Deutschland gegen Dänemark: Sieg und Niederlage

Deutschland gegen Dänemark, bei Europameisterschaften traf das deutsche Team bereits zweimal auf das "Danish Dynamite". Und bislang hatte Deutschland nur einmal das bessere Ende für sich. Der Historiker und Autor Udo Muras wirft vor dem letzten Gruppenspiel bei der EURO 2012 heute (ab 20.45 Uhr, live in der ARD) in Lwiw für DFB.de einen Blick auf die EM-Duelle der beiden Mannschaften.

Auf die Dänen traf Deutschland bisher zweimal bei EM-Endrunden – 1988 und 1992. Im zweiten Vorrundenspiel bei der EM im eigenen Land glückte der Auswahl von Teamchef Franz Beckenbauer am 14. Juni 1988 in Gelsenkirchen ein 2:0-Sieg. Auf dänischer Seite saß auch ein Deutscher: Sepp Piontek trainierte den neuen Stern am Fußballhimmel, der 1984 schon überraschend das Halbfinale erreicht und die Deutschen bei der WM 1986 2:0 geschlagen hatte. Mit den Kölnern Morten Olsen und Fleming Povlsen standen zwei Bundesliga-Legionäre im Team von "Danish Dynamite".

Piontek heizte die Stimmung an: "Gegen Deutschland geht es um alles oder nichts, aber unser Gegner steht noch unter größerem Erfolgszwang." Davon aber war wenig zu spüren, die Deutschen verkrampften nicht und boten eine passable Leistung. Nach einem frühen Tor von Jürgen Klinsmann (10.), der einen Abpraller mühelos in den Kasten von Peter Schmeichel einschob, lief das deutsche Spiel. Nicht glanzvoll, aber souverän wurde der nördliche Nachbar beherrscht. Bezwungen war er aber erst nach dem Kopfballtor von Olaf Thon (87.). Für den Schalker war es sein vorläufiges Abschiedsspiel im Parkstadion – er wechselte zu Bayern. Teamchef Franz Beckenbauer flog gleich nach dem Abpfiff per Hubschrauber nach Frankfurt, um den kommenden Gegner zu beobachten. Zufrieden sagte er: "Wir haben das wichtigste Spiel dieser EM gewonnen." Das zeugte vom Respekt vor den Dänen.

Der war 1992 zwar auch groß, doch im Finale von Göteborg war der Weltmeister natürlich Favorit. Bei einer Kicker-Umfrage unter allen 18 Bundesligisten (Trainer bzw. Manager) kam ein sattes 18:0 für Deutschland als kommenden Europameister heraus. Die Dänen waren schließlich ohne angemessene Vorbereitung – nur neun Tage – als Nachrücker für Jugoslawien nach Schweden gekommen und hatten nichts zu verlieren. Aber sie waren fit genug, um Europameister zu werden.

So waren die Deutschen nur Nebendarsteller in einer der wundersamsten Geschichten, die der Fußball je geschrieben hat. "Mit dem Sieg Dänemarks wird die Frage nach der Verwissenschaftlichung des Fußballs wieder aufgeworfen", schrieb Kicker-Chefredakteur Rainer Holzschuh. Flemming Povlsen, mittlerweile bei Borussia Dortmund, erzählte über den Teamgeist: "Wir waren mit 20 Mann beim Minigolfen, nicht mit elf." Und Brian Laudrups Geständnis lautete: "Wir waren auch alle mal bei McDonalds", verfestigte das Bild von der lockeren Freizeittruppe, die auf Ernährungs- und sonstige Wissenschaften pfeift.

Am Finaltag, gab Torwart Peter Schmeichel zu, "hatten wir auch einfach Glück gehabt". In der Tat wurde Andy Brehme durchaus strafwürdig von Vilfort vor dem 0:1 durch John Jensen attackiert. Was er Schiedsrichter Bruno Galler auf dem Weg in die Kabinen auch noch mal sehr deutlich mitteilte. Aber nach dem Rückstand waren noch 70 Minuten Zeit, auszugleichen. Doch die Deutschen hatten kaum Chancen und enttäuschten spielerisch. Der Kicker führte die Niederlage auf das Fehlen der Leitwölfe zurück – "ohne Matthäus, ohne Völler fehlt die innere Stabilität".

Nach Vilforts nicht unhaltbarem Distanzschuss zum 0:2 stand der dänischen Party nichts mehr im Wege. In Kopenhagen soll keiner der 1,3 Millionen Einwohner den Empfang der Helden versäumt haben. Allein 150.000 Fans warteten auf dem Rathausplatz. Die Deutschen wurden nur von 300 Fans am Flughafen Frankfurt begrüßt, ein zweiter Platz war eben nichts Besonderes mehr im Land des Weltmeisters. 20 Jahre später kann Deutschland endlich Revanche nehmen. Es ist das erste Duell seit jenem Finale, in dem es um mehr als ums Prestige geht.

