Sissy Raith beim FC Basel: "Oben angreifen"

Von 1983 bis 1991 bestritt Sissy Raith 58 Länderspiele für Deutschland, dabei mehrfach als Kapitänin in Vertretung von Silvia Neid. Derzeit ist Raith Trainerin beim FC Basel 1893 in der Schweiz. Die 56-Jährige liebäugelt mit den Blauroten sogar mit dem Meistertitel.

Die in Eching bei München aufgewachsene Raith begann ihre Trainerlaufbahn im Jahr 2003 beim FC Bayern München, zuerst als Co-Trainerin und zwischen 2004 und 2008 als Cheftrainerin. Danach führte sie die Männermannschaft des TSV Eching von der Bezirks- in die Landesliga. Ab Mai 2010 war sie für zweieinhalb Jahre für die weiblichen U 15- und U 17-Nationalteams Aserbaidschans zuständig. Ab 2013 führte sie für drei Spielzeiten das Schweizer NLA-Team des FC Staad als Cheftrainerin, ehe sie zur Saison 2016/2017 nach Basel wechselte.

In ihrer aktiven Vereinskarriere als Spielerin feierte die kampfstarke Abwehrstrategin als 16-Jährige 1976 mit Bayern München sowie 1987, 1990 und 1991 mit dem TSV Siegen vier Deutsche Meisterschaften. Mit dem FSV Frankfurt gewann sie 1985 sowie 1986, 1987, 1988 und 1989 mit dem TSV Siegen insgesamt fünfmal den DFB-Pokal. Im Interview auf DFB.de spricht Raith über ihre Ziele mit dem FC Basel, das Zuschauerinteresse für Frauenfußball und über die Restsaison.

DFB.de: Frau Raith, Sie trainieren seit Saisonbeginn die Frauen des FC Basel. Wie ist der aktuelle Stand?

Sissy Raith: Wir sind in der Nationalliga A beim Start aus der Winterpause Tabellenzweiter vor dem Rekordmeister FC Zürich, der seit Jahren den Frauenfußball in der Schweiz dominiert. Spitzenreiter FC Neunkirch ist nicht weit von uns entfernt, liegt also noch Schlagdistanz.

DFB.de: Heißt das, Sie liebäugeln mit der Meisterschaft?

Raith: Nicht ganz. Wir haben uns als Saisonziel gesetzt, oben anzugreifen. Im letzten Jahr war der FC Basel Dritter. Natürlich wollen wir mit unserem Team jetzt nicht Vierter werden. Wir haben ehrgeizige Ziele. Aber wir reden nicht vom Meistertitel und setzen uns deshalb auch nicht unter zusätzlichen Druck.

DFB.de: Stapeln Sie damit nicht ein wenig tief?

Raith: Nein, auf gar keinen Fall. Natürlich wollen wir perspektivisch gesehen Schweizer Meister werden. Aber das muss nicht sofort geschehen. Wir wollen uns zu einem echten Spitzenteam entwickeln. Das dauert seine Zeit. Man benötigt eine breit aufgestellte, gute Mannschaft, die in der Lage ist, mit Erfolgsdruck umzugehen. Diese Erfahrung machen wir derzeit.

DFB.de: Es geht also darum, eine Erfolgsmannschaft nachhaltig zu entwickeln?

Raith: So sehen der Verein und ich das. Wir wollen den FC Basel als Spitzenverein etablieren, der dann auch in der Champions League spielen kann. Ich sehe den FC Basel mit seiner Infrastruktur mehr und mehr professionell hervorragend aufgestellt. Das erinnert mich fast schon an Bayern München. Wir haben in Basel alle Möglichkeiten, dieses Ziel zu erreichen. Die Arbeit mit dem Nachwuchs läuft hervorragend. Da kann Großes entstehen. Schon jetzt ist zu spüren, dass der FC Basel aufgrund dieser Perspektiven zu einer beliebten Adresse wächst. Das spricht sich herum unter Spielerinnen, auch außerhalb der Schweiz.

DFB.de: Kam der Wechsel vom kleinen Dorfklub FC Staad am Südufer des Bodensees in die große Stadt da gerade zur rechten Zeit?

Raith: Die letzten drei Jahre in Staad möchte ich nicht missen. Dort herrscht ein riesengroßer Ehrgeiz; es wird mir viel Herzblut im Ehrenamt gearbeitet. Als jedoch Sponsoren wegbrachen, konnten sie mit mir nicht mehr verlängern. Als das bekannt wurde, bekam ich mehrere andere Angebote.

