"Die Trainer sind der Schlüssel zum Erfolg"

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Der International Coaching Course (ICC) des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ist Jahr für Jahr bei Fußballern aus der ganzen Welt heiß begehrt. Interessierte Spieler - vom Breitensportler bis zum ehemaligen Profi - bewerben sich beim Auswärtigen Amt (AA) um einen der wenigen Plätze an der Sportschule Hennef, wo die dreiwöchigen Lehrgänge durchgeführt und die Teilnehmer in Theorie und Praxis ausgebildet werden.

Beim ICC 2012 waren auch Jaqueline Shipanga aus Namibia, Joseph Silveira aus Sri Lanka und Costa Ricas Rekordnationalspieler Luis Marin, der bei den Weltmeisterschaften 2002 und 2006 für sein Land spielte, in Hennef. Im Interview sprechen die drei über die Ausbildung beim ICC und die Zukunft in ihren Heimatländern.

Frage: Sie sind für drei Wochen in Hennef gewesen. Heute Abend steht das Abschlussspiel gegen die DFB-Betriebsmannschaft auf dem Programm. Sind Sie schon aufgeregt?

Joseph Silveira: Nein. Wir sind aufgeregt, endlich spielen zu können. Wir freuen uns auf das Spiel.

Frage: Wie war die Zeit im Kurs bisher?

Silveira: Am Anfang, die ersten ein, zwei Tage, waren wir ein bisschen unsicher. Die Umgebung war neu, die Leute waren neu. Wir kannten uns ja alle nicht. Die Kursleiter haben uns gesagt, wie das Programm aussieht und was sie von uns während des Kurses erwarten.

Frage: Sie sind 28 Teilnehmer in diesem Kurs aus 22 verschiedenen Ländern. War es anfangs schwierig, sich aneinander zu gewöhnen?

Luis Marin: Natürlich war es anfangs schwierig. Wir kommen aus anderen Ländern, haben andere Kulturen und andere Ideen. Auch unsere Sicht auf den Fußball ist unterschiedlich. Aber dann gewöhnt man sich doch recht schnell aneinander, weil der Fußball auf der ganzen Welt doch Gemeinsamkeiten hat. Wir lernen hier sehr viel und haben mittlerweile neue Freunde auf der ganzen Welt gefunden.

Frage: Was ist denn bisher für Sie persönlich der wichtigste Aspekt, den sie bisher gelernt haben?

Marin: Die Trainingsmethodologie. Als ich hierhin gekommen bin, wusste ich nicht, wie ich mein Training vorbereiten sollte und wie ich meine Spieler individuell am besten Verbessern kann. Das fällt mir nun viel leichter. Ich weiß jetzt, was ich für die Spieler tun kann, um sie zu verbessern.

Jaqueline Shipanga: Ich komme aus Namibia, also aus Afrika. Und über Afrika wird ständig gesagt, dass wir sehr viele Talente haben, dass aber die Verantwortlichen nicht wüssten, wie man diese Talente am besten fördert; so kann man keine Weltmeisterschaft gewinnen. Hier im ICC gibt es tolle Ausbilder. Auch die Internationalität dieses Kurses nützt uns viel. Ich kann neben einem WM-Teilnehmer wie Luis sitzen und Joseph aus Sri Lanka – diese Konstellationen eröffnet eine sehr spannende Diskussion über Fußball, die von den Ausbildern positiv moderiert werden. Meiner Meinung nach sind die Trainer der Schlüssel zum Erfolg und dieser Kurs hat mich in dieser Sicht bestätigt.

Frage: Also fühlen Sie sich gut ausgebildet, um ihre Aufgaben in ihrer Heimat angemessen erfüllen zu können?

Silveira: Auf jeden Fall. Für mich war es sehr interessant, etwas über Zeitmanagement zu erfahren und darüber, wie man die Entwicklung seines Teams vorantreibt. Dieses Wissen kann ich gut für mein Team anwenden. Auch dass ich mit Luis spielen konnte, der 2002 und 2006 bei der WM dabei war. Er geht ganz normal mit uns um und gibt sein Wissen und seine Erfahrung an uns weiter – das ist toll.

Shipanga: (legt Stift und Zettel auf den Tisch) Du musst mir übrigens noch ein Autogramm geben. (alle lachen)

Marin: Wir gehen mit viel Wissen nach Hause, das wir vorher nicht hatten, viele Dinge, die wir nicht kannten; das ist sehr wichtig. Jetzt liegt es an uns, dass wir dieses Wissen in unserer Heimat weitergeben.

