Boateng: Der Große weiß, wo es lang geht

Ein großer Freund blumiger Umschreibungen ist Jerome Boateng nicht. Wer will, kann eine Parallele ziehen zwischen seiner Spielweise und seiner Art der Kommunikation. Boateng spricht mit dem Mund wie mit den Füßen: nüchtern, mit großer Präzision. Im Sommer 2015 hatte der Nationalspieler ein Erlebnis, das für viele Menschen mit der Höhepunkt des bisherigen Lebens gewesen wäre. Im Interview mit der tz berichtet er, dass er in den USA Gast im Hause von Rapper Jay-Z war. Das ist der mit zehn Nummer-eins-Alben in den USA in Serie, mit mehr als 100 Millionen verkauften Tonträgern. Jay-Z hat mehr Grammys gewonnen als Bastian Schweinsteiger Deutsche Meisterschaften. Und seine Frau ist auch keine ganz Unbekannte: Beyoncé.

Man darf durchaus unterstellen, dass selbst Boateng den Begriff Superstar für Jay-Z für angemessen halten würde. Der Nationalspieler wird dann gefragt, wie dieses Treffen so war und wie man sich die Lebenssituation Jay-Zs vorstellen könne. Und Boateng antwortet: "Er wohnt in einem schönen, großen Haus." Wäre das also geklärt. Um Jay-Z muss sich niemand mehr Sorgen machen, die Annahme, dieser würde in einem winzigen, hässlichen Haus wohnen, ist endgültig widerlegt.

Boateng schwärmt von New York: "Kann mir vorstellen, dort zu leben"

Boateng hätte womöglich etwas mehr erzählt, würde er sich für Status und Wohlstand interessieren. Macht er aber nicht. Der Hysterie im Fußballgeschäft steht er mit einer gehörigen Portion Skepsis gegenüber, seine Prominenz hat für ihn eigentlich nur einen positiven Aspekt: Sie erlaubt ihm, mit seiner Stiftung und mit seinem Namen Gutes zu tun. Für Boateng ist der Rapper nicht reich, nicht erfolgreich, nicht prominent. In seinen Gedanken ist Jay-Z in erster Linie, was er ist - ein Mensch. "Mir geht es vor allem um die Person, nicht das Drumherum", sagt Boateng. "Wir haben uns super verstanden, uns über verschiedene Dinge ausgetauscht."

Die Episode aus den Vereinigten Staaten illustriert dennoch, dass es der Junge aus Berlin ziemlich weit gebracht hat. Boateng war zum Urlauben in den USA, aber auch um auszuloten, inwieweit die Marke Boateng in den USA Potenzial hat. Dem Verteidiger hat die Reise gut gefallen. Er sagt: "Es ist eine andere Kultur, es ist alles ein Stück größer. Natürlich ist auch viel Show dabei. Aber New York oder L.A., das sind tolle Orte, überhaupt nicht zu vergleichen mit den europäischen Städten. Es gibt unglaublich viel zu erleben, egal, in welchen Alter man ist." Der Big Apple hat es ihm ganz besonders angetan. "Überhaupt ist New York ein Traum für mich", sagt er: "Ich kann mir durchaus vorstellen, dort irgendwann zu leben."

Volland über Boateng: "Für mich der beste Innenverteidiger der Welt"

In ferner Zukunft natürlich, in München muss sich niemand Gedanken machen. Im Ensemble des FCB ist es ja so, dass eigentlich jeder ersetzbar ist. Für Boateng gilt dies nicht. Neben anderen Qualitäten ist bei ihm eine Eigenschaft besonders nützlich. Boateng ist da, wenn es darauf ankommt, seine besten Spiele spielt er mit schöner Regelmäßigkeit zum bestmöglichen Zeitpunkt. Das Champions-League-Finale 2013 war so ein Moment, das WM-Finale 2014 ein weiterer. Von Trainer Pep Guardiola gibt es viele Hymnen auf ihn, exemplarisch soll diese stehen: "Jerome ist ein top Mensch, ein top, top Spieler. Er ist jung, schnell, super mit dem Ball, rechts wie links. Er hat alles, ist eine große Persönlichkeit."

Auch aus dem Kollegenkreis werden Meinungen geäußert wie diese: Vor dem Spiel in München am Samstag (ab 15.30 Uhr, live auf Sky) wurde Hoffenheims Nationalspieler Kevin Volland in einem Interview auf der Vereinshomepage gefragt, welcher Spieler der Münchner ihn besonders beeindrucke. Der Stürmer konnte frei wählen, die Auswahl war groß und erlesen. Zur Disposition stand etwa Robert Lewandowski. Oder Thomas Müller. Oder Franck Ribery. Oder Arjen Roben. Oder. Oder. Oder. Die Entscheidung des Angreifers fiel auf einen Verteidiger, Vollands Wahl fiel auf Jerome Boateng. "Für mich persönlich ragt Jerome Boateng heraus", sagt Volland: "Er hat eine große Präsenz und sein Aufbauspiel ist überragend. Für mich ist er der beste Innenverteidiger der Welt."