DFB.de: Können Sie uns diese nennen?

Raith: Ja, natürlich. Drei Schweizer Vereine interessierten sich. Aber es gab auch internationales Interesse, etwa als Nationaltrainerin für den Iran, Indien und Myanmar. Ich habe die Angebote aus der Schweiz sehr genau abgewogen - vor allem in ihren sportlichen Perspektiven - und mich dann für den FC Basel entschieden. Nicht der große Name, sondern das Gesamtpaket hat entschieden. Wir sind mit dem Frauenfußball im Campus des Vereins eingebunden und erfahren eine große Wertschätzung. Besseres, als in Basel zu unterschreiben, konnte mir gar nicht geschehen.

DFB.de: Ihr Vertrag gilt für eine Saison, verbunden mit einer Option auf Verlängerung. Werden Sie verlängern?

Raith: Es sieht ganz danach aus. Ich bin nicht gekommen, um nach einem Jahr wieder zu gehen. Der Verein ist mit mir in sehr guten Gesprächen. Ich fühle mich äußerst wohl, habe mir deshalb auch in der Nähe im deutschen Grenzach eine Wohnung genommen, um nicht immer zwischen dem Bodensee und Basel mit dem Zug zu pendeln. Das allein für sich zeigt schon sehr gut, dass ich mir beim FCB für die Zukunft sehr viel vorstellen kann, nicht nur als Trainerin. Inzwischen schlägt mein Herz absolut für den FC Basel. Ausrichtung und Philosophie gefallen mir einfach. Ich fühle mich wie in einer großen Sportfamilie.

DFB.de: Am Samstag gibt es das erste Punktspiel nach der Winterpause daheim gegen den FC Luzern. Wie sieht es eigentlich mit der Zuschauerresonanz aus?

Raith: Da gibt es großen Aufholbedarf. Spiele finden oft vor nur 100 Zuschauern statt. Von den Vereinen ist also sehr viel Kreativität gefragt, um die Spiele stärker im öffentlichen Interesse zu verankern. Vielleicht müsse wir ja Popstars anheuern, die dann vor dem Spiel, in der Halbzeitpause und nach dem Spiel singen. Das haben wir während meiner Zeit in Aserbaidschan bei der U 17-Weltmeisterschaft erfolgreich gemacht, als Shakira, Jennifer Lopez und Rihanna in Baku aufgetreten sind. Vielleicht brauchen wir ja bei uns Stars wie Justin Bieber als Publikumsmagneten.

DFB.de: Der Frauenfußball ist fest in die Strukturen beim FCB eingebettet. Wird das bereits intensiv genutzt?

Raith: Heimspiele im Umfeld der Männer auszutragen, vor oder nach Superleague- oder Cup-Spielen der Männer, ist ein Gedanke, mit dem sich Vereinsführung beschäftigt. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr groß, dass wir das eine oder andere Spiel im großen Stadion machen. Der Verein hat ja auch viele Profis, die für den Frauenfußball durchaus aufgeschlossen sind. Der Schweizer Verband übrigens zahlt bereits eine Prämie von 1000 Franken an jeden Heimverein für jedes Spiel, das mehr als 300 Zuschauer generiert.

DFB.de: Starten Sie eigentlich gut vorbereitet aus dem Winter?

Raith: Ja. Es gab unter anderem Testspiele gegen den FC Bayern München, SC Freiburg und die TSG Hoffenheim, sowie jetzt im Februar ein einwöchiges Trainingslager in Spanien. Ich bin guten Mutes für den Rest der Saison. Nach oben ist noch alles möglich. Aufgrund der Eliterunde, die sich an die reguläre Saison anschließt, müssen wir noch je zweimal gegen Neunkirch und Zürich antreten. Es kann also noch vieles geschehen.

DFB.de: Ohne Stress und Druck?

Raith: Genau so ist es. Wir wollen einfach nur unser Bestes geben. Ich wurde nach Basel geholt, um den Abstand zu den bisherigen Spitzenteams FC Zürich und FC Neunkirch zu verringern und den FCB selbst zu einem Spitzenteam zu formen. Wir sind sehr, sehr gut aufgestellt und am Ende der Saison werden wir schauen, was dabei herauskommt.

