Fulham-Publikumsliebling: Riether, "the Machine"

Der deutsche Fußball genießt weltweit einen hervorragenden Ruf. Die Erfolge der Nationalmannschaften und die Titelgewinne der Vereine auf internationaler Ebene haben zu diesem Renommee geführt. Diesem Ansehen wollen viele Spielerinnen, Spieler und Trainer gerecht werden, die ihr Glück im Ausland versuchen. Dafür gibt es viele Beispiele - manche prominente Namen sind dabei, aber auch eher unbekannte Akteure. DFB.de stellt einige von ihnen vor, in der Serie "Made in Germany".

Heute: Sascha Riether, der seine Fußballschuhe inzwischen für den Premier-League-Klub FC Fulham schnürt und dort schnell zur Stammkraft und zum Publikumsliebling avanciert ist.

Rechtsverteidiger im Linksverkehr

Sascha Riether gerät in London schon mal auf Abwege: Der Linksverkehr in Großbritannien ist für den Rechtsverteidiger manchmal noch gewöhnungsbedürftig. "Wenn viel Verkehr ist, fährt man den Autos einfach hinterher, aber wenn nichts los ist, kann man schon mal auf der falschen Spur landen", sagt der frühere Nationalspieler über seine vereinzelten Orientierungsprobleme zu DFB.de.

Ansonsten verläuft Riethers England-Abenteuer beim Londoner Stadtteilklub FC Fulham aber in geordneten Bahnen. "London ist eine Wahnsinnsstadt", so der Leihspieler des 1. FC Köln, der seit Juli 2012 für den FC aus dem Londoner Westen am Ball ist. " Es macht richtig Spaß, hier zu leben und Fußball zu spielen."

Wenig Eingewöhnungsprobleme hatte er bei der Verständigung. Fünf Sprachen - neben Deutsch auch Englisch, Spanisch, Französisch und etwas Portugiesisch - spricht Riether. Der berüchtigte London Regen machte dem Neuankömmling auf seiner ersten Auslandsstation auch nicht zu schaffen. "Als ich im Sommer gekommen bin, war überraschend oft schönes Wetter", sagt Riether, der im beschaulichen Vorort Wimbledon wohnt.

Treffen mit der deutschen "London Connection"

Doch das bisherige Frühjahr war auch in der englischen Hauptstadt trübe. Für Aufhellung sorgte die "London Connection" aus aktuellen und ehemaligen Nationalspielern: Lukas Podolski und Per Mertesacker (Arsenal FC), Marko Marin (Chelsea) und neuerdings auch Lewis Holtby (Tottenham Hotspur) zählen zum deutschen Profiquintett in der Acht-Millionen-Einwohner-Metropole. "Das ist nett, wir treffen uns ab und zu mal zum Essen", sagt Riether und ergänzt schmunzelnd im Hinblick auf das Chelsea-Interesse an einem Leverkusener Nationalspieler: "Und es werden vielleicht immer mehr. Man munkelt ja, dass André Schürrle auch noch kommt."

Als ehemaliger HSV-Coach wusste Fulham-Trainer Martin Jol vorher genau, was er an dem zuverlässigen Defensivspezialisten mit reichlich Vorwärtsdrang hat. Schnell wurde Riether zur Stammkraft und zum Publikumsliebling. "The Machine" nennen ihn Mitspieler und Fans auf Grund seiner großen Ausdauer und Zuverlässigkeit. "Das freut einen, wenn ankommt, was man leistet", sagt Riether. Im Fulham-Team hat er mit dem früheren Leverkusener Dimitar Berbatov, dem einstigen Hamburger Mladen Petric und dem Ex-Wolfsburger Ashkan Dejagah drei weitere Bundesliga-erfahrene Kollegen an seiner Seite.

Eliteligen im Vergleich: "Das ist ein Riesenunterschied"

Mit Vorurteilen und gängigen Klischees wurde der 30-Jährige bislang nicht konfrontiert. Auch zum Wembley-Tor oder dem letzten Treffer im alten Wembley-Stadion durch Dietmar Hamann musste er sich noch keine blöden Sprüche anhören. "Die Engländer haben wahnsinnig großen Respekt vor den Deutschen. Es heißt immer nur: "Aaah, the Germans'", sagt Riether. Die meistgestellte Frage, die der 207-malige Bundesligaspieler für Freiburg, Wolfsburg und Köln zu hören bekommt, ist die nach den Unterschieden zwischen der deutschen und englischen Eliteliga.

