1000 Länderspiele: Die dunklen Stunden

Das DFB-Team zählt weltweit zu den erfolgreichsten Nationalmannschaften. Vor dem 1000. Länderspiel am Montag (ab 18 Uhr, live im ZDF) in Bremen gegen die Ukraine blickt DFB.de auf die Geschichte der DFB-Auswahl zurück. Heute: die dunklen Stunden.

Im Sport gibt es nicht nur helle Tage, Wettkämpfe ermitteln nebst Siegern zwangsläufig auch Verlierer. Unsere Nationalmannschaft hat von 999 Länderspielen 214 verloren. Freude löste keine Niederlage aus, aber meist konnte man zur Tagesordnung übergehen. Die höchste, das 0:9 am 13. März 1909 in Oxford, nahm eine noch nicht sonderlich fußballinteressierte Öffentlichkeit gelassen hin. Man spielte ja gegen englische Profis und stand noch ganz am Anfang. In der Vossischen Zeitung stand zwei Tage später sogar: "Wie nachträglich bekannt wurde, zeigten die Deutschen trotz dieses ungünstigen Ergebnisses ein recht gutes Spiel."

"Größte und sensationellste Fußballniederlage Deutschlands"

Die erste dunkle Stunde, die das Fußballland wirklich mitnahm, war das 1:4 gegen Uruguay am 3. Juni 1928 bei Olympia in Amsterdam. Die Nation verfolgte teilweise schon am Radio mit, wie aus der deutschen Elf eine Neun wurde. Erstmals gab es Platzverweise und schon nach dem zweiten Spiel waren die Sommerspiele für die Fußballer vorbei. "In diesem, unserem zweiten und letzten Wettspiel haben wir in der öffentlichen Meinung keine Ehre eingelegt", schrieb kicker-Chefredakteur Walter Bensemann.

Drei Jahre später setzte es gegen Österreich binnen vier Monaten zwei desaströse Niederlagen mit insgesamt 0:11 Toren – das 0:6 von Berlin ist bis heute die höchste Heimpleite gewesen. Für das Berliner 12-Uhr-Blatt war es die "größte und sensationellste Fußballniederlage Deutschlands", der Fußball nannte es "die größte Blamage des DFB". Die blieb es nicht lange, denn bei Olympia 1936 in Berlin gab es vor den Augen des "Führers" ein unerwartetes 0:2 gegen Norwegen im Poststadion, womit die Mannschaft sang- und klanglos in der 2. Runde ausschied.

Trainer Otto Nerz wurde dafür in den Urlaub geschickt und musste sich nach seiner Begnadigung die Betreuung der Mannschaft für die nächsten beiden Jahre mit Sepp Herberger teilen. Unter diesem gab es das schmerzliche Aus bei der WM 1938 in Frankreich in zwei Spielen gegen die Schweiz (1:1 n.V. und 2:4), die auch wegen der Randerscheinungen sehr negativ in Erinnerung blieben. Das Publikum war negativ gegen die Vertreter Nazi-Deutschlands eingestellt. Als die Mannschaft einlief, flogen Flaschen, Eier und Tomaten.

"Glauben Sie mir, es war eine furchtbare Schlacht"

"Wenn hier nach Schuldigen zu fahnden ist, so nur im Zuschauerraum", analysierte die Fußball Woche. Die Hektik übertrug sich auf den Platz und Herberger sagte der Presse: "Glauben Sie mir, es war eine furchtbare Schlacht, es war kein Spiel mehr." Aus in der 1. Runde nach nur zwei Spielen, schneller musste Deutschland nie mehr von einer WM heimreisen.

Zu den Tiefpunkten aus sportlicher Sicht zählen auch das 0:0 von Tirana im Dezember 1967, als die von Helmut Schön betreute Mannschaft gegen Fußballzwerg Albanien die erste EM-Teilnahme verspielte. Schlimmer für Schön war indes das 0:1 gegen die DDR im letzten Gruppenspiel der WM 1974. Dabei hatte der gebürtige Sachse seine Spieler vor dem Prestigespiel noch gebeten: "Spielt einmal für mich!" Sie erhörten ihn nicht und die Quittung bekam er als die Bild-Zeitung titelte: "So nicht, Herr Schön!"

