Tolle Geschichte: Rundgang durchs Fußballmuseum

90 Minuten werden kaum reichen. Dafür hat der deutsche Fußball zu viel zu bieten. Und mit ihm von nun an das Deutsche Fußballmuseum. Rund 1.600 Exponate aus mehr als 100 Jahren Fußball-Geschichte in Deutschland sind auf einer Fläche von 7.700 Quadratmetern ausgestellt – von den Anfängen der verpönten „Fusslümmelei“ bis zur Massenattraktion. Von der Gründung des DFB bis zum vierten WM-Stern. Heute abend wird der futuristische Bau direkt gegenüber des Dortmunder Hauptbahnhofs mit einer feierlichen Gala eröffnet, vom 25. Oktober an steht es allen Besuchern offen. Ein Rundgang durch die Fußballhistorie.

Am Ende jubelt die Kanzlerin. Doch der Weg dorthin ist lang. Oder besser gesagt: steil. Vor dem vierten Titel steht der Aufstieg. Die Fahrt in das zweite Obergeschoss, wo der Rundgang beginnt, führt vorbei an den Fans. Den in der Kurve und den in der Loge. Otto Waalkes trägt HSV-Schal, Campino Fortuna-Trikot, Wolfgang Niedecken den Geißbock im Herzen. Und die Bundeskanzlerin hält es nicht mehr auf ihrem Sitz. Ihre Jubelpose aus Brasilien, als Zeichnung auf dem Wimmelbild entlang der Rolltreppe verewigt, ist Fußball-Geschichte. Die vier deutschen Weltmeister-Kapitäne ohnehin. An ihnen vorbei geht es durch den Spielertunnel direkt auf den Anfang zu. Den Beginn der WM-Geschichte. Den ersten Titel.

2. Obergeschoss

In Lebensgröße stehen sie dort. Die Helden von Bern. Den Blick nach vorne gerichtet. Auf den Ball, mit dem sie einst Geschichte schrieben. Eine, die auch mehr als 60 Jahre später noch erzählt wird – in Dortmund von einzigartigen Exponaten. Von Karl Mais Finaltrikot etwa, vom Schuh des Siegtorschützen Helmut Rahn, von Toni Tureks Entlassungsschein aus der Kriegsgefangenschaft, Ottmar Walters und Werner Liebrichs Zimmerschild aus dem Hotel Belvedere, wo der „Geist von Spiez“ erwachte, Sepp Herbergers Eheringen, einer Rückenlehne aus dem Wankdorf-Stadion. Der Weltmeistertitel von 1954 ist der Auftakt der deutschen Fußball-Erfolgsgeschichte. Auch wenn sie mehr als ein halbes Jahrhundert zuvor begann.

1900 wird der DFB im Gasthaus „Mariengarten“ in Leipzig gegründet. Der historische Ort ist lediglich als Zeichnung erhalten geblieben. Im Fußballmuseum hängt sie neben der Galerie der Präsidenten und Generalsekretäre. Von Gründungspräsident Prof. Dr. Ferdinand Hueppe bis zu Wolfgang Niersbach, vom ersten Geschäftsführer Walter Sanß bis zu Helmut Sandrock. Die Geschichte des Verbandes, erzählt von 115 Exponaten aus 115 Jahren DFB, ist mehr als die Erfolge seiner Nationalmannschaften. Aber die strahlen besonders hell.

Hell ausgeleuchtet hängen sie in der Vitrine: Das Trikot und die Schuhe, in denen Gerd Müller die deutsche Nationalmannschaft 1974 zum zweiten Titel schoss. Kapitän Franz Beckenbauer hat sogar seine eigene Vitrine – in Form einer Fünf, seiner Rückennummer. Auch die Schuhe von Lothar Matthäus, nachträglich vergoldet, und das Trikot von Guido Buchwald aus dem Endspiel 16 Jahre später hängen im Fußballmuseum. 1990 in Rom – der dritte Titel. Unter Teamchef Beckenbauer. Vor dem Erfolg steht der Schweiß – davon zeugen die Trainingsanzüge der Weltmeister. Karl Mai trug 1954 noch Pullover, dann folgte die Funktionsjacke. Erst in Weiß, dann in Blau und schließlich in Rot. In Signalfarbe stieg Joachim Löw in Brasilien zum Weltmeister-Trainer auf.

