1000 Länderspiele: Die Farben der Nationalelf

Das DFB-Team zählt weltweit zu den erfolgreichsten Nationalmannschaften. Vor dem 1000. Länderspiel am 12. Juni (ab 18 Uhr, live im ZDF) in Bremen gegen die Ukraine blickt DFB.de in einer Serie auf die reiche Geschichte der DFB-Auswahl zurück. Heute: die Trikotfarben.

Auch wer kein großer Fußballexperte ist, erkannte vor dem Bildschirm meist mühelos die deutsche Nationalmannschaft. In weißen Hemden und schwarzen Hosen - so kannte man sie nicht nur vor Einführung des Farbfernsehens. In Weiß wurden alle vier WM-Titel geholt, auch wenn die Trikots stilistisch etwas voneinander abwichen und die Champions von 2014 auch weiße Hosen trugen. Die aktuelle Mannschaft ist zum Weiß/Schwarz zurückgekehrt, mit der beispielsweise alle Europameistertitel gewonnen wurden. Ausweichtrikots musste es trotzdem geben, falls der Gegner ähnliche Farben trug und bei der Kleiderwahl Vorrang hatte. Für diesen Fall brauchte es einen zweiten Anzug. Aber es kam auch einmal ein Bundestrainer auf die Idee, mit einem Farbwechsel eine neue Ära einzuleiten. Ein kleiner Überblick über die Kleiderordnung der DFB-Historie.

Vom ersten Länderspieltrikot gibt es keine Farbaufnahmen, die Technik war schlicht noch nicht so weit. Was trug die erste Elf in Basel und den meisten Spielen bis Ausbruch des Ersten Weltkriegs? Man befand sich noch in der Kaiserzeit, die Nationalflagge hatte die Farben Schwarz, Weiß und Rot - und alle Elemente fanden sich in Basel wieder. In einem kicker-Heft zur Länderspielgeschichte lesen wir in Bezug auf das zweite Länderspiel in Berlin 1908 gegen England diese Beschreibung  "…schwarze Hosen und Strümpfe und das wichtigste, das Nationaldreß: weiße Aermel, karminrote Weste, auf der Brust der Reichsadler im weißen Feld. Es war dieselbe Tracht, die den Schweizer Sturm zu Basel hatte über sich ergehen lassen müssen."

0:9 in vertikalen Streifen

Wie es weiterging mit dem Farbenspiel ist aufgrund fehlender Fotos in der deutschen Presse bei einigen Auswärtsspielen der Pionierzeit nicht lückenlos geklärt. Aber schon im vierten Spiel, dem 0:9 in Oxford 1909 trug die Mannschaft vertikal gestreifte Trikots in Weiß und einer dunklen Farbe zu dunklen Hosen. Einen Monat später in Budapest war das Trikot schwarz, die Hose weiß und der Reichsadler um einiges kleiner. Das gänzlich weiße Trikot hatte am 26. März 1911 gegen die Schweiz in Stuttgart Premiere und brachte Glück (6:2), die Hosen waren schwarz. Nur ein fehlendes Wappen unterschied das Outfit von dem, was wir später als klassisch bezeichneten. Die dreifarbige Premierengarnitur von 1908 hatte damit ausgedient.

Eine neue Variante bekam Berlin im April 1911 zu sehen, als die Mannschaft gegen England in einem roten Dress zu schwarzer Hose auflief. Damit kann ein für allemal geklärt werden, dass Jürgen Klinsmann 2004 nicht der Erfinder des roten DFB-Trikots war, sondern nur der Erneuerer. Das rote Trikot kam bis zur Kriegspause 1914 noch mindestens dreimal zum Zuge, so auch bei Olympia 1912 in Stockholm gegen Österreich. Den Rekordsieg gegen die Russen (16:0) errang man bei diesem Turnier in weißen Hosen, aber längst dominierte im Länderspielalltag die Kombination Weiß/Schwarz.

Ihren Siegeszug trat sie in den Zwanziger Jahren an, als immer weniger Ausnahmen die Regel brachen, dass Deutschland im weißen Trikot und schwarzen Hosen spielt. Und mit einem Adler auf der Brust! Aber zu Olympia 1928 ließ sich der DFB etwas Neues einfallen, da lief ein schmaler roter Streifen über die weiße Brust und weiß waren auch die Hosen. Doch Glück brachte der "Stilbruch" nicht, im zweiten Spiel kam das Aus gegen Uruguay (1:4). Bis zum Abbruch der Länderspiele wegen des Zweiten Weltkriegs im Herbst 1942 wurde zwar an Ärmeln und Kragen etwas herumgebastelt, aber die Farben blieben konstant. Wenn ausgewichen werden musste, war Rot die Alternative für das Trikot. Das geschah zwischen 1920 und 1942 in 168 Spielen zehnmal, meist gegen England und Polen.

