WM 1999: Gegen die Gastgeberinnen ausgeschieden

Am 20. Juli beginnt in Australien und Neuseeland die neunte Frauen-WM. Deutschland war bisher immer dabei. Ein Rückblick auf die bisherigen WM-Turniere mit besonderem Fokus auf das DFB-Team. Heute: die WM 1999 in den USA.

Vor dem Turnier: Die dritte sollte die bis dahin längste WM werden und erstreckte sich über drei Wochen (19.6. – 10.7.1999), denn das Teilnehmerfeld wurde auf 16 Teams aufgestockt. Sie spielten in acht verschiedenen Städten der USA. Erstmals waren alle WM-Schiedsrichter weiblich. Der erste Weltmeister im Frauenfußball hatte sein Turnier bestens vermarktet: alle 32 Partien kamen live im TV, Vertreter von 2500 Medien akkreditierten sich für das Turnier. Über 450.000 Tickers wurden im Vorfeld abgesetzt, es konnte diesmal keine WM der leeren Stadien werden. "Der Frauenfußball steht an der Schwelle zu seinem größten und bedeutendsten Ereignis in diesem Jahrhundert", prophezeite der Kicker.

Teilnehmer: Erstmals wurde mit 16 Teams gespielt, in vier Vierergruppen wurden die Viertelfinalisten ermittelt. Europa bekam sechs Startplätze, Asien sowie Nord- und Mittelamerika/Karibik je drei, (4x4), Afrika zwei, Südamerika und Ozeanien einen. Nordkorea, Russland, Mexiko und Ghana waren erstmals dabei.

Turnierverlauf: Gastgeber USA, Titelverteidiger Norwegen und die Chinesinnen spazierten durch ihre Gruppen und gewannen alle drei Spiele. Chinas 7:0 über Ghana war das Rekordergebnis dieser WM, die einen noch immer gültigen Torrekord erbringen sollte. Am knappsten ging es in der deutschen Gruppe B zu, im Vorfeld als "Todesgruppe" bezeichnet. Hier setzte sich Brasilien (sieben Punkte) vor dem DFB-Team (fünf) durch. Ebenfalls weiter kamen mit Nigeria in Gruppe A erstmals ein afrikanisches Team (trotz eines 1:7 gegen die USA), Debütant Russland (Gruppe C) und die Schwedinnen (Gruppe D). Dänemark (Gruppe A) und Mexiko (B) blieben punktlos, Kanada (C), Japan (C), Australien (D) und Ghana (D) holten nur einen Zähler und schieden ebenfalls aus. Das galt auch für Debütant Nordkorea, doch trösteten sich die Asiatinnen immerhin mit ihrem ersten Sieg bei einer WM – einem 3:1 gegen Dänemark.

Im Viertelfinale nahm Europa noch die Hälfte der Plätze ein. Im Skandinavien-Duell schickte Weltmeister Norwegen Schweden nach Hause (3:1), auch für Russland (0:2 gegen China) und die Deutschen (2:3 gegen USA) war Schluss. Im dramatischsten Spiel warf Brasilien Nigeria in der Verlängerung (4:3) raus. Die Afrikanerinnen hatten binnen 22 Minuten einen 0:3-Rückstand aufgeholt und wurden erst per Golden Goal von Torschützenkönigin Sisi geschlagen – mit einem Freistoß aus 20 Metern.

Nur Norwegen hielt Europas Fahne im Halbfinale hoch, aber auch die Weltmeister stießen an ihre Grenzen und landeten hart auf dem Boden der Realität, als sie entfesselten Chinesinnen mit 0:5 unterlagen.

Die USA bremste erwartungsgemäß den Siegeszug der Brasilianerinnen (2:0), die sich mit Platz 3 trösteten (5:4 im Elfmeterschießen gegen Norwegen).

Wie diesem Spiel mangelte es auch dem Finale am 10. Juli im Rose Bowl-Stadium von Pasadena an Toren. So ging das bis dahin am besten besuchte Frauenländerspiel (90.185 Zuschauer) nach 120 Minuten ins Elfmeterschießen.

