"Die Mannschaft will persönlich Abschied nehmen"

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Im aktuellen Interview mit dem Sport-Informations-Dienst spricht DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach über die Situation in der Nationalmannschaft nach dem Tod von Robert Enke und erläutert nochmals die Beweggründe, die zur Absage des für Samstag in Köln terminierten Länderspiels gegen Chile geführt haben.

Frage: Herr Niersbach, der plötzliche Tod von Nationalkeeper Robert Enke bedrückt das ganze Land. Die Trauerandacht in Hannover am Mittwochabend war von bewegenden Emotionen begleitet. Für das DFB-Team stand dank der direkten WM-Qualifikation kein Pflichtspiel an, so dass eine Absage des Länderspiels gegen Chile möglich war. War dies die einzig richtige Entscheidung?

Wolfgang Niersbach: Absolut! Wir haben das große Glück, dass wir am kommenden Wochenende kein WM-Qualifikationsspiel absolvieren müssen und somit die Freiheit hatten, das Spiel abzusagen. Ich erinnere mich an München 1972, als es nach den Terroranschlägen hieß: "The games must go on." Oder an das Stadion-Drama in Heysel 1985, als das Europapokalfinale dann trotzdem gegen 22 Uhr abends noch angepfiffen wurde. Der große Unterschied zu diesen Ereignissen im Vergleich zu dem furchtbaren Tod von Robert Enke ist die persönliche Betroffenheit der Spieler.

Frage: Wie hat der Mannschaftsrat um Kapitän Ballack auf die schreckliche Nachricht reagiert?

Niersbach: Das sind keine eiskalten Millionäre in der Nationalmannschaft, sondern betroffene Freunde von Robert. Gerade Michael Ballack hat gesagt, dass er nach so einer Tragödie nicht einfach auf den Platz gehen und Fußballspielen kann. Deshalb war die Entscheidung klar, dass wir nicht spielen werden. Es gibt Momente im Leben, da stehen Emotionen, Sensibilität und Menschlichkeit ganz klar vor dem Kommerz. Und die Mannschaft will außerdem auch zunächst persönlich Abschied von Robert nehmen, bevor sie wieder auf dem Platz steht.

Frage: Hatten die Chilenen Verständnis für die Absage? Immerhin weilte der WM-Teilnehmer bereits seit Sonntag zur Vorbereitung in Leverkusen...

Niersbach: Ich habe guten Kontakt zu dem chilenischen Verbandspräsidenten Harold Mayne-Nicholls, der sofort jegliches Verständnis für die Absage aufgebracht hat. Er sagte, sie hätten es nicht anders gemacht. Wir werden das Spiel aber nachholen. Sollte es die WM-Auslosung in Kapstadt am 4. Dezember zulassen, werden wir in der ersten Jahreshälfte 2010 einen WM-Test gegen Chile bestreiten. Zudem wird auch die Stadt Köln spätestens nach der Auslosung der EM-Qualifikation in der zweiten Jahreshälfte 2010 ein Länderspiel bekommen.

Frage: Wie werden die nächsten Tage angegangen: Trifft sich die Mannschaft am Sonntag zunächst in Hannover zur Trauerfeier in der AWD-Arena und reist anschließend weiter nach Düsseldorf?

Niersbach: Ja, wir werden uns alle am Stadion treffen und dann gemeinsam bei der Trauerfeier sein. Die komplette Mannschaft, das Trainerteam und DFB-Präsident Theo Zwanziger werden anwesend sein. Zudem haben sich auch Ex-Nationalspieler wie Bernd Schneider oder verletzte Spieler wie Simon Rolfes angekündigt. Vor dem Spiel in Gelsenkirchen gegen die Elfenbeinküste am Mittwoch werden wir dann noch einmal an Robert erinnern.

Frage: DFB-Präsident Zwanziger hat am Mittwoch angekündigt, das "Geschehene nicht oberflächlich aufzuarbeiten". Allerdings gab es für den DFB ja keine Hinweise, wie schlecht es Robert Enke wirklich ging. Welche Möglichkeiten hat der DFB, in Zukunft vorzubeugen?

Niersbach: Wir haben ja bis runter in die U-Teams immer Psychologen dabei. Ich glaube aber, dass man nicht mehr hätte machen können. Seine Frau hat ihm jegliche Hilfe angeboten, auch der Arzt war nah an ihm dran. Aber es gibt kein Patentrezept, insbesondere, wenn sich die Spieler nicht öffnen. Auch ein Sebastian Deisler, der offen mit seiner Krankheit umgegangen ist, war vor Rückschlägen nicht gefeit. Wichtig ist zu erkennen, dass das alles junge Menschen sind, die im Licht der Öffentlichkeit stehen. Und über Spieler wie Bastian Schweinsteiger, die in Schlagzeilen der Wettmanipulation bezichtigt werden, wird dann gesagt: "Das müssen sie aushalten." Dabei sind auch Fußballer ganz normale Menschen mit ganz normalen Gefühlen.