WM 1978: Österreich besiegt Weltmeister in Cordoba

Hart ins Gericht ging man auch nach seinem letzten Spiel mit ihm und der Mannschaft. Beim Stichwort Cordoba weiß jeder deutsche und jeder österreichische Fan Bescheid. Das 2:3 bei der WM 1978 wurde als große Blamage empfunden, ruhmlos war der Titelverteidiger in der Zwischenrunde ausgeschieden – gegen das kleine Österreich. Das damals gar nicht so klein war auf der Fußballlandkarte. Namen wie Krankl, Schachner, Prohaska oder Koncilla haben noch heute einen großen Klang im Nachbarland, das nach dem Krieg keine bessere Elf hatte. Über Nacht berühmt auch in Deutschland aber wurde ein TV-Reporter namens Edy Finger mit seinem emotionalen Kommentar nach Krankls Siegtor: "Da kommt Krankl in den Strafraum – Schuss… Toor, Toor, Toor, Toor, Toor! I wer' narrisch! Krankl schießt ein – 3:2 für Österreich! Meine Damen und Herren, wir fallen uns um den Hals: der Kollege Rippel, der Diplom-Ingenieur Posch – wir busseln uns ab. 3:2 für Österreich durch ein großartiges Tor unseres Krankl!"

Vier Jahre später kam, wieder gegen Österreich, ein Sieg auf die Liste der Tiefpunkte. Die "Schande von Gijon" erregte die Fußballwelt, weil mit dem 1:0 für Deutschland Sieger und Verlierer auf Kosten Algeriens die nächste Runde erreicht hatten. Das lahme Ballgeschiebe ließ den Verdacht einer Absprache aufkommen, die nie erwiesen wurde und wenn überhaupt, eine stillschweigende gewesen war. Still schwieg auch der ARD-Reporter Eberhard Stanjek in der zweiten Halbzeit, denn "das ist ja kein Fußballspiel mehr".

Eine spanische Zeitung nahm das Spiel in den "Polizeibericht" und unterstellte den Spielern ganz nüchtern einen Betrugsversuch. Vor dem deutschen Hotel rotteten sich enttäuschte Fans zusammen, während einer aus ihren Reihen einem Herzinfarkt erlag – vor purer Aufregung. Mehr durch die Kommentare und Handlungen nach dem Spiel verscherzten sich die Deutschen 1982 die Sympathien der Fußballwelt, die sie mit Blumen fürs Publikum zurückgewinnen versuchten. Das rüde Foul von Toni Schumacher im Halbfinale gegen Frankreichs Patrick Battiston konterkarierte diese Bemühungen.

WM-Quali 2001: England siegt in München 5:1

Den tiefsten Tiefpunkt, um ein Rudi Völler-Zitat aufzugreifen, bei einer EM gab es 2000 in Rotterdam, als das letzte Gruppenspiel gegen eine portugiesische B-Elf 0:3 verloren wurde und die Mannschaft mit nur einem Punkt ausschied. Mit ihr ging Erich Ribbeck, der als erster Bundestrainer eine EM-Vorrunde nicht überstand. Es war auch der Abschied von Lothar Matthäus, der sagte, er hätte sein 150. Länderspiel "lieber nicht gemacht".

Unter Ribbecks Nachfolger Rudi Völler gab es nach guten Anfängen ein demoralisierendes 1:5 in München gegen England (1. September 2001), was die höchste Heimniederlage nach dem Krieg war und geblieben ist. Bis 2018 hatte Deutschland jede WM-Vorrunde überstanden, dann begann eine andere Serie.

Sowohl in Russland (0:2 gegen Südkorea) als auch in Katar (1:2 zum Auftakt gegen Japan) brachen Niederlagen gegen Asiaten dem DFB-Team das Genick und es musste jeweils nach dem dritten Spiel abreisen.