Frage: Sie hätten auch andere Möglichkeiten gehabt, einen ähnlichen Kurs zu besuchen. Warum haben sie sich für Deutschland und den DFB entschieden?

Shipanga: Namibia arbeitet schon lange mit Deutschland zusammen. Über die vergangenen 16 Jahre sind immer zwei unserer Trainer pro Jahr hierhergekommen. Bei ihrer Rückkehr nach Namibia, wo sie in der Premier League gearbeitet haben, konnte man danach eine deutliche Verbesserung in ihrer Taktik und ihrem Spielverständnis erkennen und die Spieler sind viel besser geworden. Manche haben vor dem Kursbesuch gegen den Abstieg gekämpft und stehen nun regelmäßig unter den besten drei Mannschaften des Landes. Das hat das Niveau innerhalb unserer Profiliga deutlich angehoben. Ich wollte einen Kurs besuchen, von dem ich wusste, dass ich stark davon profitieren würde. Und durch meine Kollegen wusste ich, dass die Qualität dieses Kurses so hoch ist, dass ich sehr viel lernen würde.

Frage: Wie äußert sich diese Qualität?

Shipanga: Wir schauen nicht nur auf die Inhalte. Die Ausbilder sind hochqualifiziert. Horst (Kriete, Anm. d. Red.) ist sehr erfahren und geht mit jedem gleich um. Da gibt es keine Sonderbehandlung, sondern jeder muss vom ersten Moment an mitziehen. Am Ende, wenn ich das Zertifikat bekomme, möchte ich wissen: Das hast du dir verdient.

Frage: Was war Ihnen dabei wichtig?

Shipanga: Sehr gut gefiel mir, dass wir die Jugendabteilung von Bayer Leverkusen besucht haben und dort unsere theoretischen Kenntnisse in der Praxis erlebt haben. Wir konnten beobachten, wie der Verein arbeitet, wie das Training aufgebaut ist und wie die Mannschaften entwickelt werden.

Silveira: Man hat die Gesamtphilosophie des Klubs erkannt. Das war beeindruckend.

Frage: Was erwartet Sie, wenn Sie wieder zu Hause sind? Was wird Ihre Aufgabe sein?

Silveira: Mit der U 16-Mädchen-Mannschaft steht die Qualifikation für die Asienmeisterschaften an. Und ich hoffe, dass ich meine Spielerinnen, ich bin Torwarttrainer, weiter verbessern und ihnen die Dinge, die ich hier gelernt habe, vermitteln kann.

Shipanga: Für mich ist es ein bisschen anders. Am Anfang hat Christian Volk vom DFB über die Geschichte des Fußballs in Deutschland gesprochen. Dabei hat er das schlechte Abschneiden der Nationalmannschaft bei der EM 2000 erwähnt, als bereits in der Gruppenphase Schluss war. Bis dahin hat Deutschland immer versucht, über Athletik, Einsatz und Kampf zu gewinnen und die Spieler waren älter und erfahren. Als nach diesem Turnier erkannt wurde, dass das nicht mehr reicht, wurde durch den Verband eine neue Fußball-Philosophie eingeführt. Die Verantwortlichen haben sich gefragt "Wer sind wir?" und von ganz vorne angefangen. Die Jugendarbeit wurde in den Fokus gerückt und forciert. Mit dem Ergebnis, dass Deutschland nun einer der Titel-Favoriten ist. Da ich im Frauenfußball arbeite, wird das nicht ganz so schwierig sein, wie es im Männerfußball wäre, aber dennoch eine große Herausforderung werden.

Marin: Ich habe erst vor eineinhalb Jahren meine aktive Karriere beendet und arbeite derzeit als Co-Trainer der Herren-Nationalmannschaft. Unser großes Ziel ist es, uns für die Weltmeisterschaft 2014 zu qualifizieren. Ganz Costa Rica hofft, dass wir es schaffen werden.

Frage: Sie haben bereits angesprochen, dass Sie auch einmal außerhalb der Sportschule unterwegs waren. Sie waren bei einem Spiel von Bayer Leverkusen und am 34. Spieltag in Dortmund, als der Borussia die Meisterschale übergeben wurde. Aber auch andere Orte in der Umgebung haben Sie sich anschauen können. Was haben Sie an diesen Ausflügen gemocht?

Silveira: Die Stimmung in den Stadien war toll. Ich war bei der WM 2006 als Zuschauer schon in Deutschland und fand es damals super. Das noch mal zu erleben, war klasse.

