Silvia Neid: "Wir haben sicher noch Steigerungspotenzial"

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Fünf Länderspiele in zwei Wochen. Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft ist mit drei Siegen und zwei Niederlagen in die Olympia-Saison gestartet. Nach dem 2:0 über China in Freiburg belegte die DFB-Auswahl nun beim Algarve Cup den vierten Platz.

Die Begegnungen waren für DFB-Trainerin Silvia Neid wichtige Tests im Hinblick auf die Nominierung des Kaders für Peking. Für "DFB.de exklusiv" unterhielt sich DFB-Mitarbeiter Niels Barnhofer mit der Bundestrainerin über die bisherigen Erkenntnisse.

Frage: Silvia Neid, Ihre Mannschaft hat beim Algarve Cup den vierten Platz belegt. Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?

Silvia Neid: Meine Erwartungen waren nicht an die Endplatzierung geknüpft. Das Turnier hatte Testcharakter für uns. Von dieser Warte her hat sich unser Aufenthalt in Portugal gelohnt. Es sind alle 20 Spielerinnen, die wir mitgenommen haben, zum Einsatz gekommen. Wir haben einiges ausprobieren können. Der Algarve Cup hat seinen Zweck voll und ganz erfüllt.

Frage: Wie zufrieden sind Sie mit der Form der Nationalspielerinnen?

Silvia Neid: Wir sind weiter als im vergangenen Jahr. Die Spielerinnen sind auf jeden Fall fitter als vor zwölf Monaten. Aber sie sind auch längst noch nicht bei 100 Prozent. Das habe ich auch nicht erwartet. Positiv war, dass ich in den ersten drei Spielen hier eine Entwicklung gesehen habe, unser Spiel wurde immer besser. Darauf kann man aufbauen. Das wissen unsere Spielerinnen auch. Wir haben sicher noch Steigerungspotenzial. Ich hoffe, dass wir das bis zu den Olympischen Spielen abrufen können.

Frage: Welche Erkenntnisse konnten Sie in den zehn Tagen an der Algarve Küste sammeln?

Silvia Neid: Es war wichtig, gegen starke Gegner zu spielen. Wir haben gegen vier Teams aus der Weltspitze gespielt. Nur gegen solche Mannschaften lernt man etwas dazu. Wir wollten, dass man uns unsere Schwächen aufzeigt, nur so wissen wir, woran wir noch arbeiten müssen. Ein Thema, was wir auf jeden Fall verbessern müssen, ist unser Timing – sowohl was das Freilaufen als auch das Passspiel angeht. Da wird uns aber schon die Spielpraxis helfen, die alle Spielerinnen in ihren Vereinen erhalten, so finden sie wieder in einen Spielrhythmus hinein. Was mir sehr gut gefallen hat, war die Moral und der Charakter der Mannschaft, sie hat auch bei Rückstand nie aufgesteckt, hat immer nach vorne gespielt und jede hat für die andere gekämpft. Und auch das Defensivverhalten konnte sich sehen lassen, obwohl wir jetzt vier Monate kein Spiel mehr hatten. Außerdem haben wir gerade im Mittelfeld viele Bälle erobert.

Frage: Sie klingen recht optimistisch, haben Sie keine Bedenken?

Silvia Neid: Sagen wir es mal so: Wir sind amtierender Welt- und Europameister, von daher weiß ich, zu was wir fähig sind. Aber wir sind auch nicht so leichtsinnig zu sagen, dass wir ein Abonnement auf den ersten Platz haben. Unsere Erfolge mussten wir uns hart erarbeiten. Und um bei Olympia eine Medaille zu gewinnen, kann man sich auch keine Schwäche erlauben. Von daher müssen wir noch viel tun. Das Problem dabei ist, dass wir eine kürzere Vorbereitungszeit haben werden. Das heißt, die Spielerinnen müssen schon in guter Verfassung zu den Lehrgängen in der direkten Vorbereitung kommen und dann müssen wir die gemeinsame Zeit intensiv nutzen.

Frage: Nimmt der Kader für Olympia schon Konturen an?

Silvia Neid: Es ist jetzt noch zu früh, um dazu konkret Stellung zu beziehen. Fakt ist, dass wir zahlreiche Spielerinnen im Blickfeld haben. Zum Leistungstest im Februar hatten wir 37 Spielerinnen eingeladen. Jetzt hatten wir ein Aufgebot von 20 Spielerinnen dabei. Und wie immer bei solchen Turnieren wie dem Algarve Cup gibt es Gewinner und Verlierer. Einige haben hier die Chance genutzt, um sich zu zeigen. Aber hier ist noch keine Vorentscheidung gefallen, bis zur Nominierung werden noch viele Eindrücke einfließen.

Frage: Auf welchen Positionen wird die Entscheidung besonders schwer?

Silvia Neid: Da kann ich nur sagen, dass mir die Spielerinnen imponieren. Alle wollen, alle sind engagiert, alle ziehen voll mit. Man merkt, dass alle unbedingt bei den Olympischen Spielen dabei sein wollen. Da der Kader mit 18 Spielerinnen bei Olympia sehr klein sein wird, muss ich mit meinem Trainer-Team schon sehr genau hinschauen.

