Dokufilm 'Liga Terezin': "Es war verrückt, aber es war die Realität"

In einer bewegenden Szene des Films fragt Breda seinen Vater Mosche, der rechtzeitig aus Deutschland nach Palästina flüchten konnte, warum er in der Familie nie vom Holocaust berichtet hatte. Das Schweigen seines Vaters ist bedrückend und trug sich doch ähnlich in vielen deutschen Nachkriegsfamilien zu. 'Liga Terezin' schließt mit Bildern junger deutscher Fußballerinnen und Fußballer in Yad Vashem. Seit 2008 besuchen die U 18-Nationalmannschaften die Holocaust-Gedenkstätte in Israel, immer vorbereitet und umgesetzt durch die DFB-Kulturstiftung, die auch die deutsche Untertitelung der Dokumentation ermöglichte.

Regisseur Mike Schwartz sagte in Frankfurt: "Ohne die Unterstützung durch den DFB und die DFL wären die Vorführungen jetzt im Januar nicht möglich gewesen." Die Tour von Bredas atmosphärischem Film durch zehn deutsche Städte ist eine von zahlreichen Aktionen des Fußballs rund um den "Holocaust-Gedenktag". Zum zwölften Mal hat die von DFB und DFL unterstützte Initiative "!Nie wieder" Profi- und Amateurvereine zu einem Erinnerungstag aufgerufen.

Wanderausstellung des FC Bayern

Der FC Bayern München hat für heute zur Eröffnung der neuen Wanderausstellung "verehrt – verfolgt – vergessen: Opfer des Nationalsozialismus beim FC Bayern München" eingeladen. Bayerns Präsident Karl Hopfner besucht die Ausstellungseröffnung in der KZ-Gedenkstätte Dachau. Im Mittelpunkt stehen 56 Vereinsmitglieder, die aus religiösen oder politischen Gründen fliehen mussten oder verfolgt wurden. Neben dem Deutschen Fußball-Bund und der DFL unterstützen Makkabi Deutschland, Borussia Dortmund, die FC Bayern-Erlebniswelt, die Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS), das Fanbündnis BAFF und das Eintracht-Frankfurt-Museum die Initiative "!Nie wieder".

Dass der perfide Plan, den Fußball als Propagandawerkzeug zu missbrauchen, auch in Theresienstadt scheiterte, berichtet Peter Erben, ein inzwischen 91-jähriger Israeli. Denn im Moment des Spiels gewannen die Gefangenen ihre Individualität zurück. Erben sagt: "Wir liebten Fußball. Wir lebten in der Zeit, in der wir spielten." Und ein anderer Überlebender sagt: "Es war verrückt, aber es war die Realität."

Weitere Vorführungen von 'Liga Terezin':

Gelsenkirchen, Mittwoch, 27. Januar, 18 Uhr, Neue Synagoge (Georgstraße 2, 45879 Gelsenkirchen); Dortmund, Donnerstag, 28. Januar, 19.30 Uhr, Deutsches Fußballmuseum (Platz der Deutschen Einheit 1, 44137 Dortmund); Münster, Freitag, 29. Januar, 18.30 Uhr, Cinema (Warendorfer Straße 45, 48145 Münster); Hamburg, Sonntag, 31. Januar, 11 Uhr, Abaton-Kino (Allende-Platz 3, 20146 Hamburg); Jena, Montag, 1. Februar, 19 Uhr, Friedrich-Schiller-Universität (Hörsaal 1, (Carl-Zeiß-Straße 3, 07743 Jena); Mainz, Dienstag, 2. Februar, 19 Uhr, Capitol-Theater (Neubrunnenstraße 9, 55116 Mainz); Fürth, Mittwoch, 3. Februar, 19 Uhr, Babylon Kino (Nürnberger Str. 3, 90762 Fürth); München, Donnerstag, Donnerstag, 4. Februar, 20 Uhr, Stadion an der Schleißheimer Straße 82, 80797 München)

[th]


Heute vor 71 Jahren befreiten Soldaten der Sowjetarmee die überlebenden Gefangenen des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Anlässlich des Internationalen Holocaust-Gedenktages tourt der Dokumentarfilm "Liga Terezin" (2012) durch elf Städte. Morgen wird der 53-minütige Film, der den Missbrauch des Sports durch eine gnadenlose Herrschaft im Nazi-Deutschland mit der europaweiten Spurensuche des Isrealis Oded Breda in der Jetztzeit verwebt, im Fußballmuseum in Dortmund gezeigt. Tickets für die Vorführung sind ausgebucht. Auch die Klubs der Bundesligen und 3. Liga erinnern rund um den 27. Januar an die Gräuel des Holocaust.

"Dieses große Interesse an 'Liga Terezin' freut uns sehr. Mit Abenden wie diesem wird das Deutsche Fußballmuseum ein lebendiges Forum für Fußballkultur sein", sagt Museums-Geschäftsführer Manuel Neukirchner. 120 Zuschauer werden morgen in Dortmund erwartet, 150 waren es am Montag in Köln, mehr als 160 bei der Vorführung im Haus der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt.

Erzähler des Dokufilms 'Liga Terezin – Ein Spiel gegen die Nazis' ist der inzwischen 58-jährige Israeli Oded Breda, dessen Leben sich veränderte als er auf alten Filmbildern seinen Onkel Pavel erkannte, wie der im blütenweißen Trikot auf den sandigen, engen Fußballplatz im Ghetto Theresienstadt rannte. "Ich musste 50 werden und diese Bilder sehen, um mich mehr für die Zeit des Holocaust zu interessieren. Man weiß nie, wann es kommt", sagte Breda am Dienstagabend in Frankfurt. Breda kündigte seine gut bezahlte Stelle in der Computerbranche und baute als Direktor der nördlich von Tel Aviv in einem Kibbuz untergebrachten Gedenkstätte "Beit Theresienstadt" eine eigene Fußballausstellung auf. Gemeinsam mit Mike Schwartz, einem für CNN-Israel tätigen US-Amerikaner, begann er den Dreh einer Dokumentation vorzubereiten.