In Deutschland sei das Spiel mehr von der Taktik geprägt, dagegen sei in England durch die zahlreichen Weltklassespieler die individuelle Qualität höher, so Riether. Verwundert ist der Deutsche Meister von 2009, seinerzeit mit dem VfL Wolfsburg unter Trainer Felix Magath, über die lockere Arbeitsweise. "Da telefoniert jeder noch vor dem Spiel, schreibt Nachrichten, manche kommen zu spät zum Training und jeder isst, was er will", erzählt Riether verwundert. "Da sind wir in der Bundesliga schon was ganz anderes gewohnt. Auch die Trainingseinheiten in Deutschland sind viel härter, es wird mehr gelaufen und geht viel mehr ins Physische - das ist ein Riesenunterschied."

À propos Riesen: Mit seinen 1,74 Metern gehört Riether in der Premier League nicht gerade zu den "Big Boys". "Insgesamt sind die Spieler größer als in der Bundesliga, gerade die Stürmer. Da kommen manchmal Riesenochsen, das ist echt Wahnsinn", so der gebürtige Schwarzwälder. Besonders ist ihm Englands Nationalstürmer Peter Crouch, Mannschaftskollege von Robert Huth bei Stoke City, mit seinen zwei Metern in Erinnerung geblieben. "Wenn der immer bei dir auf der Seite steht, das ist nicht ganz so einfach", sagt Riether. Immerhin: Crouch blieb in beiden Partien gegen Fulham ohne Treffer.

Erst gegen Marin, dann gegen Podolski und Mertesacker

Am heutigen Mittwoch (ab 21 Uhr) erwartet Riether mit Fulham den Tabellenvierten Chelsea mit dem kleinen Dribbler Marko Marin zum Nachholspiel. Der Ex-Kölner baut im traditionsreichen Craven Cottage, das unmittelbar an der Themse liegt, auch auf den Heimvorteil: "Das Stadion ist sehr klein und eng, es herrscht immer eine Riesenatmosphäre. Die Gegner kommen meistens nicht gerne hierher, weil sie ein heißer Fight erwartet."

Am kommenden Samstag (ab 16 Uhr) sind mit Lukas Podolski und Per Mertesacker zwei weitere alte Bekannte zu Gast zum zweiten Stadtduell in Folge. Bei sechs Londoner Erstligisten sind Derbys schließlich keine Seltenheit. Die Erzrivalen für Fulham sind jedoch in erster Linie Chelsea und die Queens Park Rangers.

"Es macht Riesenspaß in der Premier League"

Das Saisonziel für die "Cottagers" lautet Top Ten, als Tabellenzehnter liegen sie zurzeit voll im Soll. So wie Riether, der bei Fulham gerne in die Verlängerung gehen würde. "Es macht Riesenspaß in der Premier League", betont er. "Etwas mehr übers Physische zu kommen, das ist genau mein Stil hier."

Und das nicht nur, weil die Mannschaft mit dem "Harlem Shake" kürzlich ein Video gedreht hat, dass bei Youtube ein Renner ist - Sascha Riether tanzt darin mit Badekappe, Taucherbrille und Schwimmring verkleidet in der ersten Reihe. "Das war hammermäßig", schwärmt der Wahl-Londoner. "Seitdem wir das gemacht haben, läuft's bei uns wie am Schnürchen. Vielleicht sollten wir das öfter machen".

Sein Vertrag in Köln läuft noch bis 2014, aber Fulham besitzt eine Option. "Die müssen sie bald mal ziehen, wenn sie mich haben wollen", sagt Riether lachend. In den nächsten Wochen soll sich die Zukunft des zweimaligen Nationalspielers klären. Der frühere Kapitän der deutschen U 21-Auswahl ist optimistisch: "Ich glaube schon, dass sie mich halten wollen."

"Wenn Löw mich braucht, bin ich da"

Was seine Zukunft in der deutschen Nationalmannschaft angeht, macht sich der Routinier keine allzu großen Gedanken: "Ich versuche einfach, mein Bestes zu geben. Das hat bisher ganz gut geklappt." Mit Bundestrainer Joachim Löw hat er zuletzt im November 2012 beim Hinspiel gegen Arsenal gesprochen. "Er hat gesagt, ich mache meine Sache gut", so Riether. "Wenn er mich braucht, bin ich da."

Die Wege nach Deutschland sind schließlich kurz. Mit dem Flieger ist er in rund einer Stunde bei Freundin Suzana in Köln oder bei seinen Eltern in Freiburg. Nur beim Autofahren muss er sich dann wieder umgewöhnen. In London sitzt der Rechtsverteidiger inzwischen auch im Auto rechts, seit er vor Kurzem seinen englischen Wagen bekommen hat. "Das ist dann noch mal ganz was anderes", sagt Riether amüsiert. Das Abenteuer England hat noch viel zu bieten.