Das nahm den von der Kulisse erhofften Verlauf: Während die US-Girls um Superstar Mia Hamm alle fünf Schüsse verwandelten, scheiterte die Chinesin Liu Ying an Briana Scurry. Unvergessen bleibt der Torjubel von Brandi Chastain. Nachdem sie den letzten Ball im chinesischen Tor versenkte, flog ihr Trikot durch die Luft und ein schwarzer Sport-BH kam zum Vorschein. So ausgelassen feierte die erste Frauenfußballmacht USA im eigenen Land den zweiten Titel!

Das Abschneiden der Deutschen: 1999 war endlich auch die Frauenmannschaft fest in weiblichen Händen. Drei Jahre zuvor hatte Tina Theune-Meyer Gero Bisanz abgelöst, ihr assistierte Silvia Neid, die auf diese Weise auch an der dritten WM teilnahm.

Zum dritten Mal dabei waren auch Bettina Wiegmann und Martina Voss – aber noch als Spielerinnen im 20köpfigen Kader. Kapitänin Voss hatte sich allerdings im Pokalfinale vor der Abreise verletzt, ihr Einsatz war fraglich. "WM-Touristin will ich auf keinen Fall werden, vielleicht geschieht noch ein Wunder", sagte die heutige Bundestrainerin damals. Doris Fitschen, 1991 dabei und 1995 nicht, vertrat sie als Kapitänin und versprach: "Wir machen sechs Spiele, dann ist Vossi im Endspiel wieder dabei."

Theune-Meyer konnte ihr Team in fünf Testspielen und sechs Lehrgängen auf das Abenteuer USA vorbereiten. Auch sie hatte den EM-Titel geholt (1997) und gab als Ziel aus: "Erstens: Italien schlagen. Zweitens: Für Olympia qualifizieren, also das Viertelfinale erreichen. Danach lassen wir alles auf uns zukommen oder sagen wir: wir wollen unseren Vize-Weltmeistertitel verteidigen." Denn Platz 1 war auch für TTM für die USA reserviert, "sie sind der Topfavorit".

Doch schon gegen kleinere Kaliber wurde es bei dieser WM schwer. Zum Auftakt in Los Angeles gab es gegen Italien nur ein 1:1, das in Deutschland rund 500.000 Menschen vor dem Bildschirm verfolgten – ordentlich angesichts der Zeitverschiebung, in der Heimat beim Anpfiff war es ein Uhr morgens. Italien war vor der Pause in Führung gegangen und wieder einmal war es ein Wiegmann-Elfmeter (61.), der das Schlimmste verhinderte. Da Voss fehlte, holte Fitschen sie an diesem Tag als Rekordnationalspielerin ein. Ansonsten blieb zehn Spielerinnen dieser Tag schon deshalb besonders in Erinnerung, weil sie 40 Minuten im Hotelaufzug stecken blieben. Die Trainerin sagte nach der Partie: "Das Wichtigste ist, dass wir noch im Rennen sind. Jetzt brauchen wir echte Gewinnertypen."

Vier Tage später in Portland gab es jedenfalls 14 Sieger, inklusive Joker. Mexiko wurde vor 20.170 begeisterten Zuschauern mit 6:0 (2:0)  auseinandergenommen. Inka Grings erzielte die Hälfte der Tore, ferner trafen Sandra Smisek, Ariane Hingst und Renate Lingor.

"Teamgeist und Kampfkraft deutscher Prägung, aber auch spielerisches Format ebneten den Weg zum überzeugenden 6:0-Triumph", lobte der Kicker.

Bereits zwei Tage später kam es gegen Brasilien zum Finale um den Gruppensieg und obwohl das Spiel keinen Gewinner hatte (3:3), durfte sich Brasilien als solcher fühlen. Der Punkt reichte den Südamerikanerinnen, den sie erst in letzter Minute errangen. Zum Showdown in Washington war Martina Voss wiederhergestellt, wie man hoffte, doch schon nach 29 Minuten musste sie wieder raus – erneuter Muskelfaserriss. Da hatte Brasilien die deutsche Führung durch Birgit Prinz schon in ein 1:2 umgewandelt, aber das Spiel kippte noch mal: Bettina Wiegmanns sechster (!) Elfmetertreffer bei einer WM (47.) sorgte für das 2:2, dann legte die Frankfurterin Steffi Jones nach – 3:2 (58.). So stand es bis zur 90. Minute, ehe die eingewechselte Maycon ausglich. Mit bitteren Folgen, denn der Gruppenzweite (Deutschland) traf nun auf die USA. Jones machte noch in Zweckoptimismus ("Wir müssen die USA so oder so schlagen!"), doch es war der Gegner, den niemand wollte in diesem Stadium des Turniers.

