Epstein: Griechenland-Urlaub um einige Jahre verlängert

Der deutsche Fußball genießt weltweit einen hervorragenden Ruf. Die Erfolge der Nationalmannschaften und die Titelgewinne der Vereine auf internationaler Ebene haben zu diesem Renommee geführt. Diesem Ansehen wollen viele Spielerinnen, Spieler und Trainer gerecht werden, die ihr Glück im Ausland versuchen. Dafür gibt es viele Beispiele - manche prominente Namen sind dabei, aber auch eher unbekannte Akteure. DFB.de stellt einige von ihnen vor, in der Serie "Made in Germany".

Heute: Denis Epstein, der sich in Griechenland einen Namen gemacht hat und sich nichts anderes mehr vorstellen kann, als dort seine Fußballschuhe zu schnüren.

Situation 2008: Kein Verein, kein Angebot, keine Perspektive

Eigentlich wollte Denis Epstein in Griechenland nur Urlaub machen. Mal abschalten. Die abgelaufene Saison verarbeiten. Den Abstieg mit Kickers Offenbach aus der 2. Bundesliga einfach abhaken. Und dabei in Ruhe überlegen, wie es weitergeht. Denn der damals 21-Jährige war nach der Saison 2007/2008 vertraglos. Ohne Verein. Ohne Angebot. Ohne Perspektive. Bis ihn Anastasios Agritis anrief. Mannschaftskollege vom OFC. Aus einem nur wenige Kilometer entfernten Nachbarort. Die beiden trafen sich. Zu einer unverbindlichen Plauderei. Die es auch blieb, bis der Grieche erzählte, dass sein neuer Klub einen Linksaußen sucht.

Der ehemalige Mitspieler wurde zum Vermittler. Iraklis Saloniki hatte Interesse an Denis Epstein. Und der hörte sich deren Angebot an. Schon für den nächsten Morgen wurde ein Treffen mit dem Manager des Klubs vereinbart. "Um 10 Uhr saß er in der Hotel-Lobby", erzählt der gebürtige Kölner, "wir kamen ziemlich schnell auf einen Nenner." Am Ende des Gesprächs bat Denis Epstein um ein paar Tage Bedenkzeit, flog nach Hause, nur um gleich wieder die Koffer zu packen. Er sagte beim griechischen Erstligisten zu.

"Diesen Schritt habe ich nicht bereut"

"Diesen Schritt habe ich bis heute nicht bereut", sagt Denis Epstein. Seit nunmehr fünf Jahren spielt er in der griechischen Super League. Bei Iraklis, Olympiakos Piräus und AO Kerkyra stand er unter Vertrag. Mittlerweile trägt er das Trikot von Atromitos Athen. Man kennt ihn mittlerweile im Land des Europameisters von 2004. Mehr noch: Er hat sich dort einen Namen gemacht. Genießt Anerkennung.

Es ist ein kostbares Gut im Profifußball. Und Denis Epstein weiß es zu schätzen. In der Schnelllebigkeit des Geschäfts ist ein gutes Image ein wichtiges Pfand. Deswegen hält er an seiner neuen Heimat fest. Trotz so mancher Widrigkeit. Aber in den kritischen Punkten hat er seine Meinung und kennt seinen Weg. Es ist eine Geradlinigkeit, die der Linksaußen auch auf dem Platz an den Tag legt. "Das einzige, was mich hier stören könnte, ist, dass die Gehälter nicht regelmäßig gezahlt werden. Wenn das passiert, muss man Konsequenzen ziehen", sagt er.

Die Finanzkrise geht nicht am Fußball vorbei

Die Klubs in Griechenland sind nicht auf Rosen gebettet. Denis Epsteins erster Verein Iraklis Saloniki ging bankrott und musste in die vierte Liga zwangsabsteigen. Die Finanzkrise geht auch am Fußball nicht vorbei. "Die Steuer wurde verdoppelt. Das trifft die Vereine, da geraten einige ins Straucheln", erzählt der Linksfuß.

Das Problem wirkt sich natürlich auch auf die Fans aus. "Die Griechen sind glühende Anhänger ihrer Klubs, aber wenn es ums Geld geht, dann sparen sie auch beim Fußball", berichtet Denis Epstein. Aber er sieht noch einen zweiten Grund für den Zuschauerrückgang. Wegen Ausschreitungen in den Stadien dürfen derzeit nur Heim-Fans die Spiele besuchen. Schlecht für die Stimmung in den Arenen. Gut für die Sicherheit dort.