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Deutschland gegen Dänemark, bei Europameisterschaften traf das deutsche Team bereits zweimal auf das "Danish Dynamite". Und bislang hatte Deutschland nur einmal das bessere Ende für sich. Der Historiker und Autor Udo Muras wirft vor dem letzten Gruppenspiel bei der EURO 2012 heute (ab 20.45 Uhr, live in der ARD) in Lwiw für DFB.de einen Blick auf die EM-Duelle der beiden Mannschaften.

Auf die Dänen traf Deutschland bisher zweimal bei EM-Endrunden – 1988 und 1992. Im zweiten Vorrundenspiel bei der EM im eigenen Land glückte der Auswahl von Teamchef Franz Beckenbauer am 14. Juni 1988 in Gelsenkirchen ein 2:0-Sieg. Auf dänischer Seite saß auch ein Deutscher: Sepp Piontek trainierte den neuen Stern am Fußballhimmel, der 1984 schon überraschend das Halbfinale erreicht und die Deutschen bei der WM 1986 2:0 geschlagen hatte. Mit den Kölnern Morten Olsen und Fleming Povlsen standen zwei Bundesliga-Legionäre im Team von "Danish Dynamite".

Piontek heizte die Stimmung an: "Gegen Deutschland geht es um alles oder nichts, aber unser Gegner steht noch unter größerem Erfolgszwang." Davon aber war wenig zu spüren, die Deutschen verkrampften nicht und boten eine passable Leistung. Nach einem frühen Tor von Jürgen Klinsmann (10.), der einen Abpraller mühelos in den Kasten von Peter Schmeichel einschob, lief das deutsche Spiel. Nicht glanzvoll, aber souverän wurde der nördliche Nachbar beherrscht. Bezwungen war er aber erst nach dem Kopfballtor von Olaf Thon (87.). Für den Schalker war es sein vorläufiges Abschiedsspiel im Parkstadion – er wechselte zu Bayern. Teamchef Franz Beckenbauer flog gleich nach dem Abpfiff per Hubschrauber nach Frankfurt, um den kommenden Gegner zu beobachten. Zufrieden sagte er: "Wir haben das wichtigste Spiel dieser EM gewonnen." Das zeugte vom Respekt vor den Dänen.

Der war 1992 zwar auch groß, doch im Finale von Göteborg war der Weltmeister natürlich Favorit. Bei einer Kicker-Umfrage unter allen 18 Bundesligisten (Trainer bzw. Manager) kam ein sattes 18:0 für Deutschland als kommenden Europameister heraus. Die Dänen waren schließlich ohne angemessene Vorbereitung – nur neun Tage – als Nachrücker für Jugoslawien nach Schweden gekommen und hatten nichts zu verlieren. Aber sie waren fit genug, um Europameister zu werden.

So waren die Deutschen nur Nebendarsteller in einer der wundersamsten Geschichten, die der Fußball je geschrieben hat. "Mit dem Sieg Dänemarks wird die Frage nach der Verwissenschaftlichung des Fußballs wieder aufgeworfen", schrieb Kicker-Chefredakteur Rainer Holzschuh. Flemming Povlsen, mittlerweile bei Borussia Dortmund, erzählte über den Teamgeist: "Wir waren mit 20 Mann beim Minigolfen, nicht mit elf." Und Brian Laudrups Geständnis lautete: "Wir waren auch alle mal bei McDonalds", verfestigte das Bild von der lockeren Freizeittruppe, die auf Ernährungs- und sonstige Wissenschaften pfeift.

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Am Finaltag, gab Torwart Peter Schmeichel zu, "hatten wir auch einfach Glück gehabt". In der Tat wurde Andy Brehme durchaus strafwürdig von Vilfort vor dem 0:1 durch John Jensen attackiert. Was er Schiedsrichter Bruno Galler auf dem Weg in die Kabinen auch noch mal sehr deutlich mitteilte. Aber nach dem Rückstand waren noch 70 Minuten Zeit, auszugleichen. Doch die Deutschen hatten kaum Chancen und enttäuschten spielerisch. Der Kicker führte die Niederlage auf das Fehlen der Leitwölfe zurück – "ohne Matthäus, ohne Völler fehlt die innere Stabilität".

Nach Vilforts nicht unhaltbarem Distanzschuss zum 0:2 stand der dänischen Party nichts mehr im Wege. In Kopenhagen soll keiner der 1,3 Millionen Einwohner den Empfang der Helden versäumt haben. Allein 150.000 Fans warteten auf dem Rathausplatz. Die Deutschen wurden nur von 300 Fans am Flughafen Frankfurt begrüßt, ein zweiter Platz war eben nichts Besonderes mehr im Land des Weltmeisters. 20 Jahre später kann Deutschland endlich Revanche nehmen. Es ist das erste Duell seit jenem Finale, in dem es um mehr als ums Prestige geht.