So endete am 2. Juli in Washington der deutsche Traum vom WM-Finale schon im vierten Spiel. Schämen musste sich niemand aus dem DFB-Kader. Immerhin zweimal ging man gegen den späteren Champion in Führung: nach fünf Minuten half ein Eigentor von Chastain und Milbretts Ausgleich (16.) konterte Wiegmann per Sonntagsschuss mit dem Pausenpfiff. Den USA drohten zum Entsetzen der 55.000 das jähe Aus, das sie aber dank ihrer Standardstärke abwenden konnten: gleich zwei Tore fielen nach der Pause nach Ecken, Chastain (49.) und Fawcett drehten die Partie in einen letztlich verdienten US-Sieg. "Uns fehlte der Tick zum Champion", sagte Theune Meyer vor dem Rückflug, den sie nicht mit leeren Händen antraten. Das Olympia-Ticket für Sydney 2000 immerhin hatten sie in ihren Taschen.

Fakten

Tore: 123 (3,84)

Torschützenkönigin: Sun Wen (China), Sissi (Brasilien) je 7

Beste Spielerin: Sun Wen

Zuschauer: 1.214.209 (37.944)

Stimmen

Kristine Lilly (Weltmeisterin mit den USA): "Jedes Spiels sorgte für Aufmerksamkeit und da sonst kaum Profisport stattfand, sah jeder unsere Siege und sagte: 'Oh, Fußball, die Frauen gewinnen. Hast du es gesehen?' Dieser Sommer veränderte die Sicht der Menschen auf den Frauensport allgemein, nicht nur auf den Frauenfußball."

Berti Vogts: "Die Begeisterung ist größer als bei unserer WM 1994."

Tina Theune-Meyer: "Wir sind hergekommen, um Weltmeister zu werden. Wir haben am Limit gespielt, aber in jedem Spiel war mehr drin. Wir können auf höchstem Niveau mithalten, aber weder in der Abwehr noch im Spiel nach vorne haben wir unsere Möglichkeiten voll ausgeschöpft. Was uns gefehlt hat, war der Tick zum Champion."

[um]

Am 20. Juli beginnt in Australien und Neuseeland die neunte Frauen-WM. Deutschland war bisher immer dabei. Ein Rückblick auf die bisherigen WM-Turniere mit besonderem Fokus auf das DFB-Team. Heute: die WM 1999 in den USA.

Vor dem Turnier: Die dritte sollte die bis dahin längste WM werden und erstreckte sich über drei Wochen (19.6. – 10.7.1999), denn das Teilnehmerfeld wurde auf 16 Teams aufgestockt. Sie spielten in acht verschiedenen Städten der USA. Erstmals waren alle WM-Schiedsrichter weiblich. Der erste Weltmeister im Frauenfußball hatte sein Turnier bestens vermarktet: alle 32 Partien kamen live im TV, Vertreter von 2500 Medien akkreditierten sich für das Turnier. Über 450.000 Tickers wurden im Vorfeld abgesetzt, es konnte diesmal keine WM der leeren Stadien werden. "Der Frauenfußball steht an der Schwelle zu seinem größten und bedeutendsten Ereignis in diesem Jahrhundert", prophezeite der Kicker.

Teilnehmer: Erstmals wurde mit 16 Teams gespielt, in vier Vierergruppen wurden die Viertelfinalisten ermittelt. Europa bekam sechs Startplätze, Asien sowie Nord- und Mittelamerika/Karibik je drei, (4x4), Afrika zwei, Südamerika und Ozeanien einen. Nordkorea, Russland, Mexiko und Ghana waren erstmals dabei.

Turnierverlauf: Gastgeber USA, Titelverteidiger Norwegen und die Chinesinnen spazierten durch ihre Gruppen und gewannen alle drei Spiele. Chinas 7:0 über Ghana war das Rekordergebnis dieser WM, die einen noch immer gültigen Torrekord erbringen sollte. Am knappsten ging es in der deutschen Gruppe B zu, im Vorfeld als "Todesgruppe" bezeichnet. Hier setzte sich Brasilien (sieben Punkte) vor dem DFB-Team (fünf) durch. Ebenfalls weiter kamen mit Nigeria in Gruppe A erstmals ein afrikanisches Team (trotz eines 1:7 gegen die USA), Debütant Russland (Gruppe C) und die Schwedinnen (Gruppe D). Dänemark (Gruppe A) und Mexiko (B) blieben punktlos, Kanada (C), Japan (C), Australien (D) und Ghana (D) holten nur einen Zähler und schieden ebenfalls aus. Das galt auch für Debütant Nordkorea, doch trösteten sich die Asiatinnen immerhin mit ihrem ersten Sieg bei einer WM – einem 3:1 gegen Dänemark.