Mit dieser Meinung ist Volland mehrheitsfähig. Boateng ist mittlerweile so gut, dass er als gut bezeichnet wird, wenn er nicht gut war. Beim Saisonauftakt gegen Hamburg hat er sich ein, zwei Stellungsfehler und Patzer im Spielaufbau geleistet. Es gab eine Zeit, da wäre eine solche Vorstellung medial benutzt worden, um von seiner Fahrigkeit zu erzählen, von Konzentrationsproblemen. Vorbei. Wenn Boateng heute einen Fehler macht, dann ist dieser auch öffentlich lediglich die Ausnahme, die die Regel bestätigt: Boateng ist frei von Fehlern.

Boateng: "Ich darf mich nicht ausruhen"

Der Spieler lässt sich davon nicht blenden, er weiß seine Leistungen einzuschätzen, Lob verstellt ihm die Sicht in den Spiegel nicht. Boateng hat seinen Hunger behalten, es muss einiges geschehen, bis sich bei ihm Zufriedenheit einstellt. Die Frage nach einem unverrückbaren Stammplatz beantwortet er so: "Das erarbeitet sich jeder Spieler aufs Neue, ich auch. Ich muss auch meine Leistung bringen und will mich weiter steigern. Ich darf mich nicht ausruhen, das geht nicht beim FC Bayern."

Die Qualität des Kaders der Bayern ist für die Spieler Mahnung. Und es gibt Momente, da wird sogar Boateng fast andächtig, wenn er sich die Namen seiner Mitspieler vor Augen führt. "Das ist schon etwas Besonderes", sagt er: "Gerade wenn ich überlege, es als junger Berliner in diese Mannschaft geschafft zu haben." Der junge Berliner hat einen weiten Weg hinter sich – und er hat noch viel vor. Die Fragen nach mehr Verantwortung und auch solche nach der Kapitänsrolle wehrt er nicht mehr kategorisch ab. Der tz hat er seine Gedanken dazu mitgeteilt und dabei zwar nicht blumig, aber relativ ausführlich formuliert: "Es ist ein besonders Amt, ich kann mir das irgendwann vorstellen. Das gilt auch für die Nationalmannschaft. Wenn es dazu kommt, bin ich stolz. Aber ich brauche das nicht, um die Leute im Team zu erreichen."

[sl]

Ein großer Freund blumiger Umschreibungen ist Jerome Boateng nicht. Wer will, kann eine Parallele ziehen zwischen seiner Spielweise und seiner Art der Kommunikation. Boateng spricht mit dem Mund wie mit den Füßen: nüchtern, mit großer Präzision. Im Sommer 2015 hatte der Nationalspieler ein Erlebnis, das für viele Menschen mit der Höhepunkt des bisherigen Lebens gewesen wäre. Im Interview mit der tz berichtet er, dass er in den USA Gast im Hause von Rapper Jay-Z war. Das ist der mit zehn Nummer-eins-Alben in den USA in Serie, mit mehr als 100 Millionen verkauften Tonträgern. Jay-Z hat mehr Grammys gewonnen als Bastian Schweinsteiger Deutsche Meisterschaften. Und seine Frau ist auch keine ganz Unbekannte: Beyoncé.

Man darf durchaus unterstellen, dass selbst Boateng den Begriff Superstar für Jay-Z für angemessen halten würde. Der Nationalspieler wird dann gefragt, wie dieses Treffen so war und wie man sich die Lebenssituation Jay-Zs vorstellen könne. Und Boateng antwortet: "Er wohnt in einem schönen, großen Haus." Wäre das also geklärt. Um Jay-Z muss sich niemand mehr Sorgen machen, die Annahme, dieser würde in einem winzigen, hässlichen Haus wohnen, ist endgültig widerlegt.

Boateng schwärmt von New York: "Kann mir vorstellen, dort zu leben"

Boateng hätte womöglich etwas mehr erzählt, würde er sich für Status und Wohlstand interessieren. Macht er aber nicht. Der Hysterie im Fußballgeschäft steht er mit einer gehörigen Portion Skepsis gegenüber, seine Prominenz hat für ihn eigentlich nur einen positiven Aspekt: Sie erlaubt ihm, mit seiner Stiftung und mit seinem Namen Gutes zu tun. Für Boateng ist der Rapper nicht reich, nicht erfolgreich, nicht prominent. In seinen Gedanken ist Jay-Z in erster Linie, was er ist - ein Mensch. "Mir geht es vor allem um die Person, nicht das Drumherum", sagt Boateng. "Wir haben uns super verstanden, uns über verschiedene Dinge ausgetauscht."

