Melanie Behringer: Klare Ansage

Verantwortung auf und neben dem Platz

Behringer übernimmt auf dem Platz - beim FC Bayern und in der Nationalmannschaft - die Aufgabe einer anpackenden Dirigentin. Bei der defensiven Mittelfeldspielerin laufen alle Fäden zusammen. Hier werden die gegnerischen Aktionen gestoppt und die eigenen Angriffe eingeleitet. Hier wird der Rhythmus vorgegeben, die Richtung. Mal langsam und bedächtig. Mal überfallartig schnell. Mal über die Flügel. Mal ab durch die Mitte. Je nach Situation. Und Behringer weiß inzwischen ganz genau, wann welches Mittel gefordert ist. Sie braucht nicht mehr groß darüber nachzudenken. Nach so vielen Jahren, nach so vielen wichtigen Begegnungen sind solche Entscheidungen zur Routine geworden. Sie ist der Fixpunkt, auf den man sich verlassen kann. Der Fels in der Brandung, wenn es mal stürmisch wird. Der Ruhepol, wenn Hektik ausbricht.

Es ist nicht so, dass Behringer sich aufdrängen würde. Aber wenn sie merkt, dass etwas verkehrt läuft, greift sie beherzt ein. Alles für die Mannschaft, alles für den Erfolg. Zuletzt war sie mal wieder etwas mehr gefordert. Schließlich gab es in der Nationalmannschaft einen Umbruch. Absolute Eckpfeiler wie Nadine Angerer oder Celia Sasic sind nicht mehr dabei. Die vielleicht beste Torhüterin der Welt, die vielleicht beste Stürmerin der Welt - beide haben sich aus verschiedenen Gründen verabschiedet.

"Junge Spielerinnen werden jetzt viel besser gefördert als wir früher"

Natürlich hinterlassen sie eine Lücke, natürlich sind sie ein großer Verlust, sportlich wie menschlich. Aber für Behringer ist es nicht der erste Umbruch, den sie mitmacht. Und stets haben sie es gemeinsam irgendwie geschafft, danach noch besser, noch stärker zu sein. Behringer hat kaum Zweifel daran, dass das erneut gelingen kann. Die nachrückenden Talente warten nur auf ihre Chance.

"Die jungen Spielerinnen werden jetzt viel besser gefördert als wir, spielen schon länger in der Bundesliga auf hohem Niveau, als das früher noch der Fall war", sagt Behringer. "Das sieht man einfach an der Balltechnik und der Athletik. Da hat sich in den vergangenen Jahren sehr viel entwickelt. Das stimmt schon sehr positiv für die Zukunft." Behringer versucht immer, ihre Erfahrungen an die folgende Generation weiterzugeben. Wer über 100 Länderspiele bestritten hat, ist automatisch eine Respektsperson. Sie sagt: "Manchmal werde ich um Rat gefragt. Häufiger kommt es aber vor, dass ich auf die Spielerinnen zugehe und ihnen Hilfe anbiete oder Ratschläge gebe."

Niemals oberlehrerhaft, immer auf Augenhöhe

Sie würde das natürlich niemals mit erhobenem Zeigefinger oder oberlehrerhaft machen. Das entspricht nicht ihrer Art, das entspricht nicht ihrer Vorstellung. Sie macht das auf Augenhöhe. In diesen Gesprächen spielt es keine Rolle, dass sie Weltmeisterin war, zweimal die Europameisterschaft gewonnen hat, zweimal den DFB-Pokal, einmal die Deutsche Meisterschaft, die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen. Aber Behringer hat dabei nie ihre Bodenständigkeit verloren.