"Mit den Kindern an den Strand gehen"

Auch außerhalb der Fußballplätze fühlt sich Denis Epstein gut in Griechenland aufgehoben. Kein Spur davon, dass er die Ressentiments gegenüber Bundeskanzlerin Angela Merkel ausbaden müsste. "Ich bin hier noch nie blöd angemacht worden, weil ich ein Deutscher bin", erzählt er, "wenn das der Fall sein sollte, dass ich und meine Familie angefeindet werden würden, dann wäre ich schnell weg – ich habe Familie, drei kleine Kinder."

Es würde das Bild, das Denis Epstein von Griechenland hat, konterkarieren. Eines, das er schon hatte, als er noch nicht dort lebte. Eines, das seine Entscheidung dorthin zu wechseln, maßgeblich beeinflusste. "Mein Ziel war es immer, mal im Ausland zu spielen. Irgendwo, wo die Sonne scheint, wo es warm ist, wo man mit den Kindern an den Strand gehen kann", erzählt er. Und es klingt, als hätte er sich einen Traum erfüllt.

"Das will ich nicht so einfach aufgeben"

Zumal es auch sportlich läuft. Mit Atromitos Athen spielt er in der Spitzengruppe der Liga. Der Übermannschaft der Liga, Olympiakos Piräus, brachte Atromitos am 20. Spieltag die einzige Niederlage der Saison bei. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass der Klub die Play Offs erreicht und somit um einen Platz in der Champions League- oder Europa League-Qualifikation spielt. Zwei Spieltage vor dem Ende der regulären Saison belegt Atromitos Platz vier, vier Punkte vor dem Sechstplatzierten, dem Ersten, der nicht an den Play Offs teilnimmt.

Auch deshalb ist Denis Epstein bisher der Verlockung widerstanden, nach Deutschland zurückzukehren. Kontakt zu dem einen oder anderen Verein gibt es. Auch in diesem Winter gab es Anfragen bezüglich eines Wechsels. Doch er befindet sich in einer komfortablen Situation. "Ich fühle mich wohl", sagt er. Sein Vertrag läuft noch eineinhalb Jahre. "Ich werde jetzt 27 und habe hier einen Namen, das will ich nicht so einfach aufgeben", erklärt er weiter.

Natürlich legt sich Denis Epstein nicht fest. Er würde nie nie sagen. "Dazu geht es im Fußball viel zu schnell", weiß er. Aber im Moment müsste vieles passen, bevor er ein Angebot aus der Heimat annehmen würde.

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Der deutsche Fußball genießt weltweit einen hervorragenden Ruf. Die Erfolge der Nationalmannschaften und die Titelgewinne der Vereine auf internationaler Ebene haben zu diesem Renommee geführt. Diesem Ansehen wollen viele Spielerinnen, Spieler und Trainer gerecht werden, die ihr Glück im Ausland versuchen. Dafür gibt es viele Beispiele - manche prominente Namen sind dabei, aber auch eher unbekannte Akteure. DFB.de stellt einige von ihnen vor, in der Serie "Made in Germany".

Heute: Denis Epstein, der sich in Griechenland einen Namen gemacht hat und sich nichts anderes mehr vorstellen kann, als dort seine Fußballschuhe zu schnüren.

Situation 2008: Kein Verein, kein Angebot, keine Perspektive

Eigentlich wollte Denis Epstein in Griechenland nur Urlaub machen. Mal abschalten. Die abgelaufene Saison verarbeiten. Den Abstieg mit Kickers Offenbach aus der 2. Bundesliga einfach abhaken. Und dabei in Ruhe überlegen, wie es weitergeht. Denn der damals 21-Jährige war nach der Saison 2007/2008 vertraglos. Ohne Verein. Ohne Angebot. Ohne Perspektive. Bis ihn Anastasios Agritis anrief. Mannschaftskollege vom OFC. Aus einem nur wenige Kilometer entfernten Nachbarort. Die beiden trafen sich. Zu einer unverbindlichen Plauderei. Die es auch blieb, bis der Grieche erzählte, dass sein neuer Klub einen Linksaußen sucht.

Der ehemalige Mitspieler wurde zum Vermittler. Iraklis Saloniki hatte Interesse an Denis Epstein. Und der hörte sich deren Angebot an. Schon für den nächsten Morgen wurde ein Treffen mit dem Manager des Klubs vereinbart. "Um 10 Uhr saß er in der Hotel-Lobby", erzählt der gebürtige Kölner, "wir kamen ziemlich schnell auf einen Nenner." Am Ende des Gesprächs bat Denis Epstein um ein paar Tage Bedenkzeit, flog nach Hause, nur um gleich wieder die Koffer zu packen. Er sagte beim griechischen Erstligisten zu.