[tl]

[bild1]

Der deutsche Fußball genießt weltweit einen hervorragenden Ruf. Die Erfolge der Nationalmannschaften und die Titelgewinne der Vereine auf internationaler Ebene haben zu diesem Renommee geführt. Diesem Ansehen wollen viele Spielerinnen, Spieler und Trainer gerecht werden, die ihr Glück im Ausland versuchen. Dafür gibt es viele Beispiele - manche prominente Namen sind dabei, aber auch eher unbekannte Akteure. DFB.de stellt einige von ihnen vor, in der Serie "Made in Germany".

Heute: Sascha Riether, der seine Fußballschuhe inzwischen für den Premier-League-Klub FC Fulham schnürt und dort schnell zur Stammkraft und zum Publikumsliebling avanciert ist.

Rechtsverteidiger im Linksverkehr

Sascha Riether gerät in London schon mal auf Abwege: Der Linksverkehr in Großbritannien ist für den Rechtsverteidiger manchmal noch gewöhnungsbedürftig. "Wenn viel Verkehr ist, fährt man den Autos einfach hinterher, aber wenn nichts los ist, kann man schon mal auf der falschen Spur landen", sagt der frühere Nationalspieler über seine vereinzelten Orientierungsprobleme zu DFB.de.

Ansonsten verläuft Riethers England-Abenteuer beim Londoner Stadtteilklub FC Fulham aber in geordneten Bahnen. "London ist eine Wahnsinnsstadt", so der Leihspieler des 1. FC Köln, der seit Juli 2012 für den FC aus dem Londoner Westen am Ball ist. " Es macht richtig Spaß, hier zu leben und Fußball zu spielen."

Wenig Eingewöhnungsprobleme hatte er bei der Verständigung. Fünf Sprachen - neben Deutsch auch Englisch, Spanisch, Französisch und etwas Portugiesisch - spricht Riether. Der berüchtigte London Regen machte dem Neuankömmling auf seiner ersten Auslandsstation auch nicht zu schaffen. "Als ich im Sommer gekommen bin, war überraschend oft schönes Wetter", sagt Riether, der im beschaulichen Vorort Wimbledon wohnt.

Treffen mit der deutschen "London Connection"

Doch das bisherige Frühjahr war auch in der englischen Hauptstadt trübe. Für Aufhellung sorgte die "London Connection" aus aktuellen und ehemaligen Nationalspielern: Lukas Podolski und Per Mertesacker (Arsenal FC), Marko Marin (Chelsea) und neuerdings auch Lewis Holtby (Tottenham Hotspur) zählen zum deutschen Profiquintett in der Acht-Millionen-Einwohner-Metropole. "Das ist nett, wir treffen uns ab und zu mal zum Essen", sagt Riether und ergänzt schmunzelnd im Hinblick auf das Chelsea-Interesse an einem Leverkusener Nationalspieler: "Und es werden vielleicht immer mehr. Man munkelt ja, dass André Schürrle auch noch kommt."

Als ehemaliger HSV-Coach wusste Fulham-Trainer Martin Jol vorher genau, was er an dem zuverlässigen Defensivspezialisten mit reichlich Vorwärtsdrang hat. Schnell wurde Riether zur Stammkraft und zum Publikumsliebling. "The Machine" nennen ihn Mitspieler und Fans auf Grund seiner großen Ausdauer und Zuverlässigkeit. "Das freut einen, wenn ankommt, was man leistet", sagt Riether. Im Fulham-Team hat er mit dem früheren Leverkusener Dimitar Berbatov, dem einstigen Hamburger Mladen Petric und dem Ex-Wolfsburger Ashkan Dejagah drei weitere Bundesliga-erfahrene Kollegen an seiner Seite.

Eliteligen im Vergleich: "Das ist ein Riesenunterschied"

Mit Vorurteilen und gängigen Klischees wurde der 30-Jährige bislang nicht konfrontiert. Auch zum Wembley-Tor oder dem letzten Treffer im alten Wembley-Stadion durch Dietmar Hamann musste er sich noch keine blöden Sprüche anhören. "Die Engländer haben wahnsinnig großen Respekt vor den Deutschen. Es heißt immer nur: "Aaah, the Germans'", sagt Riether. Die meistgestellte Frage, die der 207-malige Bundesligaspieler für Freiburg, Wolfsburg und Köln zu hören bekommt, ist die nach den Unterschieden zwischen der deutschen und englischen Eliteliga.