Frage: Wie sieht es in der Torwartfrage aus?

Silvia Neid: Das ist natürlich ein Luxus-Problem. Wir haben zwei Weltklasse-Torhüterinnen. Und es kann halt mal nur eine spielen. Wir wollen mit der aktuell Besten spielen. Wer das ist, das wollen wir herausfinden, deswegen erhalten beide die gleichen Chancen, sich zu bewähren. So haben wir das ja schon seit Jahren praktiziert. Nadine und Silke kennen die Situation und wissen damit umzugehen. Ich habe absolut keine Zweifel, dass das ein fairer, kollegialer Wettstreit zwischen den beiden wird, da kann ich alle Bedenkenträger beruhigen.

Frage: Welche Chancen haben die Spielerinnen, die jetzt nicht dabei waren?

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Silvia Neid: Ich muss erst Mitte Juli einen 20 Spielerinnen umfassenden Kader benennen, aus dem dann noch mal zwei gestrichen werden müssen. Bis dahin werde ich alles so gewissenhaft wie möglich überlegen, so viele Informationen wie möglich in die Entscheidung einfließen lassen, mich intensiv mit meinem Trainer-Team beraten. Wir werden keine Türen zuschlagen. Wir sind sehr offen. Wir werden die Bundesliga weiterhin sehr intensiv beobachten. Und man muss auch bedenken, dass einige etablierte Spielerinnen zuletzt nicht dabei waren. Ich denke da an Kerstin Garefrekes, Linda Bresonik oder Sonja Fuss. Und so junge Spielerinnen wie Lira Bajramaj oder Celia Okoyino da Mbabi muss man ja auch auf der Rechnung haben.

Frage: Wie sieht der weitere Ablauf bis zu den Olympischen Spielen aus?

Silvia Neid: Im Mai haben wir die beiden EM-Qualifikationsspiele gegen Belgien und Wales. Dann kommt das Bundesliga-Finale. Danach geben wir den Nationalspielerinnen zehn Tage Urlaub. Und dann geht es in die direkte Olympia-Vorbereitung. Wir werden etwa einen Monat Zeit haben, in dem wir vier Lehrgänge mit zwei Länderspielen absolvieren werden. Ende Juli geht es dann schon nach China. Das ist recht früh. Aber wir planen eine Woche ein, um uns zu akklimatisieren, außerdem beginnt das Fußball-Turnier ja schon vor der offiziellen Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele.

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Fünf Länderspiele in zwei Wochen. Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft ist mit drei Siegen und zwei Niederlagen in die Olympia-Saison gestartet. Nach dem 2:0 über China in Freiburg belegte die DFB-Auswahl nun beim Algarve Cup den vierten Platz.

Die Begegnungen waren für DFB-Trainerin Silvia Neid wichtige Tests im Hinblick auf die Nominierung des Kaders für Peking. Für "DFB.de exklusiv" unterhielt sich DFB-Mitarbeiter Niels Barnhofer mit der Bundestrainerin über die bisherigen Erkenntnisse.

Frage: Silvia Neid, Ihre Mannschaft hat beim Algarve Cup den vierten Platz belegt. Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?

Silvia Neid: Meine Erwartungen waren nicht an die Endplatzierung geknüpft. Das Turnier hatte Testcharakter für uns. Von dieser Warte her hat sich unser Aufenthalt in Portugal gelohnt. Es sind alle 20 Spielerinnen, die wir mitgenommen haben, zum Einsatz gekommen. Wir haben einiges ausprobieren können. Der Algarve Cup hat seinen Zweck voll und ganz erfüllt.

Frage: Wie zufrieden sind Sie mit der Form der Nationalspielerinnen?

Silvia Neid: Wir sind weiter als im vergangenen Jahr. Die Spielerinnen sind auf jeden Fall fitter als vor zwölf Monaten. Aber sie sind auch längst noch nicht bei 100 Prozent. Das habe ich auch nicht erwartet. Positiv war, dass ich in den ersten drei Spielen hier eine Entwicklung gesehen habe, unser Spiel wurde immer besser. Darauf kann man aufbauen. Das wissen unsere Spielerinnen auch. Wir haben sicher noch Steigerungspotenzial. Ich hoffe, dass wir das bis zu den Olympischen Spielen abrufen können.

Frage: Welche Erkenntnisse konnten Sie in den zehn Tagen an der Algarve Küste sammeln?