Im Viertelfinale nahm Europa noch die Hälfte der Plätze ein. Im Skandinavien-Duell schickte Weltmeister Norwegen Schweden nach Hause (3:1), auch für Russland (0:2 gegen China) und die Deutschen (2:3 gegen USA) war Schluss. Im dramatischsten Spiel warf Brasilien Nigeria in der Verlängerung (4:3) raus. Die Afrikanerinnen hatten binnen 22 Minuten einen 0:3-Rückstand aufgeholt und wurden erst per Golden Goal von Torschützenkönigin Sisi geschlagen – mit einem Freistoß aus 20 Metern.

Nur Norwegen hielt Europas Fahne im Halbfinale hoch, aber auch die Weltmeister stießen an ihre Grenzen und landeten hart auf dem Boden der Realität, als sie entfesselten Chinesinnen mit 0:5 unterlagen.

Die USA bremste erwartungsgemäß den Siegeszug der Brasilianerinnen (2:0), die sich mit Platz 3 trösteten (5:4 im Elfmeterschießen gegen Norwegen).

Wie diesem Spiel mangelte es auch dem Finale am 10. Juli im Rose Bowl-Stadium von Pasadena an Toren. So ging das bis dahin am besten besuchte Frauenländerspiel (90.185 Zuschauer) nach 120 Minuten ins Elfmeterschießen.

Das nahm den von der Kulisse erhofften Verlauf: Während die US-Girls um Superstar Mia Hamm alle fünf Schüsse verwandelten, scheiterte die Chinesin Liu Ying an Briana Scurry. Unvergessen bleibt der Torjubel von Brandi Chastain. Nachdem sie den letzten Ball im chinesischen Tor versenkte, flog ihr Trikot durch die Luft und ein schwarzer Sport-BH kam zum Vorschein. So ausgelassen feierte die erste Frauenfußballmacht USA im eigenen Land den zweiten Titel!

Das Abschneiden der Deutschen: 1999 war endlich auch die Frauenmannschaft fest in weiblichen Händen. Drei Jahre zuvor hatte Tina Theune-Meyer Gero Bisanz abgelöst, ihr assistierte Silvia Neid, die auf diese Weise auch an der dritten WM teilnahm.

Zum dritten Mal dabei waren auch Bettina Wiegmann und Martina Voss – aber noch als Spielerinnen im 20köpfigen Kader. Kapitänin Voss hatte sich allerdings im Pokalfinale vor der Abreise verletzt, ihr Einsatz war fraglich. "WM-Touristin will ich auf keinen Fall werden, vielleicht geschieht noch ein Wunder", sagte die heutige Bundestrainerin damals. Doris Fitschen, 1991 dabei und 1995 nicht, vertrat sie als Kapitänin und versprach: "Wir machen sechs Spiele, dann ist Vossi im Endspiel wieder dabei."

Theune-Meyer konnte ihr Team in fünf Testspielen und sechs Lehrgängen auf das Abenteuer USA vorbereiten. Auch sie hatte den EM-Titel geholt (1997) und gab als Ziel aus: "Erstens: Italien schlagen. Zweitens: Für Olympia qualifizieren, also das Viertelfinale erreichen. Danach lassen wir alles auf uns zukommen oder sagen wir: wir wollen unseren Vize-Weltmeistertitel verteidigen." Denn Platz 1 war auch für TTM für die USA reserviert, "sie sind der Topfavorit".