Nadine Angerers Handschuhe sind klassisch in weiß-blau-schwarz gehalten. Halten musste sie damit jede Menge Bälle. Passieren lassen musste sie nicht einen. Und weil Birgit Prinz und Simone Laudehr im Finale von Schanghai 2007 trafen, stand am Ende der Weltmeistertitel. Neben Angerers Handschuhen ruht der Finalball. Gegenüber die acht EM- und zwei Weltmeisterpokale der DFB-Frauen. Auch das legendäre Kaffeeservice „Mariposa“, das die Europameisterinnen von 1989 damals vom DFB erhielten, hat es ins Museum geschafft. Absolut museumsreif.

Hans-Jürgen „Dixie“ Dörner bekam für seine drei Titel „Fußballer des Jahres“ in der DDR immerhin einen mit Gold verzierten Glaspokal. Und Klaus Urbanczyk als DDR-Sportler des Jahres 1964, als erster und letzter Fußballer überhaupt, einen goldene Schale. Am 21. November, zum offiziellen Festakt zum 25. Jahrestag, rollt auch der Wiedervereinigungstrabant ins Fußballmuseum. Ein Symbol der deutschen (Fußball-) Einheit.

Auch 2014 ist Deutschland im kollektiven Freudentaumel. In Brasilien gewinnt „Die Mannschaft“ den langersehnten vierten Weltmeistertitel. Auf den historischen Exponaten prangen noch drei Sterne: auf dem Trikot, das Mario Götze trug, als er in der Verlängerung des Endspiels zum Sieg traf. Auf dem Trikot, in dem Kapitän Philipp Lahm die goldene Trophäe in den Nachthimmel von Rio de Janeiro reckte. Auf dem Trikot, in dem Miroslav Klose beim 7:1 von Belo Horizonte mitten hinein traf in die Herzen der Brasilianer. Und auf dem Trikot, in dem Manuel Neuer im Viertelfinale gegen Frankreich die deutsche Führung festhielt. Szenen, die immer wieder in einer aufwendigen Inszenierung auf einen überdimensionierten adidas-Ball projiziert werden. Und die nicht nur Geschichte sind, sondern auch eine Geschichte haben. Mit Bildern aus dem kollektiven Gedächtnis, die auch im benachbarten Kinosaal im elfminütigen Film aus den Highlights der deutschen Länderspielgeschichte auftauchen. Eine Etage tiefer und eine Tür später gibt es den Ertrag zu sehen.

1. Obergeschoss

Die Schatzkammer des deutschen Fußballs ist prall gefüllt. Vier Weltmeister- und drei Europameisterpokale brauchen aber nicht nur ihren Platz, sondern auch ihr Publikum. Das kommt künftig von oben. Der Rundweg wird im ersten Obergeschoss im Trophäensaal fortgesetzt. Wo vorsichtshalber genug freier Raum gelassen wurde für die nächste Trophäe. Man weiß ja nie.

Um die Ecke verraten die großen Trainer ihre kleinen Tricks – von Max Merkel bis Pep Guardiola. Im Video lässt Dettmar Cramer seine Spieler laufen, allerdings nicht über Glasscherben, wie Jahre nach ihm Christoph Daum in Leverkusen. Die Glassplitter von einst liegen heute hinter Glas – in einer der Vitrinen im Technik- und Taktikraum. Nebenan steht der Preis für hohe Trainerkunst. Mit der Victoria durfte sich der deutsche Fußballmeister bis 1944 schmücken. Dann war ihr Schicksal ungewiss, bis sie 1990 in Ost-Berlin wieder auftauchte. Zu diesem Zeitpunkt stand dem Meister längst die Meisterschale zu. Folgerichtig erstrahlt sie am Ende des Gangs. Die Ära der Oberligen ist vorbei, die Bundesliga ist heute die Spitze des deutschen Vereinsfußballs. Seit mehr als 50 Jahren.

Alles begann mit Timo Konietzka. Der Schuh, mit dem er das erste Tor in der neugegründeten Bundesliga erzielte, hängt hinter Glas. Jeder Dekade ist eine Vitrine gewidmet. Und all den legendären Momenten auf und neben dem Platz. Der Pfosten vom Pfostenbruch am Bökelberg prangt dort – jedenfalls das, was von ihm übrig ist. Uwe Seelers Torjägerkanone erstrahlt dagegen gut erhalten. International wird es nicht nur dank Kevin Keegans HSV-Trikot, Lars Rickens Schuhe und Martin Krees Finaltrikot zeugen vom Gewinn des höchsten Titels im europäischen Vereinsfußball, dem Triumph von Borussia Dortmund in der Champions League 1997. Ebenso wie Jürgen Klopps „Pöhler“-Kappe eine Hommage an den Gastgeber. An die Stadt, in der Fußball gelebt wird – mit Leidenschaft.