Silvia Neid: Es war wichtig, gegen starke Gegner zu spielen. Wir haben gegen vier Teams aus der Weltspitze gespielt. Nur gegen solche Mannschaften lernt man etwas dazu. Wir wollten, dass man uns unsere Schwächen aufzeigt, nur so wissen wir, woran wir noch arbeiten müssen. Ein Thema, was wir auf jeden Fall verbessern müssen, ist unser Timing – sowohl was das Freilaufen als auch das Passspiel angeht. Da wird uns aber schon die Spielpraxis helfen, die alle Spielerinnen in ihren Vereinen erhalten, so finden sie wieder in einen Spielrhythmus hinein. Was mir sehr gut gefallen hat, war die Moral und der Charakter der Mannschaft, sie hat auch bei Rückstand nie aufgesteckt, hat immer nach vorne gespielt und jede hat für die andere gekämpft. Und auch das Defensivverhalten konnte sich sehen lassen, obwohl wir jetzt vier Monate kein Spiel mehr hatten. Außerdem haben wir gerade im Mittelfeld viele Bälle erobert.

Frage: Sie klingen recht optimistisch, haben Sie keine Bedenken?

Silvia Neid: Sagen wir es mal so: Wir sind amtierender Welt- und Europameister, von daher weiß ich, zu was wir fähig sind. Aber wir sind auch nicht so leichtsinnig zu sagen, dass wir ein Abonnement auf den ersten Platz haben. Unsere Erfolge mussten wir uns hart erarbeiten. Und um bei Olympia eine Medaille zu gewinnen, kann man sich auch keine Schwäche erlauben. Von daher müssen wir noch viel tun. Das Problem dabei ist, dass wir eine kürzere Vorbereitungszeit haben werden. Das heißt, die Spielerinnen müssen schon in guter Verfassung zu den Lehrgängen in der direkten Vorbereitung kommen und dann müssen wir die gemeinsame Zeit intensiv nutzen.

Frage: Nimmt der Kader für Olympia schon Konturen an?

Silvia Neid: Es ist jetzt noch zu früh, um dazu konkret Stellung zu beziehen. Fakt ist, dass wir zahlreiche Spielerinnen im Blickfeld haben. Zum Leistungstest im Februar hatten wir 37 Spielerinnen eingeladen. Jetzt hatten wir ein Aufgebot von 20 Spielerinnen dabei. Und wie immer bei solchen Turnieren wie dem Algarve Cup gibt es Gewinner und Verlierer. Einige haben hier die Chance genutzt, um sich zu zeigen. Aber hier ist noch keine Vorentscheidung gefallen, bis zur Nominierung werden noch viele Eindrücke einfließen.

Frage: Auf welchen Positionen wird die Entscheidung besonders schwer?

Silvia Neid: Da kann ich nur sagen, dass mir die Spielerinnen imponieren. Alle wollen, alle sind engagiert, alle ziehen voll mit. Man merkt, dass alle unbedingt bei den Olympischen Spielen dabei sein wollen. Da der Kader mit 18 Spielerinnen bei Olympia sehr klein sein wird, muss ich mit meinem Trainer-Team schon sehr genau hinschauen.

Frage: Wie sieht es in der Torwartfrage aus?

Silvia Neid: Das ist natürlich ein Luxus-Problem. Wir haben zwei Weltklasse-Torhüterinnen. Und es kann halt mal nur eine spielen. Wir wollen mit der aktuell Besten spielen. Wer das ist, das wollen wir herausfinden, deswegen erhalten beide die gleichen Chancen, sich zu bewähren. So haben wir das ja schon seit Jahren praktiziert. Nadine und Silke kennen die Situation und wissen damit umzugehen. Ich habe absolut keine Zweifel, dass das ein fairer, kollegialer Wettstreit zwischen den beiden wird, da kann ich alle Bedenkenträger beruhigen.

Frage: Welche Chancen haben die Spielerinnen, die jetzt nicht dabei waren?

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Silvia Neid: Ich muss erst Mitte Juli einen 20 Spielerinnen umfassenden Kader benennen, aus dem dann noch mal zwei gestrichen werden müssen. Bis dahin werde ich alles so gewissenhaft wie möglich überlegen, so viele Informationen wie möglich in die Entscheidung einfließen lassen, mich intensiv mit meinem Trainer-Team beraten. Wir werden keine Türen zuschlagen. Wir sind sehr offen. Wir werden die Bundesliga weiterhin sehr intensiv beobachten. Und man muss auch bedenken, dass einige etablierte Spielerinnen zuletzt nicht dabei waren. Ich denke da an Kerstin Garefrekes, Linda Bresonik oder Sonja Fuss. Und so junge Spielerinnen wie Lira Bajramaj oder Celia Okoyino da Mbabi muss man ja auch auf der Rechnung haben.

Frage: Wie sieht der weitere Ablauf bis zu den Olympischen Spielen aus?

Silvia Neid: Im Mai haben wir die beiden EM-Qualifikationsspiele gegen Belgien und Wales. Dann kommt das Bundesliga-Finale. Danach geben wir den Nationalspielerinnen zehn Tage Urlaub. Und dann geht es in die direkte Olympia-Vorbereitung. Wir werden etwa einen Monat Zeit haben, in dem wir vier Lehrgänge mit zwei Länderspielen absolvieren werden. Ende Juli geht es dann schon nach China. Das ist recht früh. Aber wir planen eine Woche ein, um uns zu akklimatisieren, außerdem beginnt das Fußball-Turnier ja schon vor der offiziellen Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele.