Siebert bei EURO dabei: "Wie ein Traum"

Neben Felix Brych wird mit Daniel Siebert ein zweiter deutscher Schiedsrichter bei der EURO im Sommer zum Einsatz kommen. Die Nominierung ist nicht nur für Experten eine Überraschung, sondern auch für den 36 Jahre alten Berliner selbst.

Am Tag der Nominierung konnte Siebert sein Glück kaum in Worte fassen. In der Bundesliga war Spieltag, Siebert zum Spiel Hoffenheim gegen Mönchengladbach eingeteilt. "Wir waren gerade im Auto unterwegs, vom Frankfurter Flughafen nach Sinsheim, als auf dem Handy meines Assistenten Lasse Koslowski eine Meldung über die EM-Schiedsrichter-Teams aufploppte. Darin stand auch mein Name", berichtet der 36-Jährige. "Das war Wahnsinn - und das musste ich auch erst mal verarbeiten." Im Pkw mit dabei saß Jan Seidel. Er war nicht nur in Hoffenheim als Assistent angesetzt, sondern wird seinen "Chef" in dieser Rolle auch zur EURO begleiten. Ebenfalls als Assistent dabei sein wird Rafael Foltyn aus Wiesbaden.

"Lustig war, dass ich am Tag der Nominierung kurz mit Rafael Foltyn sprechen konnte, weil der für unser Spiel in Hoffenheim als Video-Assistent eingeteilt war", berichtet Siebert von der Ankunft im Stadion in Sinsheim. Nach der kurzen Freude galt die volle Konzentration dann aber der Bundesligapartie. "Das Spiel lief gut. Und danach haben wir im Stadion mit einem Glas Alsterwasser beziehungsweise Radler angestoßen. Das musste sein. Aber jetzt bleibe ich bis nach der EM Asket", sagt der 1,90 Meter große Modellathlet.

Champions-League-Debüt 2018 in Liverpool

Daniel Siebert ist seit 1998 Unparteiischer. Er pfeift für den FC Nordost Berlin. Seit 2009 leitet er Spiele der 2. Bundesliga. Seine erste Begegnung im deutschen Fußball-Oberhaus war drei Jahre später die Begegnung zwischen dem FC Schalke 04 und dem FC Augsburg. Weitere 120 Partien kamen seitdem dazu. Das erste A-Länderspiel unter seiner Regie war die Begegnung zwischen Luxemburg und Moldawien im Juni 2015. In der Gruppenphase der UEFA Champions League gab er im Oktober 2018 sein Debüt beim 4:0 des FC Liverpool gegen Roter Stern Belgrad.

Die Überraschung, zur EM 2020 berufen zu sein, war vor allem deshalb so groß, weil Siebert vorrangig ein anderes Ziel verfolgte: "Ich wollte in die Elite-Kategorie, die höchste Einstufung im europäischen Schiedsrichterwesen, befördert werden." Bislang gehört der 36-Jährige der zweithöchsten Kategorie an, der First Category.

"Als ich unlängst für das Europa-League-Viertelfinale Dinamo Zagreb gegen FC Villarreal angesetzt wurde, da sagte man mir, dies sei ein bedeutsames Spiel. Ich dachte allerdings für meine Beförderung." Wie sich im Nachhinein herausstellte, bezog sich diese Aussage wohl eher auf die EM-Nominierung. So oder so: Die Partie lief aus Schiedsrichtersicht hervorragend, das Team Siebert erhielt viel Lob. Offensichtlich ein Türöffner. "Ich weiß nicht, ob es das schon mal gegeben hat, dass ein Schiedsrichter, der nicht der höchsten Kategorie angehört, zu so einem großen Turnier eingeladen worden ist", sagt er - und ein bisschen Stolz schwingt in seinen Worten mit.

"Schiedsrichter mit einem großen fußballerischen Verständnis"

Auch wenn Referees wissen, dass manche Ansetzung wegweisend ist für ihr weiteres Fortkommen, so wäre es doch zu einfach, diesen Erfolg nur von der Partie in Zagreb abhängig zu machen. Siebert überzeugt seit langer Zeit mit konstant sehr guten Leistungen - national wie international. "Er ist ein Schiedsrichter mit einem großen fußballerischen Verständnis und einer guten Kommunikation auf dem Platz", sagt beispielsweise Lutz Michael Fröhlich, der sportliche Leiter der Elite-Referees. "In seiner Rolle als Unparteiischer ist er dabei sehr gradlinig."