WM 1998: Schwere Ausschreitungen

Nichts mit Sport zu tun hatten die Katastrophen bei den Länderspielen 1998 in Lens und 2015 in Paris. Bei der WM vor 25 Jahren schlugen deutsche Hooligans den Polizisten Daniel Nivel im Vorfeld des Spiels gegen Jugoslawien (2:2) halbtot. Bis heute leidet er unter den Folgen des Wahnsinns, der DFB kümmert sich im Rahmen der nach Nivel benannten Stiftung um ihn und seine Familie. Unter dem Eindruck der schlimmen Ereignisse bei der Straßenschlacht von Lens wollte DFB-Präsident Egidius Braun die Mannschaft vom Turnier zurückziehen, davon sah er letztlich ab.

Nur schwer an Fußball zu denken war auch am 18. November 2009 im Heimspiel gegen die Elfenbeinküste, als nicht nur die Mannschaft unter dem Eindruck des Freitods von Torwart Robert Enke stand.

"In solchen Situationen ist Fußball überhaupt nicht wichtig"

Fast genau sechs Jahre später zünden Terroristen in Frankreichs Hauptstadt vor dem Stade de France, in das sie vergeblich einzudringen versuchten, Sprengkörper und töteten sich selbst. Auch Unbeteiligte starben an jenem 13. November 2015. Zwei Explosionen sind während des Spiels zu hören. Im Schauspielhaus Bataclan kam es zur gleichen Zeit zu einem Massaker mit 129 Toten, ganz Paris war in jener Novembernacht im Aufruhr. Die Zuschauer gerieten nach Abpfiff in Panik, weil das Gerücht umging, es seien noch Attentäter vor dem Stadion, und strömten ziellos übers Feld. Die deutsche Mannschaft verbrachte die Nacht aus Sicherheitsgründen in den Katakomben.

Jerome Boateng sagte: "In solchen Situationen ist Fußball überhaupt nicht wichtig. Auch wenn man immer sagt: 'Fußball ist mein Leben'." Die Mannschaft gab am nächsten Tag eine Stellungnahme ab: "Wir haben die Nacht im Stadion viel nachgedacht. Wir haben uns gefragt, warum so etwas passieren kann? Wie so viel Unmenschlichkeit möglich ist? Antworten haben wir viele gefunden, aber keine, die diese feigen Anschläge erklären kann. Wir haben am Freitag ein Fußballspiel verloren – und es gibt nichts, was in diesem Moment unwichtiger war."

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Das DFB-Team zählt weltweit zu den erfolgreichsten Nationalmannschaften. Vor dem 1000. Länderspiel am Montag (ab 18 Uhr, live im ZDF) in Bremen gegen die Ukraine blickt DFB.de auf die Geschichte der DFB-Auswahl zurück. Heute: die dunklen Stunden.

Im Sport gibt es nicht nur helle Tage, Wettkämpfe ermitteln nebst Siegern zwangsläufig auch Verlierer. Unsere Nationalmannschaft hat von 999 Länderspielen 214 verloren. Freude löste keine Niederlage aus, aber meist konnte man zur Tagesordnung übergehen. Die höchste, das 0:9 am 13. März 1909 in Oxford, nahm eine noch nicht sonderlich fußballinteressierte Öffentlichkeit gelassen hin. Man spielte ja gegen englische Profis und stand noch ganz am Anfang. In der Vossischen Zeitung stand zwei Tage später sogar: "Wie nachträglich bekannt wurde, zeigten die Deutschen trotz dieses ungünstigen Ergebnisses ein recht gutes Spiel."

"Größte und sensationellste Fußballniederlage Deutschlands"

Die erste dunkle Stunde, die das Fußballland wirklich mitnahm, war das 1:4 gegen Uruguay am 3. Juni 1928 bei Olympia in Amsterdam. Die Nation verfolgte teilweise schon am Radio mit, wie aus der deutschen Elf eine Neun wurde. Erstmals gab es Platzverweise und schon nach dem zweiten Spiel waren die Sommerspiele für die Fußballer vorbei. "In diesem, unserem zweiten und letzten Wettspiel haben wir in der öffentlichen Meinung keine Ehre eingelegt", schrieb kicker-Chefredakteur Walter Bensemann.