Dass sie richtig gut Fußball spielen kann, war schon ziemlich früh zu erkennen. Als E-Jugendliche hat sie in ihrem Heimatdorf bei der SpVgg Utzenfeld zunächst mit den Jungs gespielt. In einer Saison sind ihr mal bemerkenswerte 66 Tore gelungen. Über den FC Hausen war sie schließlich 2003 beim SC Freiburg gelandet. Dort blieb sie fünf Spielzeiten und erzielte in 97 Partien 30 Tore für den Klub aus dem Breisgau. Danach ging es für zwei Jahre zum FC Bayern, dann für vier Saisons zum 1. FFC Frankfurt - inzwischen ist sie seit dem Sommer 2014 wieder in München. Und das sehr glücklich und zufrieden.

[sw]


Die 100 hat Melanie Behringer schon längst überschritten. Gegen Russland am Donnerstag (ab 16 Uhr, live im ZDF) in Wiesbaden und die Türkei am Sonntag (ab 14.15 Uhr, live im ZDF) in Sandhausen wird die Mittelfeldspielerin - wenn nichts dazwischenkommt - ihre Länderspiele 111 und 112 bestreiten. Aus dem Küken, das im Januar 2005 gegen Australien ihr Debüt gefeiert hat, ist mittlerweile eine unumstrittene Führungspersönlichkeit geworden. Und das nicht erst, seitdem sie in der vergangenen Saison den FC Bayern München als Spielführerin ziemlich überraschend zur Deutschen Meisterschaft in der Allianz Frauen-Bundesliga geführt hat.

Wenn Behringer etwas sagt, egal ob im Verein oder in der Nationalmannschaft, dann hat ihr Wort Gewicht. Deshalb betont sie auch nachdrücklich, dass nun in der Qualifikation für die Europameisterschaft in den Niederlanden nach den beiden Auftaktsiegen gegen Ungarn (12:0) und Kroatien (1:0) zwei weitere wichtige Begegnungen auf dem Programm stehen.

"Wir müssen hochkonzentriert sein, wenn wir keine Überraschung erleben wollen", sagt die 29-Jährige. "Gegen Ungarn sind wir gut gestartet, gegen Kroatien haben wir sicher nicht unseren besten Auftritt gehabt. Daraus müssen wir unsere Lehren ziehen und entsprechend anders agieren."

Behringer: "Leupolz hat eine tolle Entwicklung genommen"

Behringer ist in die Rolle hineingewachsen, diese klaren Ansagen machen zu können. Bei ihrer Premiere war vieles noch anders. Die Bundestrainerin hieß Tina Theune, nicht Silvia Neid. Auf dem Platz stand sie zusammen mit Spielerinnen wie Birgit Prinz, Conny Pohlers oder Kerstin Stegemann. Heute zählt sie gemeinsam mit Annike Krahn, Anja Mittag und Saskia Bartusiak zum Kreis derjenigen, die auch in komplizierten Situationen vorangehen und die Verantwortung übernehmen.

"Es ist doch selbstverständlich, dass wir unseren vielen Talenten so gut es geht helfen", sagt Behringer. Beim FC Bayern beispielsweise ist Melanie Leupolz, seitdem sie an Behringers Seite im defensiven Mittelfeld spielt, regelrecht aufgeblüht: "Sie hat eine tolle Entwicklung genommen. Ich freue mich, wenn ich meinen Teil dazu beitragen konnte. Grundsätzlich ist es aber so, dass wir uns gut ergänzen. Sie gleicht meine Schwächen aus. Und umgekehrt ist das genauso der Fall."

Mit dieser zentralen Achse sind die Münchnerinnen seit über einem Jahr in der Allianz Frauen-Bundesliga unbesiegt. Der Titelverteidiger thront nach dem sechsten Spieltag schon wieder ganz oben. Nicht wenige trauen dem Team von Trainer Thomas Wörle erneut einen Coup zu. Eine Überraschung, wie in der vergangenen Saison, wäre das allerdings nicht mehr wirklich.