Marin: Ich war sehr interessiert zu sehen, wie sich die Mannschaften aufwärmen und wie die Vorbereitung auf ein Spiel verläuft. Die gute Stimmung in den Stadien kannte ich schon, da ich ja zur WM 2006 schon einmal hier war. Seitdem habe ich die Bundesliga auch immer ein wenig verfolgt und wusste so, dass die Stimmung in den Stadien immer fantastisch ist.

Shipanga: In Dortmund fand ich die Stimmung faszinierend. Über 80.000 Fans im Stadion, Menschen, die nach Spielende auf den Platz gestürmt sind und ein Stück Rasen mitgenommen haben, weil sie sagen: Der Fußball, der Verein, das ist ein Teil von mir – es war elektrisierend! Ich habe gefragt, ob die Fans den Club immer so unterstützen oder nur jetzt, wo er erfolgreich ist und die Meisterschaft gewonnen hat. Und alle haben mir gesagt, dass die Fans auch da waren, als Dortmund vor ein paar Jahren gegen den Abstieg gekämpft hat. Und das, obwohl ein Ticket 38 Euro kostet! In Afrika gibt es kein Spiel, bei dem ein Ticket so viel Geld kostet.

Frage: Da wird das Geld wahrscheinlich für wichtigere Dinge ausgegeben…

Shipanga: Ja, für Lebensmittel. Aber für mich persönlich am interessantesten war die Fahrt nach Leverkusen. Da sieht man, dass es nicht nur um die Maschinerie, ums Business geht. Dort bildet man keine Fußballer aus, sondern Persönlichkeiten. Menschen. Auf die akademische Seite wird ebenso Wert gelegt, wie auf die familiäre und die sportliche. Die Psychologen und die Gastfamilien geben so viel, um den Jungen dabei zu helfen, Profi-Fußballer zu werden. Aber gleichzeitig wird auch darauf geschaut, dass jeder einen Beruf erlernt oder ein Studium absolviert. Etwas, auf das die Spieler zurückgreifen können, sollte es nicht mit dem Profitum klappen. Das ist der Aspekt des Kurses, von dem ich sage: Das ist das Beeindruckendste, was ich erlebt habe.

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Der International Coaching Course (ICC) des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ist Jahr für Jahr bei Fußballern aus der ganzen Welt heiß begehrt. Interessierte Spieler - vom Breitensportler bis zum ehemaligen Profi - bewerben sich beim Auswärtigen Amt (AA) um einen der wenigen Plätze an der Sportschule Hennef, wo die dreiwöchigen Lehrgänge durchgeführt und die Teilnehmer in Theorie und Praxis ausgebildet werden.

Beim ICC 2012 waren auch Jaqueline Shipanga aus Namibia, Joseph Silveira aus Sri Lanka und Costa Ricas Rekordnationalspieler Luis Marin, der bei den Weltmeisterschaften 2002 und 2006 für sein Land spielte, in Hennef. Im Interview sprechen die drei über die Ausbildung beim ICC und die Zukunft in ihren Heimatländern.

Frage: Sie sind für drei Wochen in Hennef gewesen. Heute Abend steht das Abschlussspiel gegen die DFB-Betriebsmannschaft auf dem Programm. Sind Sie schon aufgeregt?

Joseph Silveira: Nein. Wir sind aufgeregt, endlich spielen zu können. Wir freuen uns auf das Spiel.

Frage: Wie war die Zeit im Kurs bisher?

Silveira: Am Anfang, die ersten ein, zwei Tage, waren wir ein bisschen unsicher. Die Umgebung war neu, die Leute waren neu. Wir kannten uns ja alle nicht. Die Kursleiter haben uns gesagt, wie das Programm aussieht und was sie von uns während des Kurses erwarten.

Frage: Sie sind 28 Teilnehmer in diesem Kurs aus 22 verschiedenen Ländern. War es anfangs schwierig, sich aneinander zu gewöhnen?

Luis Marin: Natürlich war es anfangs schwierig. Wir kommen aus anderen Ländern, haben andere Kulturen und andere Ideen. Auch unsere Sicht auf den Fußball ist unterschiedlich. Aber dann gewöhnt man sich doch recht schnell aneinander, weil der Fußball auf der ganzen Welt doch Gemeinsamkeiten hat. Wir lernen hier sehr viel und haben mittlerweile neue Freunde auf der ganzen Welt gefunden.

