Angerer: "Ergebnisse sind Produkt einer Team-Leistung"

Nadine Angerer ist wieder in aller Munde. Nachdem die Torfrau der deutschen Nationalmannschaft im vergangenen Jahr bei der Weltmeisterschaft keinen einzigen Treffer im gesamten Turnier kassierte und Garantin für den zweiten WM-Titelgewinn nach 2003 war, hält sie nunmehr bei den Olympischen Spielen bereits seit vier Spielen und 390 Minuten ihren Kasten sauber.

Im DFB.de-Exklusivinterview erklärt sie DFB-Redakteur Niels Barnhofer, warum sie Komplimente an die Mannschaft weitergibt und die Null bisher steht.

Frage: Nadine Angerer, was ist anstrengender: Zu Null zu spielen oder Fragen danach zu beantworten?

Nadine Angerer: Ich sehe meine Hauptaufgabe schon noch darin, Torfrau zu sein. Und dass man als Nationalspielerin Pressearbeit leisten muss, macht mir nichts aus.

Frage: Dennoch werden Sie derzeit permanent auf Ihren Rekord angesprochen?

Nadine Angerer: Ja, das stimmt. Aber ich kann mich in diesem Punkt nur wiederholen. Ich komme mir schon ein bisschen komisch vor, weil ich das so häufig sage. Ich dachte, ich hätte das jedem Journalisten schon mindestens einmal gesagt.

Frage: Vielleicht müssen einige ja mehrfach nachfragen, weil manch anderer Torwart sich mit einer solchen Bilanz viel mehr schmücken würde?

Nadine Angerer: Also, das wäre überhaupt nicht meine Art. Außerdem halte ich das auch gar nicht für gerechtfertigt für diese Bilanz allein den Lorbeer zu ernten.

Frage: Warum nicht?

Nadine Angerer: Weil ich nie alleine gegen eine Mannschaft spiele. Die Ergebnisse sind Produkt einer Team-Leistung. Das ist ja gerade das, was uns zuletzt so stark gemacht hat. Speziell die Defensiv-Arbeit funktioniert bei uns so gut, weil jeder seine Aufgabe erfüllt und einer dem anderen hilft.

Frage: Was genau macht die Mannschaft so defensivstark?

Nadine Angerer: Ich glaube, alle Spielerinnen haben das System verinnerlicht und wissen um die Bedeutung und Wichtigkeit effektiver Abwehrarbeit. Wir haben schon in der Vorbereitung intensiv daran gearbeitet. Und wir werden auch von unserem Trainer-Team immer wieder sehr gut auf den kommenden Gegner eingestellt.

Frage: Ist das bei Brasilien überhaupt noch notwendig?

Nadine Angerer: Es stimmt schon, dass wir uns mittlerweile ziemlich gut kennen. Ich glaube auch nicht, dass der eine den anderen mit irgendetwas überraschen kann. Aber dennoch sind unsere Mannschaftsbesprechungen ein absolut elementarer Bestandteil unserer Vorbereitung. Hier erhalten wir sehr wichtige und hilfreiche Hinweise auf die bevorstehende Partie. Und wenn es nur darum geht, Dinge aufzufrischen. Man muss ja bedenken, was für ein Programm wir hier absolvieren müssen. Alle drei Tage ein Spiel, das heißt in ziemlich schnellen Rhythmus sich auf immer wieder neue Gegner einstellen zu müssen, sich neu zu orientieren.

Frage: Wie groß ist die physische und psychische Belastung?

Nadine Angerer: Beides ist enorm. Aber auch darauf reagiert unser Trainer-Team entsprechend, hat den Trainingsumfang weit runtergefahren und legt den deutlichen Schwerpunkt auf die Regeneration.

Frage: Wie ausgelaugt sind Sie?

Nadine Angerer: Ich fühle mich gut. Bei mir reicht die Energie auf jeden Fall noch, um hier zwei Spiele volle Pulle zu gehen.

Frage: Wie entspannen Sie?

Nadine Angerer: Wir haben eine hervorragende medizinische Abteilung. Die Behandlungen unserer Physiotherapeutinnen sind ganz wunderbar. Außerdem höre ich gerne Musik und schaue DVD. Ansonsten ist auch so immer etwas in der Mannschaft los. Mir wird nie langweilig.

Frage: Sie wirken immer sehr gelassen, brodelt es auch mal in Ihnen?