Grün nach dem Krieg als "Glücksbringer"

Die Hoffnungsfarbe Grün kam erst mit dem Neubeginn nach dem Krieg ins Spiel. Sie hatte am 17. Juni 1953 in Berlin gegen die Türkei Premiere und beim 1:2 einen denkbar schlechten Einstand. Auch die Hosen waren grün, was man schon im nächsten Spiel in Wien änderte - und in Grün/Weiß gab es ein 2:0. Viele weitere folgten in dieser Kombination, so dass sie irgendwann als Glücksbringer galt. Die größten Siege in diesen Farben: das 6:1 im WM-Halbfinale 1954 gegen Österreich, das 3:1 1972 beim ersten Sieg in Wembley und das 2:1 im selben Jahr im EM-Halbfinale gegen Belgien, das 4:2 gegen Schweden bei der WM 1974 und das 4:3 im WM-Halbfinale 1990 gegen England nach Elfmeterschießen. In neuerer Zeit litt der Ruf etwas, nicht zuletzt wegen des WM-Vorrundenaus 2018 gegen Südkorea.

Eine andere Variante, die häufiger bei WM-Spielen wie der legendären Wasserschlacht 1974 gegen Polen in Frankfurt zu besichtigen war: ganz in Weiß! Jürgen Klinsmann brachte, wie erwähnt, 2004 die Farbe rot ins Spiel - um mehr Aggressivität auszustrahlen im Vorfeld der WM im eigenen Land. In Rot und Weiß wurde beim Confed-Cup 2005 immerhin ein dritter Platz errungen, bei der WM spielte Deutschland aber wieder so, wie man es kannte und die Fans es wohl am liebsten haben. Was nichts an der Begeisterung über das 7:1 im WM-Halbfinale gegen Gastgeber Brasilien änderte, der in rot-schwarzen Trikots errungen wurde.

Im Jahr 2002 überraschte die Mannschaft ihre Fans in zwei Heimspielen gegen Argentinien (0:1) und die Färöer (2:1) im Anthrazit-Look, aber diese Abwechslung machte zumindest rein sportlich keine Freude. Bei der WM 2010 wurden große Siege ganz in Schwarz errungen, aber auch das Outfit blieb eine Episode. So abergläubisch Fußballer auch sein mögen: Keine Farbe kann den Erfolg garantieren. Aber wenn es einem Erscheinungsbild gelungen ist, Identität zu stiften, ist es Unfug, dieses zu verbannen. Seit über 100 Jahren spielt Deutschland in und mit den Farben Schwarz und Weiß, die weder die des Landes noch die des DFB sind. Sie sind die Farben der Nationalmannschaft.

[um]

Das DFB-Team zählt weltweit zu den erfolgreichsten Nationalmannschaften. Vor dem 1000. Länderspiel am 12. Juni (ab 18 Uhr, live im ZDF) in Bremen gegen die Ukraine blickt DFB.de in einer Serie auf die reiche Geschichte der DFB-Auswahl zurück. Heute: die Trikotfarben.

Auch wer kein großer Fußballexperte ist, erkannte vor dem Bildschirm meist mühelos die deutsche Nationalmannschaft. In weißen Hemden und schwarzen Hosen - so kannte man sie nicht nur vor Einführung des Farbfernsehens. In Weiß wurden alle vier WM-Titel geholt, auch wenn die Trikots stilistisch etwas voneinander abwichen und die Champions von 2014 auch weiße Hosen trugen. Die aktuelle Mannschaft ist zum Weiß/Schwarz zurückgekehrt, mit der beispielsweise alle Europameistertitel gewonnen wurden. Ausweichtrikots musste es trotzdem geben, falls der Gegner ähnliche Farben trug und bei der Kleiderwahl Vorrang hatte. Für diesen Fall brauchte es einen zweiten Anzug. Aber es kam auch einmal ein Bundestrainer auf die Idee, mit einem Farbwechsel eine neue Ära einzuleiten. Ein kleiner Überblick über die Kleiderordnung der DFB-Historie.

Vom ersten Länderspieltrikot gibt es keine Farbaufnahmen, die Technik war schlicht noch nicht so weit. Was trug die erste Elf in Basel und den meisten Spielen bis Ausbruch des Ersten Weltkriegs? Man befand sich noch in der Kaiserzeit, die Nationalflagge hatte die Farben Schwarz, Weiß und Rot - und alle Elemente fanden sich in Basel wieder. In einem kicker-Heft zur Länderspielgeschichte lesen wir in Bezug auf das zweite Länderspiel in Berlin 1908 gegen England diese Beschreibung  "…schwarze Hosen und Strümpfe und das wichtigste, das Nationaldreß: weiße Aermel, karminrote Weste, auf der Brust der Reichsadler im weißen Feld. Es war dieselbe Tracht, die den Schweizer Sturm zu Basel hatte über sich ergehen lassen müssen."