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Im aktuellen Interview mit dem Sport-Informations-Dienst spricht DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach über die Situation in der Nationalmannschaft nach dem Tod von Robert Enke und erläutert nochmals die Beweggründe, die zur Absage des für Samstag in Köln terminierten Länderspiels gegen Chile geführt haben.

Frage: Herr Niersbach, der plötzliche Tod von Nationalkeeper Robert Enke bedrückt das ganze Land. Die Trauerandacht in Hannover am Mittwochabend war von bewegenden Emotionen begleitet. Für das DFB-Team stand dank der direkten WM-Qualifikation kein Pflichtspiel an, so dass eine Absage des Länderspiels gegen Chile möglich war. War dies die einzig richtige Entscheidung?

Wolfgang Niersbach: Absolut! Wir haben das große Glück, dass wir am kommenden Wochenende kein WM-Qualifikationsspiel absolvieren müssen und somit die Freiheit hatten, das Spiel abzusagen. Ich erinnere mich an München 1972, als es nach den Terroranschlägen hieß: "The games must go on." Oder an das Stadion-Drama in Heysel 1985, als das Europapokalfinale dann trotzdem gegen 22 Uhr abends noch angepfiffen wurde. Der große Unterschied zu diesen Ereignissen im Vergleich zu dem furchtbaren Tod von Robert Enke ist die persönliche Betroffenheit der Spieler.

Frage: Wie hat der Mannschaftsrat um Kapitän Ballack auf die schreckliche Nachricht reagiert?

Niersbach: Das sind keine eiskalten Millionäre in der Nationalmannschaft, sondern betroffene Freunde von Robert. Gerade Michael Ballack hat gesagt, dass er nach so einer Tragödie nicht einfach auf den Platz gehen und Fußballspielen kann. Deshalb war die Entscheidung klar, dass wir nicht spielen werden. Es gibt Momente im Leben, da stehen Emotionen, Sensibilität und Menschlichkeit ganz klar vor dem Kommerz. Und die Mannschaft will außerdem auch zunächst persönlich Abschied von Robert nehmen, bevor sie wieder auf dem Platz steht.

Frage: Hatten die Chilenen Verständnis für die Absage? Immerhin weilte der WM-Teilnehmer bereits seit Sonntag zur Vorbereitung in Leverkusen...

Niersbach: Ich habe guten Kontakt zu dem chilenischen Verbandspräsidenten Harold Mayne-Nicholls, der sofort jegliches Verständnis für die Absage aufgebracht hat. Er sagte, sie hätten es nicht anders gemacht. Wir werden das Spiel aber nachholen. Sollte es die WM-Auslosung in Kapstadt am 4. Dezember zulassen, werden wir in der ersten Jahreshälfte 2010 einen WM-Test gegen Chile bestreiten. Zudem wird auch die Stadt Köln spätestens nach der Auslosung der EM-Qualifikation in der zweiten Jahreshälfte 2010 ein Länderspiel bekommen.

Frage: Wie werden die nächsten Tage angegangen: Trifft sich die Mannschaft am Sonntag zunächst in Hannover zur Trauerfeier in der AWD-Arena und reist anschließend weiter nach Düsseldorf?

Niersbach: Ja, wir werden uns alle am Stadion treffen und dann gemeinsam bei der Trauerfeier sein. Die komplette Mannschaft, das Trainerteam und DFB-Präsident Theo Zwanziger werden anwesend sein. Zudem haben sich auch Ex-Nationalspieler wie Bernd Schneider oder verletzte Spieler wie Simon Rolfes angekündigt. Vor dem Spiel in Gelsenkirchen gegen die Elfenbeinküste am Mittwoch werden wir dann noch einmal an Robert erinnern.

Frage: DFB-Präsident Zwanziger hat am Mittwoch angekündigt, das "Geschehene nicht oberflächlich aufzuarbeiten". Allerdings gab es für den DFB ja keine Hinweise, wie schlecht es Robert Enke wirklich ging. Welche Möglichkeiten hat der DFB, in Zukunft vorzubeugen?

Niersbach: Wir haben ja bis runter in die U-Teams immer Psychologen dabei. Ich glaube aber, dass man nicht mehr hätte machen können. Seine Frau hat ihm jegliche Hilfe angeboten, auch der Arzt war nah an ihm dran. Aber es gibt kein Patentrezept, insbesondere, wenn sich die Spieler nicht öffnen. Auch ein Sebastian Deisler, der offen mit seiner Krankheit umgegangen ist, war vor Rückschlägen nicht gefeit. Wichtig ist zu erkennen, dass das alles junge Menschen sind, die im Licht der Öffentlichkeit stehen. Und über Spieler wie Bastian Schweinsteiger, die in Schlagzeilen der Wettmanipulation bezichtigt werden, wird dann gesagt: "Das müssen sie aushalten." Dabei sind auch Fußballer ganz normale Menschen mit ganz normalen Gefühlen.