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Verantwortung auf und neben dem Platz

Behringer übernimmt auf dem Platz - beim FC Bayern und in der Nationalmannschaft - die Aufgabe einer anpackenden Dirigentin. Bei der defensiven Mittelfeldspielerin laufen alle Fäden zusammen. Hier werden die gegnerischen Aktionen gestoppt und die eigenen Angriffe eingeleitet. Hier wird der Rhythmus vorgegeben, die Richtung. Mal langsam und bedächtig. Mal überfallartig schnell. Mal über die Flügel. Mal ab durch die Mitte. Je nach Situation. Und Behringer weiß inzwischen ganz genau, wann welches Mittel gefordert ist. Sie braucht nicht mehr groß darüber nachzudenken. Nach so vielen Jahren, nach so vielen wichtigen Begegnungen sind solche Entscheidungen zur Routine geworden. Sie ist der Fixpunkt, auf den man sich verlassen kann. Der Fels in der Brandung, wenn es mal stürmisch wird. Der Ruhepol, wenn Hektik ausbricht.

Es ist nicht so, dass Behringer sich aufdrängen würde. Aber wenn sie merkt, dass etwas verkehrt läuft, greift sie beherzt ein. Alles für die Mannschaft, alles für den Erfolg. Zuletzt war sie mal wieder etwas mehr gefordert. Schließlich gab es in der Nationalmannschaft einen Umbruch. Absolute Eckpfeiler wie Nadine Angerer oder Celia Sasic sind nicht mehr dabei. Die vielleicht beste Torhüterin der Welt, die vielleicht beste Stürmerin der Welt - beide haben sich aus verschiedenen Gründen verabschiedet.

"Junge Spielerinnen werden jetzt viel besser gefördert als wir früher"

Natürlich hinterlassen sie eine Lücke, natürlich sind sie ein großer Verlust, sportlich wie menschlich. Aber für Behringer ist es nicht der erste Umbruch, den sie mitmacht. Und stets haben sie es gemeinsam irgendwie geschafft, danach noch besser, noch stärker zu sein. Behringer hat kaum Zweifel daran, dass das erneut gelingen kann. Die nachrückenden Talente warten nur auf ihre Chance.

"Die jungen Spielerinnen werden jetzt viel besser gefördert als wir, spielen schon länger in der Bundesliga auf hohem Niveau, als das früher noch der Fall war", sagt Behringer. "Das sieht man einfach an der Balltechnik und der Athletik. Da hat sich in den vergangenen Jahren sehr viel entwickelt. Das stimmt schon sehr positiv für die Zukunft." Behringer versucht immer, ihre Erfahrungen an die folgende Generation weiterzugeben. Wer über 100 Länderspiele bestritten hat, ist automatisch eine Respektsperson. Sie sagt: "Manchmal werde ich um Rat gefragt. Häufiger kommt es aber vor, dass ich auf die Spielerinnen zugehe und ihnen Hilfe anbiete oder Ratschläge gebe."

Niemals oberlehrerhaft, immer auf Augenhöhe

Sie würde das natürlich niemals mit erhobenem Zeigefinger oder oberlehrerhaft machen. Das entspricht nicht ihrer Art, das entspricht nicht ihrer Vorstellung. Sie macht das auf Augenhöhe. In diesen Gesprächen spielt es keine Rolle, dass sie Weltmeisterin war, zweimal die Europameisterschaft gewonnen hat, zweimal den DFB-Pokal, einmal die Deutsche Meisterschaft, die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen. Aber Behringer hat dabei nie ihre Bodenständigkeit verloren.

Dass sie richtig gut Fußball spielen kann, war schon ziemlich früh zu erkennen. Als E-Jugendliche hat sie in ihrem Heimatdorf bei der SpVgg Utzenfeld zunächst mit den Jungs gespielt. In einer Saison sind ihr mal bemerkenswerte 66 Tore gelungen. Über den FC Hausen war sie schließlich 2003 beim SC Freiburg gelandet. Dort blieb sie fünf Spielzeiten und erzielte in 97 Partien 30 Tore für den Klub aus dem Breisgau. Danach ging es für zwei Jahre zum FC Bayern, dann für vier Saisons zum 1. FFC Frankfurt - inzwischen ist sie seit dem Sommer 2014 wieder in München. Und das sehr glücklich und zufrieden.