Auf Spurensuche der "Theresienstädter Fußball-Liga"

Die Bilder, die Oded Breda auf seine Spurensuche nach Theresienstadt und von dort nach Prag, Amsterdam und Yad Vashem schicken sollten, zeigen seinen Onkel Pavel an einem Spieltag der "Theresienstädter Fußball-Liga" am 1. September 1944. Sieben gegen sieben spielten die Gefangenen, aufgeteilt nach Beschäftigungsstätten. Die Gärtner gegen die Elektriker, die Metzger gegen die Jugendfürsorge. Noch 1944 sollte der Propagandastreifen "Theresienstadt: Ein Dokumentarfilm aus dem jüdischen Siedlungsgebiet" der Welt oder wem auch immer vorgaukeln, den Insassen im Vorzeigelager Theresienstadt gehe es gut. Oded Breda besucht auf seiner Reise Überlebende in der Tschechoslowakei und den Niederlanden, die ihm bestätigten, dass es bei den Sport- und Kulturveranstaltungen eben auch darum ging, die Lüge des "Sommercamps" zu verbreiten. Doch fast alle Juden waren zwei Monate nach dem Dreh des Propagandafilms tot. Verhungert in Auschwitz, wie Bredas Onkel Pavel, oder ermordet. 157.000 Insassen wurden in das 60 Kilometer nordwestlich von Prag gelegene Sammel- und Durchgangslager Theresienstadt gebracht, die Vernichtungsmaschinerie überlebt hatten zum Kriegsende 4136.

###more###

In einer bewegenden Szene des Films fragt Breda seinen Vater Mosche, der rechtzeitig aus Deutschland nach Palästina flüchten konnte, warum er in der Familie nie vom Holocaust berichtet hatte. Das Schweigen seines Vaters ist bedrückend und trug sich doch ähnlich in vielen deutschen Nachkriegsfamilien zu. 'Liga Terezin' schließt mit Bildern junger deutscher Fußballerinnen und Fußballer in Yad Vashem. Seit 2008 besuchen die U 18-Nationalmannschaften die Holocaust-Gedenkstätte in Israel, immer vorbereitet und umgesetzt durch die DFB-Kulturstiftung, die auch die deutsche Untertitelung der Dokumentation ermöglichte.

Regisseur Mike Schwartz sagte in Frankfurt: "Ohne die Unterstützung durch den DFB und die DFL wären die Vorführungen jetzt im Januar nicht möglich gewesen." Die Tour von Bredas atmosphärischem Film durch zehn deutsche Städte ist eine von zahlreichen Aktionen des Fußballs rund um den "Holocaust-Gedenktag". Zum zwölften Mal hat die von DFB und DFL unterstützte Initiative "!Nie wieder" Profi- und Amateurvereine zu einem Erinnerungstag aufgerufen.

Wanderausstellung des FC Bayern

Der FC Bayern München hat für heute zur Eröffnung der neuen Wanderausstellung "verehrt – verfolgt – vergessen: Opfer des Nationalsozialismus beim FC Bayern München" eingeladen. Bayerns Präsident Karl Hopfner besucht die Ausstellungseröffnung in der KZ-Gedenkstätte Dachau. Im Mittelpunkt stehen 56 Vereinsmitglieder, die aus religiösen oder politischen Gründen fliehen mussten oder verfolgt wurden. Neben dem Deutschen Fußball-Bund und der DFL unterstützen Makkabi Deutschland, Borussia Dortmund, die FC Bayern-Erlebniswelt, die Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS), das Fanbündnis BAFF und das Eintracht-Frankfurt-Museum die Initiative "!Nie wieder".

Dass der perfide Plan, den Fußball als Propagandawerkzeug zu missbrauchen, auch in Theresienstadt scheiterte, berichtet Peter Erben, ein inzwischen 91-jähriger Israeli. Denn im Moment des Spiels gewannen die Gefangenen ihre Individualität zurück. Erben sagt: "Wir liebten Fußball. Wir lebten in der Zeit, in der wir spielten." Und ein anderer Überlebender sagt: "Es war verrückt, aber es war die Realität."

Weitere Vorführungen von 'Liga Terezin':

Gelsenkirchen, Mittwoch, 27. Januar, 18 Uhr, Neue Synagoge (Georgstraße 2, 45879 Gelsenkirchen); Dortmund, Donnerstag, 28. Januar, 19.30 Uhr, Deutsches Fußballmuseum (Platz der Deutschen Einheit 1, 44137 Dortmund); Münster, Freitag, 29. Januar, 18.30 Uhr, Cinema (Warendorfer Straße 45, 48145 Münster); Hamburg, Sonntag, 31. Januar, 11 Uhr, Abaton-Kino (Allende-Platz 3, 20146 Hamburg); Jena, Montag, 1. Februar, 19 Uhr, Friedrich-Schiller-Universität (Hörsaal 1, (Carl-Zeiß-Straße 3, 07743 Jena); Mainz, Dienstag, 2. Februar, 19 Uhr, Capitol-Theater (Neubrunnenstraße 9, 55116 Mainz); Fürth, Mittwoch, 3. Februar, 19 Uhr, Babylon Kino (Nürnberger Str. 3, 90762 Fürth); München, Donnerstag, Donnerstag, 4. Februar, 20 Uhr, Stadion an der Schleißheimer Straße 82, 80797 München)