Vom 7. Juni an werden alle EM-Schiedsrichter ein gemeinsames Camp in Istanbul beziehen. Über die Einsätze bei den 51 Spielen zwischen dem 11. Juni und dem 11. Juli entscheidet die UEFA kurzfristig. "Es fühlt sich an wie ein Traum", sagt der deutsche Unparteiische und kann es noch immer nicht so richtig glauben, dass er dabei ist.

Der Berliner ist trotz des Erfolgs bodenständig geblieben. Wenn die erste Welle der Glückwünsche und Presseanfragen abgeebbt ist, will er sich in Ruhe auf das Turnier vorbereiten. Dabei ist er Druck gewohnt. Schiedsrichter auf dieser Ebene müssen den aushalten, das hat Siebert mit seinem Team zuletzt auch beim Topspiel RB Leipzig gegen den FC Bayern München Anfang April unter Beweis gestellt.

Berufliches und privates Glück

Bei der EM wird voraussichtlich eine bedeutsame Änderung auf die Referees zukommen, denn zu den Spielen werden wohl Zuschauer zugelassen. "Wir haben uns seit mehr als einem Jahr daran gewöhnt, Spiele ohne Publikum zu pfeifen. Wenn jetzt wieder 10.000 oder 20.000 Zuschauer anwesend sind, wird es eine andere Situation sein, ein anderes Stadionfeeling geben. Darauf müssen wir uns mental einstellen", denkt der 36-Jährige schon ganz konkret an das Turnier.

Aber er denkt in diesem Moment auch noch an ein anderes Ereignis, das ausnahmsweise nichts mit Fußball zu tun hat: In diesem Jahr werden seine Frau und er zum ersten Mal Eltern. Darauf freut sich das Paar sehr. Das Kind wird wohl ausgerechnet während der EM zur Welt kommen. Auch wenn Daniel Siebert bei der Geburt eher nicht dabei sein kann, wird er immerhin dem Nachwuchs später einmal erzählen können, was er bei der Fußball-Europameisterschaft erlebt hat.

[db]

Neben Felix Brych wird mit Daniel Siebert ein zweiter deutscher Schiedsrichter bei der EURO im Sommer zum Einsatz kommen. Die Nominierung ist nicht nur für Experten eine Überraschung, sondern auch für den 36 Jahre alten Berliner selbst.

Am Tag der Nominierung konnte Siebert sein Glück kaum in Worte fassen. In der Bundesliga war Spieltag, Siebert zum Spiel Hoffenheim gegen Mönchengladbach eingeteilt. "Wir waren gerade im Auto unterwegs, vom Frankfurter Flughafen nach Sinsheim, als auf dem Handy meines Assistenten Lasse Koslowski eine Meldung über die EM-Schiedsrichter-Teams aufploppte. Darin stand auch mein Name", berichtet der 36-Jährige. "Das war Wahnsinn - und das musste ich auch erst mal verarbeiten." Im Pkw mit dabei saß Jan Seidel. Er war nicht nur in Hoffenheim als Assistent angesetzt, sondern wird seinen "Chef" in dieser Rolle auch zur EURO begleiten. Ebenfalls als Assistent dabei sein wird Rafael Foltyn aus Wiesbaden.

"Lustig war, dass ich am Tag der Nominierung kurz mit Rafael Foltyn sprechen konnte, weil der für unser Spiel in Hoffenheim als Video-Assistent eingeteilt war", berichtet Siebert von der Ankunft im Stadion in Sinsheim. Nach der kurzen Freude galt die volle Konzentration dann aber der Bundesligapartie. "Das Spiel lief gut. Und danach haben wir im Stadion mit einem Glas Alsterwasser beziehungsweise Radler angestoßen. Das musste sein. Aber jetzt bleibe ich bis nach der EM Asket", sagt der 1,90 Meter große Modellathlet.