Nadine Angerer: Oh, ja, aber natürlich. Hier bei den Olympischen Spielen habe ich mich sehr über die Platzbedingungen geärgert. In den Stadien in Shenyang und Tianjin waren die eine Katastrophe. Die Plätze waren nicht nur holprig, da standen richtige Maulwurfhügel raus. Da wurden einfach Rasenstück nachträglich eingepflanzt, aber anschließend nicht gewalzt. Und das zum Teil im Fünf-Meter-Raum. Da muss doch nur mal ein Ball auf so ein Gras-Stück springen, und schon hat man deswegen ein Tor kassiert. Außerdem habe ich den Rasen für gesundheitsgefährdend gehalten. Der war nicht richtig angewachsen, so dass man mit dem Schuh unter den Rasen kommen konnte. Das ist gerade für Torleute nicht nur gefährlich, sondern auch ungünstig, weil man dadurch keinen Abdruck hat, wenn man springen muss. Dabei ist das Spielfeld beim Fußball doch eine so elementare Sache. Ich hätte erwartet, dass die Organisatoren hier besser darauf vorbereitet gewesen wären. Schließlich ist doch schon seit einigen Jahren bekannt, dass die Olympischen Spiele hier stattfinden. Außerdem hatten sie mit der WM im vergangenen Jahr einen Vorlauf, um Erfahrungen diesbezüglich zu sammeln. Bei so etwas bin ich der Meinung, dass die Relation nicht mehr stimmt, wenn die FIFA auf der anderen Seite so penibel darauf achtet, dass man keine Haarspangen trägt oder die Fingernägel nicht zu lang sind.

Frage: Wie gehen Sie damit bei Spielen um?

Nadine Angerer: So etwas darf einen im Spiel natürlich nicht belasten. Man ist sensibilisiert, aber sollte sich keinen Kopf da drum machen.

Frage: Wie sieht der Rasen im Shanghai-Stadion aus?

Nadine Angerer: Wir konnten ihn gestern besichtigen. Darauf trainieren durften wir nicht, weil der Platz durch den Regen und die vielen Spiele der vergangenen Tage ziemlich strapaziert wurde. Bei der Besichtigung hatte ich den Eindruck, dass das der bisher beste Rasen hier in China war.

Frage: Also gute Bedingungen, um weiterhin die Null stehen zu lassen?

Nadine Angerer: Das muss sie nicht. Wenn wir 5:4 gewinnen, wäre mir das auch Recht. Hauptsache wir ziehen ins Finale ein. Und wenn die Null dann dennoch stehen sollte, dann stehe ich natürlich gerne wieder für Fragen zur Verfügung.

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Nadine Angerer ist wieder in aller Munde. Nachdem die Torfrau der deutschen Nationalmannschaft im vergangenen Jahr bei der Weltmeisterschaft keinen einzigen Treffer im gesamten Turnier kassierte und Garantin für den zweiten WM-Titelgewinn nach 2003 war, hält sie nunmehr bei den Olympischen Spielen bereits seit vier Spielen und 390 Minuten ihren Kasten sauber.

Im DFB.de-Exklusivinterview erklärt sie DFB-Redakteur Niels Barnhofer, warum sie Komplimente an die Mannschaft weitergibt und die Null bisher steht.

Frage: Nadine Angerer, was ist anstrengender: Zu Null zu spielen oder Fragen danach zu beantworten?

Nadine Angerer: Ich sehe meine Hauptaufgabe schon noch darin, Torfrau zu sein. Und dass man als Nationalspielerin Pressearbeit leisten muss, macht mir nichts aus.

Frage: Dennoch werden Sie derzeit permanent auf Ihren Rekord angesprochen?

Nadine Angerer: Ja, das stimmt. Aber ich kann mich in diesem Punkt nur wiederholen. Ich komme mir schon ein bisschen komisch vor, weil ich das so häufig sage. Ich dachte, ich hätte das jedem Journalisten schon mindestens einmal gesagt.

Frage: Vielleicht müssen einige ja mehrfach nachfragen, weil manch anderer Torwart sich mit einer solchen Bilanz viel mehr schmücken würde?

Nadine Angerer: Also, das wäre überhaupt nicht meine Art. Außerdem halte ich das auch gar nicht für gerechtfertigt für diese Bilanz allein den Lorbeer zu ernten.

Frage: Warum nicht?

Nadine Angerer: Weil ich nie alleine gegen eine Mannschaft spiele. Die Ergebnisse sind Produkt einer Team-Leistung. Das ist ja gerade das, was uns zuletzt so stark gemacht hat. Speziell die Defensiv-Arbeit funktioniert bei uns so gut, weil jeder seine Aufgabe erfüllt und einer dem anderen hilft.

Frage: Was genau macht die Mannschaft so defensivstark?

