Milchraum: "Manchmal muss man Umwege gehen"

Vom Erlebniswert ist Patrick Milchraum ebenfalls auf seine Kosten gekommen. "Ich war ja vorher noch nie in Georgien", erzählt er. Die Menschen dort empfindet er als zugänglich. Im Verein sei er "superfreundlich" behandelt worden. Wobei er, der Serbe Igor Jelic und der Ivorer Boti Goa Demel eine Sonderstellung im Klub genossen – sie waren die einzigen Ausländer. Mit diesen beiden Spielern verstand sich Patrick Milchraum auch am besten. Was sicherlich ein Stück weit daran lag, dass Englisch in Georgien nicht so gängig ist. Zum Teil musste er sich daher mit Händen und Füßen verständigen. Aber ein paar Wörter Georgisch hat er auch aufgegriffen. "Die Aussprache ist schwierig, da habe ich mir die ausgesucht, die mir einigermaßen gut über die Lippe gehen", sagt er mit einem Lächeln.

Das Beispiel Lukasz Szukala

So blieb unter dem Strich ein einziges Problem. Nämlich, dass er von seiner Familie getrennt war. Seine Frau und sein Sohn waren nur gelegentlich vor Ort. Maximal zwei Wochen am Stück. Das lag auch daran, dass der zweite Nachwuchs unterwegs war. "Das war schon schwer", räumt Patrick Milchraum ein. Mittlerweile ist die Familie zu viert.

Dennoch geht das Abenteuer Georgien weiter. Nicht in Sestaponi, sondern in Tiflis. Bei Dinamo. Für eineinhalb Jahre unterschrieb er zu Beginn des Jahres beim Traditionsklub. Kein Wunder, schließlich winken mit dem namhaftesten georgischen Verein interessante Aufgaben. Als amtierender Meister spielt er die Champions-League-Qualifikation. "Und wenn das gut läuft, kann man in die Europa League kommen oder gar in die Gruppenphase der Champions League reinrutschen. Mal international spielen, wäre nicht schlecht", sagt Patrick Milchraum.

Dass das tatsächlich passieren kann, weiß er aus Erfahrung eines ehemaligen Mitspielers. Lukasz Szukala, den er von gemeinsamen Zeiten beim TSV München 1860 und bei Alemannia Aachen kennt. "Er ist 2010 nach Rumänien zu einem kleinen Klub gewechselt. Da haben auch einige gefragt: Was will er denn da?", erzählt Patrick Milchraum. Doch über Gloria Bistrita, Universitatea Cluj, Petrolul Ploiesti landete er nun bei Steaua Bukarest und spielt in der Europa League. Für Patrick Milchraum lautet die Erkenntnis daraus: "Manchmal muss man halt Umwege gehen, um etwas zu erleben."

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Sestaponi ist nicht unbedingt der Nabel der Welt. Auch die Information, die rund 26.000 Einwohner zählende Stadt liege in der Region Imeretien, löst gemeinhin fragende Gesichter aus. Etwas sachdienlicher ist da schon der Hinweis auf das rund 200 Kilometer entfernte Tiflis. Ja, genau, die Reise geht nach Ost-Europa. Über Rumänien oder die Ukraine hinaus. An die Ostküste des Schwarzen Meeres. Mehr als 3000 Kilometer von Deutschland entfernt. Da liegt Georgien. Und so in etwa muss sich Patrick Milchraum an die Stadt herangetastet haben, als er mit dem Angebot des FC Sestaponi konfrontiert wurde.

Der ehemalige Jugend-Nationalspieler erhielt einen Anruf von Alexander Iaschwili. Die beiden kannten sich von der gemeinsamen Zeit beim Karlsruher SC. Der Georgier wechselte nach dem Abstieg des KSC aus der 2. Bundesliga zum VfL Bochum. Dagegen steuerte Patrick Milchraum im vergangenen Sommer geradewegs zu auf die Arbeitslosigkeit. Insofern kam ihm der Vermittlungsversuch des einstigen Kollegen gelegen. "Ich war offen für alles. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich keine anderen Angebote", sagt Patrick Milchraum.

"Ich wollte immer schon mal im Ausland spielen"

Also hat er das einzig Logische gemacht. Er hat sich mit der Anfrage auseinandergesetzt. Und mit der Fremde. "Ich habe erst einmal gegoogelt, um zu schauen, wo Sestaponi überhaupt liegt", erzählt Patrick Milchraum, "ich habe mich dann weiter über Stadt und Land im Internet informiert und viel mit Alexander Iaschwili gesprochen." Schnell fanden sich Argumente, warum er das Engagement in Sestaponi ernsthaft in Erwägung ziehen sollte. "Ich habe acht Jahre in der zweiten Liga gespielt, da hatte ich das Gefühl, dass es an der Zeit ist, etwas anderes zu sehen. Ich wollte immer schon mal im Ausland spielen", erklärt er.