Champions-League-Debüt 2018 in Liverpool

Daniel Siebert ist seit 1998 Unparteiischer. Er pfeift für den FC Nordost Berlin. Seit 2009 leitet er Spiele der 2. Bundesliga. Seine erste Begegnung im deutschen Fußball-Oberhaus war drei Jahre später die Begegnung zwischen dem FC Schalke 04 und dem FC Augsburg. Weitere 120 Partien kamen seitdem dazu. Das erste A-Länderspiel unter seiner Regie war die Begegnung zwischen Luxemburg und Moldawien im Juni 2015. In der Gruppenphase der UEFA Champions League gab er im Oktober 2018 sein Debüt beim 4:0 des FC Liverpool gegen Roter Stern Belgrad.

Die Überraschung, zur EM 2020 berufen zu sein, war vor allem deshalb so groß, weil Siebert vorrangig ein anderes Ziel verfolgte: "Ich wollte in die Elite-Kategorie, die höchste Einstufung im europäischen Schiedsrichterwesen, befördert werden." Bislang gehört der 36-Jährige der zweithöchsten Kategorie an, der First Category.

"Als ich unlängst für das Europa-League-Viertelfinale Dinamo Zagreb gegen FC Villarreal angesetzt wurde, da sagte man mir, dies sei ein bedeutsames Spiel. Ich dachte allerdings für meine Beförderung." Wie sich im Nachhinein herausstellte, bezog sich diese Aussage wohl eher auf die EM-Nominierung. So oder so: Die Partie lief aus Schiedsrichtersicht hervorragend, das Team Siebert erhielt viel Lob. Offensichtlich ein Türöffner. "Ich weiß nicht, ob es das schon mal gegeben hat, dass ein Schiedsrichter, der nicht der höchsten Kategorie angehört, zu so einem großen Turnier eingeladen worden ist", sagt er - und ein bisschen Stolz schwingt in seinen Worten mit.

"Schiedsrichter mit einem großen fußballerischen Verständnis"

Auch wenn Referees wissen, dass manche Ansetzung wegweisend ist für ihr weiteres Fortkommen, so wäre es doch zu einfach, diesen Erfolg nur von der Partie in Zagreb abhängig zu machen. Siebert überzeugt seit langer Zeit mit konstant sehr guten Leistungen - national wie international. "Er ist ein Schiedsrichter mit einem großen fußballerischen Verständnis und einer guten Kommunikation auf dem Platz", sagt beispielsweise Lutz Michael Fröhlich, der sportliche Leiter der Elite-Referees. "In seiner Rolle als Unparteiischer ist er dabei sehr gradlinig."

Vom 7. Juni an werden alle EM-Schiedsrichter ein gemeinsames Camp in Istanbul beziehen. Über die Einsätze bei den 51 Spielen zwischen dem 11. Juni und dem 11. Juli entscheidet die UEFA kurzfristig. "Es fühlt sich an wie ein Traum", sagt der deutsche Unparteiische und kann es noch immer nicht so richtig glauben, dass er dabei ist.

Der Berliner ist trotz des Erfolgs bodenständig geblieben. Wenn die erste Welle der Glückwünsche und Presseanfragen abgeebbt ist, will er sich in Ruhe auf das Turnier vorbereiten. Dabei ist er Druck gewohnt. Schiedsrichter auf dieser Ebene müssen den aushalten, das hat Siebert mit seinem Team zuletzt auch beim Topspiel RB Leipzig gegen den FC Bayern München Anfang April unter Beweis gestellt.

Berufliches und privates Glück

Bei der EM wird voraussichtlich eine bedeutsame Änderung auf die Referees zukommen, denn zu den Spielen werden wohl Zuschauer zugelassen. "Wir haben uns seit mehr als einem Jahr daran gewöhnt, Spiele ohne Publikum zu pfeifen. Wenn jetzt wieder 10.000 oder 20.000 Zuschauer anwesend sind, wird es eine andere Situation sein, ein anderes Stadionfeeling geben. Darauf müssen wir uns mental einstellen", denkt der 36-Jährige schon ganz konkret an das Turnier.

Aber er denkt in diesem Moment auch noch an ein anderes Ereignis, das ausnahmsweise nichts mit Fußball zu tun hat: In diesem Jahr werden seine Frau und er zum ersten Mal Eltern. Darauf freut sich das Paar sehr. Das Kind wird wohl ausgerechnet während der EM zur Welt kommen. Auch wenn Daniel Siebert bei der Geburt eher nicht dabei sein kann, wird er immerhin dem Nachwuchs später einmal erzählen können, was er bei der Fußball-Europameisterschaft erlebt hat.

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