[rh]

Von 1983 bis 1991 bestritt Sissy Raith 58 Länderspiele für Deutschland, dabei mehrfach als Kapitänin in Vertretung von Silvia Neid. Derzeit ist Raith Trainerin beim FC Basel 1893 in der Schweiz. Die 56-Jährige liebäugelt mit den Blauroten sogar mit dem Meistertitel.

Die in Eching bei München aufgewachsene Raith begann ihre Trainerlaufbahn im Jahr 2003 beim FC Bayern München, zuerst als Co-Trainerin und zwischen 2004 und 2008 als Cheftrainerin. Danach führte sie die Männermannschaft des TSV Eching von der Bezirks- in die Landesliga. Ab Mai 2010 war sie für zweieinhalb Jahre für die weiblichen U 15- und U 17-Nationalteams Aserbaidschans zuständig. Ab 2013 führte sie für drei Spielzeiten das Schweizer NLA-Team des FC Staad als Cheftrainerin, ehe sie zur Saison 2016/2017 nach Basel wechselte.

In ihrer aktiven Vereinskarriere als Spielerin feierte die kampfstarke Abwehrstrategin als 16-Jährige 1976 mit Bayern München sowie 1987, 1990 und 1991 mit dem TSV Siegen vier Deutsche Meisterschaften. Mit dem FSV Frankfurt gewann sie 1985 sowie 1986, 1987, 1988 und 1989 mit dem TSV Siegen insgesamt fünfmal den DFB-Pokal. Im Interview auf DFB.de spricht Raith über ihre Ziele mit dem FC Basel, das Zuschauerinteresse für Frauenfußball und über die Restsaison.

DFB.de: Frau Raith, Sie trainieren seit Saisonbeginn die Frauen des FC Basel. Wie ist der aktuelle Stand?

Sissy Raith: Wir sind in der Nationalliga A beim Start aus der Winterpause Tabellenzweiter vor dem Rekordmeister FC Zürich, der seit Jahren den Frauenfußball in der Schweiz dominiert. Spitzenreiter FC Neunkirch ist nicht weit von uns entfernt, liegt also noch Schlagdistanz.

DFB.de: Heißt das, Sie liebäugeln mit der Meisterschaft?

Raith: Nicht ganz. Wir haben uns als Saisonziel gesetzt, oben anzugreifen. Im letzten Jahr war der FC Basel Dritter. Natürlich wollen wir mit unserem Team jetzt nicht Vierter werden. Wir haben ehrgeizige Ziele. Aber wir reden nicht vom Meistertitel und setzen uns deshalb auch nicht unter zusätzlichen Druck.

DFB.de: Stapeln Sie damit nicht ein wenig tief?

Raith: Nein, auf gar keinen Fall. Natürlich wollen wir perspektivisch gesehen Schweizer Meister werden. Aber das muss nicht sofort geschehen. Wir wollen uns zu einem echten Spitzenteam entwickeln. Das dauert seine Zeit. Man benötigt eine breit aufgestellte, gute Mannschaft, die in der Lage ist, mit Erfolgsdruck umzugehen. Diese Erfahrung machen wir derzeit.

DFB.de: Es geht also darum, eine Erfolgsmannschaft nachhaltig zu entwickeln?

Raith: So sehen der Verein und ich das. Wir wollen den FC Basel als Spitzenverein etablieren, der dann auch in der Champions League spielen kann. Ich sehe den FC Basel mit seiner Infrastruktur mehr und mehr professionell hervorragend aufgestellt. Das erinnert mich fast schon an Bayern München. Wir haben in Basel alle Möglichkeiten, dieses Ziel zu erreichen. Die Arbeit mit dem Nachwuchs läuft hervorragend. Da kann Großes entstehen. Schon jetzt ist zu spüren, dass der FC Basel aufgrund dieser Perspektiven zu einer beliebten Adresse wächst. Das spricht sich herum unter Spielerinnen, auch außerhalb der Schweiz.

DFB.de: Kam der Wechsel vom kleinen Dorfklub FC Staad am Südufer des Bodensees in die große Stadt da gerade zur rechten Zeit?

Raith: Die letzten drei Jahre in Staad möchte ich nicht missen. Dort herrscht ein riesengroßer Ehrgeiz; es wird mir viel Herzblut im Ehrenamt gearbeitet. Als jedoch Sponsoren wegbrachen, konnten sie mit mir nicht mehr verlängern. Als das bekannt wurde, bekam ich mehrere andere Angebote.