Nadine Angerer: Ich glaube, alle Spielerinnen haben das System verinnerlicht und wissen um die Bedeutung und Wichtigkeit effektiver Abwehrarbeit. Wir haben schon in der Vorbereitung intensiv daran gearbeitet. Und wir werden auch von unserem Trainer-Team immer wieder sehr gut auf den kommenden Gegner eingestellt.

Frage: Ist das bei Brasilien überhaupt noch notwendig?

Nadine Angerer: Es stimmt schon, dass wir uns mittlerweile ziemlich gut kennen. Ich glaube auch nicht, dass der eine den anderen mit irgendetwas überraschen kann. Aber dennoch sind unsere Mannschaftsbesprechungen ein absolut elementarer Bestandteil unserer Vorbereitung. Hier erhalten wir sehr wichtige und hilfreiche Hinweise auf die bevorstehende Partie. Und wenn es nur darum geht, Dinge aufzufrischen. Man muss ja bedenken, was für ein Programm wir hier absolvieren müssen. Alle drei Tage ein Spiel, das heißt in ziemlich schnellen Rhythmus sich auf immer wieder neue Gegner einstellen zu müssen, sich neu zu orientieren.

Frage: Wie groß ist die physische und psychische Belastung?

Nadine Angerer: Beides ist enorm. Aber auch darauf reagiert unser Trainer-Team entsprechend, hat den Trainingsumfang weit runtergefahren und legt den deutlichen Schwerpunkt auf die Regeneration.

Frage: Wie ausgelaugt sind Sie?

Nadine Angerer: Ich fühle mich gut. Bei mir reicht die Energie auf jeden Fall noch, um hier zwei Spiele volle Pulle zu gehen.

Frage: Wie entspannen Sie?

Nadine Angerer: Wir haben eine hervorragende medizinische Abteilung. Die Behandlungen unserer Physiotherapeutinnen sind ganz wunderbar. Außerdem höre ich gerne Musik und schaue DVD. Ansonsten ist auch so immer etwas in der Mannschaft los. Mir wird nie langweilig.

Frage: Sie wirken immer sehr gelassen, brodelt es auch mal in Ihnen?

Nadine Angerer: Oh, ja, aber natürlich. Hier bei den Olympischen Spielen habe ich mich sehr über die Platzbedingungen geärgert. In den Stadien in Shenyang und Tianjin waren die eine Katastrophe. Die Plätze waren nicht nur holprig, da standen richtige Maulwurfhügel raus. Da wurden einfach Rasenstück nachträglich eingepflanzt, aber anschließend nicht gewalzt. Und das zum Teil im Fünf-Meter-Raum. Da muss doch nur mal ein Ball auf so ein Gras-Stück springen, und schon hat man deswegen ein Tor kassiert. Außerdem habe ich den Rasen für gesundheitsgefährdend gehalten. Der war nicht richtig angewachsen, so dass man mit dem Schuh unter den Rasen kommen konnte. Das ist gerade für Torleute nicht nur gefährlich, sondern auch ungünstig, weil man dadurch keinen Abdruck hat, wenn man springen muss. Dabei ist das Spielfeld beim Fußball doch eine so elementare Sache. Ich hätte erwartet, dass die Organisatoren hier besser darauf vorbereitet gewesen wären. Schließlich ist doch schon seit einigen Jahren bekannt, dass die Olympischen Spiele hier stattfinden. Außerdem hatten sie mit der WM im vergangenen Jahr einen Vorlauf, um Erfahrungen diesbezüglich zu sammeln. Bei so etwas bin ich der Meinung, dass die Relation nicht mehr stimmt, wenn die FIFA auf der anderen Seite so penibel darauf achtet, dass man keine Haarspangen trägt oder die Fingernägel nicht zu lang sind.

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Frage: Wie gehen Sie damit bei Spielen um?

Nadine Angerer: So etwas darf einen im Spiel natürlich nicht belasten. Man ist sensibilisiert, aber sollte sich keinen Kopf da drum machen.

Frage: Wie sieht der Rasen im Shanghai-Stadion aus?

Nadine Angerer: Wir konnten ihn gestern besichtigen. Darauf trainieren durften wir nicht, weil der Platz durch den Regen und die vielen Spiele der vergangenen Tage ziemlich strapaziert wurde. Bei der Besichtigung hatte ich den Eindruck, dass das der bisher beste Rasen hier in China war.

Frage: Also gute Bedingungen, um weiterhin die Null stehen zu lassen?

Nadine Angerer: Das muss sie nicht. Wenn wir 5:4 gewinnen, wäre mir das auch Recht. Hauptsache wir ziehen ins Finale ein. Und wenn die Null dann dennoch stehen sollte, dann stehe ich natürlich gerne wieder für Fragen zur Verfügung.