Frage: Was ist denn bisher für Sie persönlich der wichtigste Aspekt, den sie bisher gelernt haben?

Marin: Die Trainingsmethodologie. Als ich hierhin gekommen bin, wusste ich nicht, wie ich mein Training vorbereiten sollte und wie ich meine Spieler individuell am besten Verbessern kann. Das fällt mir nun viel leichter. Ich weiß jetzt, was ich für die Spieler tun kann, um sie zu verbessern.

Jaqueline Shipanga: Ich komme aus Namibia, also aus Afrika. Und über Afrika wird ständig gesagt, dass wir sehr viele Talente haben, dass aber die Verantwortlichen nicht wüssten, wie man diese Talente am besten fördert; so kann man keine Weltmeisterschaft gewinnen. Hier im ICC gibt es tolle Ausbilder. Auch die Internationalität dieses Kurses nützt uns viel. Ich kann neben einem WM-Teilnehmer wie Luis sitzen und Joseph aus Sri Lanka – diese Konstellationen eröffnet eine sehr spannende Diskussion über Fußball, die von den Ausbildern positiv moderiert werden. Meiner Meinung nach sind die Trainer der Schlüssel zum Erfolg und dieser Kurs hat mich in dieser Sicht bestätigt.

Frage: Also fühlen Sie sich gut ausgebildet, um ihre Aufgaben in ihrer Heimat angemessen erfüllen zu können?

Silveira: Auf jeden Fall. Für mich war es sehr interessant, etwas über Zeitmanagement zu erfahren und darüber, wie man die Entwicklung seines Teams vorantreibt. Dieses Wissen kann ich gut für mein Team anwenden. Auch dass ich mit Luis spielen konnte, der 2002 und 2006 bei der WM dabei war. Er geht ganz normal mit uns um und gibt sein Wissen und seine Erfahrung an uns weiter – das ist toll.

Shipanga: (legt Stift und Zettel auf den Tisch) Du musst mir übrigens noch ein Autogramm geben. (alle lachen)

Marin: Wir gehen mit viel Wissen nach Hause, das wir vorher nicht hatten, viele Dinge, die wir nicht kannten; das ist sehr wichtig. Jetzt liegt es an uns, dass wir dieses Wissen in unserer Heimat weitergeben.

Frage: Sie hätten auch andere Möglichkeiten gehabt, einen ähnlichen Kurs zu besuchen. Warum haben sie sich für Deutschland und den DFB entschieden?

Shipanga: Namibia arbeitet schon lange mit Deutschland zusammen. Über die vergangenen 16 Jahre sind immer zwei unserer Trainer pro Jahr hierhergekommen. Bei ihrer Rückkehr nach Namibia, wo sie in der Premier League gearbeitet haben, konnte man danach eine deutliche Verbesserung in ihrer Taktik und ihrem Spielverständnis erkennen und die Spieler sind viel besser geworden. Manche haben vor dem Kursbesuch gegen den Abstieg gekämpft und stehen nun regelmäßig unter den besten drei Mannschaften des Landes. Das hat das Niveau innerhalb unserer Profiliga deutlich angehoben. Ich wollte einen Kurs besuchen, von dem ich wusste, dass ich stark davon profitieren würde. Und durch meine Kollegen wusste ich, dass die Qualität dieses Kurses so hoch ist, dass ich sehr viel lernen würde.

Frage: Wie äußert sich diese Qualität?

Shipanga: Wir schauen nicht nur auf die Inhalte. Die Ausbilder sind hochqualifiziert. Horst (Kriete, Anm. d. Red.) ist sehr erfahren und geht mit jedem gleich um. Da gibt es keine Sonderbehandlung, sondern jeder muss vom ersten Moment an mitziehen. Am Ende, wenn ich das Zertifikat bekomme, möchte ich wissen: Das hast du dir verdient.

Frage: Was war Ihnen dabei wichtig?

Shipanga: Sehr gut gefiel mir, dass wir die Jugendabteilung von Bayer Leverkusen besucht haben und dort unsere theoretischen Kenntnisse in der Praxis erlebt haben. Wir konnten beobachten, wie der Verein arbeitet, wie das Training aufgebaut ist und wie die Mannschaften entwickelt werden.

Silveira: Man hat die Gesamtphilosophie des Klubs erkannt. Das war beeindruckend.

Frage: Was erwartet Sie, wenn Sie wieder zu Hause sind? Was wird Ihre Aufgabe sein?