DFB.de: Können Sie uns diese nennen?

Raith: Ja, natürlich. Drei Schweizer Vereine interessierten sich. Aber es gab auch internationales Interesse, etwa als Nationaltrainerin für den Iran, Indien und Myanmar. Ich habe die Angebote aus der Schweiz sehr genau abgewogen - vor allem in ihren sportlichen Perspektiven - und mich dann für den FC Basel entschieden. Nicht der große Name, sondern das Gesamtpaket hat entschieden. Wir sind mit dem Frauenfußball im Campus des Vereins eingebunden und erfahren eine große Wertschätzung. Besseres, als in Basel zu unterschreiben, konnte mir gar nicht geschehen.

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DFB.de: Ihr Vertrag gilt für eine Saison, verbunden mit einer Option auf Verlängerung. Werden Sie verlängern?

Raith: Es sieht ganz danach aus. Ich bin nicht gekommen, um nach einem Jahr wieder zu gehen. Der Verein ist mit mir in sehr guten Gesprächen. Ich fühle mich äußerst wohl, habe mir deshalb auch in der Nähe im deutschen Grenzach eine Wohnung genommen, um nicht immer zwischen dem Bodensee und Basel mit dem Zug zu pendeln. Das allein für sich zeigt schon sehr gut, dass ich mir beim FCB für die Zukunft sehr viel vorstellen kann, nicht nur als Trainerin. Inzwischen schlägt mein Herz absolut für den FC Basel. Ausrichtung und Philosophie gefallen mir einfach. Ich fühle mich wie in einer großen Sportfamilie.

DFB.de: Am Samstag gibt es das erste Punktspiel nach der Winterpause daheim gegen den FC Luzern. Wie sieht es eigentlich mit der Zuschauerresonanz aus?

Raith: Da gibt es großen Aufholbedarf. Spiele finden oft vor nur 100 Zuschauern statt. Von den Vereinen ist also sehr viel Kreativität gefragt, um die Spiele stärker im öffentlichen Interesse zu verankern. Vielleicht müsse wir ja Popstars anheuern, die dann vor dem Spiel, in der Halbzeitpause und nach dem Spiel singen. Das haben wir während meiner Zeit in Aserbaidschan bei der U 17-Weltmeisterschaft erfolgreich gemacht, als Shakira, Jennifer Lopez und Rihanna in Baku aufgetreten sind. Vielleicht brauchen wir ja bei uns Stars wie Justin Bieber als Publikumsmagneten.

DFB.de: Der Frauenfußball ist fest in die Strukturen beim FCB eingebettet. Wird das bereits intensiv genutzt?

Raith: Heimspiele im Umfeld der Männer auszutragen, vor oder nach Superleague- oder Cup-Spielen der Männer, ist ein Gedanke, mit dem sich Vereinsführung beschäftigt. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr groß, dass wir das eine oder andere Spiel im großen Stadion machen. Der Verein hat ja auch viele Profis, die für den Frauenfußball durchaus aufgeschlossen sind. Der Schweizer Verband übrigens zahlt bereits eine Prämie von 1000 Franken an jeden Heimverein für jedes Spiel, das mehr als 300 Zuschauer generiert.

DFB.de: Starten Sie eigentlich gut vorbereitet aus dem Winter?

Raith: Ja. Es gab unter anderem Testspiele gegen den FC Bayern München, SC Freiburg und die TSG Hoffenheim, sowie jetzt im Februar ein einwöchiges Trainingslager in Spanien. Ich bin guten Mutes für den Rest der Saison. Nach oben ist noch alles möglich. Aufgrund der Eliterunde, die sich an die reguläre Saison anschließt, müssen wir noch je zweimal gegen Neunkirch und Zürich antreten. Es kann also noch vieles geschehen.

DFB.de: Ohne Stress und Druck?

Raith: Genau so ist es. Wir wollen einfach nur unser Bestes geben. Ich wurde nach Basel geholt, um den Abstand zu den bisherigen Spitzenteams FC Zürich und FC Neunkirch zu verringern und den FCB selbst zu einem Spitzenteam zu formen. Wir sind sehr, sehr gut aufgestellt und am Ende der Saison werden wir schauen, was dabei herauskommt.

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