wenn er ein dickes Fell hat", sagt Manuel Neuer. Der Nationaltorhüter ist, wenn man so will, ein Leidensgenosse. Auch ihn zog es einst nach Jahren auf Schalke in die Ferne, sein Empfang damals beim Wiedersehen mit der alten Liebe war hart, aber wenig herzlich. "Ich bin trotzdem froh, dass ich in mein altes Wohnzimmer zurückkehre", sagt Draxler. "Der FC Schalke ist und bleibt mein Heimatverein." Vor drei Monaten etwa hatte er seinen früheren Kollegen vor dem Spiel gegen Borussia Dortmund Glück gewünscht. Rechtzeitig vor dem Derby gegen den Erzrivalen kam der Schalker Junge wieder durch.

Mit acht Jahren hatte sich Draxler Schalke angeschlossen. 2011 debütierte er im Alter von 17 Jahren und 117 Tagen in der Bundesliga – als bislang jüngster Schalker überhaupt. Es folgten weitere Rekorde: Draxler ist der jüngste Torschütze in einem Endspiel um den DFB-Pokal, er ist der jüngste DFB-Pokalsieger, der jüngste deutsche Torschütze in der Champions League und der jüngste Spieler mit 100 Einsätzen in der höchsten deutschen Spielklasse. Im Mai vergangenen Jahres beim Länderspiel gegen Polen führte Draxler als jüngster Kapitän überhaupt eine deutsche Nationalmannschaft aufs Feld. Zwei Monate später wurde er in Brasilien Weltmeister. 16-mal ist Draxler bislang für Deutschland aufgelaufen, zuletzt im November beim von den Terroranschlägen von Paris überschatteten Freundschaftsspiel gegen Frankreich.

Draxler: "Möchte nicht mehr als junger Spieler gesehen werden"

Julian Draxler ist niemand, der sich auf seinen Lorbeeren ausruht. Geschichte hat der 22-Jährige bereits geschrieben, aber seine Geschichte ist noch lange nicht zu Ende erzählt. Mit dem Wechsel nach Wolfsburg hat er ein neues Kapitel aufgeschlagen. Ein mutiger Schritt. Denn fern der Heimat genießt er keine Nachsicht. Hier ist er nicht der "Jule" aus der eigenen Jugend, der in den Klub hineingewachsen ist. "Julian hat mit seinem Wechsel zu uns den nächsten Schritt seiner Karriere gemacht", sagt der Wolfsburger Manager Klaus Allofs in den Wolfsburger Nachrichten. Im Wolfsrudel muss sich Draxler durchbeißen. Und der Techniker nimmt den Kampf an. "Ich möchte nicht mehr als junger Spieler gesehen werden, sondern so bewertet werden wie ein gestandener Bundesliga-Profi", sagte Draxler der Sport Bild. "Aber dazu gehört, dass man jede Woche seine Leistung zeigt. Daran muss ich noch arbeiten."

Der selbstkritische Draxler steht am Samstag nicht nur wegen seiner bewegten Vergangenheit auf Schalke im Blickpunkt. Auf ihn wird es auch ankommen, will Wolfsburg endlich mal wieder in Gelsenkirchen siegen. Auf seine Kreativität, seinen Einfallsreichtum, seine Schnelligkeit und seinen Spielwitz. Schließlich gingen die jüngsten fünf Auftritte der Niedersachsen in der Arena auf Schalke verloren. Im September 2009 siegte der VfL, damals als Deutscher Meister in die Saison gestartet, letztmals in Gelsenkirchen. Am vergangenen Sonntag fiel Draxler gegen den 1. FC Köln sogar als Torschütze auf, sein dritter Saisontreffer. Der erste war ihm noch im Trikot des FC Schalke geglückt. In der Arena auf Schalke, die so lange sein Zuhause war, bis ihn das Fernweh packte.

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