In Deutschland sei das Spiel mehr von der Taktik geprägt, dagegen sei in England durch die zahlreichen Weltklassespieler die individuelle Qualität höher, so Riether. Verwundert ist der Deutsche Meister von 2009, seinerzeit mit dem VfL Wolfsburg unter Trainer Felix Magath, über die lockere Arbeitsweise. "Da telefoniert jeder noch vor dem Spiel, schreibt Nachrichten, manche kommen zu spät zum Training und jeder isst, was er will", erzählt Riether verwundert. "Da sind wir in der Bundesliga schon was ganz anderes gewohnt. Auch die Trainingseinheiten in Deutschland sind viel härter, es wird mehr gelaufen und geht viel mehr ins Physische - das ist ein Riesenunterschied."

À propos Riesen: Mit seinen 1,74 Metern gehört Riether in der Premier League nicht gerade zu den "Big Boys". "Insgesamt sind die Spieler größer als in der Bundesliga, gerade die Stürmer. Da kommen manchmal Riesenochsen, das ist echt Wahnsinn", so der gebürtige Schwarzwälder. Besonders ist ihm Englands Nationalstürmer Peter Crouch, Mannschaftskollege von Robert Huth bei Stoke City, mit seinen zwei Metern in Erinnerung geblieben. "Wenn der immer bei dir auf der Seite steht, das ist nicht ganz so einfach", sagt Riether. Immerhin: Crouch blieb in beiden Partien gegen Fulham ohne Treffer.

[bild2]

Erst gegen Marin, dann gegen Podolski und Mertesacker

Am heutigen Mittwoch (ab 21 Uhr) erwartet Riether mit Fulham den Tabellenvierten Chelsea mit dem kleinen Dribbler Marko Marin zum Nachholspiel. Der Ex-Kölner baut im traditionsreichen Craven Cottage, das unmittelbar an der Themse liegt, auch auf den Heimvorteil: "Das Stadion ist sehr klein und eng, es herrscht immer eine Riesenatmosphäre. Die Gegner kommen meistens nicht gerne hierher, weil sie ein heißer Fight erwartet."

Am kommenden Samstag (ab 16 Uhr) sind mit Lukas Podolski und Per Mertesacker zwei weitere alte Bekannte zu Gast zum zweiten Stadtduell in Folge. Bei sechs Londoner Erstligisten sind Derbys schließlich keine Seltenheit. Die Erzrivalen für Fulham sind jedoch in erster Linie Chelsea und die Queens Park Rangers.

"Es macht Riesenspaß in der Premier League"

Das Saisonziel für die "Cottagers" lautet Top Ten, als Tabellenzehnter liegen sie zurzeit voll im Soll. So wie Riether, der bei Fulham gerne in die Verlängerung gehen würde. "Es macht Riesenspaß in der Premier League", betont er. "Etwas mehr übers Physische zu kommen, das ist genau mein Stil hier."

Und das nicht nur, weil die Mannschaft mit dem "Harlem Shake" kürzlich ein Video gedreht hat, dass bei Youtube ein Renner ist - Sascha Riether tanzt darin mit Badekappe, Taucherbrille und Schwimmring verkleidet in der ersten Reihe. "Das war hammermäßig", schwärmt der Wahl-Londoner. "Seitdem wir das gemacht haben, läuft's bei uns wie am Schnürchen. Vielleicht sollten wir das öfter machen".

Sein Vertrag in Köln läuft noch bis 2014, aber Fulham besitzt eine Option. "Die müssen sie bald mal ziehen, wenn sie mich haben wollen", sagt Riether lachend. In den nächsten Wochen soll sich die Zukunft des zweimaligen Nationalspielers klären. Der frühere Kapitän der deutschen U 21-Auswahl ist optimistisch: "Ich glaube schon, dass sie mich halten wollen."

"Wenn Löw mich braucht, bin ich da"

Was seine Zukunft in der deutschen Nationalmannschaft angeht, macht sich der Routinier keine allzu großen Gedanken: "Ich versuche einfach, mein Bestes zu geben. Das hat bisher ganz gut geklappt." Mit Bundestrainer Joachim Löw hat er zuletzt im November 2012 beim Hinspiel gegen Arsenal gesprochen. "Er hat gesagt, ich mache meine Sache gut", so Riether. "Wenn er mich braucht, bin ich da."

Die Wege nach Deutschland sind schließlich kurz. Mit dem Flieger ist er in rund einer Stunde bei Freundin Suzana in Köln oder bei seinen Eltern in Freiburg. Nur beim Autofahren muss er sich dann wieder umgewöhnen. In London sitzt der Rechtsverteidiger inzwischen auch im Auto rechts, seit er vor Kurzem seinen englischen Wagen bekommen hat. "Das ist dann noch mal ganz was anderes", sagt Riether amüsiert. Das Abenteuer England hat noch viel zu bieten.