Die Episode aus den Vereinigten Staaten illustriert dennoch, dass es der Junge aus Berlin ziemlich weit gebracht hat. Boateng war zum Urlauben in den USA, aber auch um auszuloten, inwieweit die Marke Boateng in den USA Potenzial hat. Dem Verteidiger hat die Reise gut gefallen. Er sagt: "Es ist eine andere Kultur, es ist alles ein Stück größer. Natürlich ist auch viel Show dabei. Aber New York oder L.A., das sind tolle Orte, überhaupt nicht zu vergleichen mit den europäischen Städten. Es gibt unglaublich viel zu erleben, egal, in welchen Alter man ist." Der Big Apple hat es ihm ganz besonders angetan. "Überhaupt ist New York ein Traum für mich", sagt er: "Ich kann mir durchaus vorstellen, dort irgendwann zu leben."

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Volland über Boateng: "Für mich der beste Innenverteidiger der Welt"

In ferner Zukunft natürlich, in München muss sich niemand Gedanken machen. Im Ensemble des FCB ist es ja so, dass eigentlich jeder ersetzbar ist. Für Boateng gilt dies nicht. Neben anderen Qualitäten ist bei ihm eine Eigenschaft besonders nützlich. Boateng ist da, wenn es darauf ankommt, seine besten Spiele spielt er mit schöner Regelmäßigkeit zum bestmöglichen Zeitpunkt. Das Champions-League-Finale 2013 war so ein Moment, das WM-Finale 2014 ein weiterer. Von Trainer Pep Guardiola gibt es viele Hymnen auf ihn, exemplarisch soll diese stehen: "Jerome ist ein top Mensch, ein top, top Spieler. Er ist jung, schnell, super mit dem Ball, rechts wie links. Er hat alles, ist eine große Persönlichkeit."

Auch aus dem Kollegenkreis werden Meinungen geäußert wie diese: Vor dem Spiel in München am Samstag (ab 15.30 Uhr, live auf Sky) wurde Hoffenheims Nationalspieler Kevin Volland in einem Interview auf der Vereinshomepage gefragt, welcher Spieler der Münchner ihn besonders beeindrucke. Der Stürmer konnte frei wählen, die Auswahl war groß und erlesen. Zur Disposition stand etwa Robert Lewandowski. Oder Thomas Müller. Oder Franck Ribery. Oder Arjen Roben. Oder. Oder. Oder. Die Entscheidung des Angreifers fiel auf einen Verteidiger, Vollands Wahl fiel auf Jerome Boateng. "Für mich persönlich ragt Jerome Boateng heraus", sagt Volland: "Er hat eine große Präsenz und sein Aufbauspiel ist überragend. Für mich ist er der beste Innenverteidiger der Welt."

Mit dieser Meinung ist Volland mehrheitsfähig. Boateng ist mittlerweile so gut, dass er als gut bezeichnet wird, wenn er nicht gut war. Beim Saisonauftakt gegen Hamburg hat er sich ein, zwei Stellungsfehler und Patzer im Spielaufbau geleistet. Es gab eine Zeit, da wäre eine solche Vorstellung medial benutzt worden, um von seiner Fahrigkeit zu erzählen, von Konzentrationsproblemen. Vorbei. Wenn Boateng heute einen Fehler macht, dann ist dieser auch öffentlich lediglich die Ausnahme, die die Regel bestätigt: Boateng ist frei von Fehlern.

Boateng: "Ich darf mich nicht ausruhen"

Der Spieler lässt sich davon nicht blenden, er weiß seine Leistungen einzuschätzen, Lob verstellt ihm die Sicht in den Spiegel nicht. Boateng hat seinen Hunger behalten, es muss einiges geschehen, bis sich bei ihm Zufriedenheit einstellt. Die Frage nach einem unverrückbaren Stammplatz beantwortet er so: "Das erarbeitet sich jeder Spieler aufs Neue, ich auch. Ich muss auch meine Leistung bringen und will mich weiter steigern. Ich darf mich nicht ausruhen, das geht nicht beim FC Bayern."

Die Qualität des Kaders der Bayern ist für die Spieler Mahnung. Und es gibt Momente, da wird sogar Boateng fast andächtig, wenn er sich die Namen seiner Mitspieler vor Augen führt. "Das ist schon etwas Besonderes", sagt er: "Gerade wenn ich überlege, es als junger Berliner in diese Mannschaft geschafft zu haben." Der junge Berliner hat einen weiten Weg hinter sich – und er hat noch viel vor. Die Fragen nach mehr Verantwortung und auch solche nach der Kapitänsrolle wehrt er nicht mehr kategorisch ab. Der tz hat er seine Gedanken dazu mitgeteilt und dabei zwar nicht blumig, aber relativ ausführlich formuliert: "Es ist ein besonders Amt, ich kann mir das irgendwann vorstellen. Das gilt auch für die Nationalmannschaft. Wenn es dazu kommt, bin ich stolz. Aber ich brauche das nicht, um die Leute im Team zu erreichen."