Die Welt der Fans ist in äußere Insignien unterteilt. Erkennungszeichen im Wandel der Zeit. Einst standen die Herren mit Hut und Trenchcoat am Spielfeldrand, dann mit Kutte in der Kurve und heute mit Bauchtasche und Megafon auf dem Zaun. In Multifunktionsarenen, modernen Fußball-Tempeln, die mit den Betonschüsseln von einst nicht mehr viel gemein haben. Mitten auf dem Rasen des feierlich geschmückten Berliner Olympiastadions wähnt sich der Besucher in der DFB-Pokal-Ecke. Gegenüber laufen Messi, Ibrahimović, Rooney und Ronaldo in der Königsklasse auf. Nur Schritte entfernt dreht sich abermals alles um Fußball – im Wortsinne. Der Besucher fährt im Karussell im Eiltempo durch mehr als 50 Jahre Bundesliga-Geschichte. Durch die Hall of Fame des deutschen Fußballs, in der Sepp Herberger, Fritz Walter und Helmut Schön lebensgroß thronen und sämtliche Nationalspieler und -spielerinnen an der Wand stehen, geht es aus dem Fußball-Olymp wieder hinab.

Erd-/Untergeschoss

Am Ende des Abstiegs wartet der Bus der Weltmeister. Mit der Fahrt vom Flughafen zur Fanmeile in Berlin, wo im vergangenen Jahr mehr als eine halbe Million Fans ihre Helden empfingen, hat er sich seinen Platz im Museum verdient. Mit dabei bei der Vorstellung: Weltmeister Benedikt Höwedes. DFB-Generalsponsor Mercedes-Benz zeigt in einem eigenen Bereich Spots zur Fußball-WM 2014. Und bietet die Möglichkeit, Fotos machen zu lassen. Thema: So sehe ich im Trikot aus. In jenem Trikot, das es ein paar Schritte weiter im adidas-Store zu kaufen gibt.

Der Bus thront über der großen Freifläche im Untergeschoss, auf der es künftig neben Mitmach-Aktionen und Gastronomie-Angeboten auch Sonderausstellungen geben soll. Und wo die Namen der mehr als 25.000 Fußball-Vereine in Deutschland über die Wand flimmern. Denn sie bilden das Fundament des deutschen Fußballs, sie stehen am Beginn des Weges zum Erfolg. Hier schließt sich der Kreis.

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90 Minuten werden kaum reichen. Dafür hat der deutsche Fußball zu viel zu bieten. Und mit ihm von nun an das Deutsche Fußballmuseum. Rund 1.600 Exponate aus mehr als 100 Jahren Fußball-Geschichte in Deutschland sind auf einer Fläche von 7.700 Quadratmetern ausgestellt – von den Anfängen der verpönten „Fusslümmelei“ bis zur Massenattraktion. Von der Gründung des DFB bis zum vierten WM-Stern. Heute abend wird der futuristische Bau direkt gegenüber des Dortmunder Hauptbahnhofs mit einer feierlichen Gala eröffnet, vom 25. Oktober an steht es allen Besuchern offen. Ein Rundgang durch die Fußballhistorie.

Am Ende jubelt die Kanzlerin. Doch der Weg dorthin ist lang. Oder besser gesagt: steil. Vor dem vierten Titel steht der Aufstieg. Die Fahrt in das zweite Obergeschoss, wo der Rundgang beginnt, führt vorbei an den Fans. Den in der Kurve und den in der Loge. Otto Waalkes trägt HSV-Schal, Campino Fortuna-Trikot, Wolfgang Niedecken den Geißbock im Herzen. Und die Bundeskanzlerin hält es nicht mehr auf ihrem Sitz. Ihre Jubelpose aus Brasilien, als Zeichnung auf dem Wimmelbild entlang der Rolltreppe verewigt, ist Fußball-Geschichte. Die vier deutschen Weltmeister-Kapitäne ohnehin. An ihnen vorbei geht es durch den Spielertunnel direkt auf den Anfang zu. Den Beginn der WM-Geschichte. Den ersten Titel.

2. Obergeschoss

In Lebensgröße stehen sie dort. Die Helden von Bern. Den Blick nach vorne gerichtet. Auf den Ball, mit dem sie einst Geschichte schrieben. Eine, die auch mehr als 60 Jahre später noch erzählt wird – in Dortmund von einzigartigen Exponaten. Von Karl Mais Finaltrikot etwa, vom Schuh des Siegtorschützen Helmut Rahn, von Toni Tureks Entlassungsschein aus der Kriegsgefangenschaft, Ottmar Walters und Werner Liebrichs Zimmerschild aus dem Hotel Belvedere, wo der „Geist von Spiez“ erwachte, Sepp Herbergers Eheringen, einer Rückenlehne aus dem Wankdorf-Stadion. Der Weltmeistertitel von 1954 ist der Auftakt der deutschen Fußball-Erfolgsgeschichte. Auch wenn sie mehr als ein halbes Jahrhundert zuvor begann.