"Diesen Schritt habe ich nicht bereut"

"Diesen Schritt habe ich bis heute nicht bereut", sagt Denis Epstein. Seit nunmehr fünf Jahren spielt er in der griechischen Super League. Bei Iraklis, Olympiakos Piräus und AO Kerkyra stand er unter Vertrag. Mittlerweile trägt er das Trikot von Atromitos Athen. Man kennt ihn mittlerweile im Land des Europameisters von 2004. Mehr noch: Er hat sich dort einen Namen gemacht. Genießt Anerkennung.

Es ist ein kostbares Gut im Profifußball. Und Denis Epstein weiß es zu schätzen. In der Schnelllebigkeit des Geschäfts ist ein gutes Image ein wichtiges Pfand. Deswegen hält er an seiner neuen Heimat fest. Trotz so mancher Widrigkeit. Aber in den kritischen Punkten hat er seine Meinung und kennt seinen Weg. Es ist eine Geradlinigkeit, die der Linksaußen auch auf dem Platz an den Tag legt. "Das einzige, was mich hier stören könnte, ist, dass die Gehälter nicht regelmäßig gezahlt werden. Wenn das passiert, muss man Konsequenzen ziehen", sagt er.

Die Finanzkrise geht nicht am Fußball vorbei

Die Klubs in Griechenland sind nicht auf Rosen gebettet. Denis Epsteins erster Verein Iraklis Saloniki ging bankrott und musste in die vierte Liga zwangsabsteigen. Die Finanzkrise geht auch am Fußball nicht vorbei. "Die Steuer wurde verdoppelt. Das trifft die Vereine, da geraten einige ins Straucheln", erzählt der Linksfuß.

Das Problem wirkt sich natürlich auch auf die Fans aus. "Die Griechen sind glühende Anhänger ihrer Klubs, aber wenn es ums Geld geht, dann sparen sie auch beim Fußball", berichtet Denis Epstein. Aber er sieht noch einen zweiten Grund für den Zuschauerrückgang. Wegen Ausschreitungen in den Stadien dürfen derzeit nur Heim-Fans die Spiele besuchen. Schlecht für die Stimmung in den Arenen. Gut für die Sicherheit dort.

"Mit den Kindern an den Strand gehen"

Auch außerhalb der Fußballplätze fühlt sich Denis Epstein gut in Griechenland aufgehoben. Kein Spur davon, dass er die Ressentiments gegenüber Bundeskanzlerin Angela Merkel ausbaden müsste. "Ich bin hier noch nie blöd angemacht worden, weil ich ein Deutscher bin", erzählt er, "wenn das der Fall sein sollte, dass ich und meine Familie angefeindet werden würden, dann wäre ich schnell weg – ich habe Familie, drei kleine Kinder."

Es würde das Bild, das Denis Epstein von Griechenland hat, konterkarieren. Eines, das er schon hatte, als er noch nicht dort lebte. Eines, das seine Entscheidung dorthin zu wechseln, maßgeblich beeinflusste. "Mein Ziel war es immer, mal im Ausland zu spielen. Irgendwo, wo die Sonne scheint, wo es warm ist, wo man mit den Kindern an den Strand gehen kann", erzählt er. Und es klingt, als hätte er sich einen Traum erfüllt.

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"Das will ich nicht so einfach aufgeben"

Zumal es auch sportlich läuft. Mit Atromitos Athen spielt er in der Spitzengruppe der Liga. Der Übermannschaft der Liga, Olympiakos Piräus, brachte Atromitos am 20. Spieltag die einzige Niederlage der Saison bei. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass der Klub die Play Offs erreicht und somit um einen Platz in der Champions League- oder Europa League-Qualifikation spielt. Zwei Spieltage vor dem Ende der regulären Saison belegt Atromitos Platz vier, vier Punkte vor dem Sechstplatzierten, dem Ersten, der nicht an den Play Offs teilnimmt.

Auch deshalb ist Denis Epstein bisher der Verlockung widerstanden, nach Deutschland zurückzukehren. Kontakt zu dem einen oder anderen Verein gibt es. Auch in diesem Winter gab es Anfragen bezüglich eines Wechsels. Doch er befindet sich in einer komfortablen Situation. "Ich fühle mich wohl", sagt er. Sein Vertrag läuft noch eineinhalb Jahre. "Ich werde jetzt 27 und habe hier einen Namen, das will ich nicht so einfach aufgeben", erklärt er weiter.

Natürlich legt sich Denis Epstein nicht fest. Er würde nie nie sagen. "Dazu geht es im Fußball viel zu schnell", weiß er. Aber im Moment müsste vieles passen, bevor er ein Angebot aus der Heimat annehmen würde.