Neuberger der Spezialist für die besonders schwierige Aufgaben

Dr. Peco Bauwens, Mitinhaber eines Kölner Baugeschäfts, war nicht nur ein unabhängiger und selbstbewusster Mensch, er war vor allem auch ein Mann des grünen Rasens. 1910 bestritt er als Nationalspieler sein erstes (und einziges) Länderspiel beim 0:3 gegen Belgien in Duisburg, und zwischen den beiden Weltkriegen leitete er 82 Länderspiele als Schiedsrichter. In seiner Amtszeit von 1950 bis 1962 verhalf er dem deutschen Fußball – mit dem "Wunder von Bern" 1954 als Höhepunkt – wieder zu internationalem Ansehen und wurde bei seinem Abschied zum zweiten Ehrenvorsitzenden der DFB-Geschichte ernannt. Die Wahl seines Nachfolgers Dr. Hermann Gösmann ging am 28. Juli 1962 in Dortmund mit einem historischen Bundestags-Beschluss einher: Mit Zweidrittelmehrheit wurde die Einführung der Bundesliga beschlossen.

Mit Hermann Neuberger, einem gelernten Journalisten aus Saarbrücken, stand von 1975 bis 1992 ein dynamischer Allroundmann an der DFB-Spitze. Als Spezialist für die Lösung besonders schwieriger Aufgaben hatte er als DFB-Vizepräsident und Organisationschef der FIFA die WM 1974 zu einem nicht nur sportlich großen Erfolg gestaltet. Als Präsident bewältigte er außerdem etliche Krisen mit großem Geschick, ehe er 1990 nach dem Gewinn des dritten WM-Titels in Italien auch seine größte Herausforderung als erfolgreicher Mittler bestand: die Zusammenführung des deutschen Fußballs im Anschluss an die Wiedervereinigung Deutschlands. Der DFB dankte ihm seine großen Verdienste, als er nach Hermann Neubergers Tod im September 1992 die Zentrale an der Frankfurter Otto-Fleck-Schneise nach ihm benannte.

Mit Egidius Braun, studierter Kaufmann und Unternehmensberater, betrat als Neubergers Nachfolger ein Präsident die große Fußballbühne, der sich als Anwalt der mehr als sechs Millionen DFB-Mitglieder verstand und aus dem Einfluss der "bedeutendsten Gesellschaftsbewegung in Deutschland", so seine Einschätzung, vor allem die gesellschaftspolitische und soziale Verantwortung für den Verband ableitete. Der Aachener gründete als Delegationsleiter des deutschen Teams bei der WM 1986 die Mexico-Hilfe und führte als Präsident einen höchst engagierten Kampf gegen Drogenmissbrauch. Von seinem Engagement für die Kinder in Dritte-Welt-Ländern und osteuropäischen Staaten, aber auch für die Integration von Ausländern und für die Aufwertung des Ehrenamtes profitieren bis heute viele DFB-Aktivitäten. In seine Amtszeit fiel die erfolgreiche Bewerbung um die Durchführung der WM 2006, der Gewinn der Europameisterschaft 1996 in England, aber auch "die schwärzeste Stunde meines Lebens", so Braun, als deutsche Hooligans bei der WM 1998 den französischen Polizisten David Nivel in Lens fast zu Tode prügelten und ihm lebenslange schwere gesundheitliche Schäden zufügten.