Silveira: Mit der U 16-Mädchen-Mannschaft steht die Qualifikation für die Asienmeisterschaften an. Und ich hoffe, dass ich meine Spielerinnen, ich bin Torwarttrainer, weiter verbessern und ihnen die Dinge, die ich hier gelernt habe, vermitteln kann.

Shipanga: Für mich ist es ein bisschen anders. Am Anfang hat Christian Volk vom DFB über die Geschichte des Fußballs in Deutschland gesprochen. Dabei hat er das schlechte Abschneiden der Nationalmannschaft bei der EM 2000 erwähnt, als bereits in der Gruppenphase Schluss war. Bis dahin hat Deutschland immer versucht, über Athletik, Einsatz und Kampf zu gewinnen und die Spieler waren älter und erfahren. Als nach diesem Turnier erkannt wurde, dass das nicht mehr reicht, wurde durch den Verband eine neue Fußball-Philosophie eingeführt. Die Verantwortlichen haben sich gefragt "Wer sind wir?" und von ganz vorne angefangen. Die Jugendarbeit wurde in den Fokus gerückt und forciert. Mit dem Ergebnis, dass Deutschland nun einer der Titel-Favoriten ist. Da ich im Frauenfußball arbeite, wird das nicht ganz so schwierig sein, wie es im Männerfußball wäre, aber dennoch eine große Herausforderung werden.

Marin: Ich habe erst vor eineinhalb Jahren meine aktive Karriere beendet und arbeite derzeit als Co-Trainer der Herren-Nationalmannschaft. Unser großes Ziel ist es, uns für die Weltmeisterschaft 2014 zu qualifizieren. Ganz Costa Rica hofft, dass wir es schaffen werden.

Frage: Sie haben bereits angesprochen, dass Sie auch einmal außerhalb der Sportschule unterwegs waren. Sie waren bei einem Spiel von Bayer Leverkusen und am 34. Spieltag in Dortmund, als der Borussia die Meisterschale übergeben wurde. Aber auch andere Orte in der Umgebung haben Sie sich anschauen können. Was haben Sie an diesen Ausflügen gemocht?

Silveira: Die Stimmung in den Stadien war toll. Ich war bei der WM 2006 als Zuschauer schon in Deutschland und fand es damals super. Das noch mal zu erleben, war klasse.

Marin: Ich war sehr interessiert zu sehen, wie sich die Mannschaften aufwärmen und wie die Vorbereitung auf ein Spiel verläuft. Die gute Stimmung in den Stadien kannte ich schon, da ich ja zur WM 2006 schon einmal hier war. Seitdem habe ich die Bundesliga auch immer ein wenig verfolgt und wusste so, dass die Stimmung in den Stadien immer fantastisch ist.

Shipanga: In Dortmund fand ich die Stimmung faszinierend. Über 80.000 Fans im Stadion, Menschen, die nach Spielende auf den Platz gestürmt sind und ein Stück Rasen mitgenommen haben, weil sie sagen: Der Fußball, der Verein, das ist ein Teil von mir – es war elektrisierend! Ich habe gefragt, ob die Fans den Club immer so unterstützen oder nur jetzt, wo er erfolgreich ist und die Meisterschaft gewonnen hat. Und alle haben mir gesagt, dass die Fans auch da waren, als Dortmund vor ein paar Jahren gegen den Abstieg gekämpft hat. Und das, obwohl ein Ticket 38 Euro kostet! In Afrika gibt es kein Spiel, bei dem ein Ticket so viel Geld kostet.

Frage: Da wird das Geld wahrscheinlich für wichtigere Dinge ausgegeben…

Shipanga: Ja, für Lebensmittel. Aber für mich persönlich am interessantesten war die Fahrt nach Leverkusen. Da sieht man, dass es nicht nur um die Maschinerie, ums Business geht. Dort bildet man keine Fußballer aus, sondern Persönlichkeiten. Menschen. Auf die akademische Seite wird ebenso Wert gelegt, wie auf die familiäre und die sportliche. Die Psychologen und die Gastfamilien geben so viel, um den Jungen dabei zu helfen, Profi-Fußballer zu werden. Aber gleichzeitig wird auch darauf geschaut, dass jeder einen Beruf erlernt oder ein Studium absolviert. Etwas, auf das die Spieler zurückgreifen können, sollte es nicht mit dem Profitum klappen. Das ist der Aspekt des Kurses, von dem ich sage: Das ist das Beeindruckendste, was ich erlebt habe.