Drei Jahre später setzte es gegen Österreich binnen vier Monaten zwei desaströse Niederlagen mit insgesamt 0:11 Toren – das 0:6 von Berlin ist bis heute die höchste Heimpleite gewesen. Für das Berliner 12-Uhr-Blatt war es die "größte und sensationellste Fußballniederlage Deutschlands", der Fußball nannte es "die größte Blamage des DFB". Die blieb es nicht lange, denn bei Olympia 1936 in Berlin gab es vor den Augen des "Führers" ein unerwartetes 0:2 gegen Norwegen im Poststadion, womit die Mannschaft sang- und klanglos in der 2. Runde ausschied.

Trainer Otto Nerz wurde dafür in den Urlaub geschickt und musste sich nach seiner Begnadigung die Betreuung der Mannschaft für die nächsten beiden Jahre mit Sepp Herberger teilen. Unter diesem gab es das schmerzliche Aus bei der WM 1938 in Frankreich in zwei Spielen gegen die Schweiz (1:1 n.V. und 2:4), die auch wegen der Randerscheinungen sehr negativ in Erinnerung blieben. Das Publikum war negativ gegen die Vertreter Nazi-Deutschlands eingestellt. Als die Mannschaft einlief, flogen Flaschen, Eier und Tomaten.

"Glauben Sie mir, es war eine furchtbare Schlacht"

"Wenn hier nach Schuldigen zu fahnden ist, so nur im Zuschauerraum", analysierte die Fußball Woche. Die Hektik übertrug sich auf den Platz und Herberger sagte der Presse: "Glauben Sie mir, es war eine furchtbare Schlacht, es war kein Spiel mehr." Aus in der 1. Runde nach nur zwei Spielen, schneller musste Deutschland nie mehr von einer WM heimreisen.

Zu den Tiefpunkten aus sportlicher Sicht zählen auch das 0:0 von Tirana im Dezember 1967, als die von Helmut Schön betreute Mannschaft gegen Fußballzwerg Albanien die erste EM-Teilnahme verspielte. Schlimmer für Schön war indes das 0:1 gegen die DDR im letzten Gruppenspiel der WM 1974. Dabei hatte der gebürtige Sachse seine Spieler vor dem Prestigespiel noch gebeten: "Spielt einmal für mich!" Sie erhörten ihn nicht und die Quittung bekam er als die Bild-Zeitung titelte: "So nicht, Herr Schön!"

WM 1978: Österreich besiegt Weltmeister in Cordoba

Hart ins Gericht ging man auch nach seinem letzten Spiel mit ihm und der Mannschaft. Beim Stichwort Cordoba weiß jeder deutsche und jeder österreichische Fan Bescheid. Das 2:3 bei der WM 1978 wurde als große Blamage empfunden, ruhmlos war der Titelverteidiger in der Zwischenrunde ausgeschieden – gegen das kleine Österreich. Das damals gar nicht so klein war auf der Fußballlandkarte. Namen wie Krankl, Schachner, Prohaska oder Koncilla haben noch heute einen großen Klang im Nachbarland, das nach dem Krieg keine bessere Elf hatte. Über Nacht berühmt auch in Deutschland aber wurde ein TV-Reporter namens Edy Finger mit seinem emotionalen Kommentar nach Krankls Siegtor: "Da kommt Krankl in den Strafraum – Schuss… Toor, Toor, Toor, Toor, Toor! I wer' narrisch! Krankl schießt ein – 3:2 für Österreich! Meine Damen und Herren, wir fallen uns um den Hals: der Kollege Rippel, der Diplom-Ingenieur Posch – wir busseln uns ab. 3:2 für Österreich durch ein großartiges Tor unseres Krankl!"

Vier Jahre später kam, wieder gegen Österreich, ein Sieg auf die Liste der Tiefpunkte. Die "Schande von Gijon" erregte die Fußballwelt, weil mit dem 1:0 für Deutschland Sieger und Verlierer auf Kosten Algeriens die nächste Runde erreicht hatten. Das lahme Ballgeschiebe ließ den Verdacht einer Absprache aufkommen, die nie erwiesen wurde und wenn überhaupt, eine stillschweigende gewesen war. Still schwieg auch der ARD-Reporter Eberhard Stanjek in der zweiten Halbzeit, denn "das ist ja kein Fußballspiel mehr".