Dabei hatte Patrick Milchraum auch keine Berührungsängste mit Ost-Europa. "Natürlich fallen einem zunächst andere Länder ein, wenn man an ein Auslands-Engagement denkt. Aber ich konnte mir das gut vorstellen", so der Abwehr- und Mittelfeldspieler. Und der FC Sestaponi, der in jüngster Vergangenheit zweimal die georgische Meisterschaft gewinnen konnte, fand weitere Argumente, um ihm den Transfer schmackhaft zu machen. "Vom finanziellen her war es lukrativ", räumt Patrick Milchraum ein. Dazu das Risiko nicht groß. "Ich sollte mir das Ganze zunächst einmal ein halbes Jahr anschauen", berichtet er.

Verständigung mit Händen und Füßen

Das hat Patrick Milchraum gemacht. Sein Fazit lautete: "Das war eine gute Sache." Sportlich lief es gut für ihn. Wenn der 28 Jahre alte gebürtige Stuttgarter fit war, gehört er der Startformation an. Allerdings landete der FC Sestaponi auf Rang fünf. Zu viele Abgänge hatte der Klub zu verkraften, der Umbruch ist noch nicht gelungen. Dennoch sieht es Patrick Milchraum positiv. "Ich habe Spielpraxis", sagt er.

Allerdings – und da macht der zweimalige U 21-Nationalspieler keinen Hehl raus – sei das Niveau in Georgiens Spitzenklasse "überschaubar". "Der FC Sestaponi ist einer von den drei Führungsklubs mit Dinamo Tiflis und Dila Gori. Hinter diesen Klubs sinkt die Qualität."

Vom Erlebniswert ist Patrick Milchraum ebenfalls auf seine Kosten gekommen. "Ich war ja vorher noch nie in Georgien", erzählt er. Die Menschen dort empfindet er als zugänglich. Im Verein sei er "superfreundlich" behandelt worden. Wobei er, der Serbe Igor Jelic und der Ivorer Boti Goa Demel eine Sonderstellung im Klub genossen – sie waren die einzigen Ausländer. Mit diesen beiden Spielern verstand sich Patrick Milchraum auch am besten. Was sicherlich ein Stück weit daran lag, dass Englisch in Georgien nicht so gängig ist. Zum Teil musste er sich daher mit Händen und Füßen verständigen. Aber ein paar Wörter Georgisch hat er auch aufgegriffen. "Die Aussprache ist schwierig, da habe ich mir die ausgesucht, die mir einigermaßen gut über die Lippe gehen", sagt er mit einem Lächeln.

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Das Beispiel Lukasz Szukala

So blieb unter dem Strich ein einziges Problem. Nämlich, dass er von seiner Familie getrennt war. Seine Frau und sein Sohn waren nur gelegentlich vor Ort. Maximal zwei Wochen am Stück. Das lag auch daran, dass der zweite Nachwuchs unterwegs war. "Das war schon schwer", räumt Patrick Milchraum ein. Mittlerweile ist die Familie zu viert.

Dennoch geht das Abenteuer Georgien weiter. Nicht in Sestaponi, sondern in Tiflis. Bei Dinamo. Für eineinhalb Jahre unterschrieb er zu Beginn des Jahres beim Traditionsklub. Kein Wunder, schließlich winken mit dem namhaftesten georgischen Verein interessante Aufgaben. Als amtierender Meister spielt er die Champions-League-Qualifikation. "Und wenn das gut läuft, kann man in die Europa League kommen oder gar in die Gruppenphase der Champions League reinrutschen. Mal international spielen, wäre nicht schlecht", sagt Patrick Milchraum.

Dass das tatsächlich passieren kann, weiß er aus Erfahrung eines ehemaligen Mitspielers. Lukasz Szukala, den er von gemeinsamen Zeiten beim TSV München 1860 und bei Alemannia Aachen kennt. "Er ist 2010 nach Rumänien zu einem kleinen Klub gewechselt. Da haben auch einige gefragt: Was will er denn da?", erzählt Patrick Milchraum. Doch über Gloria Bistrita, Universitatea Cluj, Petrolul Ploiesti landete er nun bei Steaua Bukarest und spielt in der Europa League. Für Patrick Milchraum lautet die Erkenntnis daraus: "Manchmal muss man halt Umwege gehen, um etwas zu erleben."