1900 wird der DFB im Gasthaus „Mariengarten“ in Leipzig gegründet. Der historische Ort ist lediglich als Zeichnung erhalten geblieben. Im Fußballmuseum hängt sie neben der Galerie der Präsidenten und Generalsekretäre. Von Gründungspräsident Prof. Dr. Ferdinand Hueppe bis zu Wolfgang Niersbach, vom ersten Geschäftsführer Walter Sanß bis zu Helmut Sandrock. Die Geschichte des Verbandes, erzählt von 115 Exponaten aus 115 Jahren DFB, ist mehr als die Erfolge seiner Nationalmannschaften. Aber die strahlen besonders hell.

Hell ausgeleuchtet hängen sie in der Vitrine: Das Trikot und die Schuhe, in denen Gerd Müller die deutsche Nationalmannschaft 1974 zum zweiten Titel schoss. Kapitän Franz Beckenbauer hat sogar seine eigene Vitrine – in Form einer Fünf, seiner Rückennummer. Auch die Schuhe von Lothar Matthäus, nachträglich vergoldet, und das Trikot von Guido Buchwald aus dem Endspiel 16 Jahre später hängen im Fußballmuseum. 1990 in Rom – der dritte Titel. Unter Teamchef Beckenbauer. Vor dem Erfolg steht der Schweiß – davon zeugen die Trainingsanzüge der Weltmeister. Karl Mai trug 1954 noch Pullover, dann folgte die Funktionsjacke. Erst in Weiß, dann in Blau und schließlich in Rot. In Signalfarbe stieg Joachim Löw in Brasilien zum Weltmeister-Trainer auf.

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Nadine Angerers Handschuhe sind klassisch in weiß-blau-schwarz gehalten. Halten musste sie damit jede Menge Bälle. Passieren lassen musste sie nicht einen. Und weil Birgit Prinz und Simone Laudehr im Finale von Schanghai 2007 trafen, stand am Ende der Weltmeistertitel. Neben Angerers Handschuhen ruht der Finalball. Gegenüber die acht EM- und zwei Weltmeisterpokale der DFB-Frauen. Auch das legendäre Kaffeeservice „Mariposa“, das die Europameisterinnen von 1989 damals vom DFB erhielten, hat es ins Museum geschafft. Absolut museumsreif.

Hans-Jürgen „Dixie“ Dörner bekam für seine drei Titel „Fußballer des Jahres“ in der DDR immerhin einen mit Gold verzierten Glaspokal. Und Klaus Urbanczyk als DDR-Sportler des Jahres 1964, als erster und letzter Fußballer überhaupt, einen goldene Schale. Am 21. November, zum offiziellen Festakt zum 25. Jahrestag, rollt auch der Wiedervereinigungstrabant ins Fußballmuseum. Ein Symbol der deutschen (Fußball-) Einheit.

Auch 2014 ist Deutschland im kollektiven Freudentaumel. In Brasilien gewinnt „Die Mannschaft“ den langersehnten vierten Weltmeistertitel. Auf den historischen Exponaten prangen noch drei Sterne: auf dem Trikot, das Mario Götze trug, als er in der Verlängerung des Endspiels zum Sieg traf. Auf dem Trikot, in dem Kapitän Philipp Lahm die goldene Trophäe in den Nachthimmel von Rio de Janeiro reckte. Auf dem Trikot, in dem Miroslav Klose beim 7:1 von Belo Horizonte mitten hinein traf in die Herzen der Brasilianer. Und auf dem Trikot, in dem Manuel Neuer im Viertelfinale gegen Frankreich die deutsche Führung festhielt. Szenen, die immer wieder in einer aufwendigen Inszenierung auf einen überdimensionierten adidas-Ball projiziert werden. Und die nicht nur Geschichte sind, sondern auch eine Geschichte haben. Mit Bildern aus dem kollektiven Gedächtnis, die auch im benachbarten Kinosaal im elfminütigen Film aus den Highlights der deutschen Länderspielgeschichte auftauchen. Eine Etage tiefer und eine Tür später gibt es den Ertrag zu sehen.