0:9 in vertikalen Streifen

Wie es weiterging mit dem Farbenspiel ist aufgrund fehlender Fotos in der deutschen Presse bei einigen Auswärtsspielen der Pionierzeit nicht lückenlos geklärt. Aber schon im vierten Spiel, dem 0:9 in Oxford 1909 trug die Mannschaft vertikal gestreifte Trikots in Weiß und einer dunklen Farbe zu dunklen Hosen. Einen Monat später in Budapest war das Trikot schwarz, die Hose weiß und der Reichsadler um einiges kleiner. Das gänzlich weiße Trikot hatte am 26. März 1911 gegen die Schweiz in Stuttgart Premiere und brachte Glück (6:2), die Hosen waren schwarz. Nur ein fehlendes Wappen unterschied das Outfit von dem, was wir später als klassisch bezeichneten. Die dreifarbige Premierengarnitur von 1908 hatte damit ausgedient.

Eine neue Variante bekam Berlin im April 1911 zu sehen, als die Mannschaft gegen England in einem roten Dress zu schwarzer Hose auflief. Damit kann ein für allemal geklärt werden, dass Jürgen Klinsmann 2004 nicht der Erfinder des roten DFB-Trikots war, sondern nur der Erneuerer. Das rote Trikot kam bis zur Kriegspause 1914 noch mindestens dreimal zum Zuge, so auch bei Olympia 1912 in Stockholm gegen Österreich. Den Rekordsieg gegen die Russen (16:0) errang man bei diesem Turnier in weißen Hosen, aber längst dominierte im Länderspielalltag die Kombination Weiß/Schwarz.

Ihren Siegeszug trat sie in den Zwanziger Jahren an, als immer weniger Ausnahmen die Regel brachen, dass Deutschland im weißen Trikot und schwarzen Hosen spielt. Und mit einem Adler auf der Brust! Aber zu Olympia 1928 ließ sich der DFB etwas Neues einfallen, da lief ein schmaler roter Streifen über die weiße Brust und weiß waren auch die Hosen. Doch Glück brachte der "Stilbruch" nicht, im zweiten Spiel kam das Aus gegen Uruguay (1:4). Bis zum Abbruch der Länderspiele wegen des Zweiten Weltkriegs im Herbst 1942 wurde zwar an Ärmeln und Kragen etwas herumgebastelt, aber die Farben blieben konstant. Wenn ausgewichen werden musste, war Rot die Alternative für das Trikot. Das geschah zwischen 1920 und 1942 in 168 Spielen zehnmal, meist gegen England und Polen.

Grün nach dem Krieg als "Glücksbringer"

Die Hoffnungsfarbe Grün kam erst mit dem Neubeginn nach dem Krieg ins Spiel. Sie hatte am 17. Juni 1953 in Berlin gegen die Türkei Premiere und beim 1:2 einen denkbar schlechten Einstand. Auch die Hosen waren grün, was man schon im nächsten Spiel in Wien änderte - und in Grün/Weiß gab es ein 2:0. Viele weitere folgten in dieser Kombination, so dass sie irgendwann als Glücksbringer galt. Die größten Siege in diesen Farben: das 6:1 im WM-Halbfinale 1954 gegen Österreich, das 3:1 1972 beim ersten Sieg in Wembley und das 2:1 im selben Jahr im EM-Halbfinale gegen Belgien, das 4:2 gegen Schweden bei der WM 1974 und das 4:3 im WM-Halbfinale 1990 gegen England nach Elfmeterschießen. In neuerer Zeit litt der Ruf etwas, nicht zuletzt wegen des WM-Vorrundenaus 2018 gegen Südkorea.

Eine andere Variante, die häufiger bei WM-Spielen wie der legendären Wasserschlacht 1974 gegen Polen in Frankfurt zu besichtigen war: ganz in Weiß! Jürgen Klinsmann brachte, wie erwähnt, 2004 die Farbe rot ins Spiel - um mehr Aggressivität auszustrahlen im Vorfeld der WM im eigenen Land. In Rot und Weiß wurde beim Confed-Cup 2005 immerhin ein dritter Platz errungen, bei der WM spielte Deutschland aber wieder so, wie man es kannte und die Fans es wohl am liebsten haben. Was nichts an der Begeisterung über das 7:1 im WM-Halbfinale gegen Gastgeber Brasilien änderte, der in rot-schwarzen Trikots errungen wurde.

Im Jahr 2002 überraschte die Mannschaft ihre Fans in zwei Heimspielen gegen Argentinien (0:1) und die Färöer (2:1) im Anthrazit-Look, aber diese Abwechslung machte zumindest rein sportlich keine Freude. Bei der WM 2010 wurden große Siege ganz in Schwarz errungen, aber auch das Outfit blieb eine Episode. So abergläubisch Fußballer auch sein mögen: Keine Farbe kann den Erfolg garantieren. Aber wenn es einem Erscheinungsbild gelungen ist, Identität zu stiften, ist es Unfug, dieses zu verbannen. Seit über 100 Jahren spielt Deutschland in und mit den Farben Schwarz und Weiß, die weder die des Landes noch die des DFB sind. Sie sind die Farben der Nationalmannschaft.

###more###