Eine spanische Zeitung nahm das Spiel in den "Polizeibericht" und unterstellte den Spielern ganz nüchtern einen Betrugsversuch. Vor dem deutschen Hotel rotteten sich enttäuschte Fans zusammen, während einer aus ihren Reihen einem Herzinfarkt erlag – vor purer Aufregung. Mehr durch die Kommentare und Handlungen nach dem Spiel verscherzten sich die Deutschen 1982 die Sympathien der Fußballwelt, die sie mit Blumen fürs Publikum zurückgewinnen versuchten. Das rüde Foul von Toni Schumacher im Halbfinale gegen Frankreichs Patrick Battiston konterkarierte diese Bemühungen.

WM-Quali 2001: England siegt in München 5:1

Den tiefsten Tiefpunkt, um ein Rudi Völler-Zitat aufzugreifen, bei einer EM gab es 2000 in Rotterdam, als das letzte Gruppenspiel gegen eine portugiesische B-Elf 0:3 verloren wurde und die Mannschaft mit nur einem Punkt ausschied. Mit ihr ging Erich Ribbeck, der als erster Bundestrainer eine EM-Vorrunde nicht überstand. Es war auch der Abschied von Lothar Matthäus, der sagte, er hätte sein 150. Länderspiel "lieber nicht gemacht".

Unter Ribbecks Nachfolger Rudi Völler gab es nach guten Anfängen ein demoralisierendes 1:5 in München gegen England (1. September 2001), was die höchste Heimniederlage nach dem Krieg war und geblieben ist. Bis 2018 hatte Deutschland jede WM-Vorrunde überstanden, dann begann eine andere Serie.

Sowohl in Russland (0:2 gegen Südkorea) als auch in Katar (1:2 zum Auftakt gegen Japan) brachen Niederlagen gegen Asiaten dem DFB-Team das Genick und es musste jeweils nach dem dritten Spiel abreisen.

WM 1998: Schwere Ausschreitungen

Nichts mit Sport zu tun hatten die Katastrophen bei den Länderspielen 1998 in Lens und 2015 in Paris. Bei der WM vor 25 Jahren schlugen deutsche Hooligans den Polizisten Daniel Nivel im Vorfeld des Spiels gegen Jugoslawien (2:2) halbtot. Bis heute leidet er unter den Folgen des Wahnsinns, der DFB kümmert sich im Rahmen der nach Nivel benannten Stiftung um ihn und seine Familie. Unter dem Eindruck der schlimmen Ereignisse bei der Straßenschlacht von Lens wollte DFB-Präsident Egidius Braun die Mannschaft vom Turnier zurückziehen, davon sah er letztlich ab.

Nur schwer an Fußball zu denken war auch am 18. November 2009 im Heimspiel gegen die Elfenbeinküste, als nicht nur die Mannschaft unter dem Eindruck des Freitods von Torwart Robert Enke stand.

"In solchen Situationen ist Fußball überhaupt nicht wichtig"

Fast genau sechs Jahre später zünden Terroristen in Frankreichs Hauptstadt vor dem Stade de France, in das sie vergeblich einzudringen versuchten, Sprengkörper und töteten sich selbst. Auch Unbeteiligte starben an jenem 13. November 2015. Zwei Explosionen sind während des Spiels zu hören. Im Schauspielhaus Bataclan kam es zur gleichen Zeit zu einem Massaker mit 129 Toten, ganz Paris war in jener Novembernacht im Aufruhr. Die Zuschauer gerieten nach Abpfiff in Panik, weil das Gerücht umging, es seien noch Attentäter vor dem Stadion, und strömten ziellos übers Feld. Die deutsche Mannschaft verbrachte die Nacht aus Sicherheitsgründen in den Katakomben.

Jerome Boateng sagte: "In solchen Situationen ist Fußball überhaupt nicht wichtig. Auch wenn man immer sagt: 'Fußball ist mein Leben'." Die Mannschaft gab am nächsten Tag eine Stellungnahme ab: "Wir haben die Nacht im Stadion viel nachgedacht. Wir haben uns gefragt, warum so etwas passieren kann? Wie so viel Unmenschlichkeit möglich ist? Antworten haben wir viele gefunden, aber keine, die diese feigen Anschläge erklären kann. Wir haben am Freitag ein Fußballspiel verloren – und es gibt nichts, was in diesem Moment unwichtiger war."

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