1. Obergeschoss

Die Schatzkammer des deutschen Fußballs ist prall gefüllt. Vier Weltmeister- und drei Europameisterpokale brauchen aber nicht nur ihren Platz, sondern auch ihr Publikum. Das kommt künftig von oben. Der Rundweg wird im ersten Obergeschoss im Trophäensaal fortgesetzt. Wo vorsichtshalber genug freier Raum gelassen wurde für die nächste Trophäe. Man weiß ja nie.

Um die Ecke verraten die großen Trainer ihre kleinen Tricks – von Max Merkel bis Pep Guardiola. Im Video lässt Dettmar Cramer seine Spieler laufen, allerdings nicht über Glasscherben, wie Jahre nach ihm Christoph Daum in Leverkusen. Die Glassplitter von einst liegen heute hinter Glas – in einer der Vitrinen im Technik- und Taktikraum. Nebenan steht der Preis für hohe Trainerkunst. Mit der Victoria durfte sich der deutsche Fußballmeister bis 1944 schmücken. Dann war ihr Schicksal ungewiss, bis sie 1990 in Ost-Berlin wieder auftauchte. Zu diesem Zeitpunkt stand dem Meister längst die Meisterschale zu. Folgerichtig erstrahlt sie am Ende des Gangs. Die Ära der Oberligen ist vorbei, die Bundesliga ist heute die Spitze des deutschen Vereinsfußballs. Seit mehr als 50 Jahren.

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Alles begann mit Timo Konietzka. Der Schuh, mit dem er das erste Tor in der neugegründeten Bundesliga erzielte, hängt hinter Glas. Jeder Dekade ist eine Vitrine gewidmet. Und all den legendären Momenten auf und neben dem Platz. Der Pfosten vom Pfostenbruch am Bökelberg prangt dort – jedenfalls das, was von ihm übrig ist. Uwe Seelers Torjägerkanone erstrahlt dagegen gut erhalten. International wird es nicht nur dank Kevin Keegans HSV-Trikot, Lars Rickens Schuhe und Martin Krees Finaltrikot zeugen vom Gewinn des höchsten Titels im europäischen Vereinsfußball, dem Triumph von Borussia Dortmund in der Champions League 1997. Ebenso wie Jürgen Klopps „Pöhler“-Kappe eine Hommage an den Gastgeber. An die Stadt, in der Fußball gelebt wird – mit Leidenschaft.

Die Welt der Fans ist in äußere Insignien unterteilt. Erkennungszeichen im Wandel der Zeit. Einst standen die Herren mit Hut und Trenchcoat am Spielfeldrand, dann mit Kutte in der Kurve und heute mit Bauchtasche und Megafon auf dem Zaun. In Multifunktionsarenen, modernen Fußball-Tempeln, die mit den Betonschüsseln von einst nicht mehr viel gemein haben. Mitten auf dem Rasen des feierlich geschmückten Berliner Olympiastadions wähnt sich der Besucher in der DFB-Pokal-Ecke. Gegenüber laufen Messi, Ibrahimović, Rooney und Ronaldo in der Königsklasse auf. Nur Schritte entfernt dreht sich abermals alles um Fußball – im Wortsinne. Der Besucher fährt im Karussell im Eiltempo durch mehr als 50 Jahre Bundesliga-Geschichte. Durch die Hall of Fame des deutschen Fußballs, in der Sepp Herberger, Fritz Walter und Helmut Schön lebensgroß thronen und sämtliche Nationalspieler und -spielerinnen an der Wand stehen, geht es aus dem Fußball-Olymp wieder hinab.

Erd-/Untergeschoss

Am Ende des Abstiegs wartet der Bus der Weltmeister. Mit der Fahrt vom Flughafen zur Fanmeile in Berlin, wo im vergangenen Jahr mehr als eine halbe Million Fans ihre Helden empfingen, hat er sich seinen Platz im Museum verdient. Mit dabei bei der Vorstellung: Weltmeister Benedikt Höwedes. DFB-Generalsponsor Mercedes-Benz zeigt in einem eigenen Bereich Spots zur Fußball-WM 2014. Und bietet die Möglichkeit, Fotos machen zu lassen. Thema: So sehe ich im Trikot aus. In jenem Trikot, das es ein paar Schritte weiter im adidas-Store zu kaufen gibt.

Der Bus thront über der großen Freifläche im Untergeschoss, auf der es künftig neben Mitmach-Aktionen und Gastronomie-Angeboten auch Sonderausstellungen geben soll. Und wo die Namen der mehr als 25.000 Fußball-Vereine in Deutschland über die Wand flimmern. Denn sie bilden das Fundament des deutschen Fußballs, sie stehen am Beginn des Weges zum Erfolg. Hier schließt sich der Kreis.