Doch schon gegen kleinere Kaliber wurde es bei dieser WM schwer. Zum Auftakt in Los Angeles gab es gegen Italien nur ein 1:1, das in Deutschland rund 500.000 Menschen vor dem Bildschirm verfolgten – ordentlich angesichts der Zeitverschiebung, in der Heimat beim Anpfiff war es ein Uhr morgens. Italien war vor der Pause in Führung gegangen und wieder einmal war es ein Wiegmann-Elfmeter (61.), der das Schlimmste verhinderte. Da Voss fehlte, holte Fitschen sie an diesem Tag als Rekordnationalspielerin ein. Ansonsten blieb zehn Spielerinnen dieser Tag schon deshalb besonders in Erinnerung, weil sie 40 Minuten im Hotelaufzug stecken blieben. Die Trainerin sagte nach der Partie: "Das Wichtigste ist, dass wir noch im Rennen sind. Jetzt brauchen wir echte Gewinnertypen."

Vier Tage später in Portland gab es jedenfalls 14 Sieger, inklusive Joker. Mexiko wurde vor 20.170 begeisterten Zuschauern mit 6:0 (2:0)  auseinandergenommen. Inka Grings erzielte die Hälfte der Tore, ferner trafen Sandra Smisek, Ariane Hingst und Renate Lingor.

"Teamgeist und Kampfkraft deutscher Prägung, aber auch spielerisches Format ebneten den Weg zum überzeugenden 6:0-Triumph", lobte der Kicker.

Bereits zwei Tage später kam es gegen Brasilien zum Finale um den Gruppensieg und obwohl das Spiel keinen Gewinner hatte (3:3), durfte sich Brasilien als solcher fühlen. Der Punkt reichte den Südamerikanerinnen, den sie erst in letzter Minute errangen. Zum Showdown in Washington war Martina Voss wiederhergestellt, wie man hoffte, doch schon nach 29 Minuten musste sie wieder raus – erneuter Muskelfaserriss. Da hatte Brasilien die deutsche Führung durch Birgit Prinz schon in ein 1:2 umgewandelt, aber das Spiel kippte noch mal: Bettina Wiegmanns sechster (!) Elfmetertreffer bei einer WM (47.) sorgte für das 2:2, dann legte die Frankfurterin Steffi Jones nach – 3:2 (58.). So stand es bis zur 90. Minute, ehe die eingewechselte Maycon ausglich. Mit bitteren Folgen, denn der Gruppenzweite (Deutschland) traf nun auf die USA. Jones machte noch in Zweckoptimismus ("Wir müssen die USA so oder so schlagen!"), doch es war der Gegner, den niemand wollte in diesem Stadium des Turniers.

So endete am 2. Juli in Washington der deutsche Traum vom WM-Finale schon im vierten Spiel. Schämen musste sich niemand aus dem DFB-Kader. Immerhin zweimal ging man gegen den späteren Champion in Führung: nach fünf Minuten half ein Eigentor von Chastain und Milbretts Ausgleich (16.) konterte Wiegmann per Sonntagsschuss mit dem Pausenpfiff. Den USA drohten zum Entsetzen der 55.000 das jähe Aus, das sie aber dank ihrer Standardstärke abwenden konnten: gleich zwei Tore fielen nach der Pause nach Ecken, Chastain (49.) und Fawcett drehten die Partie in einen letztlich verdienten US-Sieg. "Uns fehlte der Tick zum Champion", sagte Theune Meyer vor dem Rückflug, den sie nicht mit leeren Händen antraten. Das Olympia-Ticket für Sydney 2000 immerhin hatten sie in ihren Taschen.

Fakten

Tore: 123 (3,84)

Torschützenkönigin: Sun Wen (China), Sissi (Brasilien) je 7

Beste Spielerin: Sun Wen

Zuschauer: 1.214.209 (37.944)

Stimmen

Kristine Lilly (Weltmeisterin mit den USA): "Jedes Spiels sorgte für Aufmerksamkeit und da sonst kaum Profisport stattfand, sah jeder unsere Siege und sagte: 'Oh, Fußball, die Frauen gewinnen. Hast du es gesehen?' Dieser Sommer veränderte die Sicht der Menschen auf den Frauensport allgemein, nicht nur auf den Frauenfußball."

Berti Vogts: "Die Begeisterung ist größer als bei unserer WM 1994."

Tina Theune-Meyer: "Wir sind hergekommen, um Weltmeister zu werden. Wir haben am Limit gespielt, aber in jedem Spiel war mehr drin. Wir können auf höchstem Niveau mithalten, aber weder in der Abwehr noch im Spiel nach vorne haben wir unsere Möglichkeiten voll ausgeschöpft. Was uns gefehlt hat, war der Tick zum Champion."

###more###